Mit LIFELOVER löste sich 2011 eine der prägendsten und wegweisendsten Bands des modernen depressiven Black Metals auf tragische Art und Weise auf. Allerdings bietet der Dunstkreis dieser Band schon seit einiger Zeit mit u. a. VANHELGA und KALL zumindest ansatzweise hinnehmbare Alternativen. Eine der neuesten Hervorkömmlinge dieses Umfeldes ist ESKAPI, eine Band, die sich ihr ganz eigenes musikalisches Süppchen kocht. Auf ihrem Debüt „Välkommen Till (O)verkligheten“ zeigen sie eindeutig, dass mitreißende aurale Desolation keinesfalls auf metallische Basis beschränkt sein muss.
Vorab sei an dieser Stelle erwähnt, dass man sich dieses Album einige Male am Stück anhören muss, um den roten Faden erkennen zu können. Wer seine Freude an Furcht erregenden, von Moderstank gesättigten Atmosphären hat, wird für diese Mühen letztlich auch fürstlich entlohnt.
Zunächst beginnt „Välkommen Till (O)verkligheten“ mit einem handgemachten, melancholischen Hip Hop Track, auf den Schwedisch gerappt wird. Dieser zunächst etwas fremd wirkende Exkurs in gänzlich unübliche Genres wirkt aber durch den minimalistischen und amateurhaften Charme des Synthesizers relativ authentisch. Tatsächlich dient dieser Track als unkonventioneller Einstieg in ein unkonventionelles Gesamtkonzept, denn es folgt ein stetiger Wechsel in den depressiven Schwarzmetall. Das Rappen wird zum brachialen, teilweise weinerlichem Kreischen und der Musik fügt sich ein kaltes Gitarrenspiel hinzu. Auch die hintergründige Klavierbegleitung meistert dieses Wechselspiel gekonnt. So fluktuiert die klangliche Atmosphäre immer hin und her zwischen melancholisch poppigem Rap und vernichtendem Black Metal der alten LIFELOVER-Schule, was das Album einerseits unglaublich spannend, und andererseits wirklich innovativ macht. Leider ist „Välkommen Till (O)verkligheten“ mit nicht ganz eine halbe Stunde viel zu kurz geraten, sollte darum wohl eher als ein Mini-Release abgestempelt werden.
Mir persönlich gefällt „Välkommen Till (O)verkligheten“ wirklich gut. Schon alleine die mutige Idee der Kombination der von Grund auf verschiedener Genres Black Metal und Hip Hop verdient Anerkennung, aber auch deren erfolgreiche Umsetzung, vereint mit dem Charme selbstgemachter Underground-Musik. Nicht unerwähnt sollte die tiefgründig triste, eiskalte und deprimierende Atmosphäre bleiben, die ESKAPI mit minimalistischen Mitteln hervorbringen. Fans der ersten beiden LIFELOVER-Alben und ähnlichem werden also definitiv auf ihre Kosten kommen. Bleibt zu hoffen, dass es kommende Alben geben wird, die das halten, was das Debüt verspricht. (Jannick)
Bewertung: - / -
Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 28:30 min
Label: Art Of Propaganda
Veröffentlichungstermin: 22.12.2014
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