Saarbrücken, Losheim, Bosen: SUBWAY TO SALLY kehren in aller Regelmäßigkeit wieder ins Saarland zurück und sind gern gesehene Gäste. Das Saarland liegt SUBWAY TO SALLY am Herzen und die saarländischen Fans liegen den Potsdamern zu Füßen. Nach dem Gig im letzten Winter in Losheim und dem Headlinerauftritt auf dem Hexentanz-Festival im Frühling diesen Jahres am Bostalsee, stand am 12.10. ein erneuter Besuch in der Garage zu Saarbrücken auf dem Terminplan der Brandenburger, um den letzten Gig der kurzen „Bastard“ Herbst-Tour zu spielen.
Touren andere Bands im Rhythmus von Jahren, so orientieren sich SUBWAY TO SALLY an den Jahreszeiten. Herbst, Winter, Frühling und jetzt wieder Herbst, rechnet man alles zusammen, war dies bereits der vierte Tourabschnitt zum immer noch aktuellen Studioalbum „Bastard“ (oder der erste zur aktuellen DVD „Schlachthof“); und der fünfte im Dezember steht ebenfalls bereits in den Startlöchern. Ohne Fleiß kein Preis, und SUBWAY TO SALLY sind fleißig wie eh und je.       
Doch an diesem Sonntag sollten sich erste Abnutzungserscheinungen, sowohl auf Seiten der Band als auch auf Seiten der Fans, bemerkbar machen. War die Garage beim letzten SUBWAY TO SALLY Gastspiel im Dezember 2006 noch bis auf den allerletzten Platz gefüllt und restlos ausverkauft, so mussten sich Band und Veranstalter dieses Mal damit begnügen, dass die Garage gut besucht, aber auch ein gutes Stückchen vom „Sold Out“ entfernt war. Da helfen dann auch Charterfolge und medienwirksame Auftritte wie bei Stefan Raab nix.

Hatten SUBWAY TO SALLY beim letzten Mal, als ich sie live gesehen habe, mit COPPELIUS eine etwas seltsame Band im Gepäck, die aufgrund ihrer Außergewöhnlichkeit so gar nicht zu den Potsdamern zu passen schien, so setzte man dieses Mal mit den Düsterrockern END OF GREEN auf eine sicherere Nummer.

Zumindest auf den ersten Blick. Stand man damals mit offenen Augen und Ohren bei COPPELIUS gespannt herum, so machte sich heuer bei einem überwiegenden Teil der Besucher Langeweile breit; END OF GREEN hatten einen sehr schweren Stand beim Saarbrücker Publikum.
Wenn man bedenkt, dass END OF GREEN mit ihrem aktuellen Album „The Sick’s Sense“ (Review dazu hier) einen sensationellen 21. Platz in den deutschen Albumcharts erreichten, war diese Reaktion etwas unerwartet. Anscheinend sind die Klientel von END OF GREEN und SUBWAY TO SALLY doch sehr verschieden. Wenn eine Band selbst zum Höflichkeitsapplaus auffordern muss, und nach jedem Song peinliche „Blut, Blut, Räuber saufen Blut“-Chöre angestimmt werden, kann man definitiv nicht von einem Erfolg sprechen.
Aber mal davon abgesehen, dass der überwiegende Teil der Anwesenden die kalte Schulter zeigte, machten die Rocker ihre Sache aber gar nicht schlecht. Bei gutem Sound präsentierten die deutschen TYPE O NEGATIVE ihre, größtenteils vom aktuellen Album stammenden, Songs selbstbewusst und formsicher. Im Mittelpunkt der Show stand, wie nicht anders zu erwarten, Sänger Michelle Darkness (ja ein Mann!), der die dunklen Gesangslinien der Stücke emotional rüberbrachte und zumindest einige wenige damit in seinen Bann ziehen konnte. Die auf der Bühne gezeigten Emotionen waren unübersehbar, das Publikum ließ das allerdings kalt. Zum freudigen Abfeiern taugen Songs wie „Dead City Lights“, „The Sickness Crown“ oder „Bury Me Down“ eben nur bedingt.     
Die übrigen vier Mitstreiter wirkten im Gegensatz zum Frontmann fast schüchtern und beschränkten ihren Bewegungseinsatz auf das Nötigste. Gerade in der Beziehung ist bei END OF GREEN noch deutlich Luft nach oben, denn trotz aller Melancholie rocken die Songs! Und ein paar Ansagen, die über das übliche „Danke an die Crew und alle…“ hinausgehen, wären auch kein Fehler. Nach 45 Minuten und 9 Songs, die mich zwar nicht begeisterten, aber zumindest Lust auf mehr von END OF GREEN gemacht haben, war für die süddeutschen Doomster die Tour als SUBWAY TO SALLY Support auch schon wieder beendet.

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Ganz anders war da schon das Bild, als um Punkt 21.00 Uhr der Headliner des Abends nach einem belanglosen Intro, mit einem lauten Knall die Bühne enterte, um mit dem „Bastard“-Opener „Meine Seele brennt“ in eine gute, wenn auch nicht überragende Show einzusteigen (um das Fazit einmal gleich zu Beginn zu bringen). Aus einem lauen Lüftchen vor und auf der Bühne wurde ein Wirbelsturm. Nachdem die Seele verbrannt war, begrüßte Eric Fish, wie inzwischen üblich, die „Massen“ mit einem „Hallo Freunde“ und einem „Maximales Vergnügen mit SUBWAY TO SALLY“.
Mit dem „Puppenspieler“ und „Unentdecktes Land“ folgten zwei weitere „Bastard“ Nummern, bevor die „Engelskrieger“ zum Zuge kamen. Obwohl diese Scheibe die umstrittenste der SUBWAY TO SALLY Historie ist, wurde „Unsterblich“ abgefeiert wie nur wenige Songs an diesem Abend, und das völlig zu Recht. Zum zweiten Ausflug der „Engelskrieger“, der auf dem Wasser stattfinden sollte („Knochenschiff“), kam zum ersten Mal an diesem Abend der Dudelsack zum Einsatz, und das Mitsingspielchen am Ende, wie man es bereits von der „Engelskrieger“ Tour her kannte, durfte auch nicht fehlen. Nicht schlecht, mir persönlich wäre ein Ausflug unter Wasser, sprich „2000 Meilen unterm Meer“ lieber gewesen.
Nach so viel neuem Material, dürstete es den Fans nach einigen Klassikern, und sowohl „Mephisto“ (der dieses Mal wieder dabei war) als auch der „Liebeszauber“ brachten das Publikum zum Hüpfen.  
Stand beim letzten Mal neben dem „Bastard“ auch das „Nord Nord Ost“ Album hoch im Kurs, was die Setlist angeht, so wurde es dieses Mal überraschenderweise durch das „Engelskrieger“ Album ersetzt, denn nach dem Doppelpack von eben, legten die SALLY’s noch „Falscher Heiland“ nach, was zu einem gemeinsamen „auf die Euphoriebremsetreten“ führte. Im Vergleich zu den beiden Krachern zuvor, fällt dieser Song gerade auch live deutlich ab.
Und auch das folgende Liedchen veranlasste zum Durchschnaufen, aber aus einem anderen Grunde, denn die erste Ballade des Abends wurde angestimmt, und mit dem „Erdbeermund“ war nicht unbedingt zu rechnen. Vielleicht die einzige richtige Überraschung der Show. Als Kontrastprogramm folgte einer der politischsten Songs von SUBWAY TO SALLY „Die Trommel“, mit der Romantik war’s also schnell wieder vorbei und auch „Unterm Galgen“ und das großartige „Traum vom Tod II“ beschäftigen sich eher mit den negativen Seiten des Lebens.   
Das „Kleid aus Rosen“ darf natürlich bei keinem SUBWAY TO SALLY Konzert fehlen, und wurde ebenfalls kollektiv abgefeiert, auch wenn es Eric Fish dieses Mal nicht möglich war, Rosen im Publikum zu verteilen, da der böse Busfahrer sie vor der Show unbedacht weggeworfen hatte. Als Entschädigung soll’s beim nächsten Mal die doppelte Menge an Rosen geben, na wenn das mal nichts ist!

