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accept tourplakatDie Maschine läuft wieder auf vollen Touren, seit der Reunion sind die Solinger derart unablässig unterwegs, so dass die Veröffentlichung ihres neuen Studiowerkes „Rise Of The Chaos“ fast zur Nebensache geriet. Dabei mussten die Fans dieses Mal etwas länger warten als auf die zwei letzten, dafür waren ACCEPT noch häufiger in den Hallen und auf Festivals anzutreffen, weswegen der Terminkalender oft keinen Studioaufenthalt zuließ. So scheint die Truppe mittlerweile jährlich in der saarländischen Landeshauptstadt Station zu machen, Ende 2015 war sie bereits in der Garage zu Gast und im letzten Februar bespielte sie die Saarlandhalle als Support von SABATON. Eine größere Location wäre an dem Abend mit NIGHT DEMON als Support auch wünschenswert gewesen, denn einige Fans mussten vorzeitig die Heimreise antreten, weil das „Ausverkauft!“-Schild am Eingang prangte.

NIGHT DEMON
Davon kann eine Vorband nur profitieren, denn während sonst die meisten Zuschauer sich im hinteren Teil der Halle tummeln, war auch dort nur wenig Platz als die Kalifornier die Bühne enterten. So wurde dem Trio zu früher Stunde ein warmer Empfang bereitet, denn viele Fan-Klientel des Headliners hatte die Nachwuchshoffnung bereits auf dem Schirm. Und in der Tat passte die Wahl des Openers dieses Mal noch besser als bei den letzten Gigs, denn die Jungs boten genau das Futter, welches an die frühen Tage von ACCEPT erinnerte.
Im allgemeinen Retrotrend orientierten sich die Drei sehr stark an der NWOBHM, die ja zu der Zeit Hochkonjunktur hatte, als die deutsche Vorzeigeband durchstartete. Und im Gegensatz zu vielen anderen Combos brachte diese die Energie der damaligen Zeit authentisch rüber. Da waren einfach diese rohen, aggressiven Riffsalven, welch über die Köpfe der Zuschauer hinweg donnerten. Dabei hatten NIGHT DEMON das Glück, vom Hauptact mit einem guten und sehr lauten Sound ausgestattet zu werden, den man sich in dem Venue öfter mal gewünscht hätte.

Auch vom Stageacting her gab die Nachwuchshoffnung, die ihren Vorschusslorbeeren gerecht wurde alles. Die Saitenfraktion um Frontmann und Bassist Jarvis Leatherby sowie Gitarrist Armand John Anthony war ständig unterwegs und in Bewegung. Allerdings trauten sie sich dann doch nur selten auf die Rampe nach vorne und von den kleinen Podesten der großen Legende hielten sie sich auch aus Respekt fern. Doch sie versprühten auch ohne die Mätzchen eine enorme Energie, die sich auch direkt ins Publikum übertrug. Leatherby sah mit seinem kinnlangen Haar etwas aus wie Angelripper in seiner Post-Bundeswehrphase, doch es war eben auch das Ungestüm, welches er wie der SODOM-Boss in den Aufbruchsjahren an den Tag legte.

Der Mann an den sechs Saiten sah mit seiner durchgestuften Matte auch sehr Achtzigerkompatibel aus, der Bart dürfte allerdings eher dem aktuellen Trend geschuldet sein. Neben den kantigen Riffs holte er auch jede Menge starker Soli und feine Leads aus seinem Arbeitsgerät heraus. Überhaupt verfügten die Lieder bei aller Vehemenz über sehr ansprechende Melodien, die sich auch für ungeübte zum unverzüglichen Mitsingen eigneten. Bei denen unterstützen sowohl der gute Armand als auch Drummer Dusty Squires ihren Frontmann an der Sangesfront. Darüber hinaus schaffte es das Trio in die kurzen, knackigen Kompositionen noch ein paar Wendungen einzubauen, ohne diese zu überfrachten.

