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liederamsee2016Bei der größer werdenden Festivaldichte wird es immer schwieriger, sich etwas einfallen zu lassen, um gegenüber der Konkurrenz heraus zu stechen. Eigentlich ist die fränkische Seenplatte ein klassisches Tourismusziel, aber genau das ist die Nische, in welche viele Veranstalter in den letzten Jahren stoßen. Seit 2011 findet am Strand des Brombachsees in Spalt-Enderndorf das "Lieder Am See" statt, das vor allem das traditionelle Rockpublikum anspricht. Das Besondere ist, dass der Badestrand direkt in das Gelände integriert wurde, so dass man von der Bühne nur wenige Meter zum Wasser hat. Das Gewässer liegt idyllisch im fränkischen Hochland, welches von den Bergen ringsherum eine herrliche Aussicht bietet. Mit der Bühne direkt am Ufer kommt so richtig Sommerfeeling auf, weswegen man eine eher entspannte Veranstaltung erwarten durfte. In dem Jahr standen am Samstag, den 06. August mit FOREIGNER, MANFRED MANN´S EARTBAND und MARILLION gleich drei hochkarätige Topacts auf dem Programm, welche 6.000 Zuschauer lockten.

Anreise
Nicht ganz so entspannt war der nicht gerade kurze Weg in die fränkische Provinz, ein Samstag in der Urlaubszeit ist nicht gerade ideal zum reisen. Von der Autobahn ist es auch ein gutes Stück zu fahren, um auf die Seenplatte zu gelangen, dabei mussten wir teilweise Berge mit 18% Gefälle passieren. Der Campingplatz befindet sich ganz oben auf dem Berg oberhalb von Enderndorf, die Parkplätze entlang des kleinen Wirtschaftswegs hinunter zum Konzertgelände. So ist man schnell unterwegs und kann in den langen Umbaupausen auch mal den Gang zum Auto antreten. Auf dem Campingplatz gibt es leider keine Waschgelegenheit, sondern nur Toiletten, aber für eine Nacht und zum Preis eines Parktickets von zwei Euro ist das in Ordnung.
Der Einlass verlief reibungslos, man durfte auch sehr viel auf das Gelände mitnehmen: Von Süßigkeiten und Snacks über Campingstühle bis hin zu allen möglichen Badeutensilien wurde alles auf den Platz geschleppt. Interessant ist auch der Blick auf den See mit Dutzenden von Segelbooten, Surfern und der großen Fähre. Einen Teil unseres Teams hielt es nicht am Sandstrand, er erkundete die Boote aus der Nähe und machte sich über die mannigfaltigen Möglichkeiten schlau, während das andere schon mal vor der Bühne Platz nahm. (Pfälzer)

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ANDY FRASCO & THE UN
So fing der Auftaktgig gerade an, als wir die Formalitäten an der Kasse klärten, trotz aller Probleme hatten wir es noch rechtzeitig geschafft. Es wäre auch zu schade gewesen, hätten wir auch nur eine Sekunde mehr missen müssen. Denn was ANDY FRASCO und seine Truppe darboten, war Unterhaltung und musikalische Finesse auf hohem Niveau. Der ohnehin schon gut gefüllte Platz vor der Bühne verengte sich während des Konzerts immer mehr und dürfte wohl auch an der großen Spielfreude der Truppe gelegen haben, die man wahrlich als den größten Farbtupfer des Billings bezeichnen kann.

