Judas Priest + Five Finger Death Punch (16.06.2015, Esch-sur-Alzette (LUX))

live judaspriest 01Der Beginn der alljährlichen Festivalsaison in Europa bedeutet immer auch, dass gerade die Bands aus Übersee die Zeit zwischen den einzelnen Festivals sinnvoll füllen müssen und was bietet sich da besseres als an einfach noch mehr Gigs zu spielen? Der Terminplan der Rockhal in Juni und Juli ist in Sachen Hard & Heavy jedenfalls proppenvoll, MOTÖRHEAD, GOJIRA, GODSMACK, SLASH, JUDAS PRIEST, da weiß man gar nicht so genau, für was man sich entscheiden soll, zwei Redakteure entschieden sich am 16.06. für JUDAS PRIEST und tags drauf auch für SLASH - aber das ist eine andere Story, die es an anderer Stelle zu lesen gibt.

FIVE FINGER DEATH PUNCH
FIVE FINGER DEATH PUNCH als Supportband mag vermutlich nicht jedermanns Sache gewesen zu sein, ICED EARTH bei der letzten Tour war für die Traditionalisten und alten Säcke im Publikum sicher die bessere Wahl gewesen, aber sei es drum. FIVE FINGER DEATH PUNCH sind in ihrem Metier auf jeden Fall eine der größeren Bands und das ließ man von Beginn an raushängen, da reichte bereits ein Blick auf das riesige Backdrop im Hintergrund. Die Band aus den Staaten, die optisch so ziemlich alles und nichts repräsentiert, hatte zwar nur 45 Minuten Zeit, nutzte diese aber mit einem Selbstverständnis wie ein Headliner, was glücklicherweise auch für „Sound & Light" galt. Da gab es kaum Unterschiede zum noch folgenden Headliner zu vernehmen.

FIVE FINGER DEATH PUNCH werden sicherlich nie meine persönliche Lieblingsband werden, dazu ist mir der Sound zu berechenbar und das komplette Gehabe der Band wirkt mir zu arrogant, zu prollig, vielleicht einfach zu sehr amerikanisch, aber ich muss sagen, dass ich an diesem Abend positiv überrascht wurde. Die Songs, die konstant zwischen Modern Metal und traditionellem Heavy Metal pendeln, machten überwiegend einen positiven Eindruck und spätestens beim gleichnamigen BAD COMPANY Cover, konnte der Funke überspringen, auch das abschließende „The Bleeding" blieb in bleibender Erinnerung, genauso wie das Propellerbanging des Bassisten, nicht mit seinen Kopfhaaren, sondern mit denen seines Bartes, die zu Dreadlocks geflochten waren; sieht man auch nicht alle Tage. Wie gesagt optisch präsentierten sich die Amis schwer uneinheitlich, besagter Bassist wie ein böser Bub aus einer Motorradgang, der Sänger wie ein Schlägertyp mt Baseballschläger, der tadellos aufspielende (!) Lead-Gitarrist würde mit seinem Gehampel auch gut zu DRAGONFORCE passen, und die Wes-Borland Maskierung des Schlagzeugers könnte man auch als Bewerbung für den inzwischen wieder besetzten Posten bei SLIPKNOT werten.

Neben einigen wirklich guten Songs, gab es zwischendrin auch noch eine Peinlichkeit namens „Burn MF", bei dem man einem Dreikäsehoch die Möglichkeit gab, sich unbeholfen für 4 Minuten als Rockstar zu fühlen, wer nur wegen FIVE FINGER DEATH PUNCH da war, der wurde insgesamt gut unterhalten, wer nur wegen JUDAS PRIEST den Weg nach Esch-sur-Alzette gemacht hatte, hätte es noch schlimmer treffen können.

Setlist FIVE FINGER DEATH PUNCH:
Under And Over It
Hard To See
Lift Me Up
Bad Company
Burn MF
Coming Down
Never Enough
Here To Die
The Bleeding

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JUDAS PRIEST
Ein interessantes Bild bot sich dann vor dem Auftritt der Legende aus Großbritannien. Ein paar Minuten vor Showbeginn war die Rockhal noch recht dünn besiedelt, aber zu den Klängen des obercoolen Intros „War Pigs" (BLACK SABBATH) – das wäre sicherlich auch eine Alternative für die Theaterhäuser dieses Landes – kamen die Leute aus allen Löchern hervor und der abgeteilte Bereich der Rockhal war zumindest optisch bestens gefüllt.

