vorbericht wilsonwakemanManchmal kommen ja viele gute Dinge zusammen. So hatte ich schon lange geplant, wieder ein Konzert in der Kruisherenkapel in Uden zu besuchen, weil die Atmosphäre dort einfach eine ganz besondere ist. Und Damian Wilson und Adam Wakeman zusammen auf Tour wollte ich eigentlich auch schon länger sehen, aber bisher sind die beiden ja immer nur im Vereinigten Königreich unterwegs gewesen. Und als dieses Mal endlich auch einige Termine in Deutschland und den Niederlanden dabei waren und der Termin in Uden auch noch auf einen Samstag fiel, da musste ich nicht mehr lange überlegen. Also ging es an diesem bitterkalten und windigen Samstag im März wieder nach Uden, wo ich kurz vor Einlassbeginn ankam und mich mit den anderen zu früh Angereisten im Vorraum der Kirche drängte, denn in der steifen Brise draußen war es nicht zum Aushalten.

Dafür wurde man in der Kirche von Wärme und stimmungsvoller Lichtshow empfangen. Und kaum hatte man sich etwas zu trinken besorgt und sich einen schönen Platz ausgesucht, da rannte auch schon Damian Wilson durchs Publikum um jeden, der es auch wollte, mit Handschlag zu begrüßen und hier und da ein kleines Schwätzchen zu halten. Was er schon zu THRESHOLD-Zeiten beim Metalpublikum durchgezogen hat, das wird auch hier beibehalten.

Pünktlich um 20:00 Uhr finden sich Adam Wakeman und Damian Wilson dann auf der Bühne ein, wo Damian erst mal bemängelt, dass das Publikum so weit weg ist. Aber wir können uns ja schlecht auf die Treppen zum Altar setzen, oder? Wie eigentlich immer, so erzählt Damian auch dieses Mal viel über die einzelnen Songs und das ganze Drumherum. So erzählt er z.B., dass er „Bring Him Home“ über 20 Jahre lang nicht mehr live gespielt hat. Bis er vor einigen Jahren Augenzeuge eines Flugzeugabsturzes wurde, bei dem der sehr junge Pilot ums Leben kam. Auf dessen Beerdigung hat er das Stück dann zum ersten Mal wieder gespielt. Und wenige Monate später dann auf der Beerdigung seines Vaters. Und auch wenn das Stück sehr traurig ist, so zeigt Damian hier doch eine Gesangsleistung, die einfach nur wundervoll ist. Gleichzeitig ist es auch einer der ganz wenigen Songs an diesem Abend, bei denen Damian nur von Adam begleitet wird ohne selbst auch zu spielen.

Zu Beginn des Konzertes vermisst Damian offenbar etwas die Kommunikation mit dem Publikum. „Jetzt sagt doch mal was!“. Ja, wie denn? Man kommt ja nicht zu Wort, beim kontinuierlichen Redeschwall von der Bühne, der selbst Adam Wakeman so manches Mal verzweifeln lässt. Der Arme muss sowieso sehr leiden, denn immer wieder verschwindet Damian auch mal von der Bühne (gerne auch während eines Songs), weil er sich Kirche und Publikum ansehen muss. Adams Erklärung: Damian ist wie ein Hund – einmal nicht aufgepasst, schon rennt er wieder irgendwo rum. Und kaum ist er wieder eingefangen, so geht es von der Bühne aus weiter. Das ruhige „Disciple“ wird als „Kein Hippie-Song aber eine Art Hippie-Song“ vorgestellt. Die Ankündigung von „Thrill Me“ wird dann aber, obwohl es ein Song von Damian ist, von Adam übernommen, der der Meinung ist, dass es keine kluge Idee war, T-Shirts mit dem Cover des zugehörigen Albums zu verkaufen, weil es zumindest in England zu leichten Problemen führen kann, wenn man ein Pub betritt und ein T-Shirt mit der Aufschrift „Built For Fighting“ trägt. Was aber natürlich nicht nur an dem Shirt liegt, sondern auch an der Tatsache, dass Engländer der Meinung seien, gute Trinker zu sein, was sie aber nicht sind – wie ja jeder weiß. So lernt man auf Konzerten noch nützliches für den nächsten Englandurlaub.

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Mit „Tapestries“ gibt es im Anschluss einen der wenigen Wakemansongs des Sets zu hören, den Adam Wakeman im Original zusammen mit seinem berühmten Vater aufgenommen hat. Beim nächsten Stück, dem David Bowie-Cover „Life On Mars?“ ist dann die Mithilfe des Publikums gefragt. Auf einigen wenigen Plätzen gab es Textblätter und diejenigen, die auf solchen Plätzen sitzen, sollen jetzt mitsingen. Mit Hilfe der Smartphonetaschenlampen, denn ansonsten ist es etwas dunkel dafür. Das klappt sogar recht gut, mit tatkräftiger Unterstützung von Damian, der das Publikum von der Kanzel aus animiert. Die er selbstverständlich nicht so benutzt, wie eine Kanzel normalerweise benutzt wird. Im Anschluss gibt es noch ein Stück von Damian zu hören, und dann ist erst mal große Pause, in der man sich mit Getränken und natürlich Merch eindecken kann. Oder sich mit Damian unterhalten kann. Ich mache den Fehler, Damian nach der Geschichte, wie er sein Elternhaus abgefackelt hat, zu fragen (er hatte nämlich auf Facebook gemeint, dass er mir das besser mal persönlich erzählt) und was sagt Damian? „Oh, das ist eine laaaange Geschichte. Aber ich glaube, das ist eine gute Geschichte um sie auf der Bühne zu erzählen…“ Au weia. Was hab‘ ich da angerichtet…

