Interview mit Hamferð - Deutsche Version

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Anne: Ihr habt mich gebeten, nicht so viele Fragen zu stellen, aber da wir das Interview nach dem Konzert machen, muss ich doch noch eine Frage hinzufügen: Wie schlimm ist der Kater?

Theodor: Es ist ok.

Jón: Ziemlich gut. Es könnte viel schlimmer sein.

Theodor: Und wir haben eine Wohnung mit Badewanne, wir haben Bier im Kühlschrank, wir können also ein heißes Bad nehmen, ein Konterbier trinken und dann ist alles wieder gut.

Anne: Warum habt ihr die Releaseshow in Island gespielt und nicht auf den Färöern oder irgendwo in Europa, wo mehr Fans hätten kommen können?

Jón: Wir spielen eine Releaseshow auf den Färöern. Es ist nur… wir waren ziemlich spät dran, bzw. Wir waren nicht spät dran mit buchen, aber wir waren zu spät, da auf den Färöern gerade so viel los ist und wenn es dann vom Datum her passen soll. Wir machen es jetzt im März, wir haben es geschafft, die Location zu buchen, die wir wollten, wir haben die ganze Ausstattung. Also machen wir es im März. Wir haben uns auch mit den AUĐN-Jungs unterhalten…

Theodor: Sie haben auch ihr Album im November veröffentlicht und machen ihre Releaseshow jetzt, weil sie direkt auf Tour gegangen sind und sie spielen ihre Heimatreleaseshow danach. Ich denke, wir denken genauso. Dieses Datum jetzt passt nur zufällig zu unserem Veröffentlichungsdatum. Dann haben wir die Europatour im Februar und dann können wir die Releaseshow nach der Tour machen, wenn alles… weißt du, wenn wir die ganzen Sachen 25mal innerhalb von einem Monat gespielt haben und wir in einer guten Form sein sollten und…

Esmar: …wir die bestmögliche Show spielen.

Anne: Was hat sich für euch geändert, jetzt, wo ihr bei einem größeren und internationalen Label seid und warum war dieser Schritt jetzt wichtig und nicht 2012, als ihr den Deal mit Nuclear Blast abgelehnt habt?

Theodor: Wir waren schon immer sehr vorsichtig. Wir nehmen die Band sehr ernst und damals, 2012, waren wir eine zu kleine Band, um wirklich verhandeln zu können. Uns wurde der Vertrag vorgelegt und uns wurde gesagt “Unterschreibt oder nicht”, aber in dieser Vertrag enthielt zu viele Dinge, mit denen wir einfach nicht leben konnten. Ich meine, ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn wir damals unterschrieben hätten, aber jetzt es fühlt sich richtig an. Wir haben zuerst mal mit TUTL eine angemessene europäische PR und Vertrieb aufgebaut, wir sind etwas gewachsen, wir waren ein wenig auf Tour und jetzt fühlt es sich so an, als hätten wir eine solide Basis aufgebaut und hoffentlich auch eine größere Fanbase und wir hoffen, dass wir jetzt, wo wir bei Metal Blade unterschrieben haben, noch größer rauskommen.

Anne: Ich werde nicht fragen, um was es bei dem Album geht, da das ja jeder fragt, aber…

Theodor: Das kannst du nachher Jón fragen, er ist derjenige, der das beantwortet.

Jón [aus der Küche]: Nein, nein, das ist ok, frag nicht!

Anne: … aber habt ihr euch die Geschichte komplett selbst ausgedacht oder sind darin bestimmte Elemente aus der färöischen Sagenwelt enthalten?

Theodor und John: Jón!

Jón [immer noch in der Küche]: Das könnt ihr beantworten!

Theodor: Nein, nein, nein. Das ist eine Jón-Frage.interview 20180114 hamferd 01

Jón: Es gibt überhaupt keinen Grund, warum ihr das immer auf mich abwälzt, ihr wisst das genau!

