Interview mit Steffen (My Sleeping Karma)

20150817 Interview MySleepingKarma Steffen 00Nachdem MY SLEEPING KARMA dieses Jahr mit „Moksha" ein weiteres richtig gutes Post-Rock-Album veröffentlichen haben, musste ich bei Drummer Steffen mal genauer nachfragen.

Pascal: Hallo Steffen,Pascal hier vom Neckbreaker-Magazin. Gratulation zur neuen Platte, ihr habt euch im Vergleich zu„Soma" tatsächlich noch gesteigert und ein 1A-Album veröffentlicht.

Steffen: Hey Pascal! Vielen lieben Dank für das Lob und die Möglichkeit zum Interview!

Pascal: Wie sieht bei euch das Songwriting aus? Sammelt jeder Ideen und im Proberaum wird alles zusammengetragen?

Steffen: Normalerweise kommen die Ideen von unserem Gitarristen (Anm. d. Red. : Seppi). Er nimmt immer mal wieder einzelne Riffs zu Hause auf sein Handy auf und sammelt Ideen. Wir hören uns die gemeinsam an und jammen mit dem Riff, das uns spontan gefällt, ein wenig. Wenn wir ein gutes Gefühl beim Spielen haben, behalten wir das Riff, bauen es aus und steigern es gegebenenfalls. Diese Jams werden dann aufgenommen und ausgebaut. Was sich nicht gut anfühlt, löschen wir recht schnell wieder. Wichtig ist für uns immer, dass sich die Riffs und insbesondere die Übergänge beim Spielen harmonisch und gut anfühlen. Wir achten eigentlich nie darauf, wie viele Riffs wir verwenden, oder ob da unbedingt ein heavy Teil drin ist, sondern gehen das Songwriting rein gefühlsmäßig an.

Pascal: Wie lange habt ihr insgesamt für Songwriting und Aufnahme von „Moksha" gebraucht?

Steffen: Wir sind relativ probefaul und brauchen immer ein wenig Druck, wenn es vorwärts gehen soll. Im Falle von „Moksha" haben wir uns nach dem letzten Sommerfestival in Portugal relativ regelmäßig getroffen und zwischen Ende August und Ende November die Songs geschrieben. Danach sind wir direkt ins Studio und hatten bis Ende Januar alles aufgenommen.

Pascal: Steht ihr lieber auf der Bühne oder gefällt euch auch die Studioarbeit gut?

Steffen: Sicherlich hat beides seinen Charme – aber wir lieben die Bühne um einiges mehr als das Studio.

Pascal: Wer hat das Album produziert, und seid ihr soweit mit seiner Arbeit zufrieden?

Steffen: Produziert haben wir das Album selbst. Wir haben ein eigenes kleines Studio, und ich vertiefe mich immer in den Technikkrams, nehme die Sachen auf und mische sie auch selbst. Lediglich das Mastering haben wir von einem anderen Studio machen lassen. Unsere Möglichkeiten sind natürlich – verglichen mit einem professionellen Studio – sehr begrenzt. Aber ich denke wir haben so weit das Bestmögliche rausgeholt.

Pascal: Zum ersten Mal in eurer Geschichte habt ihr ein Musikvideo veröffentlicht. Wie kam es zu der Idee?

Steffen: Das Video kam sozusagen zu uns (lacht). Zwei Jungs, die gerade Kommunikationsdesign studieren, hatten die Animation als Semesterarbeit gemacht. Nachdem das Video fertig war, haben sie Musik dazu gesucht und – da sie große MSK-Fans sind – uns angeschrieben, ob sie einen Song von uns verwenden dürfen. Das war perfekt, weil Napalm uns gefragt hatte, ob wir denn nicht ein Video machen wollten und wir uns daher gerade den Kopf darüber zerbrochen hatten, was wir als Video verwenden könnten. Also haben wir die Animationen benutzt und einfach noch die Sache mit den schwarzen Schatten dazu gedreht.

Pascal: Der Clip zu „Prithvi" ist in einem extrem coolen Stop-Motion-Stil gehalten. Kam dieser Einfall auch von euch?

Steffen: Wie gesagt war das Video schon da und wir fanden, dass es richtig gut zu unserer Musik passt. Musikvideos gibt es ja wie Sand am Meer, und dieses hebt sich ein klein wenig ab, da es auch eine gewisse künstlerische Note aufweist. Wenn die Jungs das Video nicht als Semesterarbeit gemacht hätten, hätten wir uns das vermutlich gar nicht leisten können. Das Video besteht aus fast 20.000 Einzelbildern und hatte eine Produktionszeit von über drei Monaten.

Pascal: Habt ihr schon mal darüber nachgedacht mit Gast-Sängern zu arbeiten, so wie zuletzt die Kollegen von LONG DISTANCE CALLING?

Steffen: Wir hatten bereits auf „Satya" eine Gastsängerin für einen Song. Man soll natürlich niemals nie sagen - aber grundsätzlich sind wir glücklich, wie es ist.

Pascal: Wie kam es überhaupt dazu, dass ihr ohne Sänger arbeitet und euch eher dem Post-Rock zugewandt habt?

Steffen: Wir haben uns immer mal wieder getroffen, um einfach ein wenig zu jammen, Bier zu trinken und zu quatschen. Zu dieser Zeit hatten wir parallel eine Stonerrockband mit dem Namen THE GREAT ESCAPE. Als der Sänger dieser Band überraschend ausgestiegen ist, haben wir ein paar bereits für THE GREAT ESCAPE gebuchte Gigs mit MY SLEEPING KARMA gespielt. Das kam dann so gut an, dass wir einfach weiter gemacht haben. Karma sozusagen.

