Sweden Rock Festival (04.-07.06.2014, Sölvesborg/SWE) - Samstag, 07.07.2014

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MONSTER MAGNET (Rock Stage)
Ob das wirklich eine gute Idee war die Spacerocker gegen die Mittagssonne anspielen zu lassen, sei mal dahin gestellt. Vielleicht dachte sich der Programmchef, dass die Herren auch mal etwas aus ihren Spiegelsonnenbrillen heraus sehen können, was ihnen sonst in den Clubs verwehrt bleibt. Musikalisch passte das nun nicht so wirklich zu den äußeren Bedingungen, die mich im Anschluss wieder ein Bad im Meer nehmen ließen. Auf der anderen Seite hätte es auch noch trockener sein können, denn dann käme das Wüstenflair auf, welches man ihnen einfach abnimmt. Die Herren sahen aus, als würden sie eine Truckerkommune irgendwo im tiefsten New Mexico bewohnen.
Vor allem ihre psychedelische Frühphase steht bei den Fünf seit längerem wieder auf dem Speiseplan, die sich auch auf das neue Album "Last Patrol" niedergeschlagen hat. Von dem gab es im Gegensatz zur Tour nur den Titelsong, den Auftakt bestritten sie erstmal mit Tracks der ersten beiden Alben. Hier türmten Frontmann Dave Wyndorf, Phil Caivano und Garrett Sweeny Riffwand auf Riffwand und begaben sich in die unendlichen Weiten der davon erzeugten Atmosphäre. Vor allem der in den letzten Jahren beleibte Wyndorf drehte sich oft um, um sich allerlei Effektgeräten zu widmen, mit denen er eine ganze Menge abgefahrene Klänge erzeugte. Daran schien er fast mehr Spaß zu haben als an seinem Gesang, aber davon hatten die ersten Lieder ohnehin nicht viel zu bieten.

Erst später packten MONSTER MAGNET die etwas rockigeren Stücke aus, obwohl diese Karrierephase fast komplett ausgeklammert wurde. Beim Sweden Rock-Gig standen die Soundwolken im Vordergrund, da wurden selbst Hits wie "Twin Earth" und "Negasonic Teenage Warhead" außen vor gelassen. Was nichts dran änderte, dass sich auch die Anhänger immer mehr in diesen bildhaften Rausch hinein bewegten. Da wurde getanzt, geschwebt und auch mal ein Stöffchen geraucht, das den Zustand verstärkte.
Auf der Bühne gab man sich indes stoischer, Caivano haute lässig ein paar Soli aus der Hüfte, während seine Kollegen weiter den dichten Rhythmus webten. Auf ein paar Songs können sie dann doch nicht verzichten, diese Klassiker wurden dann heftigst bejubelt und mitgesungen. Wenn sich wer gefragt haben soll, wem die beiden Mittelfinger gehörten, die bei "Motherfucker" mannsgroß auf der Leinwand auftauchten - meins! So gipfelte der kauzige Auftritt in dieselbe Party, die sich über das ganze Wochenende zog.

Setlist MONSTER MAGNET:
Superjudge
Medicine
Nod Scene
Dopes To Infinity
Last Patrol
Look To Your Orb For The Warning
Power Trip
Space Lord
----------------------------------------
Hallucination Bomb
Tractor

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DANGER DANGER (Festival Stage)
Endlich, endlich, DANGER DANGER. Vor zwei Jahren waren wir bereits nach Lichtenfels gefahren um Sänger Ted Poley zu begutachten, nun sollte es endlich die gesamte Band sein. Strahlend und mit ansteckend guter Laue betrat die Band nahezu pünktlich die Bühne und bot mit „Rock America" ohne Umschweife eine ihrer ganz großen Nummern. Mit Ausnahme von „Hearts On The Highway" vom bislang letzten Studio-Output „Revolve" (2009), präsentierten die New Yorker nur Stücke ihrer beider erster Alben und versetzten die Fans in den Hair Metalhimmel.

