Interview mit Nathan Gray

Gray Cover Feral Hymns

Lange hatte NATHAN GRAY vor, ein Soloprojekt auf die Beine zu stellen. Jedesmal wurde doch etwas anderes daraus. Selbst das nach ihm benannte NATHAN GRAY COLLECTIVE war eben genau das - ein Kollektiv. Doch er selbst ist der Überzeugung, dass dies der Weg war, den er beschreiten musste, um nun doch sein eigenes Album aufnehmen zu können.

Neckbreaker hatte die Gelegenheit, mit Nathan zu telefonieren.

 

Sabrina: Hi Nathan. Was kannst du uns denn über dein Album erzählen?

Nathan: Oh, lass mal sehen. Es heißt “Feral Hymns”, wird am 19. Januar 2018 erscheinen und ist eine Sammlung von Songs, von denen die meisten ich geschrieben habe. Ein BOYSETSFIRE Song ist dabei, “Across five years”, was nun nur meine Interpretation des Songs ist. Ich würde sagen es bin ich und die Gitarre und auch die beruhigende Unterstützung einiger Freunde.

 

Sabrina: Also waren mehr deiner Freunde beteiligt als nur Pete Steinkopf, mit dem du das Album aufgenommen hast?

Nathan: Ja, Pete hat einige der Background Gitarren eingespielt, aber da war auch meine Freundin Elise, die das Cello spielt. Sie war dabei damals, als ich “Alone” geschrieben habe, weshalb es so ist, wie es ist auf dem Album. So wurde es ursprünglich geschrieben.

 

Sabrina: Also war sie damals bei THE CASTING OUT dabei?

Nathan: Der ursprüngliche Art, wie der Song für THE CASTING OUT geschrieben wurde, war ich und das Cello und dahin wollte ich wieder zurück. Und Pete hat diesen Freund, der einige der Piano Parts eingespielt hat, einige der komplexeren Piano Parts. Ich würde sagen, das ist es so ziemlich, ja.

 

Sabrina: Um ehrlich zu sein, hatte ich “Alone” gar nicht mehr auf dem Schirm, aber nachdem ich es jetzt nochmal gehört habe, liebe ich es.

Nathan: Danke schön.

 

Sabrina: Ja, das komplette Album ist toll geworden. Als ich hörte, dass du ein Solo Album aufnehmen willst, war ich ein wenig besorgt… na ja, das NATHAN GRAY COLLECTIVE war nicht so meins.

Nathan: Ja, das habe ich von einigen gehört, aber ich finde, das ist ok. Wenn ich eine neue Band habe, wie NATHAN GRAY COLLECTIVE oder I AM HERESY oder was auch immer, ist da immer etwas, was ich veröffentlichen will, weißt du was ich meine? Und ich verstehe, dass nicht jeder es mögen wird. Aber ich denke, du hast Recht. Dieses Album ist eher etwas, wonach die BOYSETSFIRE oder sogar THE CASTING OUT Fans bei einem Solo

Album suchen und es bin auch mehr ich. Ich hatte all die Jahre etwas Angst davor, das endlich zu tun. Endlich ich zu sein und mit der Gitarre auf einem Album. Ich meine, ganz ehrlich, ich denke ich hatte nie wirklich Vertrauen in meine Fähigkeiten als Musiker was das angeht. Offensichtlich meine Stimme - ich meine, ich sicher darin, aber nicht darin Gitarre zu spielen oder einen Song wirklich zu strukturieren und solche Dinge. Also war ich ein wenig besorgt, das wirklich zu tun, hatte aber dann genug Freunde, die sagten ‘Warum machst du das nicht? Das ist verrückt!’. Also ging ich raus. Ich spiele ihnen die reduzierten Songs vor, sie hörten was ich tat und waren so ‘Das ist das, was dir bestimmt ist zu tun, also tu es.’. Also nahm ich mich zusammen und tat es.

 

Sabrina: In deinen verschiedenen Bands und Projekten spielst du mit vielen verschiedenen Stilen. Was können wir nun von dir erwarten?

Nathan: Ich denke, was du erwarten kannst ist, dass ich Zeit in diese Solo Sachen investiere und ich denke, BOYSETSFIRE wird hin und wieder Dinge zusammen machen. Iich denke, diese beiden Dinge sind die, auf die ich mich wirklich konzentrieren werde mit einem Schwerpunkt auf meiner Soloarbeit. Ich denke nicht, dass ich mich belaste - ich habe die anderen Bands irgendwie aus meinem System raus. Ich mache Dinge wie z.B. versuchen, andere Musikgenres zu entdecken und solches Zeug, definieren, wonach ich suche. Ich glaube, ich habe endlich gefunden, wonach ich die ganze Zeit gesucht habe, indem ich tue, was ich bin - nur ich und meine Songs.