Es gibt sicher nicht viele Bands, die in ihren Reihen drei Blechbläser beheimaten, vor allem wenn sie wie der Tuba-Spieler in einem so schönen Müllmann-Overall gekleidet ist. Neben eigenen Songs wie "Smokin' Dope 'n' Rock 'n' Roll" gab es zahlreiche Querverweise zu Rockgrößen wie beispielsweise Ozzy Osbourne, die vom Publikum frenetisch gefeiert wurden. Hinzu kam die durchweg positive Grundstimmung des Bandleaders, der nicht müde wurde, den Zuschauern uneingeschränkte Freude zu predigen, was sichtlich gut ankam und durch die vielen eingestreuten Scherze noch untermauert wurde. Insbesondere die von Frasco selbst erkannte Ähnlichkeit zwischen ihm und Ray Dorset (MUNGO JERRY) wurde zum Running Gag und amüsierte das Auditorium bis zum letzten Takt der Truppe, die mehr als nur eine Duftmarke setzen konnte.

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MUNGO JERRY
"Es gibt Bands, die wünschen sich die Zuschauer und solche, die sich der Veranstalter wünscht. In diesem Fall ist beides der Fall." Dass die beiden Jungs von Radio Gong mit dieser Aussage durchaus richtig lagen, präsentierte sich bereits ab dem ersten Song, den die Siebzigerrocklegende darbot. Nicht weniger Spaß als die Vorgängerband zeigte sich auch die Gruppe um den charismatischen Bandleader und einzig verbliebenes Original-Mitglied Ray Dorset, der trotz seiner siebzig Jahre noch taufrisch wirkte. Schon zu Beginn zeigte die Band ihren Witz, in dem sie nahezu jeden Song mit dem berühmten Riff des großen Hits von 1970 startete um dann doch in eine andere Nummer einzusteigen. Dieses Vorgehen kam bei den Fans nicht nur gut an, sondern griff all jenen etwaigen Zwischenrufen vor, die mitunter von Anfang bis Ende eben jenen Hit gefordert hätten.

So offerierte das Quartett einen kleinen Querschnitt der fast fünfzigjährigen Schaffensphase, bei der selbstverständlich auch das großartige "Lady Rose" nicht fehlen durfte. Auch Songs neueren Datums kamen sehr gut an und entführten das Publikum ganz klanglich ganz tief in sumpfig-bluesige Gefilde, die eher nach Louisiana, denn nach Newcastle anmuteten. Als gegen Ende dann "In The Summertime" von der Bühne erklang war die Stimmung natürlich riesengroß, auch wenn das fränkische Wetter leider mehr Wolken aufzeigte. Dennoch konnte dies die gute Laune zu keiner Sekunde trüben.

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MARILLION
Hinsichtlich der musikalischen Ausrichtung konnte man MARILLION als kleinen Ausreißer im Line-Up bezeichnen. Eher ruhig gehaltener Art Rock dünkte im Gesamtpaket fast schon wie ein Fremdkörper. Allerdings nur, wenn man sich mit der Truppe nicht näher beschäftigt hat, respektive zuvor noch nie live erleben konnte. Ein paar Minuten früher als vorgesehen betrat der britische Fünfer dann die fränkischen Bretter und legte mit "Power" ein Stück des gerade noch so aktuellen Studio-Outputs "Sounds That Can't Be Made" vor.
Unnachahmlich wieder einmal Sänger Steve Hogarth, der den seit mittlerweile vier Jahren zu seinem Markenzeichen gewordenen Napoleon-Mantel trug und auf dezente Art sympathisch desorientiert wirkte. Aber eben nur wirkte, denn wie das bereits beschrieben Kleidungsstück, so gehört auch dieses Spielchen fest zum Repertoire des Barden, der stimmlich wie immer voll auf der Höhe war. Die gleich von Beginn an gute Stimmung des Publikums wurde durch die Folgenummer "You're Gone" vom 2004er Meisterwerk "Marbles" noch einen Zacken besser und augenblicklich klar, dass die Band nicht im Traum daran denken würde diesen positiven Grundtenor abklingen zu lassen.

