Auch bei dem Hardrockurgestein muss die Show weitergehen, die alten Haudegen können oder wollen nicht anders. So ging man nach dem Krebstod von Bassist Trevor Bolder recht schnell zur Tagesordnung über. Nachdem er während seiner Krankheit von John Jowitt (IQ, ARENA, JADIS) ersetzt wurde, stieg nach seinem Dahinscheiden der bis dahin unbekannte Davey Rimmer als festes Mitglied ein. Doch wie schon beim gesundheitsbedingten Ausstieg von Drummer Lee Kerslake - beide waren einen Großteil der 45 Karrierejahre an Bord - gibt es auch Gründe immer weiterzumachen. Das letzte Album "Into The Wild" konnte die höchste Chartplatzierung in Deutschland seit 1978 verbuchen. Zwar verhilft die Loyalität von Rock- und Metalfans ihren Lieblingen zu immer höheren Chartpositionen, dennoch ist es ein Erfolg, der URIAH HEEP in ihrer unermüdlichen Arbeit bestätigt. Trotz des Verlustes und der vielen Tourneen fand die Truppe Zeit, um drei Jahre später mit "Outsider" ein neues Werk auf dem Weg in die Läden zu bringen.
Das beginnt ähnlich furios wie die Liveshows von Mick Box und Co. heute noch sind, dessen Riffs treiben sehr schnell nach vorne, dazu serviert Phil Lanzon kraftvolle Orgelfanfaren. Die Single "One Minute" lässt es im Anschluss etwas ruhiger angehen, steigert sich dann im Verlauf zu einer pumpenden Hymne, die selig an "Stealin´" denken lässt. Auch die nächsten Numern ziehen das Tempo ziemlich an, in "The Law" hat Box die typischen rollenden Riffs der "Free´n´Easy"-Kategorie am Start. Dazu ist der Song im akzentuierten Refrain ungewöhnlich aggressiv, während die Strophen von der Orgel getragen werden. Von der Geschwindigkeit in die Güteklasse des erwähnten "Innocent Victim"-Gassenhauers geht der Titelsong, bei dem Russell Gilbrook die DoubleBass ordentlich durchtritt.
Fast scheint es, als wollen URIAH HEEP mit den jungen Wilden der Szene Schritt halten und setzen in Sachen Energie und Power noch einen auf "Into The Wild" drauf. Allerdings nicht unbedingt in Sachen Frische, denn der Vorgänger klang mir ein wenig lebendiger, hier will man es vielleicht etwas erzwingen. Dabei hat es diese Legende gar nicht nötig, will sich aber auf der anderen Seite nicht nur auf seine Trademarks verlassen und auch zeitgemäßer klingen. Das gelingt hier auch gut, denn trotz der dezenten Modernisierungen, ist der Sound unverkennbar.
Der groovige Einstieg in "Rock The Foundation" ist ebenfalls gen Zeitgeist gebürstet, der Chorus dürfte sich aber als ziemlich livetauglich erweisen. Richtig klassisch wird es beim schleppenden "Is Anybody Gonna Help Me?" und dem rock´n´rolligen "Looking At You", die aus den frühen Siebzigern stammen könnten. "Can´t Take That Away" könnte hingegen aus der etwas kommerzielleren John Lawton-Phase stammen. Am Ende wird dann mit "Say Goodbye" noch mal richtig auf die Tube gedrückt.
Es ist weniger das Manko, dass URIAH HEEP versuchen, auf der Langrille einen Extraportion Heavyness drauf zu packen, sondern eher, dass die ruhigen Gegenparts fehlen. Die härteren Stücke würden noch besser wirken, wenn man zwischendurch etwas durchatmen könnte, doch selbst die ruhigen Gitarren in "Kiss The Rainbow" sorgen nicht für das nötige Gegengewicht. Man darf es jetzt nicht falsch verstehen, "Outsider" ist ein gutes Album, und weitaus besser als vereinzelte Rohrkrepierer wie "Equator". Doch nach dem grandiosen Vorläufer fällt die Scheibe doch etwas ab. Aber kann man einer Truppe nach 23 Studiowerken einen Vorwurf machen, wenn so ein großes Alterswerk nicht noch getoppt wird? Ich denke nicht, denn mit den Briten ist weiterhin zu rechnen (Pfälzer)
Bewertung: 7,5 / 10
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