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201705 psyka ue17altDas PsyKA-Festival und die darum entstandene PsyKA-Veranstaltungsreihe sind mittlerweile eine feste Institution im Karlsruher Eventzirkus und sind durch ihre Spezialisierung auf psychedelische Musik auch weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus bekannt. Das mittlerweile vierte PsyKA-Festival kann 2017 allerdings nicht stattfinden, da der angestammte Veranstaltungsort – die Fleischmarkthalle – wegen Renovierungsarbeiten nicht zur Verfügung steht. Als Ersatz gab es eine abgespeckte Variante, das “PsyKA Underground Experience 2017”, welches in der Karlsruher Nordstadt, im noch gar nicht so alten P8, stattfand. Über drei Tage verteilt gab es über 20 Bands auf einer Indoor-Bühne. (Uwe)


Donnerstag, 25.05.2017

Das P8, Heimat des Panorama e.V., beherbergt abgesehn von Ateliers und Proberäumen einen Veranstaltungsbereich mit großzügiger Bühne und Bar. Ganz so einfach zu finden war der Eingang allerdings nicht, liegt er doch etwas versteckt zwischen industriell genutzten Hallen und Betrieben. Der Innenbereich punktet allerdings mit Punk-Rock-Charme, günstigen Getränken, kreativer Einrichtung und ausreichend Platz.

BEES MADE HONEY IN THE VEIN TREE
Den Donnerstag eröffneten BEES MADE HONEY IN THE VEIN TREE aus Stuttgart, die mit ihrem kurz zuvor erschienen Debut “Medicine” schon für einigen Wirbel gesorgt hatten. Was geboten wurde lässt sich mit dem Genre-Tag Psychedelic Doom sehr gut beschreiben. Dicke Soundwände mit sphärischem Gesang. Der Bassist zauberte sogar einen Cellobogen hervor. Das macht was her! Zwischendurch blitzen auch einge jazzig angehauchte Passagen hervor. Ein würdiger Auftakt.

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ZEN TRIP
Anschließend folgten die PsyKA-Stammgäste ZEN TRIP aus Schwerte, die sich mit ihrem Fuzzed-out Sound irgendwo zwischen der Witchcult-Ära von ELECTRIC WIZARD und JIMI HENDRIX bewegen. An letzterem orientiert sich vermutlich auch die Live-Show von Sänger und Gitarrist Bernd, der ständig neue Posen und Körperteile findet seine Gitarre zu bearbeiten. Diese – erzählt er im persönlichen Gespräch – ist übrigens schon 25 Jahre alt und selbst aus Flohmarkt Teilen zusammengebaut. Ansonsten gab es alles von gilmourishen Soli bis SABBATH-Riffs. Eine sehr gelungene Show!

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ELARA
Die neueste Veröffentlichung auf PsyKA-Records, dem PsyKA-eigenen Platten-Label, ist “Deli Bal” von ELARA aus Schwäbisch Hall. Diese feierten an diesem Tag die Vinyl Veröffentlichung ihrer neuen Scheibe. Gitarrist Felix hüllte das P8 in Räucherstäbchen-Duft und sorgte mit einem psychedelischen Effektgewitter für die richtige Stimmung bevor sie in das TOOL’esque “Deli Bal” starteten. Drei Longplayer ist diese Band schon alt, aber mit “Deli Bal” sind sie erwachsen geworden. Von Psychedelic bis Hard Rock ist hier alles vertreten. Die Rythmus-Sektion aus den Brüdern Martin (dr) und Daniel (voc/bass) walzte sich durch die Songs und bot ein dichtes Fundament für die virtuose Gitarrenarbeit. Ihr Set bestand aus gerade mal 3 Songs, von denen der Letzte, “Harmonia”, über 20 Minuten ausgedehnt wurde. That’s the spirit!

