live 20151016 0103 bonamassaSchon wieder Bonamassa mag der ein oder andere jetzt denken, gerade vor zwei Wochen erschien doch erst seine aktuelle DVD „Live At Radio City Music Hall“. Dazu beackert er die Republik schon zum zweiten Mal in diesem Jahr unter dem Motto „The Guitar Event Of The Year Part 2“. In der Tat ist der Mann sehr präsent in den letzten Jahren, das ist aber auch gewollt so. Sein Manager Roy Weisman ist der Ansicht, dass der beste Weg zum Erfolg ist, wenn man immer im Gespräch bleibt. Zum Glück hat der aktuelle Bluesbranchenführer genug kreative Kraft, dass er dies mit unterschiedlichen Projekten zu tun vermag, und nicht auf Spielchen anderer Prominenter setzen muss. Die Rechnung scheint aufzugehen, denn die Hallen auf der laufenden Tournee sind alle ausverkauft wie auch an dem Abend im Saarbrücker E-Werk. Kann JOE BONAMASSA auch mit dem Gig überraschen und die Klippe der Omnipräsenz umschiffen?

Für unsere Redaktionsabteilung begann dieser Abend erst einmal unerfreulich. Es ist schon sehr dreist von den umliegenden Märkten noch vor Ladenschluss um 20 Uhr ihre Parkplätze abzusichern, damit niemand darauf parkt, obwohl diese ohnehin nie voll belegt sind. Vor dem Media-Markt (so vertreibt man die Kundschaft) winkte uns ein Sicherheitsbediensteter weiter nach hinten, wobei wir dann kurz danach auf reichlich Freifläche einbogen.
Beim Gang zur Halle wurden wir von ihm ziemlich übel beschimpft und uns gedroht, wir hätten seine, nicht gerade klaren, Anweisungen nicht befolgt. Wie kann man sich gegenüber zahlendem Publikum nur so im Ton vergreifen? Bei einer schon etwas anspruchsvolleren Veranstaltung mit Ticketpreisen von 80€ Abendkasse muss man erwarten, dass anderes Sicherheitspersonal als irgendwelche kahlgeschorenen vor Ort sind, deren einzige Lebensfreude in Spaziergängen entlang der Elbe besteht.

Glücklicherweise war das der einzige Negativpunkt der Show, denn schon zu Beginn erwies sich der Sound im E-Werk für seine Verhältnisse als sehr gut. Einen Klang wie im letzten Jahr in der luxemburgischen Rockhal durfte man nicht erwarten, aber das hier war schon richtig klasse. Was ebenfalls sofort auffiel war die reduzierte Besetzung auf der Bühne. Nach opulenten Akustikshows und fetten Big Band-Klängen standen nur der Meister selbst und mit Michael Rhodes sowie Anton Fig eine neue, alte Rhythmusgruppe auf der Bühne. Im Gegensatz zu Carmine Rojas agierte Basser Rhodes deutlich mehr mit dem Frontmann, oft trafen sie sich vorm Schlagzeug, um wie ein klassisches Three-Piece zu rocken.

So war es nicht verwunderlich, dass die ersten Stücke zurück in die Anfangstage seiner Karriere gingen, inklusive des Covers zum Auftakt. Weitere Musiker kamen erst dazu, als zum ersten Mal ein Song des aktuellen Albums „Different Shades Of Blue“ auf dem Programm stand. Reese Wynans, der bereits mit STEVIE RAY VAUGHAN spielte, war schon auf der neuen DVD zu hören und brillierte auch in Saarbrücken mit seinem Spiel, speziell am Flügel war es eine wahre Freude ihm zuzuhören.
Mit fortwährender Dauer stießen noch Saxophonist Paulie Cerra und Trompeter Lee Thornburg dazu, ebenso Protagonisten auf „Live At The Radio City Music Hall“. Sie rangen sogar den sattsam bekannten Stücken immer wieder neue Facetten ab, wobei sich auch Wynans einbrachte. Hier mal ein kurzes Bläsersolo, auch gerne mal ein paar Synthesizertupfer frischen selbst Songs auf, die in jedem Konzert gespielt werden.

