live 20151113 01Wenn man durch eine Mischung aus Glück, Zufall, Motivation und Selbstvertrauen die Weichen von null auf hundert stellt, dann stehen Neider und Nörgler schnell parat, da sind BEYOND THE BLACK nicht die ersten, die das erfahren müssen. Betrachtet man die kurze Historie der 2014 gegründeten Band, dann handelt es sich logischerweise nicht um den typischen Bandwerdegang mit jahrelangem Schwitzen im Proberaum und Absagen von allen Seiten. Für BEYOND THE BLACK ging es direkt mit professioneller Unterstützung los, man spielte zwei Mal Wacken, tourte bereits mit SAXON durch das Vereinigte Königreich und für eine Metal Band sind Fernsehauftritte nun wirklich eine Seltenheit.
Trotzdem bleibe ich ganz ohne Lokalpatriotismus (der mir im Februar noch gar nicht bekannt war) dabei, dass „Songs Of Love And Death" ein klasse Debütalbum ist. Und seien wir ehrlich, die wahre Bedeutung und Größe einer Band zeigt sich auf der Bühne.

Wer sich hiervon ein eigenes Bild machen wollte, hatte dazu an einem Freitag, den 13., die Möglichkeit in die Garage nach Saarbrücken zu kommen, für die aus St. Wendel stammende Sängerin Jennifer Haben sozusagen ein Heimspiel und nach dem Auftritt bei dem Bürgerfest zum 60jährigen des Saar-Referendums bereits der zweite Gig innerhalb von wenigen Wochen im Saarland.

Ein Freitag, der 13., der tatsächlich als ein rabenschwarzer Tag in die Geschichte der zivilisierten Welt eingehen wird, ein Tag, welcher einen fassungslos, leer, ratlos, sprachlos zurücklässt, ein Tag, der hoffentlich nicht die Musikkunst mit all ihren wunderbaren und verbindenden Facetten nachhaltig ändern wird, denn das wäre das schlechteste aller Zeichen, die man setzen kann.

Die circa 700 Menschen, die sich zwischen 18 und 19 Uhr auf den Weg in die Garage machten, konnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, dass man einige Stunden später aufgewühlt und unruhig die Nacht wird verbringen müssen, die drei Bands des Abends IN LEGEND, MASTERPLAN und BEYOND THE BLACK sind jedenfalls eher harmlose Kost.

MASTERPLAN
Los geht es dann auch direkt mit MASTERPLAN, da IN LEGEND ihren Auftritt bereits um 18.50 beendet hatten, einer Band, die mir einige Rätsel aufgibt. Ich erinnere mich noch gut an den Auftritt 2005 oder 2006 in der Stadthalle Langen zurück, damals zog die Band über 1000 Zuschauer, man hatte mit dem Debüt „Masterplan" ein fantastisches Album und mit dem Nachfolger „Aeronautics" ein starkes Album veröffentlicht und danach ging alles irgendwie den Bach runter. Jorn Lande ging, Mike DiMeo kam als Ersatz, war aber nach einem Album schnell wieder weg, Jorn Lande kam zurück und schneller als man denken kann, war auch er wieder Status Ex. Seit 2012 darf nun Rick Altzi (THUNDERSTONE, AT VANCE) bei MASTERPLAN singen, zusammen mit Jari Kainulainen (EX-STRATOVARIUS) und Martin Skaroupka (EX-CRADLE OF FILTH) ist das immer noch ein vorzeigbares Line-Up und ich frage mich, ob es nicht frustrierend sein muss, dass solche alte Hasen nun vor den jungen Burschen von BEYOND THE BLACK auf die Bühne müssen. Und ich frage mich, warum die Band ihre eigene Identität aufgeben will, indem man im nächsten Jahr ein Album mit HELLOWEEN Coversongs rausbringen will. Ich glaube die Meinung, dass darauf die Welt wartet, hat Roland Grapow exklusiv. Und irgendwie frage ich mich auch, warum die Band bei ihrem 45-minütigen Auftritt so wenige Songs des letzten Albums „Novum Initium" gespielt hatte. Letzteres finde ich allerdings ausnahmslos geil, denn so blieb mehr Zeit übrig für die wirklich starken Songs und wenn man sich nur die Setlist anschaut, dann macht das schon mächtig Laune.

Mit Ausnahme von „Crystal Night" und dem Ohrwurm „Kind Hearted Light" hat man die stärksten Nummern des Debüts im Repertoire, „Soulburn" ist immer noch mächtig, „Heroes" nach wie vor die Happy Metal Nummer und direkt zum Start „Enlighten Me" und „Spirit Never Dies", da kann man echt nicht meckern.

