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live 20171209 0001 mindpatrolAm 09.12. rufen die Luxemburger MINDPATROL zur Releaseparty ihres dritten Albums und da folge ich natürlich gern. Vor Ort bei der Kufa ist erst mal alles wie immer. Man schreibt zwar groß sogar außen an die Tür, wann der Einlass beginnt, aber lässt die Leute dann trotzdem erst fast 20 Minuten später rein. Aber eigentlich ist man das von der Kufa ja nur so gewöhnt. Warum ist man eigentlich noch so blöd und tanzt tatsächlich zu Einlassbeginn an? Immerhin beginnt auch die erste Band entsprechend zeitversetzt, das find‘ ich schon mal gut. Überhaupt ist heute alles viel lockerer als sonst und fotografieren (auch im Graben) während der ganzen Zeit erlaubt.

 
FERADUR
Als erstes betreten FERADUR die Bühne. Ich muss gestehen, dass ich von den Luxemburgern, obwohl die ja nun auch schon über 10 Jahre auf dem Buckel haben, noch nie etwas gehört habe. Die Band gibt sich alle Mühe, das Publikum in Stimmung zu bringen, was aber gerade am Anfang doch recht schwierig ist. Kein Wunder, die meisten Leute sind ja grade erst gekommen, viele auch noch gar nicht da, der Saal beginnt gerade erst, sich zu füllen. Ein paar Unverzagte machen aber gut mit, was Sänger Mario Hann zu der reichlich unmetallischen Aussage „Lieben Dank, das ist so lieb von Euch!“ verleitet. Auch auf die nachfolgenden Bands will man die Zuschauer einstimmen, vergisst dabei aber DESDEMONIA und entschuldigt sich mit dubiosen Gesängen. FERADUR machen live ziemlich Spaß, sind mir stellenweise aber einen Tick zu poppig. Trotz Growls. Immerhin erkennen sie an, dass sie nicht so cool wie MINDPATROL sind. Schließlich haben sie ja auch eine neue Platte, aber eben keine eigene Releaseparty. Da könnten sie einem richtig leidtun, wären sie nicht mit einem solch herrlichem Humor gesegnet. Leider ist das Publikum noch etwas verhalten, aber grundsätzlich finde ich FERADUR gar nicht so verkehrt.

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DESDEMONIA

DESDEMONIA kommen dann als zweites an die Reihe. Zumindest in meiner Welt sind das die Urgesteine des luxemburgischen Heavy Metal, und sie haben im wahrsten Sinne des Wortes schon Musik gemacht, als die Mitglieder von MINDPATROL noch mit der Trommel um den Christbaum gerannt sind. Entsprechend groß ist auch der Kontrast zu den vor ihnen spielenden FERADUR. Der Vierer wirkt deutlich routinierter und professioneller, hat das Publikum sofort in der Hand. Das bewahrt aber auch nicht vor dubiosen Mitsingspielchen. Scheint so ein Ding zu sein, da drüben, in Luxemburg. Ich habe die Band zum letzten Mal vor 11 Jahren, damals als Local Support für PUNGENT STENCH gesehen und fand die Truppe damals eigentlich schon gut. Dann habe ich sie aus den Augen verloren und muss sagen, dass sie mir jetzt immer noch gefallen. Auch der neue Song namens „Weakness“, der heute hier präsentiert wird, weiß zu gefallen und groovt ordentlich. Schade nur, dass ich an der Releaseparty am 24.03.2018, auch hier in der Kufa (supporten dann MINDPATROL?), nicht kommen kann. Mit „Struggle“ vom Album „Same“ gibt es dann als Kontrast noch einen ganz alten Song, der schon rund 20 Jahre auf dem Buckel hat. Sympathisch macht die Band, dass man auf der Bühne auch gerne mal etwas herumfrotzelt. So kündigt Sänger Tom Dosser „Anguish“ als Titelsong des Albums an. „Ei von welchem dann?“ „Das wääß ich doch net!“. Das dürfte dann wohl das neue sein, um diese Frage zu beantworten. Daneben rockt die Band aber auch richtig gut. Von DESDEMONIA hätte ich mir heute gut noch mehr ansehen können.

