Children of Bodom + Infinight (23.11.2008, Saarbrücken, Garage)

Mittlerweile haben sich die verrückten Finnen von CHILDREN OF BODOM oben in der Metal-Szene etabliert. Ihre Mischung aus 80-er Metal und melodischem Death findet auf der ganzen Welt immer neue Anhänger. In den letzten Jahren hat sich die Truppe um Frontfigur Alexi Laiho mehr auf der anderen Seite des großen Teiches herum getrieben und die alte Welt etwas vernachlässigt, was in ihren beiden neuesten Longplayern musikalisch zu Buche schlägt. An der steigenden Popularität änderte das hingegen nichts, das im Frühjahr erschienene „Blooddrunk" konnte hierzulande erstmals die Top Ten der Album-Charts knacken.
Nun sind sie mit MACHINE HEAD im Gefolge der SLIPKNOT-Tour unterwegs, die momentan über Europa rollt. Mit der Support-Rolle sind die Fünf aus dem Norden aber wohl nicht ganz ausgelastet, weswegen sie einige Day-Offs dazu benutzen um eigne Headliner-Shows zu spielen. In Deutschland gibt es daher zwei solcher Gigs und die Garage in Saarbrücken hatte das Glück einen davon an Land zu ziehen. Doch am Abend schien der Erfolg der Veranstaltung in Gefahr, der Winter hielt Einzug, es schien der Hauptact des Abends hätte uns etwas von zu hause mit gebracht. Auf der Strecke blieben unsere ursprünglich geplanten Redakteure, weswegen es auch keine Galerie gibt. Doch beim Betreten des Venues fand der Schreiber dieser Zeilen einen kuschelig gefüllten Club vor.

Die zweite Hiobsbotschaft gab es auch schon ein paar Tage zuvor, die ursprünglich als Opening-Act geplanten österreichischen Metalcore-Youngsters von THE SORROW mussten wegen einer schweren Erkrankung ihres Drummers absagen. Also blieb den Veranstaltern nichts anderes übrig, als auf lokale Bands zurück zu greifen. Doch der ursprünglich wenig passende anzusehende Vertreter, die Power-Metaller von INFINGHT erwies sich als Glücksgriff. Die im Saarland beheimatete Formation befindet sich zur Zeit nach längerer Abstinenz im Studio, weswegen sie gut eingespielt sein dürfte und auch eine Woche zuvor gerade erst ihren letzten Auftritt absolviert hat.
Natürlich profitierten sie davon, dass viele Zuschauer mit dem Songmaterial des Debüts „Sea of Knowledge" vertraut waren, und folglich sofort zu Beginn Stimmung machten. Der Rest wurde spätestens mit der Cover-Version von „Holy Diver", der neu im Programm ist überzeugt. Gut, mir ist dieser Song schon zu abgelutscht, Drummer Harry hatte ihn letzte Woche noch groß angekündigt, dem Publikum schien er Spaß zu machen. Präsentiert wurde mit „Here to conquer" auch ein Song des kommenden Albums, von dem schon ein paar Songs auf der Homepage anzuhören sind.

Die Formation zeigte sich auch in „neuem" Outfit gewohnt sicher, musikalisch brennt da nichts an. Die beiden Axtmänner Dominique Raber und Marco Grewenig glänzen durch feine Riffs und ebensolche Solo-Passagen, und unterstützen Frontmann Martin Klein bei den Chören. Dieser Hüne steht natürlich schon aufgrund seiner „Bauweise" optisch klar im Mittelpunkt, ist aber auch ein Frontmann erster Klasse. Nicht nur, dass er über ein kraftvolles und klares Organ verfügt, er besitzt auch eine starke Ausstrahlung hat sein Publikum immer im Griff.
Überhaupt agiert die Gruppe sehr professionell, aber nicht zu abgeklärt, hat auch mit dem für sie ungewöhnlichen Fans vor der Bühne ihren Spaß. Der Sound war zwar ein wenig dünn an manchen Stellen, aber die Technik hatte nicht ihren besten Tag. Trotzdem dürfte man ein paar neue Freunde gewonnen haben. So war der „Hit" „Goodbye, cruel World" dann das starke Finale, der ordentlich abgefeiert wurde.