Rick Altzi singt ähnlich kraftvoll wie Jorn Lande, die Band präsentierte sich gut gelaunt, leider ließ der Sound einige Wünsche offen, die älteren Semester feierten MASTERPLAN kräftig ab, die Stimmung bei den immer zahlreicher werdenden Leuten war besser als anfangs bei BEYOND THE BLACK. Ich habe auf jeden Fall Lust bekommen, mir die Band erneut als Headliner anzuschauen, vielleicht erschließt es sich mir dann auch einmal, warum sich der Schlagzeuger zwischen den Songs die Haare nass machte, als sei er eine Blume, die gegossen werden müsste.

live 20151113 03

Setlist MASTERPLAN:
Enlighten Me
Spirit Never Dies
Keep Your Dream Alive
I'm Not Afraid
Crimson Rider
Soulburn
Heroes
Crawling From Hell

BEYOND THE BLACK
Nach den alten Hasen von MASTERPLAN wurde es dann ab 20.30 Zeit für das junge Gemüse. Interessanterweise zog man vor der Umbaupause einen Vorhang vor die Bühne, um dann zu Beginn der Show erstaunt festzustellen, dass BEYOND THE BLACK gar keine Bühnendeko mitgebracht haben, also diesbezüglich geht definitiv mehr. Da bleibt dann eben mehr Zeit übrig, den Blick auf die einzelnen Musiker zu werfen, und auch diese präsentierten sich optisch genau so, wie man das erwartet hatte; alle schwarz gekleidet, Klamotten aus dem EMP Katalog, der Lead Gitarrist Nils Lesser mit einem BLACK SABBATH Shirt, der Drummer mit einem von den RAMONES. Alles in allem wirkte das sehr brav und berechenbar, also ein Spiegelbild für den gesamten Auftritt?

Das „Long Way To The Top" Intro war auf jeden Fall eine gelungene Abwechslung zum üblichen Bombastkitsch, auch der Opener „Numb" war nicht die schlechteste Wahl, wenngleich man zu Beginn befürchten musste, das heute Abend allzu viel vom Band eingespielt werden würde, was dann im weiteren Verlauf doch nicht der Fall war. Obwohl die Band in den vergangenen Monaten bereits einige Gigs gespielt hat, hatte man gerade zu Beginn das Gefühl, dass sich BEYOND THE BLACK in der Rolle des Headliners erst noch finden müssen, die ganze Performance wirkte begrenzt und statig, man konzentrierte sich vorrangig darauf, die Songs sauber zu spielen, auch so manche Ansage des Gitarristen Christopher Hummels wirkte zu platt und zu aggressiv.

Die Stimmung in den ersten Reihen war auf jeden Fall zu diesem Zeitpunkt nicht so euphorisch, wie man das eigentlich erwartet hatte, und so toll ich auch Songs wie „Fall Into The Flames" oder „Pearl In A World Of Dirt" finde, von der Liveumsetzung war ich eher enttäuscht als begeistert, BEYOND THE BLACK verstanden es einfach nicht, die Leute anzuheizen und zu motivieren. Irgendwann gab es dann nach einer halben Stunde ein Keyboardsolo, das in ein kurzes Instrumentalstück überging. Normalerweise sind das Moment, um aufs „stille Örtchen" zu gehen, aber irgendwie scheint der Band da ein Licht aufgegangen zu sein, denn der zweite Teil der Show war dann plötzlich so wie es sein sollte.

Das MOTÖRHEAD Cover „Love Me Forever" ist jetzt keine Stimmungsnummer, wurde live aber sehr stimmungsvoll umgesetzt, das SKILLET Cover „Awake And Alive" kam richtig gut rüber, auch wenn man das Original nicht den Ohren hat, und die Wacken Hymne „Rage Before The Storm", welche Jennifer auf einem Podest im Publikum sang, ist eben auch ein Ohrwurm.

live 20151113 02

Plötzlich sangen die Leute mit, man klatschte auch während der Songs und die Band wirkte wie befreit, die einzelnen Musiker wechselten auch mal ihre Positionen auf der Bühne, da fragt man sich als jemand, der schon viele Konzerte gesehen hat, warum nicht gleich so?
Nicht zu vernachlässigen ist allerdings, dass sich BEYOND THE BLACK ihre stärksten Song ihres Debüts für das letzte Drittel aufgehoben haben, nach dem mitreißenden Abschluss „Running To The Edge" hatte man sich wirklich gewünscht, dass die Band noch mehr Songs parat gehabt hätte, aber wie soll das gehen, bei nur einem Album?

Nein gerade in dieser Hinsicht zolle ich BEYOND THE BLACK großen Respekt! Wenn ich sehe, dass eine Band wie RIVERSIDE, die ich persönlich hoch schätze und verehre, auf ihrer aktuellen Tour gerade einmal maue 13 Songs spielt, dann muss man sagen, dass BEYOND THE BLACK mit 13 eigenen Songs plus mehreren Solos plus 3 Covers ihr Soll absolut erfüllt haben. Neben MOTÖRHEAD und SKILLET wurden auch noch SAXON gecovert (ok, „Sacrifice" ist nicht der beste Song der Briten), es fehlte eigentlich nur noch eine Nummer von GIRLSCHOOL und man hätte einen perfekten Ausblick auf das Konzert am 18.11. dieser drei Legenden in Saarbrücken gegeben.

Fassen wir zusammen, war die erste Hälfte zu brav, so war die zweite dafür saustark und mit einer Giglänge von gut 90 Minuten bewegten sich BEYOND THE BLACK auch wirklich am Maximum dessen, was möglich war. Von daher kann die Band zuversichtlich in die Zukunft schauen und kaum jemand dürfte ernsthaft unzufrieden gewesen sein. (Maik)

Setlist BEYOND THE BLACK:
Numb
Fall Into The Flames
Drowning In Darkness
Pearl In A World Of Dirt
Against The World
Afraid Of The Dark
Keyborad Solo
Love Me Forever
Awake And Alive
Rage Before The Storm
Unbroken
In The Shadows
Sacrifice
Drum Solo
When Angels Fall
Songs Of Love And Death
Hallelujah
Running To The Edge

Bildquellen: Offizielles Pressematerial von Masterplan und Beyond The Black.

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