exodus bloodinbloodoutnb mehrfachwertungIm Prinzip sind EXODUS der klassische Fall von „Was wäre, wenn...?" So stellt man sich zwangsläufig die Frage was passiert wäre, wenn Kirk Hammett die Band nicht im Jahr 1982 in Richtung METALLICA verlassen hätte und das Debüt „Bonded By Blood" noch vor „Kill 'Em All" erschienen wäre. Vielleicht müsste man die Geschichte des Bay Area Thrash Metal dann anders schreiben.

Doch wie so oft im Leben, weiß man erst hinterher für was etwas letztendlich gut ist. So gehören EXODUS zwar heutzutage nicht zu den sogenannten „Big 4" der Thrash Metal Szene und gingen kommerziell auch nicht dermaßen durch die Decke wie die Band ihres Ex-Gitarristen, aber eins muss man Gary Holt und seinen Mannen in ihrer lange andauernden Kariere extrem hoch anrechnen, die Band ist trotz vieler Widrigkeiten immer ihren eigenen Weg gegangen und ist sich und ihrer Musik dabei stets treu geblieben.

Trotz allem gab es vor der Veröffentlichung des mittlerweile zehnten Albums einige Fragezeichen. Die erste größere Überraschung war zunächst der Rauswurf von Rob Dukes, wobei hierfür einmal mehr die wohlbekannten „musikalischen und persönlichen Differenzen" verantwortlich sein dürften. Noch überraschender ist aber die Tatsache, dass EXODUS sich nun nicht auf die Suche nach einem neuen Sänger machten, sondern mit Steve „Zetro" Souza genau den Mann zurück ins Boot holten, der bereits von 1986 bis 1992 und von 2002 bis 2004 bei ihnen hinter dem Mikrofon stand. Weiterhin kann man sich natürlich fragen, ob „Blood In Blood Out" aufgrund der Tatsache, dass Gary Holt auch bei SLAYER spielt in irgendeiner Weise nach Garys anderer Band klingt.

Ich möchte nun aber zum wichtigsten Punkt auf „Blood In Blood Out" kommen und das ist und bleibt die Musik. In der Regel ist es ja meist so, dass man sich, wenn die neue Scheibe einer größeren Band erscheint, zum Vergleich noch einmal die letzte Veröffentlichung anhört. Aufgrund des Besetzungswechsels ist in diesem Fall jedoch nicht „Exhibit B: The Human Condition" aus dem Jahr 2010 das richtige Referenzwerk. Nein, um einen fairen Vergleich ziehen zu können, muss man zurückgehen bis ins Jahr 2004, als mit „Tempo Of The Damned" das vorerst letzte Album mit Souzas Gesang erschien.
Genau an diese Scheibe knüpfen Tom Hunting (Schlagzeug), Jack Gibson (Bass), Steve „Zetro" Souza (Gesang), Lee Altus (Gitarre) und Gary Holt (Gitarre) auf „Blood In Blood Out" nahtlos an, womit der deutlich komplexere und aggressivere Stil der letzten Jahre passe ist und die Jungs zu ihren Wurzeln zurückkehren.

Das merkt man bereits beim Opener „Black 13", der auch gut auf „Tempo Of The Damned" gepasst hätte. Man merkt sofort, dass EXODUS wieder deutlich mehr Wert auf Melodie und Geschwindigkeit legen. Mit dem bereits vorab veröffentlichten Titelsong überzeugen sie mich jedoch nicht wirklich. Musikalisch gibt es an der Nummer zwar rein gar nichts auszusetzen, aber Souza singt mir hier dann doch etwas zu zahm. Da klingt er auf dem darauffolgenden „Collateral Damage" schon deutlich besser.

Tja, und schließlich erleben wir auf dem schon seit einiger Zeit bekannten „Salt The Wound" so etwas wie die „Heimkehr des verlorenen Sohnes", denn nach über 30 Jahren spielt Kirk Hammett doch noch auf einer offiziellen Veröffentlichung seiner früheren Band. Was einem vorab fast schon als Sensation verkauft wurde, endet meiner Meinung nach, als kleine Enttäuschung. Bietet einem Mr. Hammett doch nichts weiter als eines seiner typischen „Wah-Wah-Wah" Solos. Zwischen seinem Beitrag und dem in der Nummer unmittelbar darauffolgenden Solo von Gary Holt liegen jedenfalls Welten

Einen besseren Job liefert schließlich Chuck Billy von TESTAMENT als Gastsänger beim Song „BTK" ab. Generell schwankt die Qualität der elf hier enthaltenen Stücke ganz gewaltig. Dies liegt aber weniger an der Instrumentalfraktion als an der Gesangsleistung von „Zetro", der stimmlich noch nicht ganz da ist, wo er auf „Tempo Of The Damned" aufgehört hat. So liefert er mit „Collateral Damage", „BTK", „Wrapped In The Arms Of Rage" und „Honor Killings" wirklich überzeugende Leistungen ab, bleibt aber bei den restlichen sieben Stücken deutlich hinter den Erwartungen zurück. Besonders wegen des Textes von „Honor Killings" könnte der Band noch einiges an Ärger bevorstehen, kann man sich doch gut vorstellen, dass die Nummer in gewissen Kreisen als blanke Provokation verstanden wird.

