Neulich ging die Nachricht durch die Medien, dass dieses Jahr die traditionellen Chaos-Tage in Dortmund stattfinden sollen. Vergesst es – ein größeres Chaos als am besagten Freitag in Essen können nicht alle Punks der Welt zusammen veranstalten! Das ganze fungierte unter dem Motto "10 Jahre Café Nord": sechs mehr oder weniger regionale Bands taten sich zusammen und wollten zu Ehren der Kult-Kneipe ordentlich rocken bzw. metaln. So weit, so gut... dann kam besagtes Chaos. Eigentlich war es geplant, dass die ersten Bands open air vor dem Nord spielen sollten. Angesichts der unberechenbaren Witterungsverhältnisse wurde letztlich davon Abstand genommen und alles sollte im Roxy stattfinden. So weit, so gut... dann kamen die Leute vom Nord und meinten, dass es ja nicht einzusehen wäre, wenn gar nichts dort abgehen würde... im Endeffekt kam es zu der absurden Situation, dass vier Bands drei Songs im Nord spielten, damit alle sechs hinterher komplette Gigs im Roxy absolvieren sollten. So weit, so... gut?

Schlecht! Das Konzert an sich begann somit nämlich bereits um 23:30 Uhr mit der ersten von sechs (!!!) Bands. Als Opener fungierten die Lokalmatadoren Umbra. So weit, so gut... wenn Umbra nicht – und es tut mir fast schon leid, das so deutlich formulieren zu müssen – eine der schlechtesten Band war, die ich jemals im Undergroundbereich gesehen habe! Man kann es drehen und wenden wie man will, aber das war einfach weniger als Nichts: 0815-Black Metal mit zwei Sängern (einer mit Gekreische, einer mit moonspellartigem Gothic-Genöhle) und Songs, die nichts weiteres als ein zähes Dahingeplätscher waren... nein, wirklich nicht. Das richtig Schlimme war allerdings, dass Umbra handgestoppte eineinhalb Stunden (!!!) die Bühne blockierten! Ein paar Fans der Band feierten ordentlich ab, der Rest des vollbesetzten Roxys war kurz vor einem kollektiven Hörsturz. Noch mal sorry, Umbra, aber bevor Ihr das nächste Mal eine Bühne betretet, solltet Ihr noch einige Trainingslager im Proberaum absolviert haben!

Als zweite Band spielte – um kurz nach ein Uhr – Ravage aus Ratingen. Um es kurz zu machen: ein guter Gig! Die jungen Thrash-Deather machten ihre Sache einfach ordentlich und nach dem knapp 60-minütigen Auftritt wurden sie zu Recht von der Menge abgefeiert. Eine Band mit großem Potential, Daumen hoch!

So leid es mir tut, aber was Decay danach boten, war leider wiederum eher dürftig. Ich kann gar nicht richtig klassifizieren, was das war, irgendeine Spielart des Death Metals glaube ich, aber der eher gothicmäßige Gesang passte so gar nicht dazu. Nein, auch diesen Gig muss man leider unter "überflüssig" abstempeln.

Die erste Hälfte des Konzerts war absolviert, und es war erst kurz nach zwei! Das nenne ich kundenfreundlich! Irgendwie nicht verwunderlich, dass sich das Roxy mehr und mehr leerte. Und das war wirklich schade, dann jetzt erst wurden die richtigen Geschütze aufgefahren, namentlich Hagridden. Unsere kölschen Lieblinge liessen sich von der atemberaubenen Kulisse von vielleicht 30 Nasen aber nicht irritieren und zauberten einen Gig auf die Bretter, als würden sie im ausverkauften Müngersdorfer Stadion spielen! Wer Hagridden schon mal gesehen hat, kann sich vorstellen, wovon ich spreche. Das war schon etliche Ligen höher als Umbra und Decay!

Gegen drei Uhr betraten dann die Mülheimer Manstractor die Bühne. Der knüppelige Death Metal war augenscheinlich genau das, was das Essener Publikum jetzt brauchte und es feierte ordentlich ab. Ein recht souveräner Gig, gerade Sänger Sebastian wirkte weitaus lockerer als beim letzten Konzert Ende April in Ratingen. Doch, doch, da braut sich was zusammen in unserer Homebase, nehmt Euch in Acht, Cannibal Corpse... ;-)

So weit, so müde, aber wir haben es ja fast geschafft. Und als Belohnung für das lange Ausharren gab es noch ein besonderes Schmankerl in Form von Guerrilla. Die Death-Thrasher aus Köln absolvierten zwar einen ziemlich reduzierten Gig von einer halben Stunde, aber das reichte, um jedem der wenigen verbliebenen Unentwegten die Müdigkeit aus den Knochen zu prügeln. Perfekt – wahrscheinlich das beste, was der regionale Underground zur Zeit zu bieten hat! Plattenfirmen, greift zu, die Jungs haben noch keinen Deal!!!

So weit, so fett, vier Uhr morgens, Zeit fürs Fazit: wäre dieses Konzert auch nur halbwegs vernünftig über die Bühne gebracht worden, wäre es wohl eines der besten geworden, die Essen in jüngerer Vergangenheit gesehen hätte – trotz der beiden besagten Ausfälle! So bleibt doch ein äußerst fader Beigeschmack bestehen, den die vier guten Bands des Abends wirklich nicht verdient haben!
Zum Abschluß noch ein freundlicher Gruß nach Dortmund und die Beruhigung: so schlimm wird das mit den Chaos-Tagen schon nicht werden... (Kai)

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