Interview mit Doro Pesch (Doro)

interview doro 01Dass man jemanden wie Doro Pesch an der Strippe hat, passiert nicht jeden Tag. Kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten Albums mit allen deutschsprachigen Songs, hatte ich Doro dann am Telefon. Natürlich war ich vorher auch ein wenig nervös. Im Gespräch entpuppte sich die Sängerin dann jedoch als äußerst sympathische und bodenständige Person. So entwickelte sich das Ganze zu einer lockeren Plauderei über unter anderem die Entstehung des Songs „Für Immer“, ihre Liebe zu RAMMSTEIN und ihr Interesse an Burgen und Ruinen und vieles mehr. Doch lest selbst!

Matthias: So, also wenn du bereit bist, kann es losgehen.

Doro: Ja, Matthias. Ist das für ein Onlinemagazin oder Podcast. Oder muss man sich benehmen?

Matthias: Du kannst frei von der Leber weg reden. Das ist ein ganz normales Onlinemagazin. Wir sind auch vollkommen unabhängig. Also, du kannst ruhig sagen was du denkst.

Doro: Gut. Bei den Amis ist das ja immer so ein Ding. Da darf man halt das und das nicht sagen und wenn's rausrutscht, dann gibt es schon ein Problem. Aber dann kann ich alles sagen. Und wie ist das dann, tippst du das später ab oder machst du das als Tondatei?

Matthias: Ich nehme das jetzt erst mal auf und tippe es dann später ab. Kein Problem.

Doro: Alles klar. Okay. Ich hab eine halbe Stunde, wenn dir das reicht. Reicht dir das?

Matthias: Ja, zur Not lasse ich Sachen weg. Das kriegen wir schon hin.

Doro: Ja okay gut.

Matthias: Ich fange dann einfach mal an. Okay? Du hast ja jetzt mit "Für Immer" dein erstes Album mit all deinen deutschen Liedern auf dem Markt. Also, ich sehe das als besonderes Geschenk an deine deutschen Fans. Siehst du das genauso?

Doro: Ja, seit der Song "Für Immer" rauskam, sind 30 Jahre vergangen. Ich wollte das mal gebührend feiern und so. 30jähriges Jubiläum und so. Ich hab ja auch so viele deutsche Songs. Auf jeder Scheibe sind ja ein oder zwei deutsche Songs drauf. Und ich dachte, es wäre jetzt eine schöne Zeit das zu feiern und auf eine Platte zusammenzupacken. Und das Ding ist, es gibt viele Platten, die kommen gar nicht mehr raus, weil entweder die Rechte abgelaufen sind oder die Plattenfirmen gar nicht mehr existieren. Das ist ja dann auch total schade. Und dann dachten wir, okay machen wir's so. Dann hab ich so ein kleines Label gegründet, wo man dann halt so spezielle Sachen rausbringen kann. Die jetzt nichts mit einer normalen Platte zu tun haben, aber einfach so Re-Releases, oder auch Vinyl und Picture Discs. Die deutsche ist dann so die Erste. Und dann hab ich gedacht, na ja ist eine gute Zeit, weil nächstes Jahr ist, ja 35-jähriges Jubiläum. Das ist jetzt 30 Jahre her, die Platte kam 1987 raus, "Für Immer" ist immer noch mein Lieblingssong und von vielen Fans auch. Die deutsche Sprache passt da auch besonders bei den Balladen. Ich finde, das hat eine Tiefe, die im Englischen gar nicht so rüberkommt.

Matthias. Da gebe ich dir vollkommen Recht. Du musstest ja damals, als du "Für immer" geschrieben hast, ganz schön dafür kämpfen, dass es die Plattenfirma überhaupt rausbringt. War dir denn damals schon klar, was du da am Start hast? Weil das ist, ja wirklich eine sehr besondere Nummer und ich glaube, du könntest auch kein Konzert spielen, bei dem du "Für Immer" weglässt.