Theodor: Ok. Jón hat die Geschichte geschrieben, inspiriert von der färöischen Sagenwelt, von bestimmten Elementen der färöischen Sagenwelt. Richtig?

Jón: Ja.

Theodor: Ich denke, das ist eine kurze Antwort.

Jón: Ich habe nicht direkt bestimmte Elemente von anderen Geschichten benutzt. War das deine Frage?

Anne: Ja.

Jón: Nein, keine bestimmten, nein. Es ist, wie Theodor schon sagte, inspiriert von dem, was uns allen üblicherweise erzählt wird, wenn wir aufwachsen, diese Sagengeschichten.

Anne: Hattet ihr geplant, eine Trilogie zu machen oder hat es sich eher so entwickelt?

Jón: Es hat sich einfach so entwickelt, ja. Beim ersten Album war es so, dass wir die Songs geschrieben haben und die Texte, bzw. ich schrieb die Texte zu jedem Song und dann stellte sich heraus, dass sie sich alle mehr oder weniger um die gleiche Sache drehten. Aber auf etwas unterschiedliche Arten. Als wir also die erste EP zusammenstellten, und versuchten, die Reihenfolge für die Songs festzulegen, überlegten wir, dass wir mit einem Song beginnen könnten, der ein Begräbnisstück ist und dann kommt ein rückblickender Song und anschließend ein Stück über den körperlichen Tod und ein Stück über den seelischen Tod. Es geht also um einen Typen, der stirbt und verschiedene Dinge durchmacht.

John [mit dramatischer Stimme aus dem Hintergrund]: Es beginnt mit dem Ende.

Jón: Ja, es beginnt mit dem Ende.

John: Und es endet am Anfang.

Jón: Es endet mit dem Anfang. [alle lachen]

Anne: Aber damals hattest du noch nicht die weitere Geschichte im Kopf?

Jón: Nein, ich hatte nicht die ganze Geschichte im Kopf. Es wuchs mit der Zeit. Und dann kam “Evst”…

Theodor: Es ist natürlich gewachsen.


"Es kommt nicht darauf an, ob du genau weißt, um was es geht, solange du der emotionalen Reise folgen kannst"



Anne: Ich finde es ist schwer zu verstehen ohne zusätzliche Informationen. Selbst wenn man etwas färöisch kann, finde ich es schwer, die Geschichte zu verstehen. Ist das ein Problem für euch?

Jón: Nein, das finde ich nicht, denn es war nicht wirklich… es hat viel Raum in Interviews und so eingenommen und jetzt mit diesem Album wird es wirklich groß, und die Geschichte hat das gesamte Artwork drumherum inspiriert. Aber wirklich die Texte zu lesen, und die Texte zu verfolgen, während man die Musik hört – selbst Färinger wären nicht in der Lage, wirklich zu verstehen, was von Song zu Song passiert. Es ist mehr wie eine Selbsterkenntnis der Charaktere, was da passiert und viele Details sind gar nicht in den Texten enthalten, es ist mehr eine Art Rahmen für die Geschichte.

Anne: Also ist die Geschichte selbst gar nicht so wichtig?

Jón: Nein, vielleicht nicht. Es ist eine große Sache, eine gute Sache, sie zu kennen, wenn du das Album anhörst, aber ich denke, davon hängt es nicht wirklich ab, wie man auf das Material reagiert.

Theodor: Es ist wie bei instrumentaler Musik – das hier ist ganz offensichtlich keine instrumentale Musik, aber ein Großteil der instrumentalen Musik oder klassischen Musik ist um Gefühle oder Themen und Klänge herum angeordnet und erzählt eine Art Geschichte, aber niemand kennt diese Geschichte wirklich und man muss seine eigene Interpretation dazu finden.

Jón: Ja, genau. Es kommt nicht darauf an, ob du genau weißt, um was es geht, solange du der emotionalen Reise folgen kannst.