Als wäre das nicht schon genug, ließ es sich Mr. Poley nicht nehmen, bei „Don't Walk Away" und „I Still Think About You" (Gänsehaut) mitten ins Publikum hineinzuspazieren, wodurch sich die Meute endgültig in ein Tollhaus verwandelte. Kein Wunder, kann man mit Stücken wie „Bang Bang", „Don't Blame It On Love" oder natürlich „Monkey Business" gar nicht anders, als einen Hexenkessel zu erzeugen. Einziges Manko war der teilweise zu leise Sound, der sich insbesondere im Gesang offenbarte. Perfekt, kann ergo leider nicht sagen, dafür aber verdammt nahe dran. (David)

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Y&T (Festival Stage)
Wo guter Hair Metal erwünscht ist, da darf diese Institution nicht fehlen, denn kaum eine andere Combo war so maßgeblich an dessen Entwicklung beteiligt. Doch die bereits in den Siebzigern gegründete Truppe legte immer mehr Wert auf Ursprünglichkeit und war stärker im Classic Rock verhaftet. Diese ehrlichere Herangehensweise machte sich erst Jahrzehnte später bezahlt, wo die Epigonen heute alten Erfolgen hinterher rennen, ist das Quartett heute dick im Geschäft, tourt regelmäßig und weiß eine treue Fanbasis hinter sich. Und die war auch in Schweden wieder am Start, als schon zu Beginn einer der Glanznummern verbraten wurde. Das machte aber gar nichts, denn das hob die Stimmung direkt und steigerte die Aufmerksamkeit für weniger bekannte Tunes.
Wie alle der alten Größen müssen auch Y&T den Spagat zwischen den zu liefernden Hits und der nötigen Abwechslung hinbekommen. Bei ihnen ist es der erfahrene Fan allerdings gewohnt, dass immer das ein oder andere Schätzchen ausgegraben wird, so gab es bei der Show selten gespieltes von Alben wie "In Rock We Trust" oder "Mean Streak" zu hören. In der Livesituation zeigen die Lieder vom aktuellen Album "Facemelter" auch ihre Klasse. Dass dabei ein paar Klassiker in die Rotation rutschen stört weniger, auch wenn ich "I Believe In You" erneut vermisst habe. Zum Glück ist das nicht die einzige Nummer, bei der Dave Meniketti sein beeindruckendes Bluesfeeling unter Beweis stellen konnte. Seine Soli zelebrierte er mit einer unglaublichen Hingabe, brachte aber auch eine gewisse Portion Schmutz mit hinein.

Immer noch faszinierend, wie diese Formation rockt, mit welcher Leidenschaft sie auf der Bühne agieren. Meniketti und sein Partner John Nyman sind durch die vielen Konzerte mittlerweile zu einer fest eingespielten Einheit geworden. Während der Frontmann den hemdsärmeligen Rocker gab, sah Nyman eher aus, als hätte er bei seiner Abreise versehentlich den Koffer seiner Frau gegriffen. Da wurde auch gerne mal ein bisschen improvisiert, einige Passagen akustisch vorgetragen, die beiden fanden immer zueinander.
Auf der rechten Bühnenseite poste sich Brad Lang durch die gesamte Historie des Glamrock, bemerkenswert wie er sich nach dem Tod von Phil Kennemore sofort akklimatisierte. Nicht groß auf der Bühne akklimatisieren mussten sich die Vier glücklicherweise, die steigenden Temperaturen und der nun wolkenlose Himmel gefielen dem Sänger, der den Zuschauerzuspruch sichtlich genoss. Die sommerlichen Vorboten wurden dann auch besungen, bevor zum unverwüstlichen Rausschmeißer die Meute vor der Bühne kollektiv hüpfte.