Doro: Absolut, absolut. Und es ist auch egal, wo im Ausland, ob Russland oder Brasilien. "Für immer" ist immer dabei. Bei jedem Konzert. Und ja damals, als wir den Song geschrieben haben, man hat gespürt, dass da so viel Magie ist. Dann haben wir den aufgenommen und damals waren Walkmen noch angesagt und der Joey und ich wir hatten den Song auf Kassette aufgenommen, wir haben dem im Proberaumstudio in New York aufgenommen und Joey hat Klavier gespielt ich hab gesungen und der war noch ziemlich roh, aber man hat wirklich die Magie gespürt und dann weiß ich noch dann haben wir uns immer um den Walkman gekeppelt. :-) 3-mal gehört und dann du noch einmal, ich noch einmal. Und wir hatten wirklich eine Magie. Und manchmal ist es so, man macht was oder man schreibt was und das entwickelt so ein Eigenleben. Es ist so spannend. Und bei "Für immer" hab ich wirklich ne Magie gemerkt, die ich vorher noch nie so empfunden hatte. Ja und dann war die ganze Platte ja fertig und der war auch noch ganz lustig, wie er geschrieben wurde. Also eigentlich war die ganze "Triumph And Agony"-Platte fertig, Und wir haben das Gefühl gehabt ja wir haben schöne Rocksongs, schöne Balladen, die erste Single sollte "All We Are" werden, das war schon alles klar, war schon alles soweit fertig und dann hab ich mich hingesetzt und gedacht lass noch einen Song schreiben so aus Jux und Tollerei. Dann meinte Joey: "Was möchtest du denn gern für einen Song schreiben?" "Hast du irgendeine Idee?" Und ich: "Ja ich möchte gerne den härtesten aggressivsten Schreckenssong der Welt schreiben." Und dann kam "Für immer" dabei raus. Das war echt nicht vorherzusehen oder geplant. Eigentlich wollten wir den härtesten Scheiß, den schnellsten Song und ja, dann kam da "Für immer" raus. Sofort in Deutsch und Joey (gemeint ist Produzent Joey Balin) kam aus New York. Und fragte, ob ich das wirklich in Deutsch machen will. Dann haben wir ihn aufgenommen und der Tontechniker und jeder im Studio meinte: "Doro, du musst jetzt aber sagen, wie du es haben willst. Weil keiner versteht dich, also mach das und das." Hinterher haben wir ihn noch abgemischt und ich hab dann noch meinen Gesang abgemischt. Wir haben ihn übrigens insgesamt sechsmal abgemischt. Also den zu schreiben ging ganz schnell, aber den dann hinterher fertig zu machen. Da haben ganz viele Schlagzeuger drauf gespielt. Weil ich wollte, unbedingt, dass es sich anhört als würden Soldaten auf dem Meer spielen. Und die Amis, die haben ja immer so einen Groove.

Matthias: Ja, die hauen teilweise ganz schön drauf.

Doro: Ja, die hauen drauf, und die haben irgendwie einen anderen Groove. Und ich wollte etwas, das zu diesem deutschen Song auch passt. Das war eine Riesenaktion. Dann haben wir ihn sechsmal abgemischt. Und dann beim letzten Mal. Das war dann in Philadelphia, wo wir ihn abgemischt haben, dann hat es auch hingehauen. Dann merkt man auch, wenn es fertig ist. Vorher ist man aufgeregt, kann nicht schlafen, das Herz klopft, man merkt, es ist noch im Progress. Und wenn es dann fertig ist, dann ist man exzessiv mit sich selbst, dann merkt man, so ist es gut. Ja, und dann ging der Kampf los, dass der Song auf die Platte kommt. Das stimmt, ja. Wir haben abgeliefert und alle waren happy. "Klasse. Was schöne und tolle Songs. Aber ein Song muss runter." Und ich so: "Welcher denn?" "Na, der deutsche." "Was? Nein, nein. Ich lieb den. Der muss drauf." Dann haben wir uns darauf geeinigt letzte Seite. letzter Song. Weil, das war ja damals Vinyl oder Kassette. Ja, und letzte Seite, letzter Song, damit den ja keiner hört. Dann sind wir auf Tour gegangen mit Ronnie James Dio ein paar Wochen später, und dann war "Für immer" sofort ein Highlight. in jedem Konzert, die Fans wollten nur "Für immer" hören. Dann kam auch die Single raus und das Video und hinterher meinten alle "Ja, wir haben's immer gewusst".

Matthias: Ja, klar. 

Doro: Da wurde hart diskutiert. Alle meinten halt, es sei kein Metal und in Deutsch das ging nicht. Das war halt damals sehr ungewöhnlich. Heutzutage mit RAMMSTEIN und allen das ist so normal. Und das ist auch etabliert. Ich liebe RAMMSTEIN über alles. Aber Deutsch das war früher auch sehr ungewöhnlich und da gab's dann auch entsprechende Reaktionen drauf.

Matthias: Aber es hat ja geklappt, ne?