Setlist INFINIGHT:
The Swarm
Downward Spiral
Holy Diver
Like Puppets
Egomaniacal
Here to conquer
Goodbye, cruel World

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Nach einer ziemlich langen Pause mit jeder Menge Mucke aus dem vorletzten Jahrzehnt, in der die Band mehrere Male gefordert wurde war es dann um kurz vor halb zehn soweit. Die finnischen Metal-Kinder enterten die Bühne. Und so richtig erwachsen geworden sind sie immer noch nicht und das ist gut so, denn sie hatten richtig Freude an ihrem Auftritt und dem Publikum, welches von Beginn an voll mitging. Kein Wunder, ging es gleich mit einem Klassiker los. Es war gut, dass das neue Album schon länger draußen ist und es keine richtige Headliner-Tour war. So musste man kein aktuelles Produkt promoten und konnte den Leuten die Knaller geben, die es verlangte.
Und so bildete sich schon mit den ersten Riffs von „Follow the Reaper" der erste Pit vor der Bühne, die Pommesgabeln wurden bis nach hinten an die Theke geschwenkt. Der Fünfer auf der Bühne stand da in nichts nach und war ständig in Bewegung, Henkka T. Blacksmith und Rope Latvala wechselten ständig die Positionen, feuerten das Publikum an und brüllten die fetten Chöre mächtig raus. Keyboarder Janne Warman stand oben auf seinem mit BHs behangenen Riser und ließ die Finger wild über die Tasten flitzen. Sein Arbeitsgerät auch noch schön nach vorne gedreht, so dass die Zuschauer sein Spiel auch bewundern können, sind halt waschechte Poser.

Doch natürlich standen sie alle im Schatten ihres Frontmannes und das noch deutlicher als beim Vorprogramm. Der gute Alexi ist für seine knapp 30 Jahre schon eine beeindruckende Person, hat als Musiker in der extremen Sparte schon viel erreicht. Und das nicht zu Unrecht, denn seine Fans hat er zu jeder Zeit im Griff, so auch an diesem Abend, keine Forderung nach lauteren Schreien oder noch mehr Aktion, die nicht beantwortet worden wäre. Dazu springt er in seiner typischen breitbeinigen Art über die Bühne, tänzelt bei den Duellen nach hinten zu Janne und würde bei seinen Flitzfinger-Soli am liebsten mitten in der Menge stehen.
Musikalisch muss man da gar nichts mehr sagen, was nicht schon Erwähnung gefunden hat. Trotz der Doppelbelastung durch die Leadvocals sitzt da jeder Ton, egal wie er dabei über sein Griffbrett hetzen muss. Wenn es je einen legitimen Nachfolger der Gitarrenhelden aus den Siebziger und Achtziger Jahren gegeben haben sollte, dann er. Atemberaubend ihm bei seinem Spiel zuzusehen und für einige Nachwuchsmucker schon mal frustrierend. Und auch beim Posen ist er vorne dabei, allerdings hat er sich die Nummer mit dem Gitarre um seinen Hals schwingen wohl bei Bruce Springsteen abgeschaut. Beinharte Metaller können mich jetzt gerne für diesen Satz hassen. Von Laiho selbst würde ich da wohl ein „Fuck" ernten, aber das würde untergehen in der Häufigkeit wie oft er diese Vokabel benutzt. Schon bei seiner ersten Ansprache nach drei Songs wurde vielerorts kräftig mitgezählt.

Während draußen der Schneesturm tobte, tobte drin ein ganz anderer Sturm. Für die schon recht anspruchsvollen, präzisen Riffattacken und die Härte des Materials wirken die Nummern dennoch sehr eingängig. So wurde auch munter mitgesungen was von den CHILDREN OF BODOM wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde. Die ließen sich ihren Spaß auch nicht von den vielen technischen Problemen vermiesen. Zuerst wollte der Monitorsound nicht gehorchen, dann verreckte die Fußmaschine von Jaska Raatikainen, und das Keyboard setzte auch manchmal aus. Doch so erfahrene Musiker sehen darüber weg, schmeißen, wenn es sein muss die Setlist um und überspielen die technischen Pausen mit Humor und dem Anspielen von ca. 217 Rockklassikern. Vor der Zugabe entschuldigte sich noch der Tastenmann, teilweise in Deutsch für die Unannehmlichkeiten.
Dadurch flogen wohl einige Lieder aus dem Programm, das mit 80 Minuten doch recht kurz, dafür aber sehr intensiv war. Dies war aber der einzige Kritikpunkt den man an dem gelungenen Abend anbringen konnte. Am Ende gab es zur lautstark geforderten Zugabe die Top-Hits der Truppe, obwohl alle Stücke heute abend den Status verdienten. Mit dieser Show haben CHILDREN OF BODOM ihren Status weiter untermauert. Glücklicherweise ließ es draußen etwas nach, weswegen sich die Heimreise nicht ganz so kompliziert gestaltete. (MetalPfälzer)

Setlist CHILDREN OF BODOM:
Follow the Reaper
Smile pretty for the Devil
Silent Night, Bodom Night
Living dead Beat
In your Face
Hellhounds on my Trail
Sixpounder
Angels don´t kill
Blooddrunk
Children of Decadence
Hate me
Bed of Razors
Hate Crew Deathroll
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Every Time I die
Downfall

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