20150817 Interview MySleepingKarma Steffen

Pascal: Welches Equipment verwendet ihr?

Steffen: Gitarre: Seppi spielt einen Laney Pro-Tube Lead Amp, eine 4x12" Marshall Box und eine PRS Starla. Die Effekte weiß ich leider nicht genau – aber eigentlich sind es nur zwei verschiedene Verzerrer, ein Delay, ein Chorus (alles Boss) und ein Small Stone.
Bass: Matte spielt einen Ampeg SVT-II, eine Ampeg 8x10" Box und einen Music Man Stingray von 1976. Er verwendet einen Verzerrer, den ihm ein Kumpel (unser Merch-Mann) gebaut hat. Die Firma heisst Demon Pedals und der Verzerrer nennt sich „Mattix".
Soundboard: Norman verwendet einen Nord Lead 3, einen Korg MicroX und einen Acess Virus Synthesizer.
Drums: Ich spiele ein Drum Research Free Floating Drumset mit Kesseln der Firma Keller in den Größen 12", 14", 22", eine DW Satin Oil Snare 14"x6 und Sabian Becken 20" XS Medium Ride, 16" AAX Crash, 16" AAX Explosion Crash und 13" Fusion Hats.

Pascal: Seid ihr richtige Technik-Fanatiker und testet oft neue Effekte aus, oder bleibt ihr lieber bei dem, was ihr kennt?

Steffen: Das bleibt eigentlich immer gleich. Wenn man mal einen Sound hat, mit dem man zufrieden ist, muss nicht wirklich etwas geändert werden. Zumindest ist das nicht so unser Ding.

Pascal: Wo liegen eure musikalischen Haupteinflüsse?

Steffen: Wir sind alle mit dem Heavy Metal der 80er und 90er aufgewachsen. Das hat bis heute irgendwie den größten Einfluss. Wir sind zwar alle sehr offen hinsichtlich Musik und haben diverse Phasen (Drum´n´Bass, Trance-Techno, Triphop etc) durchgemacht – aber im Endeffekt ist Metal das, was bei uns im Bandbus mit Abstand am Häufigsten läuft.

Pascal: Was für Bands/Musik/Alben hört ihr zurzeit so?

Steffen: Offen gestanden sind wir nicht wirklich up to date mit neuen Bands. Wir haben kürzlich auf einer langen Fahrt fünf oder sechs Sampler von diversen Musikmagazinen durchgehört und bis auf ein, zwei Bands ist leider nicht wirklich viel hängen geblieben. Das letzte Album, das mich persönlich nachhaltig beeindruckt hat, war „Crippled" BLACK PHOENIX.

Pascal: Beschäftigt ihr euch privat nach wie vor mit vielen Neuerscheinungen?

Steffen: Nein – fast gar nicht. Der Einzige, der viele neue Sachen hört, ist unser Keyboarder Norman.

Pascal: Sofern diese Frage für euch in Ordnung ist, geht ihr nebenbei noch einem regulären Job nach oder könnt ihr von der Musik leben?

Steffen: Wir haben alle noch einen Job und gehen „normal" arbeiten. So viel wirft die Band nicht ab, dass wir davon leben könnten.

Pascal: Wie seid ihr zu eurem Plattenvertrag gekommen?

Steffen: Das mag ungewöhnlich klingen – aber wir sind eine der ganz wenigen Bands, die tatsächlich von einem A&R „angeworben" wurden. Der A&R von Napalm ist ein großer Fan von MY SLEEPING KARMA und irgendwann haben wir uns mit ihm getroffen und uns seine Argumente angehört. Nachdem das alles richtig gut geklungen hat, haben wir unterschrieben, was – im Nachhinein betrachtet – eine super Entscheidung war.

Pascal: Welches Konzert ist euch bisher am Besten in Erinnerung geblieben?

Steffen: Ein ganz bestimmtes Konzert hervorzuheben wäre nicht fair. Auf die eine oder andere Weise machen uns alle Konzerte super Spaß! Wir waren aber alle super beeindruckt, als wir auf dem „Desertfest London" im Koko gespielt haben. Das war wirklich der Hammer. Da gab es gefühlt sechs Balkone und der oberste Rang war so hoch, dass man den Kopf in den Nacken legen musste, um hochschauen zu können. Das gesamte Publikum war trotz der Größe supernah an der Bühne. Man hatte das Gefühl, zu jedem einzelnen hingreifen zu können und der Sound war der Hammer. Das war wirklich sehr beeindruckend.

Pascal: Gibt es eine bestimmte Location, wo ihr gerne mal spielen würdet?

Steffen: Wir haben in unserer Karriere schon fast alles gespielt, was man sich so vorstellen kann: Auf einem Schiff, in einem Zug, in einer Burg, im Wald, am Meer, in einem Steinbruch ... mal sehen, was das Universum noch so für uns bereithält. Wir sind diesbezüglich vorbehaltlos und freuen uns auf das, was kommt.

Pascal: Gibt es eine bestimmte Band, mit der ihr gerne die Bühne teilen würdet?

Steffen: Da gäbe es ganz viele zu nennen – aber ich denke, wenn ich IRON MAIDEN und TOOL nenne, sind alles damit einverstanden (lacht).

Pascal: Vielen Dank für deine Zeit.

Steffen: Danke Dir für's Fragen stellen und Euch für's Lesen. Keep your good karma.

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