joebonamassa tourplakatEr scheint wirklich nicht müde zu werden, denn kaum ist seine aktuelle Tour im Gange, erscheinen auch schon die Tourdaten für den nächsten Herbst und machen den geneigten Fan wieder neugierig. Das liegt daran, dass sich die aktuelle Frontfigur des Blues immer wieder neu erfindet, demnächst erscheint eine neue DVD, in der er sich Songs der British Blues Explosion um Jimmy Page und Eric Clapton widmet. Gerade Letzteren scheint JOE BONAMASSA immer mehr beerben zu wollen, wenngleich er sich weitaus produktiver und fokussierter zeigt als "Mr. Slowhand" in seiner Hochphase. Der Rhythmus von zwei Liveveröffentlichungen pro Jahr wird gehalten und aktuell ist er mit Beth Hart in den Charts. Nun gibt es wieder eine Ausgabe des "Guitar Event Of The Year", welches ja wie bereits erwähnt schon seine Fortsetzung finden wird. Ist das wirklich das Großereignis, nutzt sich der Mann mit der Zeit ab oder fällt ihm stets etwas Neues ein? NECKBREAKER ging den Fragen in der schönen Frankfurter Jahrhunderthalle nach.

Ganz das reine Gitarrenereignis war jedenfalls nicht zu erwarten, dazu ist die Backingband des Barden mittlerweile zu aufgebläht. So erblickte man direkt beim Eintreffen in den Kuppelbau die Podeste für die beiden Bläser, während die Tastenburg sehr prominent am Bühnenrand postiert war. Auf einem weiteren Riser rechts vom Schlagzeug durften dann auch zwei Damen Platz nehmen, welche die zunehmend auf Bonamassas Alben auftauchenden Backgroundvocals intonieren sollten. Da er wieder ohne Rhythmusgitarrist agierte, durfte man also wieder feinsten Big Bandsound erwarten, wie er zuletzt meisterlich zelebriert wurde.

Zunächst sprach aber wirklich erstmal die Gitarre, denn der Opener rockte schon kernig los und hatte so einiges von seiner jüngsten Liveaufnahme verinnerlicht. Nur ein wenig irritiert saß das Publikum schon da, denn so tief konnte der Blueserneuerer gar nicht in den Annalen graben, dass es keinen gegeben hätte, der die Nummer nicht erkannt hätte. Des Rätsels Lösung offenbarte sich erst weitaus später, während man nach einem funkigen, mit Bläsern verzierten Stück beim dritten Song die Handschrift des Meisters zu erkennen glaubte.
In der Tat nahm der Künstler, wie er in einer Ansprache erläuterte, schon das kommende Album vorweg, bei welchem man sich vor allem das vierte Lied merken sollte. Ein paar Leads, die Drumbreaks und die Arrangements der weiblichen Chöre versprühten ein wenig PINK FLOYD-Vibes, welche JOE BONAMASSA genial in sein System integrierte. Wer den Blues so ohne Reibungsverluste ausreizen kann, der darf auch so mutig sein mit unveröffentlichten Material zu beginnen.

Das habe ich bisher nur bei PORCUPINE TREE erlebt, die ebenfalls auf dem Höhepunkt ihres Schaffens das komplette Album "Fear Of A Blank Planet" vor Release zockten. Daneben gab es noch ein paar Ausflüge zu den drei Kings, bei denen allerdings an dem Abend andere Tunes ausgewählt wurden als beim Rest der Tour. Bonamassa erklärte er wolle an zwei Abenden im gleichen Venue nicht zweimal die identische Setlist spielen, was uns auch eine andere Zugabe bescherte, sehr zur Freude der anwesenden Redaktion. Überhaupt gab sich der Amerikaner an dem Abend überaus redselig, suchte immer wieder den Kontakt zum Publikum und schien bester Laune.
Klar strahlt die immense Spielfreude bei ihm immer durch, doch so locker und gelöst habe ich ihn noch nie erlebt, da war ihm der Spaß an der Sache noch mehr anzusehen. Die Stimmung übertrug sich auch auf seine Mitmusiker, bei denen vor allem Reese Wynans da vorne an seinen Tasten unentwegt freundlich grinste. Sein Spiel war ebenso passioniert wie das des Meisters selbst, vor allem die beiden spielten sich immer wieder die tragenden Parts der Songs zu oder duellierten sich in den Soli.
Der frühere Stevie Ray Vaughn-Sidekick ließ die Finger ebenso lässig über die Tasten gleiten wie er mit seinem Stuhl zwischen E-Piano und Orgel hin und her rollte. Wenn dann der Spotlight auf dem Gitarristen war, stand der meist noch weiter vorne an der Bühne und zelebrierte jeden einzelnen Ton, den er seinen erlesenen Arbeitsgeräten entlockte. Dabei zeigte er sich sowohl als Flitzefinger als auch als Herr der langen sanften Töne während er völlig in seinem Spiel aufging und seine Sechssaiter hin und her wiegte.