Setlist Y&T:
Mean Streak
Don´t Stop Runnin´
Don´t Be Afraid Of The Dark
Hang ´Em High
Dirty Girl
Midnight In Tokyo
Black Tiger
Winds Of Change
I´m Coming Home
I Want Your Money
Contagious
I´ll Cry For You
Rescue Me
Summertime Girls
Forever

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WITHIN TEMPTATION (Rock Stage)
Grobe Stilwechsel gehören bei dem weit gefächerten Programm des Sweden Rock einfach dazu, einen ziemlich krassen erwartete unsere Delegation beim Gang zur nächsten Bühne. Gab es eben noch erdige Kost, so war noch der totale orchestrale Bombast angesagt. Die Niederländer bilden neben NIGHTWISH die unumstrittene Führungsriege des Genres, was ihr neues Album "Hydra" unterstrich. Dementsprechend dicht standen schon zu Beginn die Reihen und bestaunten die massiven Bühnenaufbauten. Hier wurde nicht gekleckert, sondern ordentlich geklotzt, zwei hohe Riser in Steampunkoptik für Drumkit und Keyboards, dazwischen zwei Treppen zu einem langen Steg quer hinten über die Bühne. Dahinter hing eine Leinwand, auf der die Videos zu den Songs zu sehen sein sollten, die wiederum von zwei Köpfen der Hydra umrahmt wurde. Lange Spielzeiten haben nicht nur den Vorteil eine umfangreiche Setlist zu zocken, sondern bringen auf den anderen Bühnen viel Zeit, um eben solche Produktionen zu ermöglichen.

Zu Beginn standen die beiden Gitarristen und die wie immer bezaubernde Sharon Den Adel oben auf dem Steg, bevor sie die Stufen langsam herunter stiegen. Sofort war die Stimmung da, als man mit dem Opener der neuen Scheibe einstieg und direkt die ganze Bühnenshow ausreizte - passend zum Song schlugen Flammensäulen empor. Doch nicht nur deswegen wurde einem warm ums Herz, sondern auch wegen des Outfits der Frontdame. Wie immer selbst entworfen, legte die enge Lederkorsage den Blick auf das Dekollete frei und der Rock war auch keiner der längeren Sorte. Es ist bewundernswert, wie diese Frau als dreifache Mutter immer schöner wird.
Es ist genau diese neue Frische, welche die früher eher unnahbar wirkende Niederländerin mittlerweile ausstrahlt, die ihre Truppe mitriss und ebenfalls bewegungsfreudiger agieren ließ. "Hydra" fiel ja ein wenig härter aus, als der hitlastige Vorgänger und dieses Knackige bringen die sechs analog auf der Bühne rüber. Es fiel mir schon bei den letzten beiden Konzerten auf, dass die Band immer gelöster wirkt, immer mehr rockt, anstatt sich hinter den wuchtigen Sounds zu verstecken. Und auch diesmal war zu beobachten, wie es ihnen gelang noch eine Schippe drauf zu legen, Ruud Jolie und Stefan Helleblad tauschten immer wieder die Positionen und präsentierten sich auf kleinen Podesten sehr spielfreudig.

Was die ganz große Show angeht, da hatte selbstverständlich die Sängerin das Sagen, immer wieder tauchte sie ganz vorne auf dem Steg auf, schüttelte ihre Mähne und suchte den Kontakt zum Publikum. Immer mit einem Strahlen im Gesicht dirigierte sie dies nach Belieben. Die Fans machten es ihr aber auch leicht, denn die Stimmung war ziemlich ausgelassen, auch vor der Bühne geht bei WITHIN TEMPTATION immer mehr. Anscheinend sind sie aber auch in Schweden eine Nummer, denn der Zuspruch war schon enorm. Schade, dass einiges vom Band kommt und so ein wenig die Spontaneität etwas unterbindet, bei allen Duetten wurden die Partner auf der Leinwand zugespielt.
Dabei hätte es beim Beitrag von Keith Caputo gar keiner Konserveneinspielung bedurft, denn viele Zuschauer erwiesen sich als textsicher und feierten gerade diese Nummer ab. Bei einem guten Querschnitt durch das Schaffen, kamen neben vielen Liedern vom neuen Album auch das letzte verstärkt zum Einsatz, und bei der Zugabe noch eine interessante Coverversion. So langsam fallen da ein paar Klassiker hinten runter, da die Spielzeit auch hier nicht die neunzig Minuten überschritt, aber das ist bei den Holländern Standard. Aber in der Zeit lieferten sie eine beeindruckende Show, die alle Register zog und die Anhänger mit riss.

