Zodiac + Johnboy (06.11.2013, Saarbrücken)

Klassischer Zodiac TourposterRock ist tot? Mowl, Schwätzer! Diese Aussage wurde in den letzten Jahren immer wieder durch Top-Releases junger und frischer Bands vehement widerlegt. Von den Originalen der 60er und 70ern sichtlich inspiriert, aber immer noch eigenständig genug, um nicht als bloße Kopie zu gelten, fluten immer mehr Bands die Retro-Welle. Und auch im deutschen Raum tut sich diesbezüglich so einiges: Bestes Beispiel hierfür sind ZODIAC aus Münster, die nach einem geilen Einstand kürzlich das Nachfolgealbum "A Hiding Place" folgen ließen und mich restlos überzeugen konnten.
Überzeugen konnten wir (d.h. Pierre, Dave und meine Wenigkeit) auch den Veranstalter Kai von Rockstar e.V., die Band kurzfristig in den Kleinen Klub der Garage nach Saarbrücken zu buchen - der passende Support war mit den Lokalmatadoren JOHNBOY, die 2013 ebenso ein äußerst starkes Album (hier) abgeliefert haben, auch fix ins Boot genommen - da konnte einem geil-rockenden Abend ja nix mehr im Wege stehen, oder?!

Nun, fast nix. Der leider enttäuschende Zuschauerzuspruch (gerade mal knapp 50 zahlende Gäste fanden sich an diesem Abend im Kleinen Klub ein) sollte ein dicker Wermutstropfen bedeuten, was wohl dem ziemlich knappen Vorlauf geschuldet war. Dennoch war es, zumindest aus der Besuchersicht, ein lohnender Abend: a.) Niemand der Anwesenden wird sein Kommen bereut haben und b.) Bin ich mir ziemlich sicher, dass wir ZODIAC in naher Zukunft nicht mehr in solch lauschiger Atmosphäre wie an diesem Abend genießen werden können.

JOHNBOY
Aber zuvor sollten JOHNBOY mit ihrem Powerrock in einer Mischung aus Alternative-, Punk- und klassischen Rock-Tönen für gute Stimmung sorgen. Das Trio ging dabei recht spontan vor und krempelte die eigentlich geplante Setlist ein ums andere Mal um. Den Leuten vor der Bühne war das ziemlich schnurz, denn alle gespielten Songs fuhren ins Mark und (Tanz-) Bein. Da war es egal, ob die "Hits" vom oben angepriesenen "Custom"-Album ("Remember, "Saints" und "Walk Into The Sun") oder ältere Stücke wie "Hangfire", "Big Kahuna" und "The Hammer" gespielt wurden: Das Rock-Dreigestirn gab Vollgas, hatte sichtlich Spaß an der Sache und konnte auch bei dem Teil des Publikums, welches JOHNBOY noch nicht kannte, mächtig punkten.
Da wird es definitiv höchste Eisenbahn, dass sich mal ein Label dazu bereit erklärt, die Jungs unter Vertrag zu nehmen - ohne dass sie sich irgendwo "einkaufen" müssen!

20131106 01 0120131106 01 02

ZODIAC
Über diesen Punkt sind ZODIAC mittlerweile glücklicherweise hinweg; das rennomierte Napalm Records hat das Quartett mittlerweile unter seine Fittiche genommen und bietet den dementsprechenden Rahmen für diese aufstrebende Band. Und dass die Jungs aus dem Münsterland nicht nur auf Platte rocken können, stellten sie auch an diesem Abend eindrucksvoll unter Beweis: Verstärkt durch Florian Steppke an Keyboard und Orgel gaben ZODIAC in 90 Minuten die komplette neue Langrille sowie die Highlights der ersten Scheibe zum Besten.

Eröffnet wurde das Set von einem coolen Intro und darauffolgend von den beiden ersten Tracks der aktuellen Scheibe ("Downtown" und "Free") - sofort machte sich ein wohliger Schauer bei mir breit, da die Band auch live das absolut authentische Rock-Feeling ohne Schnick-Schnack in sich trägt und auch der Sound sehr klar und druckvoll geriet.
Die Saitenfront mit Stefan und Nick lieferte differenziert sämtliche Riffs und Soli, die Rhythmus-Abteilung um Ruben (Bass) und Janosch (Drums) das solideste Fundament, das man sich als Rockband nur wünschen kann. Und klar, Nicks erdiger Gesang steht den Studio-Aufnahmen in nichts nach. Hinzu ist der bereits erwähnte Tastenmann Florian ein absoluter Gewinn für das Live-Set der Band: Neben den untermalenden Hammond-Sounds gab es zwischen "Underneath My Bed" und "Diamond Shoes", sowie im Mittelteil der Gänsehaut-Ballade "Leave Me Blind" kleine Jams, bei denen die Tastentöne erst so richtig zur Entfaltung kommen konnten - musikalisch top! Auch das NEIL YOUNG-Cover "Cortez The Killer" wurde mit dem ein oder anderen zusätzlichen Solo noch um ein gutes Stück aufpoliert und sorgte bei Fans der lebenden Kotelette für offene Münder. 
Diese hohe Qualität übertrug sich natürlich auch in die Meute, der zwar das neue Material größtenteils noch nicht so geläufig war, aber dafür bei den "alten" Songs "A Bit Of Devil", "Assembly Line", "Diamond Shoes" und der Zugabe "Coming Home" (auch hier ins XXL-Format erweitert) umso steiler ging.

20131106 02 0120131106 02 02

ZODIAC hinterließen mich zwischen den Songs ein ums andere Mal nahezu atemlos und letzten Endes absolut verzückt. Auch beim kleinen Kneipen-Sightseeing im Nauwieser Viertel bestätigte jeder der Jungs hinterher diesen äusserst sympathischen Eindruck. Wer diesen Gig verpasst hat, ist tatsächlich einfach nur selbst schuld - diese Band wird ihren Weg machen!
Umso bitterer, dass die Jungs nach dem Gig die Nachricht erhielten, dass ihr Antrag auf Visum in den Staaten für die eigentlich bereits gebuchte Support-Tour mit den großen MONSTER MAGNET von den Behörden mehr oder weniger ohne Begründung abgelehnt wurde - hier lässt wohl die Snowden-Affäre und Ami-Paranoia grüßen.
Sei´s drum: ZODIAC werden sich ihren Weg durchs Rock-Biz bahnen; wenn nötig halt über Umwege. (Brix)

Fotos: Jochen


Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden