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interviews 20160409 moonsorrow1Mit ihrem vierten Album „Verisäkeet“ setzen die Finnen zum Sturm auf eine Spitzenposition im Viking Metalbereich an. Doch eine gewisse Tourmüdigkeit sorgte dafür, dass man in Europa von Bands wie ELUVEITIE oder EQUILIBRIUM kommerziell überholt wurde. Dazu verlor das Genre in den letzten Jahren etwas an Boden, so dass sich einige Protagonisten der Szene zuletzt sehr rar machten. MOONSORROW sollten fünf Jahre brauchen, um im Frühjahr mit „Jumalten Aika“ endlich wieder ein neues Album an den Start zu bringen. Direkt nach der Veröffentlichung ging es mit ihren Landsleuten von KORPIKLAANI auf Tour, welche sie auch ins französische Selestat führte. Hier hatte NECKBREAKER kurz vor der Show die Möglichkeit, einen hektisch beschäftigten, aber sehr netten Mitja Harvilahti zu interviewen.

MetalPfälzer: Hallo Mitja, zuerst einmal will ich Dir danken, dass es noch so kurzfristig vor der Show geklappt hat mit dem Interview. Kommen wir gleich auf das neue Album zu sprechen, seit dem letzten sind ja fünf Jahre ins Land gegangen, aus welchen Gründen dauerte es dieses Mal so lange?

Mitja Harvilahti: Zuerst nahmen wir uns ein Jahr Auszeit, um mit der letzten Scheibe abzuschließen und unsere Batterien neu aufzuladen. Dann wurden einige Bandmitglieder Vater, was die Band etwas in den Hintergrund rückte. Henri (Sorvali – etatmäßiger Gitarrist und Hauptsongschreiber, Anm. d. Autors) war dann auch mit dem letzten FINNTROLL-Album beschäftigt, was seine Zeit in Anspruch nahm. Erst danach konnten wir ans Komponieren neuer Songs gehen, was sich über ein Jahr hinzog. Wir mussten uns auch einig werden, welche Themen wir behandeln, weil wir wieder verstärkt mythologische Aspekte behandeln wollten. Als es dann endlich losging, waren wir sehr zufrieden mit dem neuen Material und konnten es kaum erwarten, es aufzunehmen. Das letzte Jahr war daher ein sehr geschäftiges, weil wir fast durchweg mit den Arbeiten an „Jumalten Aika“ beschäftigt waren. Ja, so schnell gehen eben fünf Jahre ins Land.

MetalPfälzer: Du sprachst Eure Familien an, da drängt sich die Frage auf, wie ihr die Band betreibt, als Vollzeitprojekt oder habt ihr nebenher andere Jobs?

Mitja Harvilahti: Wir haben alle unsere reguläre Arbeit neben der Band, es ist nicht unser Ziel von der Band zu leben. Ich denke, die Bandgeschäfte machen am meisten Spaß, wenn Du nur die Zeit nimmst, die Du wirklich damit verbringen willst. Bei uns besteht keine Not, etwas mit der Band zu machen, auf Tour zu gehen um unsere Rechnungen zu bezahlen, sondern nur, wenn wir wollen, das ist eine ideale Situation für uns.
Das Leben in Finnland ist teuer und ich möchte keine zehn verschiedene Einkommensquellen verwalten müssen. Da muss ein gewisser Grundstock durch normale Arbeit gegeben sein, ansonsten wären wir dazu verpflichtet, ständig unterwegs zu sein, was für die Familie nicht so gut ist. Es ist gut, dass wir Zeit haben, andere Dinge zu tun, dass wir nicht nur die Band in unserem Leben haben, dann hast Du an der Arbeit daran den meisten Spaß. Ich fühle mich nicht wohl dabei, wenn etwas zu notwendig wird, ich brauche da meine Freiheiten, etwas tun zu können, wann ich es mag.

MetalPfälzer: Wer schrieb die Songs für das neue Album?

Mitja Harvilahti: Das meiste kam von Henri, aber er hat uns beim Arrangieren viel involviert. Jeder war die ganze Zeit anwesend, als die Songs ausgearbeitet wurden, da wurde über die Möglichkeiten diskutiert, welche Arrangements funktionieren würden oder nicht. Das war wohl die beste Zusammenarbeit seit „Verisäkeet“.

MetalPfälzer: Wie immer in der Vergangenheit so sind auch die Songs auf „Jumalten Aika“ wieder sehr lang. Sind die Stücke von Beginn an kompositorisch so ausgelegt oder schält sich das während der Arbeit im Studio so heraus?