Anne: Ich vermute mal, das ist auch der Grund dafür, dass ihr keine Übersetzungen anbietet.

Jón: Ja, vor allem weil es sehr schwierig ist, das überhaupt zu übersetzen…

John: Die Poesie geht in der Übersetzung verloren.

Jón: Das tut sie, ja. Ich könnte ein paar Erklärungen oder sowas schreiben, weißt du. Aber wenn ich das Zeile für Zeile machen würde – ich glaube nicht, dass das funktioniert. Stattdessen werde ich vielleicht bei zukünftigen Veröffentlichungen eine Art Erklärung oder Handlung für das Booklet oder sowas in der Art machen.

Anne: Hast du schon mal überlegt einen Gedichtband zu veröffentlichen?

Jón: Ja, habe ich. Und ich arbeite gerade an einem Roman.

John: Du wurdest dafür bezahlt, also musst du es auch machen. [alle lachen]

Jón: Ja, ich habe eine Finanzierung bekommen, wie nennt man das? Einen Zuschuss von der färöischen Kulturstiftung und ich arbeite an dem Roman, in dem es vor allem um “Támsins Likam” geht, vielleicht beinhaltet es auch die früheren Alben. Und es wird natürlich auf Färöisch sein. Ich muss es erst schreiben und dann kann ich überlegen, ob es auch eine englische Version geben wird.

Anne: Dinterview 20180114 hamferd 04a diese ganze Geschichte nun zum Ende gekommen ist, seid ihr eher traurig oder fühlt ihr euch eher erleichtert, dass ihr jetzt mit etwas neuem beginnen könnt?

Jón: Erleichtert, denke ich.

Theodor: Es ist gut.

John: Lasst uns jetzt einfach Songs schreiben. [alle lachen]

Theodor: Wir werden wahrscheinlich weiterhin Konzepte machen, aber wir müssen nicht notwendigerweise eine Geschichte erzählen. Es wird wahrscheinlich ein wenig anders werden, es wird beim nächsten Album ein anderer Ansatz sein.

Anne: Da eure Musik ja – mehr oder weniger – die Härten des Lebens auf den Färöern beschreibt, schließt das tatsächliche historische Ereignisse aus?

Jón: Hat es. Alles, was wir auf den letzten Alben gemacht haben, ist erfunden und es wurden nie Namen oder bestimmte Dinge genannt, es ist alles erdacht. Es ist nie wirklich in der Färöischen Kultur aufgetaucht, aber es ist eine Art Visualisierung des Färöischen.

Anne: Nein, ich meine: Würdet ihr sagen, dass ihr niemals einen Song schreibt über etwas, das wirklich passiert ist?

Jón: Wahrscheinlich in der Zukunft, ja. Ich habe überlegt, für das nächste Album über ein bestimmtes Ereignis zu schreiben. Ich habe mit Esmar und Theodor schon darüber gesprochen, aber ich habe mit dir noch nicht darüber gesprochen, John. Es ist eigentlich die ultimative Hamferðgeschichte [Hamferð bedeutet, dass man z.B. jemanden durch ein Dorf gehen sieht, obwohl derjenige in Wirklichkeit gerade auf See ist und dort gestorben ist, ein Phänomen, von dem auf den Färöern recht häufig berichtet wird] um darüber zu schreiben. Es geht um das Ereignis in Esmars Heimatdorf, wo so ziemlich alle Männer und Jungen starben, als sie versuchten, Grindwale zum Strand zu treiben. Ein ziemlich irres Ereignis. 1914 – nein, 1915, also vor 2 Jahren war es 100 Jahre her.

Anne: Also ist es so ziemlich das gleiche wie in Skarð, wo sie drei Unglücke hatten.

Jón: Haben sie es auch verlassen? Ich glaube, sie haben Zuwanderung von außen genutzt?