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MAYFLOWER MADAME
Die Norweger von MAYFLOWER MADAME waren mit ihrem wavelastigen Shoegaze an diesem Tag eher die Ausnahme. Sie wirkten mit ihren adretten Hüten und schwarzer Kleidung unter Dreadlocks, Batikshirts und Pumphosen ein wenig deplaziert. Auch auf der Bühne fühlten sie sich sichtlich unwohl, was aber auch an offensichtlichen Soundproblemen lag. So ging das Set auch nicht besonders lange, obwohl der Konzertraum gut gefüllt war.

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SENDELICA
SENDELICA sind eine Band aus Wales, die trotz ihrer gerade mal 10-jährigen Bandgeschichte auf einen Back-Katalog zurückgreifen können, deren Umfang die Stones neidisch machen würde. Die Truppe zeichnete sich durch ihre Wechselhaftigkeit aus. Lange Jams und treibende Rocknummern gaben sich die Klinke in die Hand und obendrauf gabs noch eine Cover-Version von PINK FLOYDs “Set the Control of the Heart of the Sun”. Im Vordergrund stand Saxophonist Lee Relfe, der sein Instrument immer sinnvoll zu platzieren wusste. Mindestens genauso spektakulär: Bassist Glenda Pescado der die Band mit coolen Hooks nach vorne trieb.

 

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THE SONIC DAWN
Der vorläufige Höhepunkt waren THE SONIC DAWN aus Dänemark. Auch wenn Sänger Emil Bureau immer etwas aussah wie ein Reh im Scheinwerferlicht, akustisch war hier alles perfekt. Late 60s Sound, manchmal ein bisschen Surfsound und Musiker die ihr Handwerk verstehen. Man könnte sagen, THE SONIC DAWN sind das für die späten 60er, was KADAVAR für die frühen 70er sind. Und das zweite mal an diesem Abend ein Bassist der alle in den Schatten stellt: Niels 'Bird' Fuglede. Wow! Was für Bassläufe. Am Ende des Sets wird es noch etwas GRAVEYARDish, ohne aber jemals die Authentizität zu verlieren. Garantiert das nächste große Ding in der Retro Rock Schiene.

 

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ZONE SIX
Den Abend schlossen die legendären ZONE SIX, bestehend aus Rainer Neeff (THE PANCAKES, KRAUTZONE) an der Gitarre, Sula Bassana (ELECTRIC MOON, KRAUTZONE) an Drums und Synth und
Komet Lulu (ELECTRIC MOON, KRAUTZONE) am Bass. Und die drei lieferten das, wofür sie u.A. schon auf das legendäre Roadburn-Festival eingeladen wurden. Improvised-Acid-Freak out. Nach einem Synthesizer Intro wurde ausladend gejammt bis tief in die Nacht hinein. Ein würdiger Abschluss für einen großartigen Festivaltag.

 

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Freitag, 26.05.2017

Der zweite Tag begann mit gleich zwei enttäuschenden Nachrichten. STONE FROM THE SKY aus Le Mans wurden von einer Autopanne aufgehalten und konnten nicht auftreten. ULURU aus der Türkei hatten Probleme bei der Beschaffung von gültigen Visa für Deutschland und mussten kurzfristig ihre gesamte Deutschland-Tournee absagen. Die Organisatoren konnten aber kurzfristig BLUE RISING SUN aus Halle/Saale, die zu dem Zeitpunkt mit SWEDENBORG RAUM auf Tour waren, als Ersatz verpflichten.

CANY CARTOON
Nils aka CANY CARTOON ist ein Spray-Painter irgendwo aus dem Einzugsgebiet Leipzig/Halle (Saale). Er verewigte sich den ganzen Tag über auf einer Leinwand vor dem P8.

BLUE RISING SUN
Die kurzfristig gebuchten Haller konnten mit einem bodenständigen, manchmal an ALL THEM WITCHES erinnernden, Groove überzeugen. Sänger und Bassist Philip Konopatzki konnte mit seiner großartigen Stimme bestimmt einige neue Fans gewinnen. Die Show von Gitarrist Charles Csongar erinnerte etwas an ZEN TRIP vom Vortag. Jedenfalls auch hier wieder eine unbekannte Band, die man im Auge behalten sollte.