Mitja Harvilahti: Es ist eher so, dass wir gelernt haben, lange Songs zu schreiben, denn das haben wir selbst als Fans schon immer gemocht. Wir wollen gar keine kurzen Stücke mit unserer Band machen, wir mögen epische Geschichten, daher schreiben wir auch epische Musik. Wenn Du einmal weißt, wie Du an die Sache heran gehen musst, dann ergibt sich das von ganz alleine. Auch wenn die Lieder wieder sehr lang sind, so unterscheiden sie sich doch von früheren Sachen. Es gibt mehr abrupte Wechsel, es ist rhythmischer als bisher, wir wollen den Songs viele Facetten geben, damit man in den zehn Minuten auch immer noch etwas entdecken kann.

MetalPfälzer: Auf „Jumalten Aika“ gibt es mit „Suden Tunti“ eine kürzere Nummer, zu der ihr ein Video gedreht habt. Der Clip ist eine Mischung aus animierten Parts und Bandperformance, sind die animierten Personen eine Art Alter Ego der Mitglieder von MOONSORROW?

Mitja Harvilahti: Nein, es hat nichts mit unseren Personen zu tun, lediglich Ville ist von uns dort zu sehen. Die Geschichte ist ebenso wie der Song von der nordischen Mythologie beeinflusst, hier geht es um den Kampf von Odin gegen Fenriz. Alles im Video basiert wie vieles von uns auf den traditionellen nordischen Mythen der Edda. Es repräsentiert nicht die Bandmitglieder, es ist eine rein fiktive Geschichte.

MetalPfälzer: Woher kommt Euer Interesse an den mythologischen Themen?

Mitja Harvilahti: Wir haben uns alle schon immer sehr für diese Themen interessiert. Dazu kommt auch der Bezug zur Musik, viele norwegische und schwedische Bands, die uns beeinflusst haben, verwenden diese auch in ihren Texten. Von daher war es ein kleiner Weg für uns, lyrisch solche Dinge mit der eigenen Band anzugehen. Das hat auch den Vorteil, dass es Massen an alten Geschichten gibt, von daher geht Dir der Stoff nie aus.

interviews 20160409 moonsorrow2MetalPfälzer: Die nordische Mythologie wird ja in der heutigen Zeit immer wieder von Menschen mit politisch mehr als fragwürdigen Ansichten missbraucht, weswegen man auch schnell in eine Ecke gestellt wird. Gab es gegenüber Euch schon Anschuldigungen dieser Art?

Mitja Harvilahti: Einmal wurden wir 2008 in Deutschland mit solchen Vorwürfen konfrontiert. Da hielt uns jemand vor, wir wären Nazis und begründete dies mit einer sehr merkwürdigen Argumentationskette, bei der viel aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Doch davon war absolut nichts wahr, wir sind eine komplett unpolitische Band und lehnen solche Ideologie ab. Jeder wusste, dass dies Blödsinn ist, aber wir mussten einen Prozess gegen ihn anstrengen. Eine traurige Geschichte, die zum Glück mit einem guten Urteil für uns ausging. Uns ist natürlich schon bewusst, dass die Mythen und Symbole ständig von Rechtsextremen missbraucht werden, das ist pure Dummheit, mich macht sowas krank.

MetalPfälzer: Ja, es nervt, weil es auch unsere Freiheiten einschränkt, die Worte „Ehre“ und „Stärke“, immerhin ein Albumtitel von Euch, kann man in Deutschland gar nicht mehr verwenden, dabei steckt sicherlich nichts schlechtes darin. Lass uns nach al den schlechten Aspekten der Vergangenheit doch etwas in die Zukunft schauen, was steht bei MOONSORROW demnächst auf dem Plan?

Mitja Harvilahti: Wir spielen im Sommer viele Festivals und dazwischen auch ein paar Konzerte. Das meiste davon in Europa, wobei ich hoffe öfter zu Euch nach Deutschland zu kommen. Es steht aber noch nichts fest, auf jeden Fall wird es ein stressiger Sommer. Gegen Ende des Jahres hoffen wir auf eine Nordamerikatour und eine weitere Europatour, aber wie gesagt, das ist alles noch in Planung.

MetalPfälzer: Seid ihr eigentlich mit Euren Tourpartnern KORPIKLAANI befreundet?

Mitja Harvilahti: Ja, schon seit Jahren!

MetalPfälzer: Ich frage, weil ihr ja eine Doubleheadlinertour spielt, da hilft Freundschaft um das mögliche Ego der eigenen Band etwas zurück zu fahren. Wie läuft die Tour bisher?

Mitja Harvilahti: Sie hat ja erst begonnen, gestern haben wir beide auf einem Festival gespielt, das war richtig gut besucht, nun geht die eigentliche Tour los. Wie ich hörte sind fast alle Shows in Frankreich, wo wir viel spielen, bereits ausverkauft, das sind gute Voraussetzungen. Bei Euch in Deutschland haben wir nur einen Termin, kann Dir aber nicht sagen, wie es da laufen wird.

MetalPfälzer: So, nun will ich Dich nicht länger aufhalten, ich weiß, Du musst bald auf die Bühne, danke nochmal für Deine Zeit!

Mitja Harvilahti: Vielen Dank auch an Dich!

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