Status Quo + Kansas (21.10.2009, Saarbrücken, E-Werk)

STATUS QUO und KANSAS, das passt ja auf den ersten Blick nicht so recht zusammen. Auf der einen Seite das amerikanische Mainstream-Prog-Orchester auf der anderen Seite die englischen Akkord-Minimalisten. Was die beiden Rocklegenden nicht davon abhält gemeinsam auf Tour zu gehen, wobei den Briten der Headliner-Slot zukommt. Und sind wir mal ehrlich, so eng darf man das gar nicht sehen, der geneigte ClassicRock-Fan sollte mit beiden Bands etwas anfangen können. Schließlich hatten beide ihre Hits als das in die Jahre gekommene Publikum noch im jugendlichen Alter war. Somit war der Abend im Saarbrücker E-Werk ein Pflichttermin für jeden Altrocker, aber auch für jüngere Musikbegeisterte, die sehen wollten, warum diese zwei Formationen ihren Status erlangten. Und natürlich um zu sehen, ob das alte Feuer immer noch lodert.

Wie bei Bands im reiferen Alter üblich ging es um 20 Uhr absolut pünktlich los, als KANSAS die Bretter bestiegen. Und in der Setlist gleich mit zwei Überraschungen starteten, denn die Songs hatte man weniger auf der Rechnung. Das machte sich zunächst einmal in den Publikumsreaktionen bemerkbar, die noch verhalten ausfielen. Auch die Fünf selbst verhielten sich noch etwas reserviert, brillierten aber im instrumentalen Bereich.

Doch als dann der Titel gebende Opener ihres erfolgreichsten Albums kansas_sb1.jpg„Point Of Know Return“ gebracht wurde, pendelten sich die Menge und die Musiker aufeinander ein. Von nun an steigerte sich die Band bei einem Hitfeuerwerk in einen wahren Rausch, da war ihnen dann der Spaß anzusehen. Steve Walsh hüpfte ständig hinter seinen Keyboards und freute sich schon darauf nach vorne zu kommen und am Bühnenrand seine Vocals zu performen.
Auch Dave Ragsdale schien mir agiler als noch vor eineinhalb Jahren in Holland. Klar an die Bühnenpräsenz seines Vorgängers Robbie Steinhardt reicht er nicht heran, dazu ist er zu sehr Musiker. Er meisterte den Spagat zwischen Geige und der oft umgehängten Gitarre vorzüglich, was eben ein wenig auf Kosten der Performance geht. Dennoch kam er öfter auf den Riser gestiegen oder agierte gemeinsam mit seinen Nebenleuten. Als Sprachrohr zu Publikum wurde mittlerweile Basser Bill Greer umfunktioniert, der auch einige Leadvocals übernahm.

Doch bei aller Spielfreude, welche die Truppe ausstrahlte und des engagierteren Auftretens vergaß sie keine Sekunde ihre unglaubliche Virtuosität. Was sich die Herren da an Duellen lieferten, welche Harmonien sie absolut punktgenau spielten war unfassbar. Rich Williams liefert seine knarzigen Hardrockriffs, Walsh holt aus seinen Tasten alle Facetten heraus und die Geige gibt den Songs das Besondere, das völlig eigenständige. Dazu sitzt da hinten mit Phil Ehart jemand, der den Vergleich zu Neil Peart oder aktuell Gavin Harrison nicht zu scheuen braucht.
Nicht zu vergessen der Strauss genialer Melodien, welche die alte Industriehalle füllten. Jedes Detail der vielschichtigen Kompositionen kam perfekt zur Geltung, kein Wunder, der Sound verzieh keine Fehler. Von der ersten Note an so was von druckvoll und transparent, ich muss lange zurückdenken wann ich zuletzt so etwas gehört habe. Zusammen mit der guten Lichtshow zauberte man eine traumhafte Atmosphäre auf die Bühne. Vor allem beim wunderbaren „Miracles Out Of Nowhere“, hier wurden in der Mitte die Arrangements etwas gelockert, was die Spannung noch mehr steigerte, um beim Finale richtig los zu frickeln.

Gibt es bei solch einem beeindruckenden Auftritt eigentlich etwas zu bemängeln? Ja, die Spielzeit, denn die war mit 45 Minuten gelinde gesagt ein Witz. Wie kann man diese geniale Formation, die wieder einmal bewiesen hat, dass sie zu den besten Rockbands aller Zeiten gehört da schon in den Feierabend schicken? Nein, das will mir nicht in den Kopf, Special Guest hin oder her, egal, ob die Band das von vorneherein wusste.
Diese kurze Zeit wurde nur deswegen mit ausreichend Material gefüllt, weil man den Set sehr straff durchspielt hat, kaum Ansagen, oft kam nach dem Schlussakkord direkt der nächste Song. Die dadurch noch gesteigerte Intensität gab den wenig mit KANSAS vertrauten Zuschauern keine Sekunde zum Luftholen oder Weghören. Somit hielt man sie die ganze Zeit bei der Stange und wird mit Sicherheit ein paar neue Fans gewonnen haben. Die alten trauern aber immer noch „Icarus-Born On Wings Of Steel“ nach. (MetalPfälzer)