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SWEDENBORG RAUM
Beim Namen SWEDENBORG RAUM stellt man sich ja eher so krautigen 70s-Elektro vor. Aber das trifft es nicht annähernd. Eine gewöhnliche Rockband Besetzung mit Gitarre, Vocals, Bass und Schlagzeug. Der Gitarrensound schwächelte etwas, im Vergleich zu anderen Bands, der solide Bass holte das aber wieder raus. Stilistisch gabs ein sehr diverses Programm, von Prog, über Metal, bis Psychedelic und Stoner konnte man alles herausblitzen hören.

 

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ALPHA NORD
Bei ALPHA NORD (ehemals L.A. SUED) handelt es sich um eine reine Improvisations-Truppe. Die Ankündigung, dass alles “fully improvised” sei, fand großen Anklang unter den Zuhörern. So wurde dann auch ein Song mit den Worten “The next song is in the key of D” angekündigt. Im Repertoire der Gruppe fanden sich neben Gitarre, Schlagzeug, Bass, auch Synthesizer und Lapsteel. Auch vor Spoken Words schreckte die Gruppe nicht zurück. In Kombination mit der außergewöhnlichen Lightshow von Keith Pearson gab es eine tolle Atmosphäre mit Musik aus dem Einzugsgebiet Krautrock und Psychedelic.

 

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TRIPTONUS
Das 6-köpfige Kollektiv aus Wien fiel dem Zuhörer gleich durch zwei zusätzliche Trommler auf, der eine an der Wavedrum, der andere bediente eine Djembe und auch zwischenzeitlich ein Didgeridoo. Stilistisch ist die Instrumentalband grob im progressive Metal bzw. Rock zu finden. Die Performance war sehr professionell und das Zusammenspiel der Band war sehr tight. Das PsyKA entwickelte sich langsam zum Festival der Bassisten, denn auch hier war der Mann am 4-Saiter aus einer anderen Welt! Der Aufforderung, näher an die Bühne zu treten – in herrlichstem Wiener Dialekt – konnte dann keiner mehr widerstehen.

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Samstag, 27.05.2017
Der dritte und letzte Tag des PsyKA Underground Experience 2017 begann sehr heiß. Die 30°C Marke wurde locker überschritten und so kamen die Leute nur langsam aus ihren Löchern gekrochen.

ETERNAL ENGINE
Das Duo aus der Nähe von Karlsruhe war an diesem Tag der Opener. Auch wenn der Schweiß an diesem Nachmittag förmlich von der Decke tropfte, fanden sich einige Interessierte vor der Bühne ein und wurden mit einer Mischung aus Stoner, Doom und Psychedelic Rock belohnt. Die “ewige Maschine” klang nicht annähernd wie eine 2-Mann Band. Dafür sorgte Sänger/Bassist/Gitarrist Uwe mit Synthesizer Unterstützung und eigens umgebauter Gitarre.

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RED SUN
Als nächstes waren RED SUN aus Italien am Start. Das Instrumental Trio brachte spacige und psychedelische Sounds, nah am Post-Rock auf die Bühne und sie hatten sichtlich Spass dabei. Fans von frühen LONG DISTANCE CALLING, oder auch PINK FLOYD kamen hier voll auf ihre Kosten.

 

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KALAMATA
Die nächste Band, KALAMATA, reiste aus Hildesheim in Niedersachsen an und hatte ihr neues Album “Disruption” im Gepäck. Hier ging es schon etwas kraftvoller ans Werk. Das Trio bewegt sich zwischen Stoner und Prog mit einigen Psych-Anleihen. KARMA TO BURN meets MY SLEEPING KARMA könnte man sagen. Die Performance jedenfalls war intensiv und sehr dicht. Definitiv ein Höhepunkt.