Als Opener wählten Priest wenig überraschend den Eröffnungssong des diskutablen „Redeemer Of Souls" Albums und ließen darauf das ähnlich wie „Breaking The Law" unkaputtbare „Metal Gods" folgen, die Stimmung im Auditorium war zu diesem frühen Zeitpunkt bereits am Siedepunkt angelangt, leider flachte diese zwischendurch etwas ab, was ich nicht ganz verstehen will, denn die Dramaturgie der Setlist war nahezu perfekt und jeder sollte da persönlich auf seine eigenen Kosten kommen. Mir persönlich liefen gerade bei den beiden epischen Songs „Victim Of Changes" und „Beyond The Realms Of Death" Schauer über den Rücken. Es dauerte so in etwa bis „Breaking The Law", bis die anfängliche Euphorie wieder zurückgekehrt ist, aber danach ging es Schlag auf Schlag und „Priest"- Anfeuerungsrufe sollten auch endlich folgen. „Hell Bent For Leather", mit der obligatorischen Motorradeinlage, der „Screaming For Vengeance" Part mit „Electric Eye" und der Hymne „You've Got Another Thing Comin" und als letzte beiden Zugaben den Kracher „Painkiller" sowie das endgültige Ende „Living After Midnight", das nochmals richtig Laune machte und einen in eine angenehme Nacht entließ.

Was gab es sonst noch? Hat jemand KK Downing vermisst, ich ehrlich gesagt nicht, denn Richie Faulkner machte erneut einen klasse Job und scheint der ganzen Band einen Tritt in den Hintern verpasst zu haben, Rob Halford erinnert in seinem Bewegungsablauf und der angestrengten Art und Weise zu singen mehr und mehr an den deutschen Helden Udo Dirkschneider (vielleicht ist es auch umgekehrt), gesanglich bot Halford aber eine Leistung, die Respekt verdient, selbst anspruchsvolle Nummern wie „Victim Of Changes" oder „Painkiller" wurden sehr solide und gut gesungen, mehr kann man heute nicht mehr von dem über 60-jährigen Glatzkopf erwarten.

Da es sich hier um die „Redeemer Of Souls" Tour gehandelt hat, muss ich natürlich auch noch einige Worte zu den gespielten Songs des neuen Albums sagen, insgesamt waren es 4 Stück, für manche sicherlich zu viele, aber man kommt nicht umher anzuerkennen, dass sich „Halls Of Valhalla" und das Titelstück live prima machen, weil sie einfach deutlich druckvoller rüberkommen als auf der schlecht produzierten Platte. Umgekehrt gestaltete sich „March Of The Damned" als Bindeglied zwischen „Love Bites" und „Turbo Lover" als einziger Füller des Abends, vermutlich mit ein Grund, warum sich die Stimmung der circa 2500-3000 Zuschauern nach dem fulminanten „Victim Of Changes" eine kleine Auszeit nahm.

Die Bühnenshow war durchaus amtlich, leider verzichtete die Band fast komplett darauf, auf den Videoleinwänden Teile der Show live im Hintergrund abzuspielen, so etwas kommt auch in einem kleineren Rahmen immer gut. Ein Sonderlob muss ich noch für Scott Travis loswerden, den ich bis dato nicht für einen Wunderschlagzeuger gehalten habe, sondern eher für einen Bandschlagzeuger, der seinen Job erledigt, aber sein Spiel von rechts nach links und von links nach rechts war wirklich beeindruckend und punktgenau.

Warum ich mir JUDAS PRIEST dieses Mal live angeschaut habe, weiß ich eigentlich gar nicht so ganz genau, nachdem die Band in den letzten Jahren, sowohl auf Platte als auch live eher enttäuscht hatte, aber vermutlich war genau das der Grund gewesen. Nach dem Desaster-Auftritt 2008 beim Bang Your Head Festival mit einem Rob Halfod in Tiefform, wollte ich einfach meinen Frieden mit dieser Band schließen, wer weiß schon wie oft man JUDAS PRIEST und vergleichbare Bands, die ein ganzes Genre geprägt haben, noch live sehen wird, und das ist ihnen auf beeindruckende Art und Weise gelungen. Wer die Chance hat, JUDAS PRIEST diesen Sommer noch sehen zu können, sollte sie nutzen! (Maik)

Setlist JUDAS PRIEST:
War Pigs (Intro)
Battle Cry (Intro)
Dragonaut
Metal Gods
Devil's Child
Victim Of Changes
Halls Of Valhalla
Love Bites
March Of The Damned
Turbo Lover
Redeemer Of Souls
Beyond The Realms Of Death
Jawbreaker
Breaking The Law
Hell Bent For Leather
The Hellion (Intro)
Electric Eye
You've Got Another Thing Comin'
Painkiller
Living After Midnight
Beginning Of The End (Outro)

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