Der Dreierpack „Tanz auf dem Vulkan“ (der Livekracher vom „Bastard“-Album), „Ohne Liebe“ und „Sieben“ leitete die Schlussoffensive ein. Dass diese von Erfolg gekrönt sein sollte, steht außer Frage, denn die Songs kann inzwischen jeder SUBWAY Fan im Schlaf mitgrölen.
Nach dem „Foppt den Dämon“ Song „Sag dem Teufel“ verabschiedeten sich SUBWAY TO SALLY schon recht früh zum ersten Mal. Dass das Mädel und die sechs Jungs noch mal zurückkommen würden, war aber klar, denn es fehlte noch mindestens ein Song, der in der Wartezeit erneut angestimmt wurde. Und Wartezeit ist ein gutes Stichwort, denn zunächst einmal durfte man zu „Auf Kiel“ und „Veitstanz“ abtanzen und abbangen.
Und dann war es endlich soweit: Das Dudelsackintro leitete „Julia und die Räuber“ ein und wie auf Knopfdruck rasteten alle aus. Na ja, fast alle, denn warum die SUBWAY-Fans so fixiert auf diesen einen Song sind, ist für mich nach wie vor ein Rätsel. Bitte beim nächsten Mal die „Julia“ einfach zu Hause lassen und stattdessen die beiden „Rätsel“ spielen.
Mit dem melancholischen Intro von „Fatum“ wurde der Kanon der Fans abrupt beendet, wie so üblich in der Garage drängte die Zeit. Stimmungsmäßig zwar kein Vergleich zur „Julia“, trotzdem aber einer der besten SUBWAY TO SALLY Songs aller Zeiten; einfach zu schön diese Nummer. Wer an dieser Stelle jetzt erwartet hatte, die Band würde zu guter Letzt noch das „Seemannslied“ anstimmen, der musste mit der „Schneekönigin“ Vorlieb nehmen. Auch nicht verkehrt, das „Seemannslied“, das wie kaum ein anderer Song die Verbundenheit zwischen Band und Fans verkörpert, denke ich, wäre nicht nur mir lieber gewesen. Aber die Band wollte es anders und so beendete die Vorbotin des Winters nach, für SUBWAY TO SALLY Verhältnisse, kurzen 100 Minuten den Abend in der Garage.   

Wie bereits angedeutet, war das diesjährige Gastspiel der Potsdamer in Saarbrücken alles andere als ein schlechtes Konzert, doch das Feuer auf und abseits der Bühne fehlte an diesem Abend etwas. Da konnten auch die ganzen Pyro’s nichts dran ändern.
Wer SUBWAY TO SALLY an diesem Sonntag zum allerersten Mal gesehen haben sollte, wird sicherlich begeistert gewesen sein, wer das Mädel und die Jungs bereits mehrfach live bewundern durfte, wird zustimmen, dass es nicht mehr als ein solider Gig war. Nichtdestotrotz ist und bleibt solide im Kontext von SUBWAY TO SALLY, sehenswert. (Maik) 


Setlist:
Intro
Meine Seele brennt
Puppenspieler
Unentdecktes Land
Unsterblich
Knochenschiff
Mephisto
Liebeszauber
Falscher Heiland
Erdbeermund
Die Trommel
Unterm Galgen
Traum vom Tod II
Kleid aus Rosen
Tanz auf dem Vulkan
Ohne Liebe
Sieben
Sag Dem Teufel
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Auf Kiel
Veitstanz
Julia und die Räuber
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Fatum
Schneekönigin

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Weitere Bilder findet ihr wie immer in unserer Galerie. Alle Bilder von Ryka.

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