So gab es immer mal wieder ein paar überraschende Breaks und vor allem Squires hatte am Kit eine Menge frische Ideen am Start. Doch all das hinderte die Lieder nicht daran im gestreckten Galopp direkt in die Gehörgänge zu marschieren. Da stimmte an dem Abend einfach alles, die Performance, das sehr gute, kraftvolle Zusammenspiel, das Bandfeeling und auch die Songs. Die stammten zu gleichen Teilen aus den beiden Longplayern, während die Zugabe aus Songs der Debüt-EP bestritten wurde. Dabei gesellte sich kurz auch noch der Gevater zu den Dreien auf die Bühne, so ein paar Klischees gehören natürlich zu einer ordentlichen Show dazu. Dieses Band sollte man im Auge behalten.

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Setlist NIGHT DEMON:
Welcome To The Night
Full Speed Ahead
Curse Of The Damned
Hallowed Ground
On Your Own
Run For Your Life
Heavy Metal Heat
Black Widow
Dawnrider
Screams In The Night
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The Chalice
Night Demon

 

ACCEPT
Obwohl es keinen Linecheck oder ähnliches gab, dauerte es doch ein halbe Stunde, bis die Lichter erneut ausgingen. Aufgrund des ohnehin frühen Beginns, wäre es wünschenswerter gewesen, die Pause etwas kürzer zu gestalten. Denn am Wochenende muss der Club wie immer früh geräumt werden, um die folgenden Discoparties vorzubereiten. Doch den Anhängern war es dann egal, ob sie schon wieder ein wenig abgekühlt waren, denn mit den ersten Tönen schnellte die Stimmung sofort nach oben. Wie gehabt bildete der obligatorisch schnelle Opener des aktuellen Albums den Auftakt, damit kann man niemals falsch liegen, das animierte auch die Garage zum gepflegten schütteln von Haaren und Fäusten.

Dass dann schon fast der Titeltrack des zweiten Albums mit Mark Tornillo gesetzt ist, zeigt über welche Klasse diese Nummer verfügt, doch das war mir damals schon klar, dass die Nummer ein Klassiker wird. So war das Publikum schon zum ersten Mal gefordert, in die mächtigen Chöre mit einzusteigen, das tat dieses nur allzu gerne und begleitete das Solo ebenso akustisch. Die Metalegende hat damit natürlich schon ein Luxusproblem, da sich aus den Alben mit dem nicht mehr so neuen Frontmann Songs heraus kristallisieren, dies ich dauerhaft im Set festsetzen.
Dabei hätte man genug Material in der Hinterhand, um die ein oder andere Überraschung auszupacken, doch was sollen sie machen, einerseits will man aktuelle Stücke präsentieren, andererseits gibt es unverzichtbare Killer. Drei davon befinden sich auf dem „Restless And Wild“-Album, bei einem vierten Titel daraus wurde ebenso variiert wie beim einen Beitrag von „Breaker“ und „Objection Overruled“. Von „Metal Heart“ sowie „Balls To The Wall“ gab es auch immer Kostproben, wobei die Titelsongs essenziell sind, während „Russian Roulette“ weiter außen vor blieb.

An dem ein bisschen kleineren Raum vor der Bühne wird es nicht gelegen haben, dass einige keine Karten mehr bekamen, es war das erste Mal, dass ich eine expandierte Bühne in der Garage sah. Ein Steg, der sich nach vorne in die Menge schraubte, war natürlich genau das richtige für einen Showmann wie Wolf Hoffmann, der wieder einmal das Geschehen ans sich riss. Sein Elan, seine Spielfreude und seine Ausstrahlung prädestinierten ihn auch für den Job. Ständig war er unterwegs, nutzte den Catwalk ausgiebig, um direkt bei seinen Fans zu sein, die gierig ihre Hände nach ihm reckten.
Auch die kleinen Riser auf den Brettern nutzte er ausgiebig, posierte da oben bei seinen Soli, die immer gerne etwas klassisch angehaucht sein dürfen. In der Mitte gesellte sich oft sein langjähriger Weggefährte, der unablässig bangende Bassist Peter Baltes dazu, oder auch Mal Uwe Lulis, um mit dem drahtigen Glatzkopf ein paar gekonnte doppelte Leads in die Menge zu feuern. Als Baltes auch vorne am Rad auftauchte konnten ihn die vorderen Reihen sogar ohne Mikrofon bei mitsingen hören, hier war jemand einfach mit Eifer bei der Sache.