Setlist WITHIN TEMPTATION:
Let Us Burn
Paradise (What About Us?)
Faster
In The Middle of The Night
Fire & Ice
And We Run
Dangerous
Our Solemn Hour
Iron
Stand My Ground
Covered By Roses
Mother Earth
------------------------------
What Have You Done
Summertime Sadness
Memories
Ice Queen

live 20140607 0402 withintemptationlive 20140607 0401 withintemptation 

BILLY IDOL (Festival Stage)
An diesem Tag war eine stattliche Anzahl an Tagesticketbesitzern auszumachen, und diese warteten nicht alle ausschließlich auf VOLBEAT. Auch der Superstar der Achtziger zog viele seiner Fans extra für den Gig beim Sweden Rock. Zu seiner großen Zeit habe ich seine Hits wirklich gemocht, doch zu Beginn der Neunziger kam nicht mehr viel von dem Mann, weswegen ich ihn völlig aus den Augen verloren habe. 2005 feierte er mit "Devil´s Playground" ein Comeback und ist seitdem wieder live unterwegs, wobei die Frage war, was er noch zu bieten hatte. Ein großes Mundwerk auf alle Fälle, denn seine Grimassen waren schon in seiner Glanzzeit berüchtigt.
Heutzutage wirkt das bei deutlich mehr Falten im Gesicht eher etwas entstellend. Das war dem guten William Michael Albert Broad, wie er bürgerlich heißt egal, denn er hält sich für unwiderstehlich. Dachte ich am Mittag bei Ted Poley von DANGER DANGER noch, dass ein Sänger, der mit Plektren wirft, die Spitze der Selbstverliebtheit erreicht ist, so belehrte mich der frühere Punk schnell eines besseren. Warum er sich in jedem Song zweimal wieder anzieht, nur sich hinterher wieder auszuziehen, weiß nur BILLY IDOL. Okay, wenn man ROBIN BECK zugesteht, sich für ihr Alter gut gehalten zu haben, dann muss man ihm auch attestieren, dass sein Körper verhältnismäßig gut in Form ist. Sehen muss man ihn dennoch nicht ständig - Falten, siehe oben.

Musikalisch gab es zumindest das volle Programm, schon die zweite Nummer ein großer Hit, von denen ich nur "Catch My Fall" und "To Be A Lover" vermisst habe. Selbst ein paar Titel aus seinen GENERATION X-Tagen hatte er im Gepäck. Mutete der Stilmix mit vielen New Waveelementen vor dreißig Jahren schon etwas merkwürdig an, so konnte er auch heute erst recht keine Wirkung entfalten. Dazu kam, dass die Band nicht sonderlich aufeinander eingespielt schien, viele Arrangements kamen seltsam lustlos daher - oder dienten nur dazu den Frontmann noch mehr in Szene zu setzen. Auch der eigentlich hervorragende Gitarrist Steve Stevens konnte keine Akzente setzen, zudem verpasste auch er es in Ehren zu altern. Die Herren vermochten keinen Druck zuerzeugen, den akustischen Passagen fehlte es an Feeling, so dass der Funke bei mir nicht so recht überspringen wollte.

Andere hatten da wohl mehr Glück und freuten sich einfach nach Ewigkeiten die alten Kamellen wieder zu hören. Dementsprechend war auch die Stimmung, so dass sich BILLY IDOL tatsächlich bestätigt sah und noch mehr in Posingtrickkiste kramte. Doch er gab seinem Publikum auch genug zurück, allerlei Geschenke in Form von Papptellern, Plektren, Drumsticks - und Fellen. Dabei bedachte er eine junge Dame links vor dem Steg auch immer redlich, egal, was da flog, die Kleine in dem neongelben Bandeaubikini bekam jeweils ein Exemplar ab. Am Ende wurden dann die abgedroschenen Klassiker aufgefahren, doch so richtig mitreißen konnte die Performance nicht. Da war zu wenig Leben drin - und zu viel Selbstbeweihräucherung.