Anne: Das passierte nach dem ersten Unglück, aber ich glaube, sie hatten drei…

Jón: Meinst du Sandvík?

Anne: Nein, ich meine Skarð, auf Kunoy.

Jón: Oh, ja. Genau. Viele Dörfer sind so gestorben, auch Blankskáli auf Kalsoy, das nach einem Erdrutsch verlassen wurde. Aber Sandvík ist nicht gestorben, es gab einen Zuzug aus Hvalba.

Esmar: Ja, gab es, obwohl mehr Leute aus Hvalba gestorben sind. Es gab einen schrecklichen Sturm und Wellen.

Jón: Ja, sowohl Hvalba als auch Sandvík waren betroffen.

Esmar: Ja, ich glaube, 14 Männer starben. Und keiner war älter als 25, meine ich. Eine wirklich schlimme Sache, alle waren so jung.

Jón: Ja, und es gibt viele Geschichten um dieses Ereignis, auch einiges an Hamferð, und es wäre cool, auch endlich mal über Hamferð zu schreiben.

John: Die eigentliche Sache.

Jón: Die eigentliche Sache, ja. Also das wird vermutlich auf dem nächsten Album sein.


"Besonders letzte Woche ist alles einfach nur verrückt."



Anne: Ich finde, das Album unterscheidet sich musikalisch vom Album davor, aber soweit ich weiß, habt ihr bisher nur positive Reviews bekommen. Habt ihr auch negative Reviews bekommen oder habt ihr schon erste Reaktionen von den Fans?

Jón: Nein, keine wirklich negative. Einige waren nicht so lobend wie andere, aber…

Theodor: Es gab zwei oder drei wo die Reviewer schrieben, dass es sich wirklich gut anhört und dass es wirklich gut gespielt ist aber sie können keinen Bezug zum Album finden. Das ist das schlimmste, was wir hatten. Besonders letzte Woche ist alles einfach nur verrückt. Die schlechtesten Reviews waren 9 von 10.

Jón: 8 von 10!

Esmar: Ja, das ist wirklich schlecht. [alle lachen]

Jón: Wir hatten eines, das war 13 von 20.

Theodor: Und wir hatten das Sweden Rock Magazine, das uns 6 von 10 gab mit dieser Erklärung: Ja, es klingt wirklich gut und es ist gut gespielt, aber ja, ich kann da keinen Bezug herstellen. Aber das Sweden Rock Magazine ist ein schwedisches Rock/Power Metal Magazin…

Jón: Hat das Review der gleiche Typ geschrieben, der das Interview mit uns gemacht hat?
Theodor: Ich weiß nicht. Wahrscheinlich.

Jón: Ich habe dieses Review nie gesehen.

Theodor: Nein, ein schwedischer Freund von mir, der das Magazin liest, hat mir ein Foto geschickt. Er hat das Heft gelesen und uns gefunden. Es war nicht einmal ein schlechtes Review. Wir, oder zumindest ich, ich war etwas nervös bei diesem Album. Denn es ist etwas anders, es ist etwas esoterischer und stellt etwas höhere Ansprüche an den Hörer und die Reviewer. Du hast Hooklines, große Chöre und solche Sachen. Ich war ziemlich gespannt, zu sehen ob die Leute verstehen würden, was wir zu sagen versuchen oder ob es einfach an den Leuten vorbeirauschen würde bis sie es oft genug gehört haben. Was bedeuten würde, dass es vielen Leuten nicht gefallen würde. Aber es scheint, dass das einhellige, das fast einhellige Urteil bisher großartig ist, also verstehen die Leute tatsächlich, was wir zu tun versuchen. Das ist großartig.

Anne: Die nächste Frage ist wieder eine Jón-Frage, er muss also wieder herkommen [Jón ist wieder in der Küche].

Theodor: Jón! Mehr Jón-Fragen!

Anne: Ich finde, dein Gesang hat sich noch einmal verbessert. Hast du Unterricht genommen?