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Dieser Energielevel schwappte über die gesamte Band, auch der Sänger war voll engagiert und suchte wie immer den Kontakt zum Publikum, wobei Baltes auch in der Disziplin ordentlich punkten konnte. Mit Ansagen hielt er sich merklich zurück, doch die Songs sprechen ohnehin für sich, gehören sie doch zum Tafelsilber des traditionellen Heavy Metal. Als er dann einmal anfing, dass er uns eine Geschichte erzählen wolle, stieg Tornillo einfach in ein persönliches Lied vom neuen Longplayer ein. Doch neu ist der Mann beileibe nicht mehr, man merkte deutlich, dass ihn die Fans akzeptieren, und jene folgten seinen Aufforderungen ohne Zögern. Nicht nur aufgrund seiner stimmlichen Nähe zum großen Vorgänger, sondern auch aufgrund seiner sympathischen Art hat er sich mittlerweile fest etabliert.

Mit den beiden Urgesteinen bildete er die Achse, um welche sich ACCEPT an dem Abend drehten. Da standen die beiden richtig Neuen schon ein bisschen mehr im Schatten, obwohl sie im Gegensatz zum ersten Gastspiel an selber Stätte doch mehr Akzente setzen können. Gerade Lulis war an der Seite stets bester Laune, auch wenn ihm manchmal der Platz auf der Bühne auszugehen schien. Auch in die maskulinen Chöre stimmte er perfekt ein, ebenso wie in das immer wieder gerne zelebrierte Gitarrenballett. Hinten gab Christopher Williams mächtig Gas und sorgte so für den nötigen Punch hinter den Songs, die mächtig ins Auditorium pumpten. Dabei wirbelte mit seinen Sticks wild umher und wusste auch optisch mit seiner Beckenarbeit zu überzeugen.

Und wo Stahl drin ist, sollte auch Stahl drauf stehen, weswegen auch das Bühnenbild dieses Mal sehr plakativ gestaltet war. Die Boxenwände, aus denen die Riffs mit massivem Druck schossen, waren hinter den Aufbauten versteckt. Diese erstreckten sich schräg vom Drumriser bis zum vorderen Bühnenrand und waren in Stahlwand-Optik gehalten. Wer genau hinsah, konnte darauf ein paar Songtitel aus der Geschichte der Band entdecken. Die Herren auf der Bühne bewiesen ebenso wie die Zuschauer enorme Ausdauer im Stahlbad, ganze zwei Stunden ballerte die Formation ihre Hits von der Rampe. Alter scheint für sie überhaupt kein Thema zu sein, kein Wunder, wenn einem die Fans immer noch so aus der Hand fressen, und am Ende minutenlang die „Oh, Oh“-Chöre schmettern. (Pfälzer)

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Setlist ACCEPT:
Die By The Sword
Stalingrad
Restless And Wild
London Leatherboys
Breaker
The Rise Of Chaos
Koolaid
No Regrets
Analog Man
Final Journey
Shadow Soldier
-Guitar Solo-
Neon Nights
Princess Of The Dawn
Midnight Mover
Up To The Limit
Objection Overruled
Pandemic
Fast As A Shark
-----------------------------
Metal Heart
Teutonic Terror
Balls To The Wall

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