Setlist DESDEMONIA:
Symbiosis
Overload
Weakness
Struggle
Anguish
My Lord

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AWAITING DOWNFALL

AWAITING DOWNFALL sind die einzige deutsche Band im Billing. Die Ansagen macht der Sänger auf Englisch. Er fragt zwar gleich zu Beginn, ob das ok ist, weil man die Ansagen in Luxemburg aus Respekt nicht auf Deutsch machen möchte, fragt dann aber doch mal nach, wer im Raum denn kein Deutsch kann. Da meldet sich gerade mal einer und bei dem bin ich mir nicht mal sicher, ob das überhaupt ernst gemeint war. Also: Alle im Raum können Deutsch. Die Ansagen werden aber trotzdem weiter auf Englisch gemacht. Irgendwie seltsam. Aber na ja, egal. Denn musikalisch kann die Band sowieso mehr überzeugen als mit den Ansagen. Bis auf den mehrstimmigen Gesang. Es ist zwar super, wenn man viele Bandmitglieder hat, die zumindest auf brauchbarem Niveau singen können, aber halbwegs miteinander harmonieren sollte es schon. So kommen die Chöre oft recht atonal an. Das will ich der Band jetzt auch gar nicht mal groß ankreiden, kann auch sein, dass sie sich gegenseitig nicht richtig gehört haben. Dennoch ist das ein Punkt, den man verbessern könnte. Ansonsten liefern AWAITING DOWNFALL ein sehr ordentliches Programm ab, bei „Smell Of Deceit“ bringen sie das Publikum sogar zum Mitsingen. Insgesamt eine richtig gut rockende Truppe, von der man angesichts ihres noch jungen Alters noch einiges erwarten kann.

Setlist AWAITING DOWNFALL:
-
Defective God
Feel What I Feel
From Martyr To Murdered
Smell Of Deceit

 

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MINDPATROL

Und dann ist es auch schon Zeit für die Hauptakteure des heutigen Abends. MINDPATROL, die bisher alle anderen Bands vor der Bühne abgefeiert haben, betreten nun selbige, um ihrerseits sich abfeiern zu lassen. Und natürlich soll ja auch das neue Album, „das aus Liedern besteht!“, vorgestellt werden. Und darum gehört der erste Teil des Auftritts auch ausschließlich diesem Album, das einmal komplett durchgespielt wird. Unterbrochen natürlich von jeder Menge Ansagen und ich stelle mit Erstaunen fest, dass der gute Luc François nicht nur singen kann, sondern es auch schafft, Luxemburgisch richtig böse klingen zu lassen. Das hat zumindest mal keiner von den anderen Bands geschafft. Das Publikum geht von Anfang an ordentlich mit, es ist offensichtlich, auf welche Band hier gewartet wurde. Und da so eine CD-Release-Party ja auch ein Grund zum Feiern ist, finden allerlei Geschenke und Stofftiere ihren Weg auf die Bühne (is das noch Metal? Müssten da nicht eher BHs und Fellunterhosen fliegen? Notiz an mich: Nächstes Mal alte Unterwäsche einpacken, die sowieso weg sollte). Unter anderem auch Gummibärchen, von denen einige ihren Weg in Mund und Magen von Luc finden, einige den Weg zurück ins Publikum und für den Großteil heißt es: „Die gibt’s nachher am Merch!“. Hölle! Das sind ja Verkaufsstrategien wie damals bei den Schweizern OMNICIDE auf dem Dong Open Air 2012, wo es zu jedem Kauf am Merchstand noch gratis Toblerone dazu gab. Aber wie auch immer, MINDPATROL sind heute so gut, wie ich sie bisher noch nicht gesehen habe und machen richtig Spaß. Kein Wunder, dass da nach einer Zugabe verlangt wird und zum ersten Mal überhaupt höre ich die luxemburgische Version dieses Verlangens. Man wird ja alt wie ‘ne Kuh und lernt immer dazu. Aber eine Zugabe gibt’s ja nicht einfach so, dafür sollte man schon mal was tun. Also wird erst mal eine Wall Of Death gebildet (hätte die so rein thematisch nicht besser zu „The Void“ gepasst?) aus der sich dann ein netter kleiner Pogo entwickelt. Und irgendwie ist dann doch alles viel zu früh rum. Ich hätt‘ jetzt noch ein paar Songs vertragen können. Aber wie dem auch sei, hier nochmal mein Glückwunsch an MINDPATROL: Tolles Album, tolle Releaseparty!

Setlist MINDPATROL:
Mother
Whoreheart
He, Summoned By The Needle
Calamity (The Cleansing)
Vulture City
Her Dire Sacrifice
Tentatio Utopia
Enjoy! (The Violation)
I, Observer With Crimson Hands
The Voyager
-----------------------------------------
Crown Of Thorns
Depulsoris Ira
The Void

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Was aber nicht so toll war an der Releaseparty: Wo waren denn die ganzen Deutschen? Ich hab‘ nicht einen getroffen. Ich hab Leute Luxemburgisch reden hören und Französisch und Englisch. Aber Deutsch? Vielleicht hatten AWAITING DOWNFALL noch ein paar deutsche Fans mit im Gepäck, aber das dürfte es dann auch gewesen sein. Leute, echt jetzt. Ich bin ernsthaft enttäuscht. Support your local underground hört doch nicht an der Landesgrenze auf! Wir leben hier in der Großregion Saar-Lor-Lux, und da spielt mein Local Underground. Nicht einen einzigen Saarländer auf einem Konzert in Luxemburg zu treffen ist schon irgendwie befremdlich. Ich hätte ja auch gedacht, dass sich das eine oder andere Mitglied der einen oder anderen saarländischen Band hierher verirrt. Gibt ja genug. Aber naja. Luxemburg ist halt nicht Saarbrücken und um Saarbrücken rum steht ja die bekannte unsichtbare Mauer. Kommt keiner raus. Kannste halt nix machen. (Anne)


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