genesis sumofthepartsDie Geschichte der Symphonic Prog-Pioniere ist sehr vielfältig wie das musikalische Spektrum der Truppe. In den Sechzigern als Folkband mit biblischen Motiven gestartet entwickelten GENESIS schnell ihren ureigenen Stil, der bis heute unzählige Acts prägt. Sie machten komplexe Strukturen und schier endlose Instrumentalharmonien im Rock salonfähig. Später konnte die Band die Abgänge von Peter Gabriel und Steve Hackett kompensieren, auch wenn man sich immer mehr zum Pop hin orientierte. Doch mit Hits wie "Mama" oder "I Can´t Dance" wurden die Briten in den Achtzigern zum gefeierten Stadionact mit Multiplatinscheiben.
Darüber hinaus generierte dieses Künstlerkonglomerat mehrere Solokarrieren, von denen vor allem die von Gabriel und Phil Collins riesige Dimensionen annahmen, und die von Hackett in den letzten Jahren sehr fruchtbar war. Nachdem auch Collins ging, kam das schleichende Ende, auch wenn das mit Ray Wilson eingespielte "Calling All Stations" durchaus gefiel. Nach zehn Jahren Pause gab es 2007 eine riesige Reunion-Tour in Triobesetzung. Im letzten Sommer trafen sich die immer noch befreundeten Musiker, um für die BBC eine Dokumentation zu drehen. Diese ist nun unter dem Titel "Sum Of The Parts" auf DVD erhältlich.

Der Großteil des Materials stammt auch aus dieser Begegnung, bei der alle Mitglieder der klassischen Besetzung in einem Studio zusammen saßen. Dabei entwickelten sich Gespräche, die teilweise sehr offen waren, und bei welchen Dinge  zur Sprache kamen, die man so früher vielleicht nicht artikuliert hätte. Zum Beispiel musste Gabriel die Masken in der Garderobe verstecken und in den Instrumentalphasen anlegen, weil es seine Mitmusiker nicht erlaubt hätten. Es ist zu sehen, dass hier fünf zufriedene, mit sich Im Reinen befindliche Musiker sitzen, die mit Stolz auf ihr Lebenswerk zurück blicken.
Dass dies nicht immer so war belegen auch einige in der Dokumentation behandelt Themen. So etwa die Probleme, die Phil Collins nach seiner ersten Scheidung hatte, die er aber in seiner Arbeit kanalisieren konnte, und die letzten Endes seine Solokarriere los traten. Auch andere schwerwiegende Einschnitte wurden thematisiert, wie die Trennung von einigen Musikern, wobei der Beitrag von Gründungsmitglied Anthony Phillips auch hervor gehoben wird.

Neben dieser Interviewsession gibt es weitere Parts aus Einzelinterviews mit den Bandmitgliedern, auch mit den späteren Livemusikern Daryl Stuermer und Chester Thompson (WEATHER REPORT). Hier wird auch erläutert, warum sie nicht fest zur Besetzung gehörten, ebenso wie sich der Wechsel von Collins zum Frontmann vollzog. Der wollte ja anfänglich diese Rolle gar nicht annehme, doch einen Ersatz für Gabriel zu finden, erwies sich als äußerst schwierig.
Leider kommt hier Steve Hackett ein wenig zu kurz, von ihm gibt es keine Einzelinterviews und auch bei der großen Runde trägt er weniger zum Gespräch bei. Das ist insofern schade, dass sein Gitarrenspiel den frühen Stil sehr prägte. Sein Solowerk wird ebenfalls nicht thematisiert, obwohl er damit erfolgreicher war als Tony Banks, dessen Werk genauer beleuchtet wird. Darüber war Hackett auch nach der Ausstrahlung verärgert, weil ja die Soloausflüge auch Teil der analog veröffentlichten "R-Chive"-Box waren.

Neben den Musikern kommen noch viele ehemalige Wegbegleiter wie der frühere Manager Tony Smith oder auch Produzent Hugh Pagdham zu Wort, die ihre Zusammenarbeit und den Werdegang schildern. Dazu gibt es viele Kommentare Außenstehender, die den Einfluss und das Ansehen der Truppe deutlich machen. So diskutieren die Moderatorin und die Art Directorin Katie Mossmann darüber, warum es lange Zeit als uncool galt GENESIS zu hören. Doch spätestens in den Achtzigern hatte sich das erledigt, als es in die Stadien ging. Auch Fans kommen zu Gehör, die vor der Halle auf Autogramme warten.

"Sum Of The Parts" ist die Geschichte einer Band, die sich aus mehreren Individuen zusammen setzte, um so wirklich Großes zu schaffen. Das Ganze ist zum Teil sehr witzig in Szene gesetzt und beleuchtet fast alle Phasen der Formation, wobei das Ray Wilson-Intermezzo außen vor bleibt. Diese Dokumentation ist sehr unterhaltsam und wird mit kurzen Songeinspielungen noch aufgelockert. Als Bonus gibt es noch weitere Ausschnitte aus den Einzelinterviews, in denen einige spezielle Sachen angesprochen werden. Als Fernsehausstrahlung war diese Produktion sicher lohnenswert, da es auch weniger Vertrauten einen guten Einblick liefert. Für Kenner tun sich allerdings keine neuen Aspekte auf. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: -
Spielzeit: ca. 116 min
Label: Eagle Vision
Veröffentlichungstermin: 14.11.2014

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