interview lunarshadow 01Mit "Far From Light" kommt ein furioses Debüt einer jungen, aufstrebenden Band namens LUNAR SHADOW auf den Markt. Ihre Art von epischem Metal klingt einerseits recht eigenständig, andererseits würde ich nie auf eine deutsche Band tippen. Das meine ich durchaus als Kompliment. Band-Brain Max klärt auf über das Phänomen dieser neuen Metal-Hoffnung!

Ralf: Grüß dich Max. Gratulation zum ersten Longplayer "Far From Light", ein sehr geiles Album. Kannst Du mir etwas über die Anfänge mit LUNAR SHADOW erzählen – wie kamt ihr auf den Namen?

Max: Gratia ago. Die Band besteht schon seit meiner Schulzeit um 2008 herum, allerdings stets ohne echtes Line-Up. Ich lebe im totalen Niemandsland und es war schwierig passende Leute zu finden. Wirklich geboren wurde LUNAR SHADOW dann im Jahr 2015 mit der Aufnahme unserer "Triumphator" EP und im jetzigen Bandgefüge.Der Name ist einfach eine kleine Huldigung an die alten In Flames und ihr "Lunar Strain" Album, eine nicht ganz unwichtige Scheibe für unseren späteren Sound.

Ralf: "Demo des Monats im Rock Hard", Auftritt beim "Harder Than Steel" Festival etc. Ihr habt ja einen echt guten Start hingelegt. Zufrieden mit dem bisher erreichten und was wäre der nächste Schritt in punkto Erfolg. Was bedeutet für Dich persönlich "Erfolg"?

Max: Der Start war in der Tat einigermaßen furios, das hat auch mich etwas überrascht. Für die genannte Auszeichnung und die Möglichkeit, als ersten Gig überhaupt sofort das Harder Than Steel spielen zu dürfen, bin ich sehr dankbar. Erfolg. Eine gute Frage. Ich bin kein besonders anspruchsvoller Mensch, was meine Band betrifft. Ich habe keine Ambitionen um die Welt zu touren, ich möchte auch nicht zu einem größeren Label oder endlos Platten verkaufen, all das ist mir völlig egal. Vieles von dem, was ich gerne erreichen wollte, habe ich tatsächlich schon realisieren können, das Signing von Cruz Del Sur zum Beispiel, von Anfang an mein Wunschlabel.
Wir spielen Heavy Metal. Und zwar eine limitierte Form davon, da wir uns selbst auch stark limitieren durch unsere Einstellung und Attitüde, beispielsweise unsere Entscheidung, wenig live zu spielen. Daher fällt materieller Erfolg raus. Mit Metal kann man kein Geld mehr verdienen, außer du gehst zu einem großen Label und spielst pausenlos, beides kommt wie oben erwähnt für mich nicht in Frage.
Erfolg mit LUNAR SHADOW hat für mich daher einen erdigeren, ideelleren Wert. Ich möchte etwas schaffen, das mir gefällt und auf das ich stolz sein kann. Ich möchte neue Fans dazugewinnen und ihnen meine Musik näherbringen, so dass diese für sie zu etwas teurem in ihrem Leben wird. Etwas geben und etwas zurückbekommen. Liebe und Leidenschaft, Feuer und Eisen.
Es gibt einige Festivals, die ich gerne mal noch spielen würde. Es gibt Bands, mit denen ich gerne einmal zusammenspielen würde. Wir werden sehen.

Ralf: Eure erste EP bekam ja allerorts starke Kritiken, wie hoch war der Druck bei einem vollen Album eine Steigerung hinzulegen? Ist es euch deiner Meinung nach dies auch gelungen?

Max: Von Druck würde ich nicht sprechen, da ich wenig nach außen sehe, sondern viel eher das tue, was ich möchte. Ich war zudem von dem Material überzeugt.
"Far From Light" ist zweifellos detaillreicher, etwas reifer, mit mehr Epik, die Songs sind auch beinahe alle etwas länger geworden. Ob das eine Steigerung darstellt, muss jeder für sich beurteilen.

interview lunarshadow 03

Ralf: Wo habt ihr aufgenommen und wie verliefen die Aufnahmen?

Max: Aufgenommen haben wir zusammen mit S. Von SULPHUR AEON, ein Tipp von meinem Kumpel Mario von ATLANTEAN KODEX. Er hat ein Studio im Ruhrgebiet. Die Aufnahmen empfand ich als durchaus sehr anstrengend. Wir haben uns bewusst viel Zeit gelassen, ich war auch bei so gut wie allen Sitzungen dabei, also nicht nur bei meinen Gitarrenspuren. Ich wollte so sicherstellen, dass jedes kleine Detail passt. Diese Tatsache und die erwähnte gründlichere Arbeit kann man denke ich im Endresultat auch hören. Bei der EP haben wir häufig First Takes nehmen müssen, wir standen ständig unter Zeitdruck, das wollte ich diesmal anders machen. Und dennoch sind solche in der Regel 12-Stunden-Tage im Studio hart. Irgendwann geht gar nichts mehr, die Ohren sind durch, die Finger, dein Geist.
Eine Anekdote vielleicht noch: "Far From Light" ist ein Album über den Tod. Bei unserer allerersten Aufnahmesession ging es unserem Produzenten super. Erst im Laufe des Tages fühlte er sich dann seltsam, am Ende bekam er Fieber und landete im Krankenhaus. Das war unser Einstieg in die Aufnahmen, wir mussten sie einige Wochen unterbrechen. Den genauen Grund der Erkrankung wissen wir immer noch nicht, ich denke, in unserer Musik ist einfach ein Hauch Grab mit hineingeflossen...