Setlist BILLY IDOL:
Postcards From The Past
Cradle Of Love
Dancing With Myself
Flesh For Fantasy
One Breath Away
Ready Steady Go
Sweet Sixteen
Whiskey And Pills
Eyes Without A Face
L.A. Woman
Blue Highway
Rebel Yell
------------------------
White Wedding
King Rocker
Mony Mony

live 20140607 0502 billyidollive 20140607 0503 billyidollive 20140607 0501 billyidol 

TED NUGENT (Rock Stage)
Er macht es einem aufgrund seiner doch sehr zweifelhaften Ansichten schwer, sich nur auf seine Musik zu konzentrieren. Dabei hat der Mann vor allem in den Siebzigern eine ganze Reihe bärenstarker Songs veröffentlicht, weswegen sein exklusiver Auftritt von vielen herbei gesehnt wurde. Doch er nahm seinen Kritikern gleich den Wind aus den Segeln, indem er unglaublich furios los legte. Mit keinem Titel, außer dem der TED NUGENT seinen Spitznamen gab, hätte er besser eröffnen können, denn sofort stand Sölvesborg hinter ihm. Da wurden selbst einige Altfreaks noch einmal richtig jung, die Hütte rockte einfach.
Kein Wunder, schließlich hat der Motor City Madman einfach seinen unwiderstehlichen Groove und einfach eine Prise mehr Sex im Sound als die Konkurrenz. Das geht einfach in die Hüfte, hat Schmiss, sein Rhythm´n´Blues-Gebräu bringt er ehrlich und leidenschaftlich an die Adressaten. Und eben jener Rhythm´n´Blues ist Nugents Energiequelle, bei seinen Ansagen redet er ständig von seiner Liebe zu dieser Musik. So ermahnt er auch die Zuschauer, das Erbe von Chuck Berry, Muddy Waters und Howlin´ Wolf nicht zu vergessen. Bei Letzterem sorgte ja JOE BONAMASSA am Vortag für die entsprechende Huldigung, während der Meister selbst lieber Willie Dixon coverte.

Dazu hatte der Mann eine illustre Truppe um sich gescharrt, die ihn dabei unterstützte. Am, wie er immer wieder sagte, Motown-Bass war Greg Smith, der bei der späten RAINBOW-Reunion in der Szene auftauchte und den ich vor fünf Jahren an gleicher Stelle mit OVER THE RAINBOW sah. Hinterm Drumkit hat sich seit Jahren ein ähnlich verrückter Vogel wie TED NUGENT verschanzt, "Wild" Mick Brown kam einst bei DOKKEN zu Ruhm und Ehren. Wie gewohnt drosch er unbarmherzig auf sein Arbeitsgerät ein und trieb die Stücke so mächtig voran. Man musste fast Angst haben, dass die ganze Schießbude nicht irgendwann vom Riser fällt.
Einen ganz alten Bekannten aus frühen Tagen hat er mit Derek St. Holmes wiederentdeckt, der bei der ersten Solobesetzung schon eine tragende Rolle spielte. Wo er ihn wiedergefunden hat, will ich gar nicht wissen. Schaute man sich das Outfit von seinem Sidekick an, könnte ihn "The Nuge" beim Jagen im Wald getroffen haben, während dieser gerade ein paar Felle verkaufte. Trotz der Trapper-Optik brachte sein alter Spezi die melodischeren Leadgesänge sauber rüber und spielte eine tolle Rhythmusaxt. Auch wenn sie lange getrennt waren, eine Chemie zwischen zwei Musikern wird immer bestehen und so lief die Achse Nugent/St. Holmes an dem Abend wie geschmiert.