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SONICATOMIC
Die Überraschung des Tages waren SONICATOMIC aus Italien. Die einzige Band auf dem Festival, der man das Label “tanzbar” verpassen würde. Und das Publikum nahm dankend an. Musikalisch präsentierte sich die Band elektronisch, mit jeder Menge Groove und sehr prominenten Basslines. Die Gitarre fehlte vollkommen, dafür gab es ein Lead-Saxophon. Die Stimmung war jedenfalls großartig und den ersten Preis für die außergewöhnlichste Formation des Tages hatten sie damit auch sicher.

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WOLVESPIRIT
WOLVESPIRIT, neben ZONE SIX wohl der prominenteste Name im Line Up. Mit satten zwei Stunden Verspätung (was aber nicht an WOLVESPIRIT lag) und dem Hinweis, man solle wegen der Stimme der Sängerin doch ausnahmsweise in der Halle nicht rauchen, starteten die Würzburger dann in ihr Set. Die Hammond-Orgel mit Leslie brachte schon einen eindrucksvollen Sound rüber und die Gruppe machte einen eingespielten Eindruck. Doch offenbar gab es, im Vergleich zu ihrem Auftritt auf dem Burg Herzberg Festival 2015, einen Besetzungswechsel. Bass-Hühne Andreas Hofmann wurde durch einen verhältnismäßig jungen Kollegen ersetzt, der auch an prominenter Stelle einmal richtig daneben langte. Die wild gestikulierende Sängerin Debbie Craft versetzte das P8 in Biker-Party Stimmung und gab sich alle Mühe ein Frauenbild entsprechend der 1970er Jahre zu präsentieren. So leerte sich die anfangs gut gefüllte Halle in der zweiten Hälfte etwas. Klatsch Animationen sind halt nicht jedermanns Sache.

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LIGHT-SHOW
Ein besonderes Schmankerl war die Lightshow von KEITH PEARSON, der manuell mit Overhead-Projektoren und diversen anderen Lichtgeräten, Folien und Flüssigkeiten die Bühne erhellte. Was er dabei an Kreativität an den Tag brachte stand den Künstlern auf der Bühne in nichts nach. Geometrische Figuren überschnitten sich und waberten in Farben getaucht über die Leinwand hinter der Bühne. Ständig kamen neue Formen und Farben zum Einsatz und es wiederholte sich nichts. Kein Wunder, er macht das schon seit 11 Jahren und ist abgesehen vom Haus- und Hof Light-Artist des PsyKA-Festivals auch schon für Künstler, wie BUDDHA SENTENZA, THE SPACELORDS, RADIO MOSCOW und das Mayfield Derby vor der Bühne gestanden. Wer das nicht glaubt wirft einen Blick auf seinen YouTube-Kanal “projektor4”, er schneidet dort alle Shows mit. Leider konnten die Bands an Tag 3 nicht in den Genuss seiner Lightshow kommen, aber Isabelle Bapté und Veranstalter Michael Rentschler sprangen ein und erledigten diesen Job ebenfalls ausgezeichnet.

FAZIT
Das “PsyKA Underground Experience 2017” war ein kleines, sehr intimes Festival. Man konnte problemlos alle Künstler bei einer Zigarette vor der Halle treffen. Spätestens am dritten Tag kannte man dann auch beinahe alle Gäste mit Vornamen. Die großartige Light-Show war die perfekte visuelle Unterstützung. Es bleibt zu hoffen, dass das Festival im nächsten Jahr wieder regulär in der Fleischmarkthalle im Areal “Alter Schlachthof” stattfinden kann.
Karlsruhe und alle Stoner- und Psych-Fans im Umland können sich glücklich schätzen eine Institution wie PsyKA zu haben, die mit ihren Konzerten und Festivals unzählige Genre-Bands ins Ländle holen und immer ein offenes Ohr für Newcomer haben. (Uwe)

 

 

 

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