Aber zuerst gibt es mal einen der Songs vom neuen Album zu hören, vorgetragen nur von Adam Wakeman, zur Abwechslung aber nicht am Keyboard, sondern an der Gitarre. Und anschließend gibt es dann die große, lange Story von Damian, der als Jugendlicher versehentlich bei einem Einbruch in sein Elternhaus selbiges abgefackelt hat. Am Ende stellt dann Adam die Frage aller Fragen: „Warum haben die dir nicht einfach einen Schlüssel gegeben?“ Die Antwort versteht wohl nur Damian selber. Wie auch immer, vom rauchenden Haus kommt er zum rauchenden Menschen und erzählt, dass er noch nie in seinem Leben irgendetwas geraucht hat, weil er es immer so eklig fand, dass sein Opa geraucht hat. Wenn man also nicht will, dass die eigenen Kinder später rauchen, sollte man in ihrer Gegenwart rauchen. Hier schreitet dann Adam mal wieder regelnd ein und passend dazu geht es mit „Homegrown“ weiter, auch wenn Damian sich beklagt, dass kaum jemand die Aussage des Songs versteht.

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Vom abgebrannten Haus kommt Damian zu den gesunkenen Booten, da er sich fragt, ob das Boot, auf dem er lebt, wohl noch schwimmt, wenn er von der Tour zurück ist. Und er fragt sich, warum ihn eigentlich nie jemand anruft und ihm Bescheid gibt, wenn sein Boot mal wieder sinkt. Die Frage beantwortet ihm Adam: „Warum ruft dich wohl keiner an? Wo ist denn dein Handy seit 2 Jahren?“ „Ja, am Grund der Themse, zusammen mit meinem Boot. Aber das ist wunderbar, es ist so herrlich still! Das sollten alle machen. Werft alle eure Handys in einen Fluss!“ Und wieder muss Adam die Stimme der Vernunft spielen: „Kannst du bitte aufhören, den Leuten Dinge zu empfehlen?“ Aber Damian ist jetzt richtig in Fahrt und das passt ja auch gut zum IRON MAIDEN-Klassiker „The Evil That Men Do“.

Mit „Seek For Adventure“ gibt es einen Song vom letzten gemeinsamen Album, ein wirklich wunderschönes Duett der beiden, vor dem Damian aber erst mal sein berühmtes „chaos on stage“ fabriziert, seine Gitarre stimmen muss, mit Dingen um sich wirft, bis Adam irgendwann meint: „Das ist der Grund, warum ich auf Klavier umgestiegen bin“. Wie auch immer, der Song ist einfach großartig, und anschließend darf sich Damian für ein Nickerchen von der Bühne verabschieden (denn im Gegensatz zu den Wakemans brauchen die Wilsons ihren Schlaf!). Adam spielt derweil BLACK SABBATHs „Iron Man“ in einer Jazzversion, die mir tatsächlich gefällt, obwohl ich mit Jazz sonst überhaupt nichts anfangen kann. Entwickelt wurde dieser Song übrigens morgens um vier betrunken in einer Hotelbar.

Der wieder erwachte Damian („Ich schlafe auch während Motörhead!“) kommt dann für „When I Leave This Land“ zurück und nach „Feel Like Going Home“ ist der Konzertabend leider schon viel zu schnell zu Ende. Nach standing ovations kommen die beiden zurück auf die Bühne; als Zugabe gibt es den Song, der auch das neue Album beschließt, „The Sun Will Dance In Its Twilight Hour“. Damit ist dann klar, dass das Konzert wirklich zu Ende ist. Allerdings hat im Anschluss noch jeder Gelegenheit, sich mit Damian und Adam zu unterhalten, Fotos zu machen oder sich Autogramme geben zu lassen. Ein wunderbarer, wirklich unterhaltsamer Konzertabend, für den sich die lange Anfahrt auf jeden Fall gelohnt hat, geht damit zu Ende. Es war eine wahre Freude, diesen beiden fantastischen und überaus sympathischen Musikern zuhören zu dürfen. Jederzeit würde ich wieder diesen Weg auf mich nehmen. Wobei ich natürlich trotzdem hoffe, dass es bei der nächsten Tour vielleicht noch weitere Termine in Deutschland oder Luxemburg geben wird. (Anne)

Setlist Damian Wilson & Adam Wakeman:
People Come and Go
Written in Anger (Damian Wilson)
Bring Him Home (Claude-Michel Schönberg Cover)
Laugh in Time
Disciple (Damian Wilson)
Thrill Me (Damian Wilson)
Tapestries (Wakeman With Wakeman)
Life On Mars? (David Bowie Cover)
I Won't Blame Life (Damian Wilson)

On This Battlefield
Homegrown (Damian Wilson)
The Evil That Men Do (Iron Maiden Cover)
Part Of Me (Damian Wilson)
Seek For Adventure
Iron Man (Black Sabbath Cover)
When I Leave This Land (Damian Wilson)
Feel Like Going Home (Charlie Rich Cover)
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The Sun Will Dance In Its Twilight Hour

 

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