Fates Warning + Divided Mulitude + The Omega Experiment (07.10.2013, Aschaffenburg)

20131011FatesWarningFlyerSie ließen ihre Fans lange warten, zumindest was ein neues Studioalbum angeht, denn zwischen „FWX" und „Darkness In A Different Light" liegen geschlagene neun Jahre. Live waren FATES WARNING öfter präsent, so liegt das letzte Gastspiel im fränkischen Prog-Wohnzimmer nur achtzehn Monate zurück. Dennoch war der Colos-Saal wieder gut gefüllt, denn es gab ja das kürzlich erfolgte, und von Kritikern hoch gelobte Release zu feiern. Begleitet wurden die US-Proggies auf dieser Tour von ihren Landsleuten THE OMEGA EXPERIMENT und den Norwegern DIVIDED MULTITUDE.

Leider verpasste der Verfasser dieser Zeilen den ersten Support, da man auf der Autobahn noch ein paar Baustellen mehr einrichtete, völlig unabhängig davon, ob dort überhaupt gearbeitet wurde. So langsam beschleicht den Autofahrer, der nun wahrlich nicht die beste Lobby in der Republik hat, der Verdacht, dass einem gewisse Kräfte das Fahren verleiden wollen. Die sollten sich mal überlegen, ob unsere Nation ohne das Automobil über den Status eines Entwicklungslandes hinaus wäre.
Ganz davon abgesehen, dass Bewohner ländlicher Gebiete ohne Fahrzeug kaum in den Genuss eines kulturellen Events wie diesem kommen können. Das Leben sollte mehr zu bieten haben, als sich von einem Stau zum anderen zu quälen. Zum Beispiel sich mal Zeit zu nehmen für progressive Musik, die einfach mehr Aufmerksamkeit fordert. Mir ist die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft auch ein Dorn im Auge, doch ich entschleunige diese nicht, indem ich die Infrastruktur sabotiere.

DIVIDED MULITUDE
So betrat ich zu den ersten Tönen der Norweger den Club im Herzen der Unterfrankenstadt. Und die drückten direkt ordentlich nach vorne und ließen vor allem das Metallerherz in mir höher schlagen. Die Formation selbst hat sich eine songdienliche Version des Prog Metal auf die Fahnen geschrieben, das haben viele, doch sie ließen auch Taten folgen.
Großen Anteil daran hatte vor allem Christer Haroy, der vielfach den Metaller raushängen ließ. Sein Spiel war sehr direkt, er pendelte zwischen Läufen und dicken Riffs, streute dabei immer wieder komplexe Akkordfolgen ein. Auch bei den Soli konnte er überzeugen, die er mit viel Spielfreude in die Menge feuerte. Dazu packte der präsente Hüne ein ganzes Arsenal an Posen aus.

Viel bewegen konnte er sich aber nicht, da auf der Bühne schon die komplette Backline des Headliners geparkt wurde. Das bereitete Sänger Sindre Antonsen noch mehr Probleme, denn in den instrumentalen Passagen wusste er nicht so recht, was er tun soll. Der Gang aus dem Rampenlicht erwies sich aber als etwas beschwerlich. Wenn sein Mann gefragt war, dann wusste er zweifelsohne mit seinem kräftigen Organ zu überzeugen, wenngleich er etwas an seinem Charisma arbeiten müsste.
Eine recht außergewöhnliche Erscheinung war Keyboarder Eskild Kloften, dessen düsterer Appeal irgendwo zwischen CANDLEMASS-Sänger Rob Lowe und Jon Oliva angesiedelt war. Leider machte er diese dezente Erhabenheit mit seinem Rumgehopse öfter zunichte. Da wirkte das unablässige Headbanging von Bassist Rayner Haroy doch authentischer.

Das melodiebetonte Material konnte die Zuschauer überzeugen, so dass mit Beifall nicht gespart wurde. Der Großteil der Lieder wie „Esperanto" oder „The World Is Watching" stammte vom aktuellen Longplayer „Feed On Your Misery", daneben gab es nur je einen Titel aus den beiden Scheiben zuvor. Der Sound war nicht immer optimal, oftmals gingen die Tastentöne ein wenig unter. Aufgrund der schon fast zwanzigjährigen Karriere wirkte die Truppe gut eingespielt und konnte so manches Manko wieder wett machen. Mal sehen, ob sich die Jungs in Zukunft für größeres anbieten.

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FATES WARNING
Nach einer angenehm kurzen Umbaupause war die Freude groß, als das Licht ausging, das lange Intro machte es dann zusätzlich spannend. Und mit dem Opener des neuen Werkes stiegen die Fünf auch direkt voll ein, die Nummer eignet sich nicht nur auf Platte für den Auftakt. Nicht alle schienen diese schon verinnerlicht zu haben, denn die folgenden Standards ernteten stärkeren Applaus.
Spätestens mit dem Eröffnungstrack von „Disconnected" ist die Party in vollem Gange, denn bei allem technischen Anspruch geht das Material der Truppe gut nach vorne. Dabei fällt immer wieder auf, dass trotz der vielen Metamorphosen die Songs immer eindeutig nach FATES WARNING klingen. Dieser strukturierte Groove und die düstere, unterkühlte Atmosphäre tauchen immer wieder auf.

