liv 20150324 05Der 24.03.2015 war für mich schon eine Besonderheit. SUBWAY TO SALLY gastierten nach längerer Zeit mal wieder in der Garage in Saarbrücken und für mich war dieses Konzert der 55. Gig der Band, bei dem ich anwesend war. Ich höre die Band schon seit 1994, seit dem Debütalbum, das so anders war als alles, was man zu dieser Zeit gehört hatte und ich war Zeuge großartiger Auftritte und in all der Zeit konnte die Band immer etwas von sich behaupten, was noch keine andere Band geschafft hat, die ich je live gesehen habe: sie waren niemals auch nur ansatzweise lustlos oder haben einen schlechten Gig geliefert. Nicht ein einziges Mal. Also kann man sich vorstellen, dass ich mit sehr hohen Erwartungen zu diesem Konzert gefahren bin, zumal ich die Band mittlerweile seit guten drei Jahren nicht mehr live gesehen hatte.

Den ersten herben Dämpfer erhielt diese Erwartungshaltung bei meinem Eintreffen gegen 19:30 Uhr, denn die Garage war erstens in der Hälfte abgeteilt und zweitens war noch nicht mal diese Hälfte ausverkauft - recht gut gefüllt, aber es war noch reichlich Platz. Das war schon ein nicht geringer Schock, schließlich waren SUBWAY TO SALLY immer ein Garant für eine ausverkaufte Halle (und damit meine ich die ganze Halle, nicht nur die Hälfte). Lag es daran, dass es ein Dienstagabend war? Oder daran, dass die Band schon länger nicht mehr in der Garage gastierte? Ist das saarländische Publikum müde geworden, sind die zahlreichen Fans, die immer in unserer Gegend präsent waren, untreu geworden? Ich weiß es nicht. Aber auch der Umstand der nicht komplett gefüllten Halle konnte mir die Vorfreude nicht verderben.

DRESCHER
Entgegen der offiziellen Ankündigung begannen die Österreicher DRESCHER ihren Auftritt bereits um 19:45 Uhr, nicht erst um 20 Uhr, wie es auf der Webseite verkündet wurde. Das habe ich in all meinen Jahren als Konzertgänger tatsächlich noch nie erlebt. Die Newcomer aus Österreich ließen sich nicht groß bitten und legten mit ordentlichem Tempo und ganz schön laut los. Hier zeigten sich gleich zwei Probleme, die den gesamten Gig der Band an diesem Abend begleiten sollte. Erstens war die Lautstärke einen Tick zu hoch und zweitens war der Sound reichlich matschig. Das sorgte dafür, dass man von dem Gesang, den sowieso kaum ein Nicht-Österreicher verstehen dürfte, nur noch Gebrüll hören konnte und dass die Mischung aus Neuer Deutscher Härte und Metal-Polka, die die Band macht, hauptsächlich als Brei aus den Boxen dröhnte.

Positiv sei zu vermerken, dass die Band sich wirklich ordentlich ins Zeug legte und ein gerüttelt Maß Spielfreude demonstrierte, was das Publikum zwar nicht mit Aktivität während der Songs honorierte, aber doch mit sehr ordentlichem Applaus. Lediglich "First Blood" gegen Ende des Auftritts konnte das Publikum zum Mitgehen animieren. Insgesamt dürfte es den Anwesenden recht gut gefallen haben, das ließ sich zumindest aus dem Applaus herauslesen, ich kann mich persönlich nicht allzu sehr für die Jungs erwärmen - es bleibt abzuwarten, ob die Band das nächste große Ding wird oder als österreichische Variante von KORPIKLAANI in die Geschichte eingeht. Ich habe schon schlechtere Opener gesehen, aber auch schon bessere.

Setlist DRESCHER
Intro
Dresch Quetschn
Gscheitling
Ois Wos Mir Fehlt
Amadeus
Zeit Zum Gehen
5 Minuten Ruhm
Pled Grennt
Zeitung Von Morgen
First Blood
Danke Fia Nix

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SUBWAY TO SALLY
Nach sehr kurzer Umbaupause betrat schließlich der Main Act des Abends um 20:55 Uhr die Bühne, die zum größten Teil mit Maschendraht umzäunt war und somit einen interessanten Anblick bot. Es gab schon bessere Bühnenbilder in der Bandgeschichte. Aber das ist schließlich nur Deko. Und tatsächlich hatten während der Vorband noch einige weitere Leute in die Garage gefunden und kaum gingen die Lichter aus, stimmten die ersten Jubelchöre an. Fish, Bodenski, Sugar Ray, Ingo, die beiden Simons und Frau Schmitt ließen sich offenbar nicht im Geringsten von der für ihre Verhältnisse mager gefüllten Halle beeindrucken und legten mit der gewohnten Spielfreude, Power und geballten Energie los, die man seit Jahren von ihnen gewohnt ist. Mit "Warte, Warte" eröffneten sie ihr Set und ich hatte sofort das Gefühl, nach Hause zu kommen.

Der Sound war ungefähr zehn Stufen besser als bei der Vorband und damit nahe an der Perfektion - also stand einem vergnüglichen Abend nichts im Wege. Und ich konnte nach dem ersten Song nur breit grinsen und denken: meine Fresse, nach all den Jahren immer noch kein bisschen leise - da dürfte jedem, der sie an diesem Abend zum ersten Mal gesehen hat, direkt klar geworden sein, warum SUBWAY TO SALLY schon seit gefühlten Ewigkeiten zu den besten Livebands zählen, die Deutschland zu bieten hat. Über "Feuerland" und "Wenn Engel Hassen" bahnten sie sich routiniert einen Weg hin zum ersten Highlight in Form von "Traum Vom Tod", der auch prompt von zahlreichen Kehlen in der Halle mitgesungen wurde und spätestens beim folgenden "Unterm Galgen" wachte das Publikum endgültig auf. Es galt, wie Fish es so treffend formuliert hatte, gegen das Vergessen anzusingen. Es versteht sich von selbst, dass jeder Song mit lautstarkem Applaus quittiert wurde.

Nach einigen weiteren härteren Nummern läutete Fish schließlich eine kleine Akustikphase ein, die mit "Weidengarten", "Seemannslied" und "Minne" aus drei echten Gänsehautballaden bestand. Wahnsinn! Nach allen Konzerten, nach allen Erlebnissen die ich bisher hatte, schafft es die Band immer noch, mich mit diesen Nummern in wüstes emotionales Chaos zu stürzen und mich gleich danach wieder mit "Das Schwarze Meer" vom Boden aufzuwischen und zusammen zu setzen. Selbstverständlich wurde auch noch "Kleid aus Rosen" gespielt und noch etliche weitere Hits aus der langen Bandgeschichte.

Die Band lieferte dann nach dem ersten Abgang und den ersten "Blut, Blut"-Chören auch noch eine amtliche Zugabe mit "Ad Mortem Festinamus", "Henkersbraut" und "Sieben", bevor sie sich wieder verabschiedeten - natürlich nur, um nach weiteren "Blut, Blut"-Chören wieder auf die Bühne zu kommen und dann endlich die von uns allen geforderte ultimative Hymne der Band zu liefern. Als dann die letzten Klänge von "Julia & Die Räuber" verhallten, verabschiedete sich das grandiose Septett unter Beifallsstürmen vom glücklichen Publikum und der Gig fand nach ca. 100 Minuten sein Ende.

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Was kann ich nun als Fazit zu diesem Abend sagen? Ich habe die grandiosen, ausverkauften Konzerte, die ich in der Garage mit der Band verbrachte im Hinterkopf, die Momente, die mir für immer unvergesslich ins Gedächtnis gebrannt sind. Ich habe zu den Klängen von SUBWAY TO SALLY gelacht, geweint, mich verliebt, mich verloren, andere verloren und mich wieder gefunden. Ein kleiner Hauch Wehmut begleitete mich an diesem Abend aus der Garage hinaus, denn ich hätte mich so sehr nach einem weiteren dieser Abende gesehnt, an denen über eintausend Stimmen "Blut, Blut" gesungen haben, nach diesem Gefühl, als sei das ganze Universum auf einen einzigen Moment, auf einen einzigen Ort konzentriert.

Doch dieses Gefühl war an diesem Abend einfach nicht da. Dieser Abend war toll, er hat Spaß gemacht und die Band spielte auch für die Hälfte des Publikums genauso grandios und fantastisch wie für die über Tausend, die sonst immer in der Garage waren. SUBWAY TO SALLY kann man das also auf keinen Fall anlasten. Ich weiß nicht, ob es wirklich an der geringen Zahl Gäste lag, oder vielleicht nur an mir, weil ich eben keine zwanzig mehr bin und vielleicht einfach dieses Gefühl verloren habe. Aber an diesem Abend verließ ich die Garage mit diesem Hauch Wehmut. Aber auch mit Hoffnung. Mit der Hoffnung, dass es beim nächsten SUBWAY TO SALLY-Gig vielleicht wieder so voll wird wie einst, und dass dieses Gefühl, einen Abend lang unsterblich zu sein, wieder kommt. Denn keine andere Band hat es geschafft, mir das zu geben. Und das ist der Grund, warum ich SUBWAY TO SALLY so abgöttisch liebe. Und vielleicht hilft ja dieser Bericht dem einen oder anderen dabei, beim nächsten Mal den Weg zum Konzert zu finden.

Setlist SUBWAY TO SALLY
Warte, Warte
Schwarze Seide
Feuerland
Wenn Engel Hassen
Mitgift
Traum Vom Tod
Unterm Galgen
Grausame Schwester
Ellen Schmitt
Für Immer
Weidengarten
Seemannslied
Minne
Das Schwarze Meer
Kleid Aus Rosen
Falscher Heiland
Besser Du Rennst
Tanz Auf Dem Vulkan
Veitstanz
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Ad Mortem Festinamus
Henkersbraut
Sieben
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Julia & Die Räuber

Alle Bilder von Maik.

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