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Solospots erhielten ebenso Paulie Cerra am Saxophon und Lee Thornburg an der Trompete, wobei sie sich dabei wunderbar, fast brüderlich abwechselten. Dazu unterlegten sie die Songs immer mit feinem Background und sorgten neben den Backingvocals von Mahalia Barnes und Jade MacRae für die soulige Note des Abends. Die zwei konnten auch mit die gesamte Show über synchronen Tanzeinlagen überzeugen, was zusätzlich etwas für das Auge bot.
Als Rückgrat fungierte Late Night-Schlagzeuger Anton Fig und der schlacksige Glatzkopf Michael Rhodes am Langholz, die jazziger agierten als zuvor Bergman und Rojas und so dem Sound weiter Feinheiten hinzu fügten. Ab und an durfte der sehr lässige Rhodes mit dem Anzugträger rocken, hierbei zeigt er stets ein angenehmes Understatement und verlor sich nicht in Posen. Gerade bei der angesprochenen Neukomposition sorgte er im Verbund mit der Strat für ein paar sehr interessante Effekte, während er sonst stoisch den tiefen Rhythmus hielt.

Bei den weiteren eigenen Titeln bediente sich JOE BONAMASSA bei seinem jüngeren Studiowerken, wobei das letzte Album "Blues Of Desperation" zweimal zum Zug kam. Hier kann man auch schon das Flirten mit der British Blues Explosion beobachten, wobei hier viel eher Jimmy Page im Vordergrund stand. Und wenn der Mann schon mal in seiner LED ZEPPELIN-Phase ist, dann durfte er auch zwei ihrer Songs an dem Abend zum Besten geben. Wobei er sich glücklich schätzen durfte, jemanden wie Wynans in seinen Reihen zu haben, denn es bedarf schon eines absoluten Könners, die E-Pianolinie vom damaligen Gast Ian Stewart überzeugend darzubieten.

Am Ende des regulären Sets wurde die zweite Fahrt im Luftschiff dann mit Jams auf mehr als eine viertel Stunde gestreckt, woran die Urheber sicher Freude gehabt hätten. Bonamassa und Rhodes feuerten eines der enthusiastischsten Grundthemen der Rockgeschichte mit Kraft und Eleganz heraus, dass man spätestens da aus seinem Stuhl musste. Wie die Formation dann mit der Dynamik spielte war meisterlich, zwischendurch nahm man sich ganz zurück, um dann wieder auszubrechen und am Ende zu jenem beschwingten Riff zurück zu kommen.
Da kamen endgültig alle Zuschauer auf ihre Kosten, die erneut zwei Stunden vorzüglich unterhalten wurden. In dem altehrwürdigen Bau wirkte die Lightshow und der heimelige Vorhang als Backdrop sehr angenehm und verstrahlte einen latenten Glanz. Weniger unterschwellig gab sich der Klang, der trotz ordentlicher Lautstärke sehr gut abgestimmt war und alle Details heraus arbeitete. Und am Ende wollte selbst der gute Joe seinen Fans genau das geben, wonach sie verlangten, auch wenn er seine Künstlerambitionen etwas zurück stellen musste. Es sei ihm gedankt, dass ein Naturereignis wie er auch immer ein bisschen geerdet rüber kommt. (Pfälzer)

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Setlist JOE BONAMASSA:
King Bee Shakedown
Evil Mama
Just Cause You Can
Self Inflicted Wounds
Some Other Day, Some Other Time
No Good Place For The Lonely
How Deep The River Runs
Cadillac Line Assembly
Slow Train
Driving Towards The Daylight
Boogie With Stu
Last Kiss
How Many More Times
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Sloe Gin

Alle Photos von Anna

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