Was ebenso sofort auffällt ist, dass sich Frontmann Ray Alder von seiner Bartmode und ein paar Kilos getrennt hat. Das lässt ihn agiler wirken, denn trotz nicht zu verbergender Müdigkeit tänzelt er unentwegt über die Bühne. Dabei untermalt er die Songs mit theatralischen Gesten, welche die Stimmung betonen, der Mann lebt die Musik richtig mit. Auch stimmlich kann er diese prägen, mit seinen Phrasierungen verleiht er den Melodien mehr Tiefe und Eindringlichkeit.
Lediglich an Publikumsinteraktion fehlte es zuweilen, Ansagen gab es so gut wie keine. Keine Ahnung, ob es einen Curfew gab, denn das Set wurde ziemlich straff, teilweise ohne Pausen zwischen den Songs runter gespielt. Dafür forderte Alder immer wieder Singalongs, die vom textsicheren Publikum nur gerne angenommen wurden.

Als zweiter Aktivposten tobt neben ihm Basser Joey Vera, der ständig in Bewegung ist. Ein herrlich verrückter Typ, der schon so ziemlich alles im Metal gesehen hat und dieses Genre verinnerlicht hat. Immer wieder suchte er den Kontakt zum Publikum und feuerte dieses unentwegt an. Mit Bobby Jarzombek bildete er ein starkes, wuchtiges Rhythmusgespann, das für den tiefen Groove sorgte. Der Mann an der Schießbude ist so etwas wie der heimliche Star von „Darkness In A Different Light" und konnte mit seinen irrwitzigen Breaks auch beim Gig Akzente setzen. Neben dem Zupfen der vier Saiten unterstützte Vera seinen Frontmann bei den Gesangsharmonien und steuert ein paar dezente Keyboardtöne via Fußpad bei.

Die stammen zum großen Teil von den Parts ihres Opus Magnum "A Pleasant Shade Of Grey". An dem Abend gab es drei Stücke daraus, sogar noch einer mehr als beim letzten Gastspiel in Aschaffenburg. Natürlich stand das neue Album im Mittelpunkt des Sets, die gespielten Nummern gehören sicher zu den stärksten daraus. Dafür fand sich nur noch ein Song des Vorgängers im Programm, welches sich nicht allzu sehr vom letzten unterscheid.
Natürlich gibt es ein paar Klassiker, um die man nicht herum kommt, und seit „No Exit" wurde erneut jede Scheibe bedacht. Eine kleine Rehabilitation feierte das unterbewertete „Disconnect", vor allem der Longtrack als Zugabe war großartig. Dafür wurde bei den beiden bekanntesten Werken ein wenig abgespeckt, von „Perfect Symetry" gab es lediglich den ganz großen Hit.

Hier machte sich das Fehlen des etatmäßigen zweiten Gitarristen Frank Aresti ein bisschen negativ bemerkbar. Sein junger Ersatz Mike Abdow hatte kleine Defizite, wenn es darum ging leise zu spielen, so dass er beim harmonischen Intro zu dominant war. Ansonsten lieferte die Aushilfe eine tadellose Leistung ab, speziell bei den Soli zeigte er hervorragende Fingerfertigkeit, um damit die Anwesenden in Erstaunen zu versetzen. Hier wechselte er sich ständig mit Mastermind Jim Matheos ab, die beiden spielten sich die Spots sicher zu. Ebenso sicher war ihr Rhythmusspiel, bei dem sie oft zwei völlig verschiedene Motive ineinander fließen ließen.

Das Ganze kam in einem druckvollen, lauten und auch transparenten Klanggewand rüber, so dass die detailreichen Arrangements gut zur Geltung kamen. Das sorgte immer wieder für Zwischenapplaus und Anfeuerungen aus dem Auditorium. Vor allem der junge Abdow hatte viel Freude an den Reaktionen, so oft wird er noch nicht von hunderten frenetischen Fans abgefeiert worden sein. Nach 95 Minuten voller musikalischer Emotionen dürfte jeder zufrieden gewesen sein, FATES WARNING erwiesen sich immer noch als wichtig für die Szene. Bleibt dieser jetzt nur das Warten auf die neue AYREON und die DREAM THEATER-Tour. Wahrlich selig sei derzeit, wer Prog-Metaller ist. (Pfälzer)

Setlist FATES WARNING:
One Thousand Fires
Life in Still Water
One
A Pleasant Shade of Grey II
Another Perfect Day
A Pleasant Shade Of Gey VI
Pieces Of me
I Am
The Eleventh Hour
Point Of View
Firefly
Through Different Eys
A Pleasant Shade Of Grey XI
Silent Cries
Monument
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Still Remains

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