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ST130617Wenn man schon extra den Namen des Drummers erwähnen muss, um Werbung für die Band zu machen, ist das meines Erachtens schon kein gutes Zeichen. Und dennoch fanden nicht allzu viele Fans an diesem Dienstag Abend den Weg in die Saarbrücker Garage. Wer SUICIDAL TENDENCIES aber bereits live erleben durfte, der weiß, was für ein Feuerwerk dort abgebrannt wird. Lassen wir mal die letzten Alben außer acht, auch wenn diese beileibe nicht schlecht waren; dennoch sind die Jungs aus Venice immer ein Garant für Riesenstimmung auf und vor der Bühne. Daran sollte das wiederum neue Line-Up auch dieses Mal nichts ändern.

NEO NOIRE
Welche Band passt schon vor SUICIDAL? Die Frage kann man bei einigen Bands spielen, aber in diesem Fall bleibt sie auch gerne mal unbeantwortet. NEO NOIRE zogen sich diesen Schuh auf der Tour an und gaben sich Mühe, die knapp 300 Nasen etwas in Stimmung zu bringen für die Hauptband. Das geling ihnen allerdings so gut wie gar nicht. Ihr teils emotionaler Mix aus Grunge, Stoner und psychedelischem Alternative Rock ließ die spärliche Menge kaum nach vorne blicken geschweige denn irgendwelche Bewegungen entlocken. Mit zwei Gitarren war die Combo schon quasi überbesetzt, denn hier übernahm oft nur eine Gitarre große Parts in den Liedern. Diese klang dann stellenweise wie ein Synthieteppich oder nur allzu selten nach einer dreckig verzerrten Klampfe. Schade, auch wenn sich die Jungs aus Basel gewiss ihres schweren Stands als Opener bewusst waren und ihr Bestes gaben, reichte das allerdings nicht zum Aufwärmen, sondern eher, um sich mit Bier, Rauchkonsum und Toilettengang auf den Headliner vorzubereiten. Alles hat man irgendwie schon gehört, auch wenn das Tempo angezogen wurde, kam keine Stimmung auf. Dennoch werden NEO NOIRE bestimmt ihren Weg machen, zumal demnächst ihre neue Platte erscheint. Für diesen Abend hieß es allerdings eher „Licht aus – Spot auch“.

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SUICIDAL TENDENCIES
Gerade mal schlappe 40 Minuten nach Ende des Openers war alles gerichtet für den Hauptact, und nicht nur Dave Lombardo wurde sehnlichst erwartet, auch die anderen Neubesetzungen machten die Zuschauer neugierig. Standesgemäß wurde zum Start „You Can‘t Bring Me Down“ zum Besten gegeben in einer extra langen Version, und Drumlegende Lombardo baute schon mal gleich den Doublebasspart von „Angel Of Death“ in den Song ein, um zu zeigen, wer hier der King ist. Ich denke, jeder der Anwesenden war froh, mehr alte Klassiker zu hören als neue Songs – auch wenn nicht alle Songs der Setlist zum Einsatz kamen, und so kamen natürlich Blüten wie „Subliminal“ oder „I Saw Your Mommy“ bestens bei der Suicidal Army im Pit an, der sich schnell in ein schwitziges Bandanagemetzel formierte. Obligatorisch wurden die Fans der ersten Reihe schon beim dritten Song auf die Bühne gebeten, allerdings hatte man, wohl auf Anraten von Herrn Lombardo, auch zwei Helfer als Aufseher abgestellt, um Kollateralschäden zu vermeiden. Dennoch war die Stimmung auf dem Siedepunkt, und SUICIDAL TENDENCIES feierten sich mit ihren Fans regelrecht ab.

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Stramme 90 Minuten später ließ man die Helden aus Kalifornien erst von den Brettern, und wieder einmal wurde klar, wer im Ring immer als Sieger rausgeht. Selten habe ich die Band so mitreißend erlebt, mit Spaß an der Sache und angesteckt von den enthusiastischen Fans, auch wenn sich diese zahlenmäßig im Rahmen hielt. Dave Lombardo ist als Drummer eh über alles erhaben, man weiß halt nicht, ob er wirklich zu dem Clan passt oder nicht; einerseits grenzt er sich optisch wohl bewusst von dem Rest der Band ab, andererseits ergänzt er sich an seiner Werkbank perfekt mit den restlichen Musikern. Das System hat funktioniert, und so kann man den Abend nur als durchweg positiv abstempeln. (Jochen)

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Setlist SUICIDAL TENDENCIES:
You Can‘t Bring Me Down
I Shot Reagan
Clap Like Ozzy
Freedumb
Trip At The Brain
Get Your Fight On
War Inside My Head
Subliminal
Send Me Your Money
Institutionalized
Possessed To Skate
I Saw Your Mommy...
Cyco Vision
How Will I Laugh Tomorrow...
Pledge Your Allegiance

(Fotos: Klaus)

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