amorphis_silentwaters.jpgVor drei Jahren war es um die Zukunft von AMORPHIS denkbar schlecht bestellt, nachdem sich der langjährige Sänger Pasi Koskinnen verabschiedet hatte. Gerade als es nach vielen Querelen aussah, als würde sich das Line-up stabilisieren traf die finnischen Vorzeige-Dark-Metaler der nächste Schlag. Doch die Truppe, die mit „Tales from the thousand Lakes" und „Elegy" den Gothic - und Paganmetal stark geprägt hat fand in Tomi Joutsen mehr als einen Rettungsanker. Dieser verpasste seinen Kollegen eine ordentliche Frischzellenkur. Deutlich zu hören auf dem 2006er „Eclipse"-Album, wo die Formation kraftvoll wie seit „Tuonela" nicht mehr agiert. Und kaum eineinhalb Jahre später steht mit „Silent waters" der Nachfolger in den Startlöchern, dazu gelang es zum ersten mal zwei Scheiben in der gleichen Besetzung aufzunehmen.

Und die neue Scheibe legt gleich heftig los, „Weaving the Incantation" kommt mit derben Grunzern daher, bringt im Chorus aber auch schöne Akustikgitarren an den Start. Insgesamt ist der Auftakt ein wenig gradliniger ausgefallen, wirkt straffer arrangiert als das letzte Werk. Auch der gothic-lastige, getragene Titeltrack, der in Finnland die erste Single gab bleibt über die meiste Zeit im gleichen, eher gemäßigten Tempo.

Bei „Towards and against" und vor allem dem überragenden „I of crimson Blood" (welch eine Melodie) gibt es dann aber die typischen sich steigernden Songstrukturen, die wie ein massives Intro anmuten. Dazu kommen die verspielten Arrangements, die warmen Leads,  die lodernde Atmosphäre und die eruptiven Vocals. Hartwurstpuristen werden jetzt Prog schreien, aber das sind die Dinge, die diese Band in den letzten Jahren ausgezeichnet haben.

Anschließend geht es wieder gemäßigt weiter, vor allem „Enigma" kann aber Akzente setzen. Bei dieser rein akustischen Nummer kommen die  Folk-Elemente am stärksten zum Vorschein. Mächtige Chöre im Refrain runden die Sache ab, lassen ab und an etwas an „My Kantele" denken.
"Shaman" ist ein von Leadgitarren nach vorne getriebener, eingängiger Rock-Song, mit leicht orientalischen Zitaten, wie sie AMORPHIS ja schon öfter in der Vergangenheit benutzten. Das anschließende „The White Swan" überrascht mit ruhigen Strophen und gegrowltem Chorus, also eher dem umgekehrten Ansatz.

Vor allem der Mann mit den hüftlangen Rastas kann auf „Silent Waters" sein Stimmspektrum voll ausschöpfen. Er beherrscht jede Gefühlslage, von sanft-schmeichelnd über klagend und kraftvoll bis zu gutturalen Schreien.
Dazu ertönen auf dem neuen Longplayer vermehrt Pianoklänge, während die schweren, wabernden Orgelklänge früherer Tage weiter zurückgeschraubt wurden. Ebenso kommen die stromlosen Gitarren wieder stärker zum Einsatz.
Der Meister der Elektrischen hingegen, der sanfte Hüne Esa Holopainen weiß neben den schon angesprochenen Leadfills auch im Solobereich zu überzeugen. Mal spielt er gefühlvoll wie im Rausschmeißer „Black River" oder der Ballade „Her alone", dann wieder flirrend wie in „The White Swan" oder aber Seventies-mäßig mit viel Wah-Wah- Effekten bei „A Servant".

Der Sound der im Sonic-Pump-Studio aufgenommenen Scheibe ist wie gewohnt angenehm rau und druckvoll. Er unterscheidet sich aber kaum von dem der letzten Releases. Textlich blieb auch alles beim alten, man bediente sich beim National-Epos „Kalevala", seit jeher die Inspirationsquelle vieler Künstler in Finnland.
Insgesamt kommt das Album nicht ganz an seinen Vorgänger ran, was natürlich keinen Beinbruch darstellt, bei dessen Qualität und Hitdichte. Vielleicht hätte man die Lieder in der Songwritingphase ein klein wenig mehr reifen lassen sollen. Auch ein paar heftigere Momente hätten gut getan. Aber das ist vielleicht auch ein Ergebnis der Ruhe, die in die Truppe eingekehrt ist. Auch klingt „Silent Waters" nicht mehr so todtraurig wie die älteren Werke, die Melancholie weht trotzdem wie ein zarter Hauch in jeder Komposition, sie umschmeichelt einem jetzt aber mehr. (Metalpfälzer)

Bewertung: 8,5/10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 47:13 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 31.08.2007

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