Fazit: Über Rob Dukes kann man denken was man will. Trotzdem brachte er mit seinem Gesang zwei Elemente in den Sound von EXODUS ein, die mir auf „Blood In Blood Out" ein wenig fehlen und zwar eine gesunde Härte und eine ordentliche Portion Aggressivität. So ist diese von der Band selbst produzierte und von Andy Sneap abgemischte und gemasterte Scheibe zwar ein ordentliches Album, sowie für Fans der Frühwerke ein wahres Fest, zeigt aber auch ziemlich deutlich, dass der Sänger nur wenig Zeit hatte, um es einzusingen. Letztendlich ist dabei ein weiteres gutes Album in der Diskografie von EXODUS herausgekommen. Ein Meisterwerk ist es jedoch keinesfalls. (Matthias)

 

Bewertung: 7 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 63:00 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 10.10.2014

Wertung der Redaktion
Maik Rainer Andreas Jochen Pascal Klaus Seb
7 7 6  7 7,5 8
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Jochens Avatar
Jochen antwortete auf das Thema: #15247 9 Jahre 5 Monate her
Ich muss sagen, dass mir die letzten Midtemponummern von EXODUS nie sonderlich behagt haben, aber in den ellenlangen Songs kann man ja durchaus mal Midtempopassagen einbauen. Aber entweder man ist Fan von Souza oder nicht. Bei mir trifft letzteres zu, und ich muss sagen, dass es mich schwer Überwindung gekostet hat, das Album mehr als einmal durchzuhören. Musikalisch gewohnt gut, aber auch nicht überragend. Rob Dukes war zwar ein patriotischer Asi, aber wenigstens mit der passenden Stimme. Souza ist bestimmt dazu gekommen, damit man überhaupt noch von EXODUS redet trotz des "Blutregens".
Pfaelzers Avatar
Pfaelzer antwortete auf das Thema: #15241 9 Jahre 5 Monate her
Mir ist die Scheibe zu eindimensional, immer nur volles Tempo, kaum mal Midtempo ermüden doch etwas. Ein paar coole Leadfills erfreuen die Fans der ganz alten Tage, aber insgesamt zu wenig Abwechslung, kein "Toxic Waltz" oder "Blacklist". Und das Cover ist viel zu nah am Original.
Pascals Avatar
Pascal antwortete auf das Thema: #15238 9 Jahre 5 Monate her
Puh, irgendwie hatte ich mir von dem Album ein wenig mehr erhofft, gerade nachdem ich erfahren habe das Steve zur Band zurückgekehrt ist. "Tempo Of The Damned" gefiel mir gesanglich nämlich irgendwie besser als der Nachfolger.

Und dennoch finde ich auf "Blood In Blood Out" zwar viele gute Songs, aber nichts was wirklich hervorsticht und sich in meinem Hörkanal festsitzt. Der Vergleich mag zwar nicht ganz angebracht sein, aber die neue OVERKILL war da für mich ein ganz anderes Kaliber.

Eines muss ich EXODUS aber nach wie vor lassen, von allen Thrash-Bands sind sie für mich die "dreckigste". Ich habe mir da mal eine Art... Charakterisierung für die einzelnen Thrash-Giganten überlegt:

Anthrax - Crossover Fun Thrash
Death Angel - Groove Thrash
Exodus - echter dreckiger Thrash
Machine Head - (mittlerweile) Bombast-Thrash-Metal der aber seinen Wurzeln treu bleibt
Megadeth - Technik-Thrash
Metallica - Nicht mehr ganz so Thrash
Overkill - Punk Thrash
Tankard - Umtrunk-Thrash
Slayer - Evil Thrash

Die Liste kann gerne kommentiert oder ergänzt werden, außerdem sollte man das Ganze nicht allzu ernst nehmen. Doch als ich so über die neue EXODUS sinnierte und über den Stil der Band, dem sie nach wie vor treu ist, fand ich "dreckig" eigentlich am Passendsten.

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