Ohnehin ist die Loyalität der Fans zu MARILLION stets eine ganz besondere gewesen, weshalb bei der Ankündigung eines neuen Songs - schließlich wird die neue Platte erst am 23. September erscheinen - mindestens genauso große Freude zu spüren war, wie bei den großen Klassikern. Hogarths Darlegung des Inhalts, kurz gewissenlose Bankenspekulationen und überbordender Kapitalismus, der den Menschen als großes Wohl verkauft wird, sowie seine Entschuldigung für den Brexit taten ihr Übriges um "The New Kings" in seinen vollen sechzehn Minuten zum Gelingen zu bringen.
So mischten sich im weiteren Verlauf des Sets neuere mit älteren Songs bis hin zur Fish-Ära die mit "Sugar Mice" und der Dreifaltigkeit aus dem "Misplaced Childhood"-Opus, "Kayleigh", Lavender" und "Heart of Lothian" wahre Begeisterungsstürme entfachten. Als letztes Lied wurde dann noch "Neverland" gespielt in der die Truppe erneut ihre große Klasse unter Beweis stellen konnte. Eine Einheit in der eben fünf großartige Musiker seit Jahren erfolgreich gemeinsam wirken und die sich an dem Tag sehr spielfreudig präsentierte. Eine Einheit, in der die Instrumentalisten Rothery, Kelly, Mosley und Trewavas auch durch ihre typisch britische Zurückhaltung und lediglich ihre musikalischen Fertigkeiten glänzen.

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MANNFRED MANN´S EARTHBAND
Wenn es auch nur eine Band auf diesem Planeten gibt, die sich das Prädikat unverwüstlich verdient hat, dann ist es die MANFRED MANN'S EARTH BAND. Die Band um den südafrikanischen Keyboarder und Namensgeber und dem einzigen weiteren verbliebenen Gründungsmitglied Mick Rogers (Gitarre), hat schon 45 Jahre auf dem Buckel und vermag dennoch ihr Publikum in helle Verzückung zu versetzen. Was umso erstaunlicher ist, wenn man bedenkt, dass die meisten ihrer Lieder Cover-Songs sind. Allerdings hat es die Combo seit jeher verstanden eben diesen Nummern ihren ureigenen Stempel und Sound aufzudrücken, weshalb sie eben diesen Sonderstatus innerhalb der Rock-Szene genießen - und das absolut zu Recht.

"Captain Bobby Stout" machte den Anfang und zeigt die unbestreitbare Klasse des Quintetts, das die eingangs dargelegte gute Laune der Zuschauer gut zu wissen wusste. Gut aufgelegt und schier dauergrinsend spielten sich die Herren in 75 Minuten durch den Rumpf ihrer Klassiker. Auch wenn der Name des großen Chris Thompson, der sich in den besonders erfolgreichen Jahren als ihr Sänger verdient gemacht hatte, möglicherweise im ein oder anderen Kopf das einzig wahre Organ zu sein mag, hat man mit der Verpflichtung des ehemaligen BAD COMPANY-Shouters Robert Hart vor fünf Jahren mehr als nur einen Glücksgriff getätigt.
Dabei war es gar nicht so erheblich, wer den Leadgesang übernimmt, zumal dieser bei „Father Of Night, Father Of Day“ wie immer von Rogers übernommen wurde. Im Mittelpunkt standen die oft langen Improvisationen wie in „Marth´s Madman“, welche sich Hart vom Rand aus anschaute. Wie die Band in einer Verfassung, die jeglicher Kritik trotzt, gab es hier nichts auszusetzen und das typische Abschlusstriple aus Blinded By The Light", "Davie's On The Road Again" und dem alten Bob Dylan-Gassenhauer "Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn)" erledigte den Rest .