In diesem Line-Up kamen sie auch dem jazzigen Ambiente des Livedokuments sehr nahe, strapazierten dies aber nicht bis zum Exzess. Gut, Saarbrücken ist ja im Gegensatz zu New York nun nicht gerade der Jazz-Hot Spot. Hier kommt auch die Stärke von Fig zum Tragen, der akzentuierter als der kraftvolle Tal Bergman agiert. Während wieder vieles von den Studiowerken außen vor blieb, setzte die Formation auf Cover der alten Größen wie je eines der drei Kings oder OTIS RUSH.
Diese eignen sich noch besser für eine derartige Bearbeitung, bringen viel von dem urwüchsigen Jazzfeeling mit. Mit seinem Gentleman-Outfit, dem gepflegten Bühnenaufbau, der Sitzplatzatmosphäre und der großartigen Lightshow verleiht  JOE BONAMASSA seinen Shows einen weltmännischen Charme. Ihm gelingt es wie kaum einem anderen, dem Blues von den Feldern ohne Reibungsverluste ins Urbane zu übermitteln.

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Doch so sehr die Band an dem Abend glänzen konnte, das einstige Blueswunderkind überstrahlte sie ein weiteres Mal. Wie er immer mit seinen Ausfallschritten über die Bühne stiefelt, dabei seine Gitarren fast umarmt und sich völlig seinem Spiel hingibt, ist phänomenal. Mit seinem Feeling steht er völlig zu Recht an der Spitze des derzeitigen Bluesbooms. Die Töne, die er seinem Arbeitsgerät entlockt, versprühen pure Magie, ob wild rockend oder sich in wunderbarer Schönheit zergehend. Einige Soli, wie vor allem im TIM CURRY-Cover sind definitiv nicht von dieser Welt.

Schon alleine wäre er eine Offenbarung für die Rockmusik, er, der einem so weites Spektrum so sehr seine eigene Note zu verleihen mag. Und dennoch übt er sich als Meister des Arrangierens, baut seine Songs immer wieder neu zusammen. Dazu holt der Mann sich ihm ebenbürtige Könner ins Boot, die ohne zu proben zwei Stunden jammen könnten, und jeder Ton würde sitzen.
Ganz großartig wird es, wenn die Band mit der Dynamik spielt, sich völlig zurück nimmt, das beherrschen in der Intensität wenige. Dann ist die Spannung, welche ohnehin bei jedem JOE BONAMASSA-Konzert herrscht , richtig greifbar. Man weiß nie genau, ob die Klänge in der nächsten Sekunde förmlich explodieren oder sich langsam bis zum totalen Exzess steigern. Dann, wenn sich die komplette Formation in einen Rausch spielt und fast schon Spectorsche Soundwände errichtet.

Das Publikum war indes bei so viel gebotener Klasse schier geplättet, und schien sich eher auf das Zuhören zu beschränken. Erst beim letzten Song des regulären Sets baute Bonamassa sie geschickt ein, ließ damit die Stimmung hochschnellen. Zur Zugabe versammelten sich wieder viele vor der Bühne, um ihrem Helden nahe zu sein. Da stört auch nicht, dass der Beweis angetreten wurde, dass jeder Mensch bestechlich ist, auch ein Bluesgott tauscht gerne mal Wein gegen Plektren. Hoffentlich war es ein guter pfälzischer Tropfen.
Vollversammlung herrschte dann auch auf der Bühne, als mit Henrik Freischlader einer der bekanntesten deutschen Blueser auf die Bühne kam. Dieser blieb allerdings blass und traute sich trotz Aufforderung von JOE BONAMASSA nicht vom Bühnenrand weg. Sein Solo war allerdings hörenswert, am Ende wurde so richtig drauf los gejammt. Aus der Nähe war dann auch diese unbändige Spielfreude in jedem Winkel der Gesichter auf den Brettern abzulesen. Wer mit so einer Freude und Leidenschaft über 140 Minuten solche Musik erschafft, dem ist ein Platz im Olymp sicher. (Pfälzer)

Setlist JOE BONAMASSA:
Spanish Boots
I Know Where I Belong
The River
Burning Hell
(Hey Baby) New Rising Sun
Oh Beautiful!
Happier Times
Trouble Town
Going Down
I Gave Up Everything For You, ´Cept The Blues
Double Trouble
Never Make Your Move To Soon
Love Ain´A Love Song
Sloe Gin
The Ballad Of John Henry
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Angel Of Mercy
All Aboard

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