nohopedoom cover160pxDie Zeiten, in denen Metalbands sich mit Geschwindigkeitsrekorden gegenseitig überboten haben, sind glücklicherweise vorbei. Mittlerweile wird wieder mehr Augenmerk auf Songstrukturen und Konzept gelegt, welches sich bis hin zum Cover bzw. der Aufmachung des Albums ziehen. Gerade wenn man Doom-Metal spielt, hat man für gewöhnlich vieeeel Zeit, einen Song aufzubauen und diesem Interessante Teile und Riffs zu verpassen, die auch im Ohr hängenbleiben.

Im Fall von NO HOPE bedeutet das: über 20 Jahre Zeit! Die lärmigen, eher unstrukturierten Anfänge seit der Gründung 1993 hat die Band schon mit dem 2009er Album "Big Block Damnation" weit hinter sich gelassen.
Die Entdeckung der Langsamkeit war jedoch sicher kein Zufall, denn mit "Slow, Deep and Hard" hatten TYPE O NEGATIVE sowie CROWBAR mit "Crowbar" in jener Zeit zusammen mit einigen anderen eher unbekannten Bands für die damalige Zeit wahre Meilensteine veröffentlicht, welche unverrückbar in der Zeitlinie des Metal thronen.
"Possessed Addicted But Still Reborn" beginnt ohne Umschweife mit "Saints And Sinners". Und schon die erste Textzeile stimmt auf die kommenden 26 Minuten ein: "Next day is always better, that's what they say - that works for everyone, but not for me!" kreischt "Zombie" ins Mikrofon. Abgewechselt wird er dabei von der abgrundtiefen Stimme von Trommler "Schon".
Die schwerfällige Abwärtsspirale des Songs saugt einen förmlich in ein schwarzes Loch, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt. Die Saiten auf "Zombies" Bass schnarren bedrohlich zwischen den Riffs hindurch und klingen dabei wie eine ungeölte Kettensäge.
Das bringt uns dann auch gleich zu "Hank's Night". "My own lady makes me sick" keift "Zombie" und sein Bass klingt jetzt noch mehr nach Kettensäge. Zusammen mit den langsamen, drückenden Drums und den zweistimmigen Riffs der Gitarrenfraktion, bestehend aus "Weiler" und "Klose", geht es schnurstracks in Richtung Entsorgung der Lady.
Zu dem Stück "Hank's Night" wurde sogar ein Videoclip abgedreht, der sehr gut die Stimmung des Liedes und des gesamten Albums einfängt. Die verstörenden Aufnahmen lassen einen sofort erahnen, um was es in dem Song geht.
Der vorherrschende Rhythmus von NO HOPE orientiert sich tatsächlich hörbar an der Geschwindigkeit, die ein Mann hat, wenn er in nasser, schwerer Erde jemandem ein Grab aushebt.
Wer NO HOPE schon live genießen konnte, wird "God Gives A Fuck" sofort erkennen, da die Band diesen öfters zu Beginn in die Gehörgänge der Anwesenden (oder Verwesenden?) drückt. Trotz nervenzerfetzender Intensität ein Ohrwurm, bei dem man so richtig die Gedärme durchgeschüttelt bekommt. "Your praying for life won't be heard!", prägnanter kann man es nicht beschreiben.
Abschließend wird man mit "Restless Pigs" aus dem fahrenden Auto geworfen und bleibt wimmernd im Straßengraben liegen. Der Song erinnert entfernt an den Sound von TYPE O NEGATIVE und weiß mit seinem flockigen Schluss zu gefallen. NO HOPE jedoch cruisen in ihrem 70er Ford weiter in Richtung Sonnenaufgang und verschwinden hinter einem Hügel.
Wie schon erwähnt tönt das Album sehr prägnant aus den Lautsprechern. Das Schlagzeug federt schön und hat viel Luft um sich herum, was den anderen Instrumenten zu Gute kommt. Wer auf Pete Steeles Bassspiel stand, wird mit dem von "Zombie" seine wahre Freude haben. Die Gitarren flankieren Bass und Schlagzeug von links und rechts und gefallen durch meist zweistimmiges Spiel. Wenn man das Album mit einem Kopfhörer genießt, ist man sehr überrascht, wie transparent es trotz des drückenden Sounds klingt.
Ich sage deshalb nicht EP, sondern Album, weil die Veröffentlichungen von NO HOPE üblicherweise diese Spielzeit haben. Nach den Aussagen einiger Fans und Konzertbesucher sollten diese auch nicht länger dauern, um ihre Wirkung nicht zu verfehlen bzw. sollten Konzerte nicht länger dauern, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden. Das alles Zermalmende, Treibende und Hoffnungslose in der Musik geht vielen zu weit und gilt zurecht als unerreicht. Zudem eignet sich die Musik hervorragend, um jeden ohne Umschweife auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
Dabei orientieren sich NO HOPE an der Vorvätern dieses Stils wie CARNIVORE, TYPE O NEGATIVE und CROWBAR (Die Band selbst gibt auch EYE HATE GOD an, jedoch bin ich mit deren Musik nicht vertraut.) und geben der Mixtur noch eine zerstörerische Prise Hoffnungslosigkeit mit dazu.
„Possessed Addicted But Still Reborn" ist perfekt vertonter Schmerz sowie pure Verzweiflung und fährt dem Hörer in Mark und Bein. Ein Monolith im Doom-Universum. (Andreas)

www.facebook.com/NOHOPEdoom 

Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 4
Spielzeit: 26:28 min
Label: Buschlee Vinylaceton
Veröffentlichungstermin: 27.11.2014

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