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FOREIGNER
"Good Things come to those who wait!" Dieses Sprichwort sollte sich als wahr erweisen. Mehr als nur einer im Zuschauerpulk beklagte die für Festivals mittlerweile doch recht lange Umbaupause von einer Stunde, was wohl auch dem Angebot mit der MS Brombachsee zu fahren geschuldet war, sodass so oder so gewartet werden musste, bis dieses wieder anlegte. Als um zehn Uhr dann der lang ersehnte Startschuss fiel, war die Warterei vergessen und FOREIGNER legten fulminant und altbekannt mit "Double Vision" und „Headgames“ los.
Wie schon bei allen anderen Kapellen am Tag zuvor konnte man sich als geneigter Zuschauer nicht über den Sound beklagen, der prinzipiell mehr als amtlich war. Jedoch wurde das, was sich den gesamten Tag schon latent abgezeichnet hatte hier nun übertrieben, nämlich der Bass, der so weit in den Vordergrund gemischt war, dass er den Körper nicht nur sprichwörtlich zum Beben brachte. Doch störte dies eigentlich nur zu Anfang ein wenig und nach kurzer Zeit waren Augen, Herz und Ohren nur noch bei den auch vom Alter gut durchmischten Herren.

Die Gruppe präsentiert sich ja seit ihrer Reunion von 2004 eher etwas behäbig was Änderungen ihrer Setlist betrifft, doch ein paar kleine Überraschungen gab es dann doch. So musste das unvergleichliche "Starrider" einer Akustik-Version des 1987er Smash-Hits "Say You Will" weichen, das in einer bestechend tollen Form dargebracht wurde. Auch das erste Stück der Zugabe "Long, Long Way From Home" findet sich zwar häufiger im Programm, aber eben nicht immer und darf getrost als die zweite Besonderheit des Gigs bezeichnet werden, der ansonsten auf die zahlreichen Hits der Truppe beschränkt blieb.

Wobei beschränkt hierfür wohl der falsche Begriff ist, denn während so manche Band nur für einen FOREIGNER-Song morden würde, kann sich der amerikanische Siebener die gesamte Spielzeit über einen Klasse-Song nach dem anderen aus dem Ärmel schütteln. Dabei ist auch die Bühnenpräsenz routiniert und professionell. Überragend natürlich Kelly Hansen als steter Unruheherd, der das Auditorium anzuheizen vermag, einfach der geborene Rockstar und Frauenmagnet.
Dazu Bandleader Mick Jones, der mittig als Ruhepol fungiert oder eben die all die anderen Beteiligten, die sich teilweise an wechselnden Instrumenten präsentierten. Ein nettes Schmankerl war zudem der Schulchor aus der Umgebung, der eigens für "I Want To Know What Love Is" die Bühne enterte und den Refrain verstärkte. Den Schlusspunkt setzte wie immer "Hot Blooded" bei dem ein jeder - jenseits und diesseits der Bühne- nochmals die letzten Kräfte mobilisierte und das Festival einen mehr als würdigen Abschluss fand. (David)

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Fazit:
Fangen wir zur Abwechslung mal mit dem einzig negativen, das angesprochen werden muss an. Warum hat man bei einer so entspannten Veranstaltung, mit Publikum größtenteils im gesetzten Alter und eher familiären Feeling, so ein massives Carée aus Wellenbrechern um den vorderen Bühnenbereich? Ich denke nicht, dass der Zustrom auf die Bühne so stark hätte werden können, damit das Teil einen Sinn macht, zumal weiter hinten die meisten eher lagen oder saßen. Durch diese Barrieren war an deren Ecken sehr wenig Platz um nach vorne durchzukommen, speziell zum Biergarten hin war es sehr eng, die vielen Sachen der Besucher wurden zu Stolperfallen.
Dazu kam, dass viele Zuschauer weit hinten stehen mussten, weil sie am Ende nicht mehr nach vorne durchkamen. So waren die Ecken des abgesperrten Bereichs komplett leer, aber der Weg nach vorne zu dessen Eingängen war eben schwer erreichbar. Die Veranstalter sahen zwar die Problematik, appellierten an die Zuschauer weiter hinten sich zu stellen und dadurch den anderen das Nachrücken zu erleichtern. Doch gerade durch diese Spaltung des Publikums sahen diese recht wenig Veranlassung. Dabei war eben das Problem nur dieses Ungetüm, das allem und jedem im Weg war.