Jón: Nein. Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, ob ich dieses Mal irgendetwas anders gemacht habe als sonst.

Theodor: Du warst mit einer anderen Band auf Tour. [Jón war im Januar 2017 mit BARREN EARTH auf Tour]

Jón: Ja, ich denke, einfach zu spielen hat geholfen, weißt du. Ich werde immer besser, wenn ich kontinuierlich arbeiten kann.

interview 20180114 hamferd 03Anne: “Frosthvarv” wurde zusammen mit anderen Songs in dieser färöischen Radioshow gespielt, in der eine Art Jury über die Songs spricht und alle Mitglieder der Jury mochten den Song, aber einige der Hörer sagten, dass solche Musik nicht im Radio gespielt werden sollte. Was denkt ihr darüber?

Theodor: Ich finde das lustig. Ich habe immer das Motto, dass wenn du etwas tust, das jedem gefällt, dann machst du etwas falsch. Es ist nicht als eingängige Musik gedacht. Und das färöische Radio ist…

Jón: …es gibt nur einen Sender und das ist ein Sender für alle…

Theodor: …und es gibt die, du weißt, älteren Leute und…

John: …langweilige Leute, vermute ich.

Theodor: Aber man kennt ja solche Leute und natürlich ist es ein extremer Metalsong mit Growls und unter den Hörern werden Leute sein, die es hassen werden, zumindest einige. Ich habe vor ein paar Jahren ein Interview mit ihnen gehabt in einer Show, wie heißt die noch gleich? “Brunch”, wo sie eine Person einladen, einen Musiker oder Künstler oder Sportler oder was auch immer und die Show dauert eine Stunde und man diskutiert und solche Sachen. Und derjenige, der in der Show ist, der darf ein paar Songs aussuchen und ich spielte “New Millenium Cyanide Christ” von MESHUGGAH in seiner gesamte Länge im Radio, um 09:00 Uhr morgens – das war ein stolzer Moment! Viele Leute haben es gehasst, aber es haben auch viele geliebt.

Anne: Ihr habt letztes Jahr auf dem Dark Bombastic Evening Festival in Rumänien “Stygd”gespielt, so dass der Song auf YouTube zu finden war, lange bevor das Album veröffentlicht wurde. Ist das ein Problem für euch? Denn z.B. meine Freunde von COMMUNIC spielen nie einen Song live, der noch nicht veröffentlicht wurde, da sie der Ansicht sind, dass keiner ihrer Songs in schlechter Qualität veröffentlicht werden soll.

Theodor: Ich kann diese Meinung absolut verstehen und ich stimme dem zu, aber gleichzeitig haben wir diese Songs so lange zurückgehalten und es war an der Zeit, etwas Neues zu spielen. Wir dachten uns einfach: “Was soll’s, wir sind nicht so groß und hoffentlich werden die Leute nicht drauf anspringen und es wird sich nicht verbreiten”. Und das tat es nicht. Es ist da, aber niemand hat wirklich darauf reagiert, von daher…

John: …der Veranstalter wollte auch neues Material hören…

Theodor: Ja.

Jón: Aber, weißt du, wenn es gut funktioniert, wenn der Sound gut ist, dann wäre es auch gute Werbung für das Album gewesen.

Theodor: Ich denke, die einzigen Leute, die sich wirklich für so etwas interessieren, live Videos von unveröffentlichten Songs, das sind die Die Hard-Fans, die es sowieso lieben, selbst wenn es beschissen klingt, von daher habe ich mir nicht zu viele Gedanken darum gemacht. Und ich denke, wenn man eine Single veröffentlicht, erreicht man die Leute auf eine andere Weise als wenn es so an die Öffentlichkeit gelangt.

Anne: Bisher wurden all eure Cover von färöischen Künstlern gestaltet. Wie seid ihr in Kontakt mit Costin [Chioreanu, rumänischer Künstler] gekommen?

