Crowbar RageOfSamedi160pxAlljährlich verwandelt sich der Kleine Klub in den Sauna Klub, welcher an die Garage Saarbrücken angrenzt bzw. dessen kleiner Teil er ist. Wie auch schon bei RED FANG einen Sonntag vorher, treffen sich am Seiteneingang zahlreiche konzerthungrige Menschen meist mittleren Alters. Man könnte fast glauben, es handele sich um eine Insider-Veranstaltung. Wie so oft lungern Musiker und Fans auf dem engen Bürgersteig vor der Türe des Klubs und warten auf den Einlass. Gar nicht so selten gibt es ein großes Hallo, denn die alten Spießgesellen nebst Anhang sieht man eben weniger oft als zu Pennäler-Zeiten. Manchmal habe ich den Eindruck, als fallen sich Kriegsheimkehrer in die Arme und freuen sich ihres Lebens.

Die Stimmung ist gut, denn CROWBAR gelten als extrem fannah und so wird mit Kirk und den anderen Mitstreitern fleißig gepost und mit dem Smartphone fotografiert. Kirk weiß, dass es sehr wichtig ist, den Bezug zu seinen Fans nicht zu verlieren. Darum wirkt diese Szenerie eher wie ein Familientreffen auf Sizilien und Kirk ist das Oberhaupt, der Pate, der Riff-Lord eben. Quasi in letzter Minute schafften es RAGE OF SAMEDI als Vorgruppe spielen zu dürfen. A VERY SAD STORY aus Frankreich mussten kurzfristig absagen, da der Drummer ausgefallen ist, was die Band in einem Facebook-Post sehr bedauert.
Da waren sie nun, die ganzen CROWBAR-Maniacs. Der Hardcore-Haufen. Auch RAGE OF SAMEDI zählen sich dazu. Teile der Band waren auch schon in New Orleans um den Vibe, den die von dort stammenden Bands ausstrahlen, selbst zu spüren. Als am Merchstand die Sprache darauf kam, merkte man schnell, dass Kirks Frau Robin, die auch als Managerin der Band fungiert, gar nichts davon hält. Sie wirkt erleichtert, dass Kirk bei DOWN raus ist, um mit CROWBAR neu durchzustarten. Zu chaotisch muss es gewesen sein.
RAGE OF SAMEDI waren aufgeregt, allen voran Sänger Lou Cifer und Gitarrist Sam. Basser Paul ruhte wie immer in sich selbst und Trommler Jan ebenso. Verstärkt wird die Band schon seit dem Zweibrücker Stadtfest von Neuzugang DixieKing Boehme I, welcher durch einen Coversong der Band auf sich aufmerksam machte und nun festes Mitglied ist.

RAGE OF SAMEDI
Etwas unspektakulär geht es dann mit einem Song namens "Never Obey" los, welcher nicht auf dem aktuellen Album ist. Die Jungs haben seit der Veröffentlichung des Albums "Sign" an Fahrt zugelegt und sind fleißig neue Songs am Einstudieren. Die verhaltene Reaktion des Publikums täuscht, denn wie so oft wird erstmal gelauert, was denn da noch so alles kommt. In der Mitte des Sets ist dann auch mehr Bewegung im Publikum, und es wird nach den Songs mehr gejubelt. Sänger Lou erwähnt in der ein oder anderen Ansage, wie aufgeregt sie sind und welche Ehre es ist, vor den mächtigen CROWBAR spielen zu dürfen. Die Musiker sind jedoch schon erfahren genug, um sich die Anspannung nicht anmerken zu lassen und entladen diese in etwas - der Hitze zum Trotz - energetischer gespielten Songs. So bleibt auch etwas Zeit in dem ca. 40 minütigen Set, um auch mal mit den Fans in der ersten Reihe zu scherzen. Abschließend gibt es noch eine quasi Zugabe, die die Band wegen der enthusiastischen Publikumsreaktion hintendran hängt.
Diese Mischung aus den Musikstilen ihrer Vorbilder, gepaart mit eigenen Ideen, kommt sehr gut an. Die Insider belohnen so viel Herzblut und Nähe gerne mit kräftigem Applaus. Die Leute die anfangs noch wegen des Bandnamens rätselten, kamen voll auf ihre Kosten. Der unprätentiöse Vortrag der Songs hätte gerne mit ein wenig mehr Bewegung stattfinden können. Sicher ist das jedoch den beengten Platzverhältnissen geschuldet. Wenn auch Lou Cifers Gesangsstil bei dem ein oder anderen Hardcore-Insider nicht auf Gegenliebe stößt, ist der Auftritt unter dem Strich ein voller Erfolg. Gerne nehme ich den Andrang am Merchstand nach dem Gig als Indikator dafür.