Ich beobachte diese schlimme Entwicklung nun schon seit einiger Zeit auf Events und jedes leidet darunter. Ich mache den Veranstaltern auch wenig Vorwürfe, ich nehme mal an, dass diese einfach von den Behörden dazu genötigt wurden. Und diese wiederum werden von Versicherungen und Genossenschaften massiv unter Druck gesetzt, weil die jedes Schlupfloch suchen, um sich vor etwaigen Zahlungen zu drücken. Eine Abbruch des Rock am Ring bei zu erwartendem guten Wetter für den letzten Tag war der traurige Höhepunkt dieses Sicherheitswahns in unserem Land. Mir wird zwar immer wieder angetragen, dass Sicherheit vor ginge, aber ich denke mal, dass die Besucher, die Geld bezahlen ein Recht auf größtmöglichen Komfort haben, der war nicht gegeben.
Es wird wirklich Zeit, dass sich die Veranstalter diesen Unsitten zur Wehr setzen, sonst werden Veranstaltungen wie diese kaum mehr durchführbar oder einfach nur noch unbequem. Und mir soll niemand mit dem Beispiel Duisburg kommen, die unbegreiflichen Fehler von dort können kein Maßstab sein für irgendein Happening. Zur Not eben mal auch die Zuschauer ins Boot holen und Unterschriften gegen solche Dinge sammeln, denn ich denke niemand will so etwas, es hat "Lieder Am See" etwas des sehr freien Flairs genommen. Gerade im Rockbereich sollte Freiheit wirklich noch was wert sein, denn kaum etwas steht so für Freiheit wie Rockmusik. Und Freiheit ist das höchste Gut, dass wir haben und keinesfalls Sicherheit, in einem Land, in dem das anders ist, will und werde ich nicht leben.

Es ist schade, dass ich unter den Artikel zu so einem großartigen Tag diese Dinge schreiben muss, denn ansonsten war alles absolut perfekt und vorbildlich. Aber es sind Gedanken, die mir schon lange auf der Seele brennen, die mich belasten, die einfach mal raus müssen. Ich will hier wirklich eine bedenkliche Entwicklung anmahnen, die in der völlig berechtigten Heiterkeit solcher Events oft untergeht. Wenn der Verfasser dieser Zeilen da vorne steht und die Musik genießt, um Euch davon zu berichten, dann ist alles in Ordnung, dann kann auch ich das vergessen. Aber was ist, wenn uns das irgendwann nicht mehr möglich gemacht wird?

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Davon abgesehen war nämlich alles andere wie schon angemerkt im oberen Bereich, geradezu vorbildlich. Kommen wir direkt zum Alleinstellungsmerkmal, dem Gelände, welches so einmalig ist. Wo sonst kann man hundert Meter neben der Bühne in die kühlen Fluten springen? Die Aufteilung des dreieckigen Areals war gut durchdacht, im hinteren Bereich waren Verkaufsstände angesiedelt, die von Essen und Trinken über Merchandise und Tonträgern bis zum sozialen Aktivisten wie der "Free Leonard Peltier"-Bewegung, die auch viele Rockmusiker unterstützen, reichten. Aktivisten waren auch abends unterwegs, als christliche Laienprediger vor den Toren mal wieder den Teufel in der Rockmusik suchten. Dabei weiß doch jedes Kind, dass jener heute viel ergebenere Schäfchen beim Großkapital gefunden hat. Aber da jeder seine Meinung frei äußern darf, tut man gut daran, sie zu ignorieren, die meisten sollten Übung darin haben.
Der Badestrand liegt am rechten Rand des Geländes, erstreckt sich über dessen komplette Länge und ist von weichem Sand gesäumt. Leider spielte das Wetter nicht ganz mit, obwohl man bei Trockenheit und Temperaturen von knapp über zwanzig Grad von idealem Festivalwetter sprechen konnte. Zum Baden war es zu kühl, was die wenigen Wagemutigen wie unser Autor allerdings erst bemerkten, als sie wieder aus dem Wasser stiegen. Eine ideale Abwechslung ist das aber auf jeden Fall, wenn einen das Treiben auf der Bühne nicht interessieren sollte, zumal die Wasserqualität stimmt. Vorne war die Bühne eher links angeordnet, während auf dem rechten Zipfel daneben der Biergarten beheimatet war. Der bot ausreichend Sitzgelegenheiten, um etwas zu sich zu nehmen und beherbergte auch einige Essensstände sowie einen großen Getränkestand.