Ralf: Ihr habt viele komplexe Songs, wie läuft das Songwriting ab und würdest Du dich als Perfektionist bezeichnen oder bist Du schnell zufrieden zu stellen?

Max: Ich schreibe daheim etwas, lasse die Aufnahmen eine Weile ruhen, höre es mir nochmal mit Abstand an und wenn es mir weiterhin gefällt arbeite ich damit weiter. Ich bin ein Perfektionist. Ich war schon immer der Meinung, dass kleinste Detail, ein Drummroll, ein Harmonic an der richtigen Stelle, eine bestimmte Gesangsharmonie einen ganzen Song von "gut" zu "sehr gut" aufwerten können.

Ralf: Was sind Eure größten Einflüsse? Ihr habt ja auch diese rasenden Parts und auch relativ ruhige Teile in Eurerm Sound.

Max: Hier muss ich die alten IN FLAMES nennen, von denen meine Liebe zu Twin-Gitarren kommt oder auch AT THE GATES, UNANIMATED oder GATES OF ISHTAR. DISSECTION sind auch sehr wichtig. Dazu 70er Bands wie WISHBONE ASH oder BLUE ÖYSTER CULT wegen ihrer träumerischen, entrückten Musik.

Ralf: Wie sieht es literaturmäßig aus? Eure Musik lässt bei mir automatisch Bilder entstehen...

Max: Ich bin ein großer Verehrer der phantastischen Pulp-Autoren der 20er und 30er Jahre, wie Robert E. Howard oder Clark Ashton Smith. Als Büchersammler habe ich außerdem eine große Tolkien-Sammlung, ich liebe seine Schriften über alles. "The Kraken" wiederum ist von Alfred Lord Tennyson inspiriert, einem meiner liebsten Dichter.

Ralf: Das Coverartwork ist sehr beeindruckend? Von wem ist es und was stellt es dar?

Max: Das Gemälde heisst "Expulsion - Moon and Firelight" und stammt von Thomas Cole. CANDLEMASS haben beispielsweise auf "Nightfall" oder "Ancient Dreams" auch Bilder von ihm als Cover benutzt. Seine Werke haben mich schon immer beeindruckt, ich bin froh, dass es uns möglich war, die Nutzungsrechte zu erwerben. Die ursprüngliche Bedeutung ist die der Vertreibung aus dem Paradies, für mich bedeutet es aber die Abkehr vom Licht, von Hoffnung und Glück.

Ralf: Ihr werdet oft mit ATLANTEAN KODEX, DARK FOREST oder SOLSTICE verglichen. Siehst du starke Paralellen oder was verbindet euch mit den genannten Acts?

Max: Da alle drei Bands solche sind, die ich sehr, sehr gerne mag, freut mich das zunächst mal stets. DARK FOREST sind uns vom Stil her in der aktuellen Szene vielleicht am ähnlichsten, viele Twin-Gitarren. ATLANTEAN KODEX sind voll altem Feuer, in ihrer Musik geht es um das Vergangene und Unbekannte, Dinge, die auch mich reizen sowie immer wieder um Reminiszenzen an Lovecraft und Co, das verbindet uns. Außerdem teilen wir dieselbe Herangehensweisen und Ansichten, wenn es um Heavy Metal geht.
Gegen SOLSTICE kann man einfach nicht gewinnen. Ehrlich, kompromisslos. Integer bis es weh tut. Die epische Stachelkeule des Heavy Metal, schleppend und melancholisch. Wichtige Band.

Ralf: Wie wahr! Wie fing bei Dir alles an oder besser gefragt wer oder was hat dich mit dem Metalvirus infiziert?

Max: Als ich in der Grundschule die "Painkiller" von JUDAS PRIEST in die Hände bekam, war es aus. Das Drumintro, sowas hatte ich noch nie gehört. Die schreienden Gitarren. Der Gesang von Halford. Ich hatte überall Gänsehaut und konnte die Nacht vor Aufregung nicht mehr schlafen.
JUDAS PRIEST ist natürlich auch die beste Metal Band der Welt, keine Diskussion.

Ralf: Einigen wir uns auf "waren"...Wie sieht es mit zukünftigen Gigs, Festivalauftritten oder gar einer Tour aus?

Max: Wir werden auch in Zukunft nicht viel live spielen, ich habe da einfach keine Lust drauf. Eine Tour wird es nie geben. Wir werden weiterhin ausgesuchte Einzelshows spielen, von denen wir voll überzeugt sind und auf die wir Bock haben.

Ralf: Noch etwas, was Du uns mitteilen möchtest?

Max: Hört mehr BORROWED TIME. Death To Life.

interview lunarshadow 02

(Ralf)

Bildquelle: Band

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