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Setlist KANSAS:
Fight Fire With Fire
Belexes
Point Of No Return
Miracles Out Of Nowhere
Dust In The Wind
Down The Road
Portrait (He Knew)
Carry On Wayward Son

 

Mit STATUS QUO hat alles angefangen...
Hätte ich nicht schon als Pampersrocker zu den Beats der Engländer gebangt und als Schulkind meine Zeit nicht lieber damit verbracht, QUO anzubeten, als zu büffeln, dann wäre ich heute sicherlich kein langhaariger Metalfreak. Mit STATUS QUO begann die Liebe zu verzerrten Gitarren, rockenden Rhythmen und musikalischen Arscstatus_quo_sb1.jpghtritten! Dementsprechend euphorisch war auch die Vorfreude auf den angekündigten Event im Saarbrücker E-Werk.

Nach dem KANSAS ihren großartigen Aufwärmer-Job viel zu früh beendet hatten, wurde die Bühne für die Band enthüllt, die seit unfassbaren 40 Jahren Rockgeschichte schreibt, ohne Ende in Aussicht wohlgemerkt. Das Rätselraten um den ersten Song wurde unmissverständlich von dem simpel brechenden Riff von „Caroline“ gelöst, let's fucking ROCK!
Etwas über 1,5 Stunden voll guter Laune und zeitloser Rockhits stand bevor und wurde mit tosendem Applaus entgegen genommen. Wenn irgendjemand diesen Applaus verdient hat, dann diese 5 Herren auf der Bühne, die sich nach 40 Jahren immer noch im Studio und auf der Bühne den Arsch aufreißen ohne dadurch auch nur ansatzweise so alt zu wirken, wie sie mittlerweile tatsächlich sind! QUO haben in ihren vier Jahrzehnten zahllose Hits veröffentlicht, lustigerweise waren ihre zwei größten, „Rocking all over the world“ und „In the army now“ beides Coversongs. Trotz dieser angesammelten Masse an geilen Rocksongs vermisst man an diesem Abend nichts, alle Smashhits der Band wurden der hungrigen Meute kredenzt und mundeten wie ein Wiener Schnitzel mit Pommes nach einem 3 jährigen Sellerie-Martyrium. „Down down“, „Whatever you want“, „Roll over lay down“, die zwei genannten Großerfolge, „“What you're proposin“, „Rain“ oder „Don't drive my car“ werden auch in hundert Jahren noch rocken. Die neuere Hits wie „The beginning of the end“, „The oriental“ oder „Creeping up on you“ beweisen, dass QUO nach den soften Phasen Mitte der 80er bis Mitte der 90er wieder die Kurve zurück hin zum hart groovenden Boogie-Rock geschafft haben und an ihre Glanzzeiten anknüpfen können. status_quo_sb2.jpg
Einzig „4500 times“ wäre noch die Sahne auf dem Kuchen gewesen, dafür bereiteten die Briten der augehungerten Menge aber zwei ganz besondere Schmankerl, die für ungläubige Gesichter mit glücklichen Lachfältchen durch das ganze E-Werk führten: QUO packten das fantastische „Pictures of Matchstick Men“ und ihre erste Hitsingle „Ice in the sun“ vom Debüt 1968 aus!! Gealtete Rockfans, die zu diesen Songs ihr erstes Höschen vor Glück nass machten, lagen sich glückselig in den Armen und feierten wie damals zu ihren besten Zeiten.

Erstaunlich, wie die junggebliebenen alten Herren wie eine Frischzellenkur für ihre Fans wirken. Generell wirken STATUS QUO wie fünf von Grund auf zufriedene Zeitgenossen, die immer noch einen riesigen Spaß an ihrer Arbeit haben. Gerade Rossi, der mit abgeschnittenem Zopf schockte, spielte seinen Kollegen immer wieder kleine Streiche, griff ihnen in die Saiten und glänzte mit lustigen Ansagen. Auf den „Rock 'n Roll“ - Zuruf aus dem Publikum wurde nur trocken entgegnet „It's the music, not the lifestyle, tataaaa“. Wahrlich haben es QUO in ihren ersten 20 Jahren in Sachen Exzesse weit genug getrieben, umso relaxter wirken sie heutzutage.

Wenn QUO die Bühne betreten, wird die Welt ein kleines Stückchen freundlicher, man vergisst seine Sorgen und hat einfach eine gute Zeit. Danke QUO, dass es euch immer noch gibt, bitte verlasst uns niemals!  

Setlist STATUS QUO

Caroline
The Wanderer
Rain Don't
Drive My Car
Mean Girl
Softer Ride
Beginning Of The End
What You're Proposing / Down The Dustpipe / Little Lady / Red Sky / Dear John / Big Fat Mama
Pictures Of Matchstick Men
Ice In The Sun
The Oriental
Creepin' Up On You
Living On An Island
In The Army Now
Drum Solo
Roll Over Lay Down
Down Down
Whatever You Want
Rockin' All Over The World
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Paper Plane
Junior's Wailing
Rock And Roll Music / Bye Bye Johnny  

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(Bernie)

Mehr Bilder findet ihr wie immer in unserer Galerie . Alle Bilder von Maximilian Hofmann(gesichterparty/www.bx-foto.de )

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