Doro: Ja, und nach wie vor ist das ein Highlight bei den Konzerten. In Indonesien egal wo. In Amerika waren wir gerade auf Tour. Nicht jetzt, die Tour davor. Da haben sich Fans eine Melodie für diesen Song ausgedacht. Für den Mittelteil. Das ist so ein "Ohoho"-Mitsingpart. Der kommt vor dem spanischen Satz und das geht rein. Ich hab's gehört. Das war in St. Paul in Minneapolis. Und da hat ein Fan sich so eine Melodie ausgedacht und da hab ich die Fans nach dem Konzert gefragt, ob es Absicht war. Und die meinten ja, das wäre Metal. Vor dem Konzert haben die sich diese Melodie ausgedacht und seitdem ist die Melodie immer in dem Song, wenn wir den bei Konzerten spielen. Also, das nächste Mal, wenn du den Song live hörst, dann ist diese Melodie da drin und es singen auch alle immer mit und das ist super. Das kam von den Fans und ich denk "Hach, geil". Es ist echt immer so eine Gemeinschaftsarbeit.

Matthias: Das ist klar. Ja.

Doro: Ich lern auch immer so viel bei jedem Konzert. Und dann hab ich auch halt gehört, dass es viele Liebhaber der deutschen Songs gibt, die sagen, dass sie sich, wenn eine neue Platte rauskommt, zuerst immer den deutschen Song anhören müssen. Und dann hab ich ein paar Platten gemacht, wo keine deutschen Songs drauf waren und da waren die Fans total enttäuscht. Und fragten: "Wo ist denn der deutsche Song?" Ich hab dann die enttäuschten Gesichter gesehen und seitdem denk ich: "Wow, das ist so wichtig." Und dann hat sich das nach Jahren so rauskristallisiert, dass viele Fans doch einen deutschen Song wollen. Aber manchmal kommt es halt nicht raus. Wenn einen etwas nicht total berührt, dann kann man sich auch nicht hinsetzen und sagen "Ich schreib jetzt einfach einen deutschen Song". Das geht nicht.

Matthias: Genau. Planen kannst du das nicht.

Doro: Dann fehlt da die Tiefe oder die Bedeutung. Das ist dann so Larifari. Und das geht ganz besonders mit den deutschen Sachen nicht.

Matthias: Da hast du Recht. Es muss ja auch passen. Was ich dich noch fragen wollte: Es gibt ja auch eine Version von "Helden", das hast du ja auch gecovert auf dem Album, von APOCALYPTICA zusammen mit Till von RAMMSTEIN. Kannst du dir denn vorstellen diese Nummer irgendwann live zusammen mit ihm zum Beispiel in Wacken oder so zu bringen?

Doro: Ja, das ist eine geile Idee! Ehrlich. Boah, das find ich eine super Idee. Ja, das kann ich mir echt super gut vorstellen. Wow, du das kann ich mir gut vorstellen. Da sagst du was. Darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht. Ob das zu bewerkstelligen ist irgendwann mal? Das wäre natürlich toll.

interview doro 02

Matthias: Das wäre doch mal eine Idee, ne?

Doro: Ja, ich bin ja sowieso RAMMSTEIN-Fan. Ich mag den und seinen Gesang. Wir waren damals, da hatten die noch keine Platte rausgebracht, das war 1995, da sind wir alle zusammen auf Promotion Tour gegangen, das war so von der Polygram, also damals hieß die ja noch Polygram und da haben wir so ne Promotion Tour gemacht nur für Plattenhändler. Ja, da hab ich das erste Mal RAMMSTEIN gesehen. Die waren ganz neu. Wie gesagt, die Platte war noch gar nicht draußen und da haben wir so gespielt, in so ganz kleinen Klubs und die Händler, viele haben sich dann aufs Büffet gestürzt und die Brötchen gemümmelt, und ich hab RAMMSTEIN geschaut. Ich bin wirklich ein Riesenfan erster Stunde und RAMMSTEIN sind für mich eine der genialsten Bands der Welt. Eigen, individuell und ja die Songs sind genial.

Matthias: Du klingst ganz schön erkältet. Wie geht es denn deiner Stimme mittlerweile?

Doro: Ach ich bin immer erkältet. Besonders vor der Tour und nach der Tour geht wirklich gar nichts mehr, aber das ist normal. Ich bin’s gewöhnt. Wenn man viel quatscht und so. Jedes Interview wird die Stimme ein bisschen heiserer. Und gegen Abend geht dann gar nichts mehr.