 

Sabrina: Das heißt also, deine zukünftigen Projekte gehen eher in diese Richtung als in die von Hardcore oder Elektronik?

Nathan: Ja, ich denke ab hier werdet ihr mehr NATHAN GRAY mit Gitarre hören Ob das eine Akustik- oder elektrische Gitarre sein wird, egal, aber es wird keine volle Band sein oder elektronisches Zeug oder sowas. Ich denke, es wird  mehr in die Richtung von “Feral Hymns” gehen.

 

Sabrina: Ok, das ist cool. Ähm.. ich bin echt schlecht darin, Texte zu interpretieren. Ich meine, ich kann für mich etwas darin sehen, aber was möchtest du uns mit den Texten dieser neuen Songs sagen?

Nathan: Vor allem möchte ich eine Emotion transportieren; ein Gefühl, das andere fassen können. Es sind nicht so sehr die Worte oder meine Erfahrungen, es geht mehr darum, ein emotionales und zutiefst gefühlvolles, künstlerisches Album zu schaffen. Dass Menschen die Texte hören und sagen ‘Ich verstehe es. Das berührt mich auf diese oder jene Art. Und ich kann mich daran festhalten, es bedeutet mir etwas und bringt mich voran.’  Ich denke, dass bei vielen der Songs, seien es nun mehr lebensbejahende wie “The waves crash down” und “Light & Love” oder eher etwas verzweifelte wie “Walk” und “Shades of Grey”, sich die Menschen an den Emotionen festhalten können, die Texte nehmen und sich davon durch schwere Zeiten helfen lassen. Und ich denke, dass sich diese harten Zeiten manchmal besser mit Inspiration durch Musik durchlaufen lassen. Und manchmal kommt man besser hindurch mit jemandem, der den Schmerz versteht, der die Dunkelheit versteht. Darum geht es in dem Album wirklich; den Menschen zeigen, dass da jemand ist, der auch da durch musste, der sie versteht und dass auch sie über diese Emotionen hinwegkommen können.

 

Sabrina: Du bist nicht alleine.

Nathan: Ja, genau. Aber wie ich schon sagte, sind da auch Songs wie “Light & Love” und “The waves crash down”, die mehr inspirierend sind ‘Hey, du kannst das. Du musst dich davon nicht zu Boden werfen lassen.’

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Sabrina: Du kommst im Februar nach Deutschland zu deiner ersten “echten” Solo Tour. Was erwartest du davon? Ich meine - du startest direkt nach dem Family First Festival, du kommst also von der großen Bühne und gehst in die kleinen Clubs. Was meinst du, wie das wird?

Nathan: Na ja, das ist schon ein wenig beängstigend. Ich meine, du weißt, dass diese Tour ausverkauft ist, was heißt es sind kleine Clubs und die werden voll sein. Und es wird hautnah sein mit einigem ziemlich persönlichen und dunklem Material. Was ich erwarte ist also eine Art von Gemeinschaft, in der Menschen ganz nah an die Musik heran kommen und ich freue mich wirklich sehr darauf, dass es nicht nur eine reine Show sein wird. Nicht nur ich, wie ich spiele und sie zuhören sondern dass die Leute wirklich mitmachen. Und das ist es, was ich daran liebe. Es wird klein und voll und die Leute können einen Anteil daran haben, mit dem was sie sehen, was sie erleben. Ich plane, über die Songs zu sprechen, die Menschen direkt anzusprechen - du weißt, was ich meine - sie in die Gefühle, in die Emotionen einzubeziehen und ich hoffe, dass wir alle miteinander lachen, weinen und eine wirklich bedeutende Zeit haben werden.

 

Sabrina: Da ist irgendetwas zwischen dir und Deutschland, oder? Irgendwie, irgendetwas spezielles…

Nathan:  (lacht) Ja, da ist wirklich was. Ich weiß nicht, ob ich es wirklich völlig verstehe, aber ich hinterfrage es nicht. Denn ich habe tatsächlich einen Ort gefunden - da ist eine magische Verbindung. Und ich versuche es nicht zu hinterfragen. Ich versuche nur, es zu schätzen und zu verstehen. Nicht jeder hat so etwas - wo man seine Musik spielen kann und das da ein Teil der Welt ist, der einfach liebt, was du tust. Ich bin dankbar dafür.