Theodor: Costin trat mit uns in Kontakt. Wir haben einen gemeinsamen Freund, Jörg Düsedau, unser Bookingagent. Und Costin hatte von der Band gehört, war ein großer Fan der Band und wollte gerne mit uns zusammenarbeiten und wir sind große Fans von Costin, es war also einfach sinnvoll.

Jón: Und ich finde, seine Kunst ist unglaublich. Auf den Färöern sind alle, die Cover gestalten und solche Sachen machen verschiedenen Künstler, die das Medium nicht wirklich gewöhnt sind. Daher ist es oft eine Menge Arbeit und manchmal auch Ärger, bis man alles in der richtigen Form hat.

Theodor: Costin ist einfach… seine Kunst sieht fantastisch aus und er macht das Ding weil er wahrscheinlich dreißig, vierzig Coverdesigns pro Jahr macht. Er ist verrückt. Und es ist viel effizienter.

Jón: Weil er das Vollzeit macht, steht seine Professionalität über allem. Das, kombiniert mit der Tatsache, dass er fantastische Kunst macht, hat dieses Mal alles viel einfacher als bei den vergangenen Alben gemacht.

Esmar: Er verstand, was wir wollten und gab uns was wir wollten.


"Wenn du etwas tust, das jedem gefällt, dann machst du etwas falsch."



Anne: Was ich faszinierend fand ist, dass Costin sagte, dass er nicht nach Fotos von den Färöern gegoogelt hat, aber in seiner Kunst sind letztendlich doch Bilder tatsächlich existierender Orte aufgetaucht.

Theodor: Nun, das ist nicht ganz korrekt. Wir haben ihm ein paar Naturaufnahmen geschickt und das Cover ist eines dieser Fotos, aber er hat das wahrscheinlich vergessen. Aber es gibt ein paar andere Zufälle bezüglich des Artworks, die viel interessanter sind. Das Kleid, dass die Frau auf dem Cover trägt, sieht der färöischen Nationaltracht der Frauen sehr ähnlich und ich glaube nicht, dass er das vorher schon mal gesehen hat. Wir haben ihm nichts in der Richtung geschickt und er hatte keine Ahnung. Und das gleiche gilt für das Lyrikvideo für “Hon Syndrast”: Das ist besonders ein Part, der tatsächlich wie ein Gemälde von William Heinesen aussieht. William Heinesen ist einer der bekanntesten Färöischen Künstler, mit einem sehr eigenen Stil. Also habe ich Costin gefragt, ob er schon jemals etwas von William Heinesen gesehen hat und er hatte keine Ahnung wer das ist. Also schickte ich ihm ein paar Links. Total seltsam. Denn die Stile sind sich sehr ähnlich.

Anne: Vor ein paar Tagen sah ich zufällig ein Bild auf eurer Facebookseite von 2016 von Tjørnuvík, und ich dachte, dass er das wahrscheinlich gesehen hat.

Theodor: Ja, wir haben ihm das geschickt, aber zum Glück hat er die Geistesgegenwart besessen, es ohne Risin und Kellingin [zwei berühmte Felsen] zu zeichnen. Wir waren so glücklich, dass er das gemacht hat, denn ansonsten hätte es wie ein Touristenfoto ausgesehen.

Anne: Glaubt ihr, dass ihr jetzt einen Punkt erreicht habt, an dem ihr eigene Künstlerfacebookseiten braucht? Denn bisher nutzt ihr ja nur eure privaten Facebookseiten.

John: Nein, das glaube ich nicht.

Jón: Ich glaube nicht, dass das notwendig ist.

Theodor: Ich meine, wir bekommen mehr und mehr seltsame Freundschaftsanfragen, aber um ehrlich zu sein, habe ich aufgehört, sie anzunehmen.

John: Vielleicht Jón. Jón ist THE VOICE.

