tesla simplicitymehrfach-soloMitte der Achtziger gehörten sie zu den ganz großen Hoffnungen der Hardrockszene, obwohl oder gerade weil sie sich mit ihrer erdigeren Ausrichtung von der damals populären Hairmetalwelle abhoben. Mit ihren ersten zwei Alben, die in den Staaten mehrfach Platin erhielten konnten sich TESLA ganz oben in der Szene festsetzen. Als man dann mit "Five Man Acoustical Jam" auch noch die Unplugged-Bewegung ins Rollen brachte, standen sie kurz vorm Superstarstatus. Warum es damit nicht klappte, ist so einfach nicht zu beantworten, aber 1996 löste sich die Truppe erst einmal auf. Seit der Reunion 2001 bringt man in längeren Abständen wieder Alben heraus, die letzte "Forever More" hat auch schon sieben Jahre auf dem Buckel. Da bietet die aktuelle Europatournee einen guten Zeitpunkt, um "Simplicity" auf den Markt zu werfen.

Nach einem kurzen sich steigernden Gitarrenintro steigt der Fünfer in "MP3" ein, in dem sie die moderne Musik - und Kommunikationslandschaft kritisieren. TESLA waren ja schon immer ursprünglicher als die ganzen Hairmetalkapellen mit denen sie zu ihrer Hochzeit in einen Topf geworfen wurden. Sie fühlten sich seit jeher eher dem klassischen US-Rock verbunden, ihre ersten beiden Scheiben waren zu ihrer Zeit etwas polierter abgemischt, um dem damaligen Trend zu entsprechen. Nachdem das Comabackalbum "Into The Now" eher moderner ausfiel ging es mit der letzten Scheibe zurück zu den Wurzeln.
Nun agieren die Jungs, wie auch der Albumtitel andeutet, noch mehr rückwärtsorientiert, ohne auf der aktuellen Retrowelle mitzuschwimmen. Soundmäßig ist man sehr trocken und rau unterwegs, das alles klingt sehr ehrlich und handgemacht. Und auch musikalisch bedient man sich eher bei frühen AEROSMITH, TOM PETTY und anderem Siebzigerstoff. So klar die stilistische Linie ist, die songwriterische kann da nicht ganz mithalten, erwähnter Opener ist zu weit im Midtempo angesiedelt und der Refrain kann nicht wirklich zünden. Auch Stücken wie "Rise And Fall" schadet das Klanggewand eher, melodische Fills kommen nicht zur Geltung.

Besser machen es die Kalifornier, wenn sie es richtig krachen lassen, wie vor allem beim zweiten Song "Ricochet", mit dem die Scheibe eigentlich erst beginnt. TESLA spielen hier ihre große Stärke aus, die Spontaneität und Leidenschaft kickt den Riffrocker so richtig nach vorne. Noch überraschender kommt "Flip Side!" daher, nach einer ebenfalls kraftvollen Gitarrenattacke gibt es in der Strophe Fingerschnippen und eine lässige Dobro dazu. Im Refrain scheint dann sogar die Stadionatmosphäre ihrer Achtzigerlaben durch.
Dorthin wähnt sich der Hörer sonst bei den ruhigen Songs, "So Divine..." beginnt als typische Akustiknummer, bevor diese flankiert von sparsamen aber effektiven Drumarrangements losstürmt. Der Chorus fällt melodischer aus, und lässt Jeff Keith mit seinem kratzigem Timbre glänzen. Noch stärker präsentiert sich das melancholische "Burnout to Fade", bei dem Frank Hannon ein paar Blueslicks beisteuert. Ohnehin ist der Blues der Formation nicht fremd, wie auch "Other Than Me" oder "Cross My Heart", das sich vor den STONES verneigt, beweisen.

Von der am Livesound orientierten Abmischung profitieren vor allem die moderneren Lieder wie "Break Of Dawn" oder "Time Bomb". Die kräftig rockenden Stücke bekommen eine leichte Alternativeschlagseite und fallen nicht so aus dem Rahmen, wie man befürchten könnte. Speziell Troy Lucketta kann an den Drums überzeugen, wenn er stimmig zwischen Groove und knalligen Arrangements hin und her pendelt. So bleibt am Ende ein Album, dass nicht über die volle Länge überzeugen kann, aber dennoch mehr als ordentlich ausfällt. Als Wiedergutmachung nach dem belanglosen letzten Werk eignet sich "Simplicity" auf alle Fälle, aber die wahre Stärke der Band liegt auf der Bühne. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10


Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 65:31 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 06.06.2014

Wertung der Redaktion
David Pascal Matthias Maik Anne Dennis Andreas
6 7,5 6 7 7 7 5
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