Matthias. Heute Abend liegst du dann wahrscheinlich im Bett und kriegst keinen Ton mehr raus.

Doro: Ja, wahrscheinlich. Dann machen wir noch ein paar Autogrammstunden. Und dann sind wahrscheinlich alle in der Band erkältet, weil die Tour ja auch erst in eineinhalb Wochen losgeht, aber im Winter bin ich immer krank.

Matthias. Was ich dich noch fragen wollte: Nächstes Jahr sind es genau 35 Jahre, die du jetzt dabei bist, hast du denn je dran gedacht deine Autobiographie zu schreiben oder zu veröffentlichen oder denkst du, das sollen andere Leute tun, wenn es dann irgendwann soweit sein sollte?

Doro: Ich hab so viel Spaß Songs zu schreiben und die aufzunehmen und zu touren und live zu spielen. Also, da mach ich lieber noch viele Jahre, so auf Tour und wenn ich denke, ich brauch mal eine kleine Pause oder so, dann vielleicht. Aber ich mach lieber Sachen und so. Ja, ich hab einmal angefangen und das war dann aber so, es gab ja Hochzeiten und nicht so schöne Zeiten und dann denke ich, dass ich jetzt lieber was Positives machen will. Besonders wie wir momentan an der ganz neuen Platte dran sind, die auch nächstes Jahr zu Wacken rauskommen soll und dann möchte ich gerne positive Sachen machen. Und dann schreib ich vielleicht irgendwann mal. Weil ich würde es gerne selbst schreiben. Dann wissen die Leute und die Fans ganz genau ,wie’s war und dann wird da nicht so um den heißen Brei geredet oder beschönigt oder so. Wenn dann soll das schon echt sein. Ich sag auch immer, dass man eigentlich zwei Bücher schreiben müsste. Ein Buch, das man schön lesen kann und ein Buch in dem die Wahrheit steht. Ja, das ist manchmal echt krimimäßig oder härter als jeder Krimi.

Matthias. Das kann ich mir denken. Ich kenne auch einige Musiker und was mir da manchmal erzählt wird…

Doro: Ja, so ist es leider. Wo viel Licht ist, ist viel Schatten. Es gibt natürlich auch schöne Sachen und man spielt vor Fans auf der ganzen Welt, aber manchmal ist es auch echt superhart.

Matthias: Das glaube ich dir aufs Wort.

Doro: Da kämpft man manchmal um sein Überleben. Das ist manchmal echt krass. Wenn die Fans nicht wären, würde ich das gar nicht durchhalten oder aushalten. Aber wenn die Fans da sind im Konzert oder auch so nach dem Konzert. Dann quatscht man auch mal. Menschen glücklich machen. Das ist so mein Lebensziel. Die Menschen irgendwie auch so ein wenig glücklich zu machen. Für 2 Stunden im Konzert. Dafür leb ich.

Matthias: Das merkt man dir auch an. Und das kauft man dir auch hundertprozentig ab und du kommst auch sehr authentisch rüber. Es gibt Leute die ticken da etwas anders, aber bei dir merkt man das auch, finde ich.

Doro: Ich könnt gar nicht anders, Das ist so „What you see, is what you get“. Das gilt für die Fans und auch für die Musik. Das wird sich auch nie ändern. Ich glaub, dafür bin ich irgendwie geboren und so. Als Verkäuferin wäre ich wahrscheinlich völlig ungeeignet. Viele Sachen, die für andere Leute ganz normal sind, das ist bei mir dann so „Oh Gott, da hab ich jetzt nicht so viel Talent.“ Ich bin auch keine gute Hausfrau. Also, das geht schon mal alles gar nicht. Ich könnte wahrscheinlich auch keine Familie betüddeln oder so. Ich betüddele dann lieber die Band. Im Proberaum, im Studio, auf Tour im Tour Bus. Ich bin dann manchmal schon eine schräge Type. Wenn man’s auch lang genug macht, ist dann nur mit schrägen Vögeln zusammen, das färbt ab. Aber ich hab auch immer noch deutsche Tugenden in mir sagen die Amis. Also immer zuverlässig, oder ein Mann ein Wort oder eine Frau ein Wort. Das schon. Aber so ganz alltägliche Sachen da bin ich wahrscheinlich völlig unfähig.

Matthias: Ja, manches muss ja auch nicht sein.

Doro: Ne, man kann nicht alles können, ne?