Setlist RAGE OF SAMEDI:

Never Obey
Cheating Life
The Lord
Getting fucked
Buried
Es Schörrrlsche
Children Of The Black Sun
Our Kingdom
Psychopath

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CROWBAR
Nach der recht kurzen Umbaupause, in der die Mannen von CROWBAR eigentlich immer selbst Hand anlegen, verschwinden sie erstmal wieder im Backstagebereich, um dann unter lautem Jubel wieder auf die verschwitzten Bretter zurückzukehren. Der Kleine Klub ähnelt schon jetzt einer Dampfsauna mit Bieraufguss. Gewohnt mächtig und lässig, starten sie in "The Cemetary Angels". Der hervorragende Sound, von Soundplant-Studio Mastermind Michael Schmidt abgemischt, tat das Übrige zu einer gelingenden Show. Nicht zu vergessen den Mann mit den Zauberfingern am Lichtmischpult, welcher beide Bands gekonnt ins rechte Licht rückt. Die Titelauswahl könnte für solch einen Abend nicht ausgefeilter sein. Auffallend ist, dass manche Titel oft die ersten eines Albums sind. Aus praktisch jeder Schaffensphase werden Songs aufgetischt. Lediglich die Songs vom ersten Album "Obedience Thru Suffering" werden zu meiner Überraschung ausgeklammert. Die Band feiert immerhin ihr 25-jähriges Bestehen. Alle Lieder klingen besser denn je. Entspannter habe ich die Band selten erlebt. Matt Brunson an der zweiten Gitarre und Jeff Golden am Bass sowie Tommy Buckley an den Drums ergeben das beste Lineup, welches CROWBAR meiner Meinung nach je hatte. Kirk ist total aus dem Häuschen wegen der enthusiastischen Reaktionen der Fans und hält längere begeisterte Reden, die ich leider kaum verstehe. Oft bedankt er sich aber auch einfach nur dafür, dass die Fans der Band schon seit 25 Jahren die Treue halten. Zum Dank gibt es dann eine kräftige Version "All I Had", bei der viele begeistert mitgrölen. Niemand sonst schafft es so gekonnt seelischen Männerschmerz in zähe Musik zu gießen. Eine Freundin merkt zwischen zwei Songs an, dass sie bisher auf keinem anderen Konzert jauchzende bärtige Männer im Publikum erlebt hat. Nach einer kurzen Verschnaufpause schieben sich CROWBAR noch ein letztes Mal auf die Bühne, um den Abend mit "Self-Inflicted" abzuschließen. Unter lauten Jubel werden die Männer mit gut 60 Minuten Spielzeit leider schon viel zu früh von der Bühne gejagt, aber so sieht es der Zeitplan für einen Sonntagabend nun mal vor. Völlig erschöpft wanke ich zum Merchstand, wo sich schon zahlreiche Bekannte tummeln und/oder in den Armen liegen. Es wird gelacht und gefeiert oder Fotos mit Kirk und den anderen gemacht. Der kleine Klub leert sich langsam, und das letzte Bier schmeckt einfach zu gut um jetzt schon Abschied zu nehmen. Mit einem wohlverdienten Klingeln im Ohr werden wir dann aber hinauskomplimentiert, mit der Gewissheit, dass wohl bisher schönste Konzert in diesem Jahr erlebt haben zu dürfen.
(Andreas)

Setlist CROWBAR:

The Cemetery Angels
Walk With Knowledge Wisely
Symmetry In White
Conquering
New Dawn
Sever The Wicked Hand
Glass Full Of Liquid Pain
Burn Your World
High Rate Extinction
The Lasting Dose
All I Had
Planets Collide
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Self-Inflicted

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Alle Fotos: Jochen

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