In dieses druckvolle, kräftige Klanggewand wurden natürlich fast ausschließlich Klassiker gepackt, auch wenn die 90 Minuten gar nicht für alle ausgereicht haben. "Motor City Madhouse" oder Dog Eat Dog" fielen einem da als Erstes ein, aber TED NUGENT nimmt sich lieber Zeit seine Stücke zu zelebrieren und auch mal Minutenlang zu jammen. Nicht verwunderlich, dass sein kommender Longplayer "Shut Up And Jam" heißt, von dem es wir Titelstück zu hören bekamen. Bis auf einen Song stammte der Rest aus den Siebzigern, der allerdings gehört zu den besten, die er danach aufgenommen hat. Die Lautstärke hielt sich noch in Grenzen, die hat TED NUGENT früher gerne mal auf die Spitze getrieben. Bei den psychedelischen Jams am Ende des regulären Sets drehte der Mann aber ein wenig an seinem Regler, haute ein paar Akkorde immer lauter ins Publikum und schien dabei einen diebischen Spaß zu haben.
Irgendwie kommt er noch wie ein kleines Kind rüber, aber das ist einfach Rock´n´Roll. Legendär waren wie immer auch seine Ansagen, die er mit unglaublicher Geschwindigkeit runter rasselte, dass ein Dieter Thomas Heck zu besten Zeiten nur seine Rücklichter sah. Von der Message her blieb der Vorzeigepatriot sehr handzahm, erinnerte immer wieder daran, dass Rhythm´n´Blues Musik sei, welche die Menschen verbindet, egal von woher sie kommen. Na bitte, selbst das ging an dem denkwürdigen Abend, hat ihm wer gesteckt, dass Schweden eine liberale Gesellschaft ist? Als dann zur Zugabe die weiße Gretsch ausgepackt wurde, wusste jeder was die Stunde geschlagen hatte. Das große Huftier der amerikanischen Geschichte stapfte durchs Publikum, als wolle es seine Weidegründe zurück, machte keine Gefangenen und wurde frenetisch abgefeiert. Wer da noch nicht tanzte, der tat es jetzt, einfach großartig!

Setlist TED NUGENT:
Gonzo
Just What The Doctor Ordered
Wango Tango
Turn It Up
Stormtroopin´
Free-For-All
Wang Dang Sweet Poontang/I Can´t Quit You
Fred Bear
Hey Baby
Shut Up And Jam
Cat Scratch Fever
Stranglehold
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Great White Buffalo

live 20140607 0601 tednugentlive 20140607 0602 tednugent

VOLBEAT (Festival Stage)
Ich war ja noch nie ein großer Fan der Truppe aus unserem nördlichsten Nachbarland, doch für ihren kometenhaften Aufstieg gebührt ihnen Respekt. Viele dänische Bands haben sich schon an der großen Karriere versucht, ihnen ist es gelungen. So beließ ich es auch dabei mir das Konzert von der kleinen Anhöhe vorm FOH-Turm aus anzusehen, wo ich auch mal die Möglichkeit hatte, das Publikum zu überblicken. Nicht nur die Popularität, diese großen Menschenmengen, die sie begeistern hat mittlerweile eine enorme Größe angenommen, sondern auch die Show, die hier gefahren wurde. Die Riesenbühne ist mit einem Friedhof verziert, der die Backline verdeckt, oben wurden drei weitere Lightrigs installiert. Die waren an Ketten aufgehängt und in der Höhe variabel, als besonderer Effekt wurden sie einmal hochgehievt, während Pyroregen sie wie aufsteigende Raketen aussehen ließen.

