Hell On Earth Tour 2011 (09.09.2011, Saarbrücken)

HellOnEarth2011Die Hölle auf Erden ist in diesem Zusammenhang ein eher erfreulicher Zustand, wenn sich die aktuell angesagten und renommierten New School Hardcore Bands die Klinke in die Hand drücken. Mitten im Tourverlauf dieses Sixpacks - inklusive eines wählbaren Lokalopeners - bleibt zum Glück auch das Saarland vor dieser Hölle nicht unverschont, und so führen die Metalcorehelden von UNEARTH, endlich mal als würdiger Headliner, ihre Tourmates und Anhänger auch an einem günstigen Freitag Abend in die Garage. Los ging es bereits um 17 Uhr, man hatte ja immerhin sechs Bands am Start.

 

1. INTO DEPTHS
Der Gewinner des Votings (mittlerweile eines jeden Hasswort) für diesen Abend waren INTO DEPHTS aus Heidelberg, die zu tagheller Stunde schon die unter hundert überwiegend jungen Besucher beschallen mussten oder auch durften. Viele Fans hatten sie scheinbar nicht dabei, die Reaktionen des verstreuten Publikums waren eher verhalten, und mehrere erfolglose Versuche, den Moshpit zirkulieren zu lassen, ließen einen eher mittelmäßigen Start zurück. Die Mucke des Quintetts ließ aber auch nicht mehr zu, stumpfe Stakkato-Riffs und viel zu gewohntes Geshoute konnten nicht wirklich was in Wallung bringen. Dennoch verabschiedete man den Opener mit einem höflichen Applaus. (Jochen)

 

2. CASEY JONES
Und schon ging es richtig zur Sache. CASEY JONES aus Florida machen direkt Alarm, ihre gekonnte Mischung aus Hardcore und traditionellem Punkrock machten die routinierte Show schon eher zu einem Animationsschub für das Publikum. Auch wenn nun der Kreis der Mosher und Pitbulls zunehmend energischer wurde, musste Sänger Josh James immerzu den "Circle Pit" fordern, was im Laufe des Abends noch das ein oder andere Mal geäußert wurde. Man ging nicht nur aggressiver als der Opener zu Werke, sondern auch wesentlich tätowierter und besser frisiert. Nach einer halben Stunde Spielzeit dachte man, es wäre erst ein Song rum. Kurz und knackig, geht doch. (Jochen)

3. NASTY
Die deutsch-belgische Bündelung NASTY schien den Großteil der Besucher als Fans mitgebracht zu haben, ihre auffallenden Shirts mit dem leicht abgeänderten Sportmodenemblem schmückten viele Oberkörper der mittlerweile etwas zahlreicheren Kids. Teils deutsche Ansagen mit erheblichem Prollfaktor und sehr eingängige Songstrukturen, nicht unbedingt im positiven Sinne, ließen nun etliche Karatejünger und Freistilturner freie Bahn für ihre übermäßige Selbstdarstellung. Sänger Matthi erzählte wahre Lebensweisheiten, die aber wirklich jeder spätestens mit dem 18. Lebensjahr auch schon mitbekommen haben sollte.
Breakdown an Breakdown erlaubte kaum mal einen schnellen Hardcorepart, und nach einer weiteren halben Stunde auf einer Saite und zähen Drumgrooves kam einem der Kommentar des Frontmanns zum finalen Breakdown "Hol die Scheiße runter!" schon fast wie ein Wunschgedanke vor. Den Heranwachsenden gefiel es wohl, Hauptsache. (Jochen)

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4. BANE
BANE aus Massachusetts wurden mir bereits im Vorfeld empfohlen als überaus agile und abwechslungsreiche Combo mit ordentlichem Fresseschub und toller Message in Text und Ansagen. Ich wurde nicht enttäuscht, in guten 35 Minuten war jede Menge Aktion und vor allem guter alter Boston-Style-Hardcore geboten. Verbal aggressiv gab sich Sänger Aaron, wenn auch immer umsichtig und besorgt um das wild ausgelassene Publikum, das nun zur Hochform auflief. Die stellenweise cleanen Vocals sowie die restliche einfalls- bzw. abwechslungsreiche musikalische Arbeit machten zusammen mit einer schweißtreibenden und beeindruckenden Show dieser Hardcorerecken BANE bis dato zur besten Band des Abends. So hoch bekam das Bein keiner der Kung-Fu-Äffchen vor der Bühne. Mit einem Abschlussriff à la PANTERAs "Domination" verabschiedete sich eine Vorzeigeband der heutigen Hardcoreszene gebührend. Mächtig! (Jochen)

