Es bedarf schon eines ganz besonderen Grundes, wenn ich mich in die "verbotene" Stadt, sprich: Kaiserslautern aufmache. Aber okay, für geile Mucke vergesse ich für ein paar Stunden die (vor allem fußball-geprägte) saarländisch-pfälzische Rivalität und beginne das Wochenende mit einem standesgemäßen Paukenschlag: EMIL BULLS are in the house!
Zur der sich zum Ende neigenden "Oceanic"-Tour macht das bayrische Chartsturm-Quintett noch einmal in der Kammgarn Halt und hat mit TOS und GUNS OF MOROPOLIS einen viel versprechenden Support am Start. Der schwere Unfall, der sich vor einem halben Jahr an gleicher Stelle ereignete war heute Abend natürlich Thema und bot neben der hervorragenden Stimmung auch Tour-Premieren, kleinere Pannen und daraus resultierendes Freibier für die Fans während des Konzerts.
Im Vorfeld hatte ich gar die Gelegenheit, die Band in einem Interview ihre Eindrücke der bisherigen Tour, Fakten zur aktuellen "Oceanic"-Scheibe und allerlei anderer Infos rund um die BULLS preisgeben zu lassen - demnächst ebenso hier bei NECKBREAKER zu lesen! Aber erst gebe ich die Eindrücke dieses bunten Abends wieder.
Vor allem der mit zusätzlichen Drums mächtig auffahrende Opener "Yellow Rainbow" riss die Meute sofort mit und gab einen sehr guten Einstand in den Abend. "Saturday Queen" und das hervorragend interpretierte EURYTHMICS-Cover "Here Comes The Rain Again" sorgten für kurzweilige Unterhaltung. Auch mit dem abschliessenden "Beings" hinterließ das sympathische Quartett vom Bodensee sicherlich einen bleibenden Eindruck. Anchecken, Leute!
EMIL BULLS
Dermaßen gut in Stimmung gebracht, kannte die Kammgarn bei den ersten Tönen von "The Concubines Of Debauchery" und dem folgenden "Epiphany" natürlich kein Halten mehr! Da verzichtet man auch gerne auf das eigentlich standesgemäße MANOWAR-Intro...aber dieses Anfangs-Doppel vom neuen Album "Oceanic" ist einfach dazu geschaffen, einen EMIL BULLS-Gig auf dieser Tour zu eröffnen! Und so ließ man die Temperatur stetig Richtung Siedepunkt steigen: "Battle Royal" und der Video-Track "The Jaws Of Oblivion" komplettierte die erste "Oceanic"-Hit-Welle. Aber es gibt ja noch massig Stoff älterer Alben, die munter durchmischt, aber unbarmherzig in den Pit gefeuert wurden: "All In Tune With The Universe", "Here Comes The Fire", "The Most Evil Spell" und "Time" bildete das nächste Quartett und trieb die Kids vom einen Circle Pit in den Nächsten - Crowd-Surfer waren heute nicht zu sehen; zu sehr lastet den Meisten wohl noch der Unfall vor einem halben Jahr im Gedächtnis, bei dem ein junger Bursche einen Schädelbasis-Bruch erlitt. Dieser hatte Glück im Unglück und konnte dem Geschehen an diesem Abend wieder taufrisch von der Empore aus beiwohnen - sehr zur Beruhigung der Band, die mit Eric und/oder seinen Angehörigen im ständigen Kontakt stand und sich über den Genesungsprozess laufend informierte. Vorbildlich! Mehr hierzu natürlich auch im Interview.
Aber zurück zur Show: Nachdem mit "Between The Devil And The Deep Blue Sea" und "We Don´t Believe In Ifs" die heftigen Tracks von "Oceanic" abgearbeitet waren, hatten standesgemäss auch die ruhigeren Tracks wie "Newborn", "The Saddest Man On Earth" und das Doppel "Wolfsstunde / Ad Infinitum" ihren Raum, bevor mit dem Klassiker "Smells Like Rock´N`Roll" der reguläre Teil des Sets beendet wurde und allerseits kurz Zeit zum Durchschnaufen gegeben war - bis hierher war so gut wie jeder im Saal an seine Grenzen gegangen und in der Luft knisterte es förmlich vor verpuffter Energie.
Also kam die Hymne "Dancing On The Moon" gerade richtig, um sich selbst und die Band zu feiern und den BULLS sogar ein Geschenk zu machen: Nach Bekunden Christoph´s war Kaiserslautern der erste und einzige Ort auf der Tour, der von sich aus den "WooHoo"-Chorus über den Song hinweg intonierte - ganz so, wie die BULLS sich das beim Schreiben des Songs gewünscht hatten! (Das muss ganz klar an den cleveren Saarländern im Publikum gelegen haben, is klar, ne? ;-) ). Und es war ja lange noch nicht Schluss! "Nothing In This World" und "When God Was Sleeping" dürfen in keinem Set fehlen, auch das abschliessende "Worlds Apart" mit mächtiger Wall Of Death zu Beginn ist ein gefeierter Standard. Doch was war das? Mitten im Song war der Saft von der Anlage weg und es herrschte peinliche Stille. "Es kann doch nicht sein, dass wir in Kaiserslautern kein Konzert fertig spielen können!" ärgerte sich Christoph, "Wir bleiben auf der Bühne, bis der Strom wieder da ist und der Song zu Ende gespielt ist!".
Nun gut, die Überbrückung erfolgte durch Verteilen eines Kasten Bieres in die ersten Reihen, dies aber sehr zum Missfallen der Security, die sich mit dem Gedanken an Glasscherben im Pit so gar nicht anfreunden konnte - aber hey, die Kids waren verantwortungsbewusst und gaben die Flaschen nach der Leerung brav zurück Richtung Bühne - geht alles!
So endete der Abend mit einer erneuten Wall Of Death und einem zu Ende gespielten "Worlds Apart" dann doch planmäßig. Völlig ausgelaugt, aber überglücklich und begeistert über diese erneute Live-Demonstration ging es dann wieder hinaus die Kälte. Die EMIL BULLS scheinen tatsächlich auf dem Höhepunkt ihres Schaffens zu sein, wollen wir hoffen, dass dieser Zustand noch eine geraume Zeit anhalten wird! (Brix)
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