So mächtig wie die Bühnenproduktion war auch das Auftreten der Formation, bei der es auffiel wie gut sich der eigentlich als Produzent verpflichtete Rob Caggiano einfügte. Hier präsentierte sich ein Quartett, das viel mit einander agiert, während es Frontmann Michael Poulsen vorbehalten war, den Kontakt zum Publikum zu suchen. Mit so viel Selbstvertrauen im Rücken eine leichte Aufgabe, er wirkte sehr locker und sympathisch und war bei seinen Ansagen sehr unterhaltsam. Gut, den kleinen Rebellen ließ er immer noch raushängen und versuchte einige Gewohnheiten des Festivals zu untergraben, indem er Crowdsurfer und Pits forderte, was nicht unbedingt zum Bild des Sweden Rock gehört.
Musikalisch klingen VOLBEAT ebenso kompakt wie es ihr Auftreten schon andeutete, tight und kompromisslos wurden die Riffs raus geblasen, das rockte sehr kraftvoll. Nur wenn der heulende Gesang von Poulsen einsetzt muss ich leider passen, da werden wir keine Freunde mehr.  Von der Songauswahl standen überraschend die neuen Stücke im Vordergrund, auch wenn die alten Titel, allen voran "Sad Man´s Tongue" am lautesten bejubelt wurden. Ob es von allen JOHNNY CASH-Liedern unbedingt das überspielte "Ring Of Fire" hatte sein müssen, ist zu bezweifeln. Später gesellt sich noch LG Petrov für einen Song zu den Vier auf der Bühne, die aus der ferne imposant aussieht. Mindestens ebenso beeindruckend das Meer von Händen, die den Dänen im Takt folgen, ein würdiger Headliner.

live 20140607 0702 volbeatlive 20140607 0701 volbeat 

ARCH ENEMY (Sweden Stage)
Da ich an dem Wochenende noch ein zweites Rendezvous mit Fräulein White-Gluz hatte, verließ ich die Headlinershow frühzeitig, um mich am anderen Ende des Geländes noch mal die Ohren frei blasen zu lassen. Da hatten sich auch erstaunlich viele Fans eingefunden, um die Dame in einem etwas anderem musikalischen Metier zu bewundern. Hier ist ausschließlich ihr gutturaler Gesang gefragt, und so legten auch ihre Mitstreiter los wie die Feuerwehr. Die Riffsalven fliegen einem nur so um die Ohren, immer wieder gekontert von feinen, melodischen, teils in der Klassik verwurzelten Leads. Mit Nick Cordle hat es Mastermind Michael Amott geschafft, wieder einen Partner zu finden, mit dem er perfekt harmoniert. Musikalisch hat er längst seine Nische gefunden, auch auf dem neuen, zwei Tage später erscheinenden Album, drehte er nur wenig an den Stellschrauben, wenn er auch songdienlicher agiert.

Insofern war es auch verwunderlich, dass sich vom letzten, eher sperrigen Dreher "Khaos Legions" drei Titel im Set auftauchten, während der stärkere Vorgänger "Rise Of The Tyrant" gar nicht zum Zuge kam. Die neuen Songs fügten sich gut ein und waren, dank moderner Verbreitungswege, wohl den meisten bekannt und offenbarten ihr Hitpotenzial. So hart wie die Stücke, so heftig hauten die Jungs sie auch von der Rampe runter, die Saitenfraktion war immer unterwegs und Daniel Erlandsson ballerte mächtig hinter seiner Schießbude.
In Sachen Agilität standen sie aber eindeutig hinter ihrer neuen Frontfrau, die ein echter Glücksgriff ist. Stimmlich in Topform, ohne Schwächen rannte sie ständig über die Bühne, sprang vom Drumriser und den Monitoren, bangte wie wild und forderte immer wieder die Zuschauer zu mehr Alarm auf. Den gab es auch, obwohl den meisten die vier Tage in den Knochen steckten. Doch eine Alyssa White-Gluz folgt man gerne, heute hatte sie eher die legere Garderobe angelegt, zu Armyhosen trug sie ein sexy Trägershirt.  Bei so viel geballter Frauenpower lässt sich Mann gerne dirigieren. Dabei wirkt sie erstaunlich sicher und verfügt über eine gute Präsenz, das Mädel hat Zukunft.

Setlist ARCH ENEMY:
Enemy Within
War Eternal
Ravenous
My Apocalypse
As The Pages Burn
Bloodstained Cross
Dead Bury Their Dead
Dead Eyes See No Future
No Gods, No Masters
Snow Bound
We Will Rise
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Nemesis

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