Obwohl sich mehr Zuschauer als je zuvor einfanden, war das Areal noch weitläufig genug, dass sich die meisten die Konzerte eher entspannt auf ihren Decken ansehen konnten. Einzig an den Essensständen gab es Andrang, hier wäre im nächsten Jahr eine größere Anzahl von Nöten. Man muss allerdings  anmerken, dass die guten Absätze auch mit der gebotenen Vielfalt und Qualität zu tun hatten, denn so eine Auswahl findet man nur selten. Döner, Langos, Fischbude, gegrillte belegte Knobibrötchen, ganze Pizza, belegte Teigfladen aus dem Holzofen, alles vorhanden, ebenso ein Eisstand. Besonders zu erwähnen die beiden Heimat-Food-Stände, welche fränkisches Essen in die Fast- Food-Kultur integrierten und geschmacklich den Nerv der Redakteure trafen.

So war natürlich die Atmosphäre auf dem Gelände mehr als relaxt, das familiäre Flair ging auch mit steigenden Zuschauerzahlen nicht verloren. Auch das durchweg freundliche und auskunftsfreudige Personal trug viel zum Gelingen bei, wobei man auch die Sicherheitsleute loben muss, die sich völlig unauffällig verhielten. Alle Zuschauer waren somit bester Laune, so stressfrei habe ich selten ein Festival erlebt. Zum Glück waren die Zuschauer nicht zu entspannt, um die Bands auf der Bühne abzufeiern, denn gerade bei den Hauptacts war die Stimmung bestens, es wurde viel mitgemacht - und gesungen. Gerade bei Classic Rock-Veranstaltungen geht es öfter mal allzu steif zu, wie jüngst bei den SCORPIONS, was hier nicht der Fall war.
Auch technisch wird hier nicht am falschen Ende gespart, die Lightshow konnte sich schon früh sehen lassen und gerade die stadionerprobten FOREIGNER hatten genügend Auslauf auf der großen Bühne. Der Sound war überraschend laut und auch gut ausgesteuert, zumindest im vorderen Bereich. Man könnte jetzt die Dominanz des Basses ankreiden, doch bei Rockmusik muss das schon so sein, teilweise vibrierte das schön in der Magengrube. Über die langen Umbaupausen könnte man jetzt diskutieren, doch sie ermöglichten einem die Nahrungsaufnahme, ohne das Geschehen vorne zu verpassen, und eilig hatte es an dem Tag keiner. Die Sanitärsituation war ebenfalls nicht zu beanstanden, alles sauber und nur geringe Wartezeiten.

"Lieder Am See" ist eine Perle unter den Festivals hierzulande, die sich so langsam vom Geheimtipp weg bewegt. Bleibt zu hoffen, dass die Veranstalter im nächsten Jahr ein ähnlich starkes Programm auf die Beine stellen, dann ist NECKBREAKER wieder vor Ort. Wer es locker liebt, der ist hier bestens aufgehoben, ebenso wie Anhänger sinnvoller Zerstreuung. Das Event wurde gut in den Aktivtourismus eingewebt, der in dieser Region angeboten wird, so lohnt sich auch ein ausgedehntes Wochenende für Familien wie auch Freizeitsportler mit Herz für Rockmusik. (Pfälzer)

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