Immer häufiger bekommt man sie zu Gesicht: neue Bands, deren Mitglieder bereits Rang und Namen in der Metalbranche haben. Keine Frage, so können diese Bands als Quereinsteiger schon zu Beginn ihrer Existenz richtig durchstarten, da sie eigentlich schon eine treue Fangemeinde haben. Es ist zwar etwas primitiv von den Musikern, immer wieder zu behaupten, jene Bands wären eigenständige Kombos, aber man glaubt es doch immer wieder gerne. Und unter Garantie wird es fast jedem eingefleischtem Fan der Ursprungsband gefallen. Diesem Trend folgten Shagrath (Gesang von DIMMU BORGIR), King (Bass bei u.a. GORGOROTH), Ice Dale (Gitarre bei u.a. ENSLAVED), Frost (Drummer bei u.a. SATYRICON) und Teloch (Gitarre bei u.a. 1349), nur mit dem Unterschied, dass diese Patchwork-Band ausschließlich aus sehr bekannten, hochkarätigen Schwarzmetallern besteht.
OV HELL heißt diese Kombo, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die dunkelste, grausamste und finsterste Musik überhaupt zu machen. Und was könnte sie daran hindern? Genau: z.B. Arroganz und Egoismus. Es liegt ja auch irgendwie nahe, dass sich bei einem derartigen Line-Up jedes der Mitglieder selbst im besten Licht sehen möchte. Dennoch ist es eine interessante Idee, und das Resultat weckt wohl die Neugierde eines jeden Black Metallers, ganz unabhängig von der Musik.
Der Gesang Shagraths, der ja eigentlich nicht als größte Errungenschaft dieses Genres gelten dürfte, trifft auf kurze monotone Gitarrenriffs, die mich schon sehr an SATYRICON erinnern. Dadurch, dass weder Keyboard noch sonstige elektronische Klangerzeuger verwendet wurden ist Shagraths Stimme etwas alleinegelassen. Es ist meiner Ansicht nach einfach so, dass roher BM der alten Schule nicht unbedingt mit einer auf orchestralen und melodischen BM abgestimmten Stimme harmoniert. Da braucht der Sänger schon etwas mehr Stimmvolumen, das der Musik irgendwie das Wasser reichen kann, sonst passt es halt nicht, und der Gesang geht kümmerlich unter.
Hinzu kommt das unbarmherzige, schwindelerregend schnelle Schlagzeugspiel von Frost. Dieses verstärkt noch den Eindruck des rohen BMs um ein Vielfaches und umrahmt das monotone Gitarrenspiel. Das passt sogar relativ gut zusammen, weshalb man fast schon sagen kann, dass Frost alles gerettet hat, was bei OV HELL zu retten war. Als Drummer hat man allgemein eine sehr dominante Rolle in der Band. Nach seinem Takt müssen sich die anderen Musiker richten, weshalb ein Schlagzeuger oft für den Gesamteindruck einer Musik verantwortlich ist. Man merkt: Frost ist nicht unverdient einer der besten Schlagzeuger. Das hat er spätestens mit 1349 sämtlichen Kritikern gezeigt. Roher BM liegt diesem Mann einfach.
Ein großes Lob gewähre ich auch den zwei Gitarristen, die wirklich exzellente Arbeit geleistet haben. Die Riffs sind authentisch und minimalistisch, zudem noch sauber gespielt. Was will man mehr?
Die fast 40 Minuten lange Spielzeit finde ich objektiv zwar angemessen für ein Album, subjektiv kommt es aber so rüber, als ob es doppelt so lange wäre. Es ist einfach nicht wirklich spannend oder sonst irgendwie interessant OV HELL zu hören. Schon wieder eine 08/15 BM Band braucht diese Welt an sich nicht. Schon gar nicht von diesen bereits mehr als etablierten Musikern.
Vermutlich werden einige Leute enttäuscht sein, über das, was ihre Idole mit OV HELL abgeliefert haben. Anderen wiederum dürfte die Musik gefallen, denn insgesamt ist es doch ganz stimmig geworden. Es ist zwar nicht das finsterste was ich jeh gehört habe, aber auf jeden Fall ein passabler Ersatz für Bands wie DISSECTION, EMPEROR und LORD BELIAL. Eben dem BM, der den Spagat zwischen verdammt rohem und orchestral melodiösem BM versucht. Wobei der melodiöse Einfluss leider nur Shagrath Stimme ist.
Dafür gitb’s 4 Punkte, denn für eine derartig besetzte Band habe ich sehr viel mehr erwartet. Immerhin sind einige der Mitglieder quasi seit der Entstehung des BM mit dabei. Da sollte man eigentlich wissen, wie sich überdurchschnittlich guter Black Metal anzuhören hat. (Jannick)
Bewertung: 4 / 10
Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 37:38
Label: Indie Recordings
Veröffentlichungstermin: 08.02.2010
Judas Priest
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