Jón: Ich denke, wir sind nicht bekannt genug.

interview 20180114 hamferd 02Anne: Ihr feiert dieses Jahr auch den 10. Geburtstag der Band. Werdet ihr das auf irgendeine Weise feiern?

Esmar: Diesen Sommer ist unser 10. Geburtstag.

Jón: Wir müssen etwas machen, aber wir haben noch nicht wirklich herausgefunden, was. Vielleicht machen wir nur eine Party für uns, vielleicht halten wir ein…. Ich weiß nicht.

Theodor: Wir sollten eine 10-Jahre-Jubiläumstour machen und nur unsere alten Songs spielen.

Esmar: Unsere beiden alten Songs!

Jón: Absolut. Nein, das wird nicht passieren.

Anne: Ja, das ist meine nächste Frage: Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, einen Rerelease der Demo auf den Markt zu bringen?

Jón: Nein.

Theodor: Wir haben darüber nachgedacht, aber das wird nicht passieren. Einer der Songs…

Esmar: …einen der Songs spielen wir immer live.

Theodor: Ja, es gibt zwei Songs und “Opið Hav” ist – ja, das ist Geschichte. “Ódn” ist einer meiner Lieblingssongs um ihn live zu spielen und ich weiß nicht, ob wir den auf irgendeine Weise neu aufnehmen werden; Wahrscheinlich irgendwann, ja. Denn es ist ein fantastischer Song, er braucht nur mal eine anständige…

Esmar: …er müsste mal aufgemöbelt werden.

Theodor: Oder wir machen eine Liveaufnahme in guter Qualität.

Esmar: Das könnte eine gute Idee sein.

Anne: Und die letzte Frage ist wieder eine Jón-Frage: Soweit ich weiß, hast du deinen Nachnamen auch offiziell geändert. Warum war das für dich wichtig, warum hat es nicht gereicht, ihn z.B. als Künstlernamen zu haben?

Jón: Nun, ich habe meinen Namen nicht wegen der Band geändert. Hauptsächlich deswegen, weil mein Name Hansen war und Hansen ist der mit Abstand häufigste Name auf den Färöern und da ist überhaupt nichts Spezielles daran. Und dann heißt keiner meiner Eltern mehr Hansen. Sie sind jetzt verheiratet, aber sie haben nicht den Namen des anderen angenommen oder so. Mein Vater hieß Hansen, meine Mutter heißt Andreasen und mein Vater hatte einen Mittelnamen, Meinertsson, von seinem Vater und er hat einfach Hansen weggelassen und heißt jetzt Meinertsson und meine Mutter heißt Andreasen und ich hieß Hansen, was totaler Unsinn ist. Und ich mag Hansen nicht, habe es nie gemocht und es kostet nur 1.000 dänische Kronen es zu ändern, also habe ich es gemacht.

Anne: Also ist es ziemlich einfach, auf den Färöern seinen Namen zu ändern?

Jón: Ja, man muss mit ihnen diskutieren, es rechtfertigen. Ich habe einen Antrag gestellt, mit einer Begründung für meinen Namen und sie schrieben zurück, dass sie es vorläufig ablehnen wegen diesem und jenem. Da war etwas, was sie nicht verstanden, was ich versucht habe mit dem Namen zu machen und sie dachten, es hätte etwas mit Wellen zu tun und dann wäre die Grammatik falsch gewesen. Also habe ich eine Erklärung geschrieben, dass es nichts mit Wellen zu tun hat und sie waren zufrieden und haben es genehmigt.

Ich erspare unseren Lesen an dieser Stelle die folgende Diskussion über Namensänderungen auf den Färöern, in Island und in Deutschland, womit das Interview dann auch geendet ist, da dies ohnehin die letzte Frage war.

Ein fettes Dankeschön nochmal an die HAMFERĐ-Jungs, die dieses Interview möglich gemacht haben! (Anne)


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