Matthias: Ne es gibt auch Dinge, die muss man gar nicht können. So sehe ich das dann immer so ein bisschen.

Doro: Ja, viele fragen auch „Warum bist du nicht verheiratet?“ „Warum hast du keine Kinder?“ Das würde ich ehrlich gesagt gar nicht alles unter einen Hut kriegen. Also touren und dann eine Familie oder so. Das geht gar nicht. Viele Leute machen das oder können das, aber wenn ich auf Tour bin, dann hab ich genug zu tun einfach so, dass das dann auch gut über die Bühne geht und so weiter. Aber die Band das ist meine Familie, meine großen Brüder und da muss sich auch jemand drum kümmern. Ich bin schon ein sozialer Mensch, aber ich arbeite ja auch immer nachts und schlaf dann so bis nachmittags und dann geht’s halt abends auf die Bühne oder ins Studio und um 6 Uhr morgens geh ich dann so in die Koje und na ja normale Leute gehen dann halt um sieben Uhr morgens zur Arbeit und denken: „Die liegt immer noch im Bett“. So bis ein oder zwei Uhr mittags. Okay, aber wenn man Nachtarbeiter ist, dann ist das halt so. Nach dem Gig kommt man auch so schnell nicht wieder runter. Es gibt auch manchmal Sachen im Ausland, in Südamerika oder so da geht man erst um 1 Uhr auf die Bühne oder auch in Spanien manchmal so um halb zwei. Dann spielt man da bis 2 oder 3 Uhr Dann brauch man erst einmal so bis 5, 6 Uhr zum runterkommen dann geht man frühstücken und dann vielleicht ins Bett. Ja, das ist ganz verrückt dort.

Matthias: Das glaub ich dir. Du lebst ja zum Teil auch in Amerika. Gibt es denn irgendwas was du besonders vermisst, wenn du da drüben bist in den Staaten?

Doro: Ja, seit 1987 leb ich ja da in Amerika und ich muss sagen, manchmal so, meine Freunde vermiss ich ganz doll. Meine Freunde von damals. Und ja schon so total deutsche Sachen. Zum Beispiel in die Altstadt gehen. Ich komm ja aus Düsseldorf. Und einfach so in die Altstadt gehen, ein kleines Altbier trinken und so. Düsseldorfer Altbier. Und ja ein schönes kühles Bier trinken in der Altstadt und irgendwo am Rhein sitzen und so. Und was ich sehr vermisse, ich bin totaler Burgen- und Ruinenfan. Also, das hast du in Amerika nicht. Und diese ganz alten, schönen, magischen Orte. Ich geh auch immer gerne, wenn ich irgendwie Zeit habe so eins, zwei Tage an den Rhein oder an die Mosel. Ja, und besteig dann alle Burgen und Ruinen. Da kann auch das kälteste Wetter sein. Das ist egal. Aber das lädt mich wieder auf. Und ich weiß gar nicht woher er das wusste, aber es gibt jemand der schreibt Bücher über Burgen und der hat mir letztens sein Buch gewidmet. „Kleine Burgenkunde“ von Michael Losse. Ja, und nach und nach habe ich dann alle Bücher von ihm gekriegt. Die ganzen Geschichten, die sich da zugetragen haben. Sowas gibt es in Amerika nicht. So ureigene Sachen, die man nur in Europa oder besonders in Deutschland hat. Das find ich schön. Deswegen sind auch immer viele Bilder vor Ruinen oder so. Das spielt auch irgendwie eine Rolle. Ist ja auch Metal. Ich wusste immer nie warum, aber jetzt weiß ich auch warum das so ist. Das ist eine Mystik und das mach ich heutzutage noch, obwohl ich schon überall auf der ganzen Welt war. Das ist etwas, was ich nur jedem empfehlen würde, der am Wochenende irgendwas Schönes machen möchte. Das ist superspannend, ja.

Matthias. Ja, bei uns in Hannover gibt es nicht ganz so viel außer dem Schloss, aber ich komme ja aus dieser Gegend und kenne mich da ganz gut aus.

Doro: Die eine Strecke vom Rhein da gibt es ja sicher so circa 20 Burgen und Ruinen am Stück. (Gemeint ist die Deutsche Burgenstraße). Ja, in Hannover gibt es nicht ganz so viel, aber auch wunderschön. Da gibt es eine an der Mosel, das heißt Beilstein, das wird dir wahrscheinlich nichts sagen, die haben auch so eine Burg, die heißt glaube ich Burg Metternich, das ist so ein kleines Örtchen, da gehe ich immer so gerne hin.