 

Sabrina: Ich meine, es ist großartig für uns, also…

Nathan: Ja, es ist witzig. Ich meine, einen Platz zu haben, wo die Menschen so auf deine Musik stehen, das ist fantastisch. Aber man hat auch Fans, die dir direkt sagen, dass das was du tust oder was du sagst Bullshit ist. Und insbesondere Deutsche, besonders Deutsche… Es ist ein Gag in Amerika, dass es eine Besonderheit der Deutschen ist, dass Deutsche dir sagen, wie es ist. Und was ich gelernt habe, ist, dass es wirklich so ist. Viele Deutsche, denen ich begegnet bin fühlen sich, als wären sie nicht wirklich ehrlich zu dir gewesen, als hätten sie gelogen also kommen sie zu dir und sind direkt. Wir Amerikaner dagegen sind eher ‘Gut, ich habe nichts Nettes zu sagen, also gehe ich einfach’ oder täuschen etwas vor, lächeln und machen weiter.

 

Sabrina: Ihr versucht, nett zu sein.

Nathan: Richtig. Ich habe gelernt, diesen Teil der deutschen Kultur zu schätzen,dieses ‘Ich sage dir genau, was ich darüber denke’. Ich liebe es weil… es gab eine Zeit, in der es mich wütend gemacht hat, aber wenn ich darüber nachgedacht hatte, hat es mich fast immer eine Lektion darüber gelehrt, wie ich an etwas herangehen sollte. Und nicht nur das - sogar wenn jemand kommt und etwas sagt, dass mich wütend macht, denke ich später darüber nach und komme zu der Erkenntnis ‘Ha, sie haben da einen guten Punkt, vielleicht war das nicht das Beste, vielleicht…’ Und vielleicht hätte ich dies besser erklären können, das besser machen und es macht dich ein wenig, hm… selbstreflektierter über Dinge, die du gesagt und getan hast, über die Musik die du machst. Ich habe wirklich gelernt, dass zu schätzen, denke ich.

 

Sabrina: Nach dem, was ich bei Facebook so verfolge, bis du eine sehr politische Person. Wirst du bei deinen Solo Sachen künftig auch mehr politische Texte bringen oder ist das eher eine BOYSETSFIRE Domäne?

Nathan: Ich denke, dass werde ich. Was ich jetzt mache, ich glaube wirklich, dass es das ist, was ich für eine sehr lange Zeit geglaubt habe. Ich fühle mich, als wäre es ein politisches Motiv, die Emotionen anspornen, bei der Art und Weise mit anderen umzugehen zu helfen, zu weniger Hass und mehr Liebe ermutigen und Menschen zu mehr Mitgefühl und Empathie für ihre Mitmenschen zu inspirieren. Menschen schaffen, die ausgeglichen sind und sich nicht von diesem Bullshit da draußen einholen lassen. Ich gehe davon aus, dass es mich eines Tages treffen wird - dieses Album ist ziemlich politisch also würde ich behaupten, es ist der nächste Schritt, wegen dem was ich gerade sagte - am Ende des Tages ist jede Person ist politisch. Vielleicht bin ich ein wenig tiefer drinnen und vielleicht bringe ich einige schwerere politische Gedanken mit, aber im Moment ging es eher um persönliche Anstrengungen. Ich denke, ich bin sehr politisch gesinnt, sehr sozial gesinnt. Und ich finde es wichtig, sich in diesen Dingen zu engagieren.

 

Sabrina: Eine Meinung zu haben und dazu zu stehen.

Nathan: Ja, absolut.

 

Sabrina: Was würdest du sagen, in welches Genre würdest du dieses Soloprojekt einordnen? Singer/Songwriter?

Nathan: Ich habe darüber nachgedacht, was es ist, denn ist kein Folk. I vermute Singer/Songwriter aber wenn man an Singer/Songwriter denkt, denkt man eher an Country oder Folk Einflüsse und na ja, das ist echt eine schwierige Frage. Ich konnte es bisher auch noch nicht einordnen, was in aller Welt ich da tue. Sorry (lacht).

 

Sabrina: Nathan, ich danke dir für deine Zeit und sehe dich im Februar!

 

“Feral Hymns”  kann aktuell noch bei End Hits Records in verschiedenen Bundle Versionen vorbestellt werden. Abgesehen von den neuen Songs werden auch einige den Fans bereits bekannte enthalten sein, wie z.B “Wayward Ghost” von NATHAN GRAY COLLECTIVE, “Quixotes last ride” und “Ebbing of the tide” von THE CASTING OUT. Insgesamt ist “Feral Hymns” deutlich näher an dem Nathan von BOYSETSFIRE, als er es mit Projekten wir NATHAN GRAY COLLECTIVE oder I AM HERESY war.

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Bildquelle: Uncle M / End Hits Records

Kategorie: Interviews