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5. EVERGREEN TERRACE
Der melodischste Act des Abends hatte dann ebenso mit grösseren Lücken vor der Bühne zu kämpfen - die ganz harten Jungs können mit dem cleanen Gesang Craig´s am wenigsten anfangen und stehen wohl eher auf stumpfe Downbeats. Selbst schuld!

Denn EVERGREEN TERRACE zeigten dennoch einmal mehr eine engagierte und spielfreudige Performance, die auch in Sachen Setlist wenige Wünsche offen liess: Von "Hopelessly Hopeless" gleich als Opener über "Dogfight", "Mario Speedwagon", "New Friend Request" und "Sending Signals" bekamen die Fans das solide Standardprogramm, welches vom immer wieder gerne gehörten TEARS FOR FEARS-Cover "Mad World" und "Chaney Can´t Quite Riff..." zu guter Letzt gekrönt wurde. Das hat wie immer nicht nur mir Spass gemacht! (Brix)

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6. UNEARTH
Muss man über UNEARTH live noch was sagen? Jeder Fan hatte nun schon mehrere Male in der Garage die Gelegenheit, diese ungeschlagene Livemacht zu begutachten, mal mehr, mal weniger in Form und Laune. Auch wenn die letzten Alben etwas kontrovers waren, so ist das brandneue Werk "Darkness In The Light" wieder mehr Unerde als noch beim Vorgänger "The March".
Vom ersten bis zum letzten Album gab es einen repräsentativen Querschnitt ihres Schaffens, verpackt in ein wiederum recht unterhaltsames Livebild. Am Schlagzeug sitzt nach wie vor Aushilfe Justin Foley von KILLSWITCH ENGAGE, der auch das letzte Album eingespielt hat, nachdem Derek Kerswill aus musikalischen Gründen die Stöcke ablegte. Live kann der rotbärtige Glatzkopf ebenso überzeugen wie seine Vorgänger, und das unterhaltsame Klampfenduo Buz und Ken unterstützten Sänger Trevor mit allem was geht, die druckvolle und energetische Musik in Szene zu setzen und dem Publikum alles abzuverlangen. Auch hier wurde Herr Pit Ssörkel mehrfach erfolgreich ausgerufen, und wenn man nicht genug geschwitzt hatte, gab es eben ne Ladung Bier über. Zufrieden, wenn auch ohne Zugabe, verließ der Fünfer aus Massachusetts nach einer guten Stunde die Bühne und beendete damit das Hell On Earth Fest 2011.

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Setlist UNEARTH:

1. My Will Be Done
2. Giles
3. Endless
4. Watch It Burn
5. This Lying World
6. Arise The War Cry
7. One Step Away
8. Zombie Autopilot
9. Shadows In The Light
10. The Great Dividers

Soll ich zum Schluß noch erwähnen, dass die Besucherzahlen mal wieder unterirdisch waren trotz des vorwochenendlichen Freitags? Schwenkerwetter war es nicht so unbedingt, und auch keine andere ähnliche Veranstaltung fand parallel statt, die potentielles Publikum von dem Event fern hielten. Vielleicht sollte man sich das als Veranstalter wirklich mit diesen Megapaketen von sechs Bands kräftig überlegen und stattdessen auf ein maximales Dreiergespann bauen, denn auch mir waren an diesem Abend einige unbekannte oder weniger geliebte Bands zuviel des Guten. Da überlegt man sich, ob man für ein oder zwei Favoriten gleich nen kompletten Festivalpreis zu zahlen bereit ist. (Jochen)

Alle Fotos: Brix

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