Matthias: Da weiß man ja dann, wo man dich treffen kann.

Doro: So einmal im Jahr in der Natur. So um die Kräfte aufzuladen. Wir haben auch schon einige Male auf Burgen oder vor Ruinen gespielt. Das war immer spektakulär. Wir haben schon oft vor einer Burg oder in einem Burghof gespielt. Auch letztens in Luxemburg. Eine Wahnsinnsburg. Groß. Und dann haben die meinen Dressingroom eingerichtet und die Promoter wollten mir eine Freude machen, und haben gesagt: „Wir haben den Dressingroom ganz toll hergerichtet“. Und ich so „Ach super.“ Und dann bin ich dort mit und dann war das im Verlies. Dann hab ich gesagt: „Hier kann ich nicht bleiben“. Dann haben wir das in den Vorhof verlegt. Das ist der einzige Ort, wo ich nicht gern hingehe in Burgen. Viele Leute gucken sich das ja an. Das kann ich aber nicht. Verlies und Kerker, nein. Obwohl ich bei Metal affin bin. Dann waren die ganz enttäuscht und die haben sich so Mühe gegeben. Mit Kerzen und geschmückt, Aber ein Blick reichte und dann bin ich schnell wieder raus. Dann sind wir glaub ich in das Vorzimmer von der Toilette gegangen. Na ja, das war dann schon okay. Nur kein Verlies. Weil ich spür auch immer die ganzen Sachen so. Ich spüre viele Energien. Wenn da jemand umgekommen ist. Da muss ich immer sehen, dass ich mich vor einem Konzert in den richtigen Mindframe bringe, dass ich gut drauf bin.

Matthias: Du willst ja auch mit einem positiven Gefühl auf die Bühne und nicht mit den Gedanken daran.

Doro: Genau.

Matthias: Ja, ich weiß jetzt nicht, ob da schon jemand mit der Stoppuhr neben dir steht, haha.

Doro: Ja so langsam. Das geht hier immer alles im Halbstundentakt. Hast du denn noch eine Frage?

Matthias: Also, ich wollte dich zum Abschluss noch fragen, ob du deinen deutschen Fans noch irgendetwas Besonderes mitteilen möchtest?

Doro: Die deutsche Platte ist für die ganzen Liebhaber deutscher Songs. Ich hoffe es gefällt den Leuten. Auf der Tour werden wir natürlich auch ein paar deutsche Songs spielen und die deutsche Version von „Heroes“ ist all unseren Helden gewidmet. Wie Lemmy, Ronnie James Dio, David Bowie und Marc Bolan. Mit dem bin ich halt aufgewachsen und hab den so geliebt. In der Glamrock-Zeit, als ich meine Liebe zur Musik entdeckt habe. Ich hoffe es gefällt den Leuten, ich hoffe, man sieht sich bald auf Tour. Und wer nicht so auf Deutsch oder Balladen steht, die neue Platte ist in der Mache und schon zu mehr als 80 % fertig geschrieben. Und kommt dann pünktlich nächstes Jahr zu Wacken raus. Da wollen wir dann schön Jubiläum feiern mit neuer Platte im Gepäck. Da ist dann auch ein Song für Lemmy drauf. Der heißt „Living Life To The Fullest“. Und auch ganz viele Rock- und Metal Hymnen.

Matthias: Alles klar, dann hören wir uns vielleicht noch mal, wenn du dann dein neues Album veröffentlicht hast.

Doro: Ja, genau gerne. Ein deutscher Song ist auch drauf.

Matthias: Der darf auf keinen Fall fehlen.

Doro: Genau. Und ich bedanke mich bei all den Leuten für so viele Jahre. Das ist echt das Wertvollste, Schönste und die Fans sind das Wichtigste in meinem Leben. Und das wird auch immer so sein!

Matthias: Okay, dann wünsche ich dir auf jeden Fall etwas. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Viel Erfolg für das Album und für die Tour.

Doro: Ja, war superschön mit dir zu quatschen und ich hoffe, man sieht sich mal bei einem Konzert oder Festival oder irgendwo. Ich habe ja auch viele Verbindungen nach Hannover zu SPV zum Beispiel und wir spielen da ja auch immer im Capitol. Dann sieht man sich vielleicht dort. Dann hab noch einen schönen Tag und bis dann.

Matthias: Du auch und vielen Dank.

Bildquelle: Künstler - www.doromusic.de

Kategorie: Interviews