Ghost + Dead Soul (18.02.2016, Saarbrücken)

live 20160218 00Die genaue Recherche dürfte sehr aufwendig sein, aber ich vermute, dass es seit 1959 nicht allzu häufig vorgekommen ist, dass frisch gekürte Grammy Gewinner in der Folgewoche ihrer Auszeichnung das Saarland bespielten. Dabei darf über Sinn oder Unsinn dieser Preisverleihungsentscheidung genau so trefflich gestritten werden, wie über die Band selber, für die einen sind GHOST ein Riesenspektakel samt dazugehöriger Selbstinszenierung, für andere eine der überbewerteten Bands des Planeten.

Und das Tolle ist, beide Seiten dürfen sich nach diesem Donnerstag Abend bestätigt fühlen, denn die fünf „Nameless Ghoul“s sowie „Papa Emeritus III.“ lieferten 90 Minuten lang Futter für beide Seiten.

DEAD SOUL
Bis es schließlich soweit war, musste man als Zuschauer erst einmal DEAD SOUL über sich ergehen lassen, welche GHOST aus ihrem Heimatland als Support mitgebracht haben. Zu GHOST passend erwiesen sich DEAD SOUL nicht als Band wie jede andere, alleine schon die Besetzung mit zwei Gitarristen und einem Sänger ohne Unterstützung an Bass und Schlagzeug wirkt nicht nur auf den ersten Blick seltsam, sie ist es auch in der Praxis. Das wenige, das ich von der halbstündigen Show optisch mitbekommen habe, lies mich nicht gerade in Jubel ausbrechen und auch die akustische Untermalung, bei der gefühlt die Hälfte aus der Konserve kam, klang nicht nach einer Band, die man unbedingt gehört haben muss. Nein da gab es im Vorfeld von GHOST interessantere Dinge zu tun, beispielsweise andere Menschen beim Essen zu beobachten...

GHOST
Pünktlich zu GHOST war man dann aber natürlich in der Haupthalle der Garage, die für „unter der Woche“ ganz gut besucht war, ich hatte allerdings erwartet, dass noch mehr los sein würde bei dieser polarisierenden Band, die auch einfach aus Prinzip eine gewisse Zahl an Neugierigen anzieht; die Saarländer fahren schließlich total auf Brimborium ab, siehe POWERWOLF.
Besagtes Intro stellte sich dann schnell als zweite Vorband heraus, denn auch nach 10 Minuten waren GHOST immer noch nicht auf der Bühne, so dass man zu Intro Nummer zwei überging, und tatsächlich irgendwann kamen dann auch sechs vermummte und verkleidete Gestalten auf die mehr schlecht als recht ausgeleuchtete Bühne.

Grelles Tageslicht wäre hier auch fehl am Platze gewesen, wenigstens war der Sound den ganzen Abend über einigermaßen erträglich, wenngleich es ruhig noch etwas lauter hätte sein können, und das sage ich nur ganz selten. Mit „Spirit“ und „From The Pinnacle To The Pit“ starteten die Skandinavier mit zwei der stärksten Songs des aktuellen „Meliora“ Albums, bei denen dieser Mix aus Psychedelic, Doom, Progressive und Pop mit am besten funktioniert, der Abend sollte in seinem weiteren Verlauf aber auch aufzeigen, dass die Band nicht nur starkes Songmaterial in ihrem Repertoire hat, vor allem einige der Song vom „Infestissumam“ Album hinterließen live einen öden Eindruck. Trotz einiger optischer Akzente, trotz zuweilen lustiger Anekdoten des Zeremonienmeisters Papa Emeritus III., der eine Langsamkeit wie Ozzy Osbourne verkörpert, wurde das Unterhaltungslevel nicht durchweg auf 100% gehalten. Leider konnte man teilweise die Ansagen des Papas nur erahnen, vor der letzten Zugabe ließ er es sich nicht nehmen fünf Minuten lang irgendwelche Verschwörungstheorien über den weiblichen Orgasmus zu erzählen. Man hat nur die Hälfte verstanden, ist vielleicht auch besser so...

Diese Ironie hätte ich der Band, die sich nach außen hin sehr Ernst gibt und bei der nahezu alles wie bei einer inszenierten Theateraufführung wirkt, jetzt nicht unbedingt zugetraut, wenn gleich auch die Ansagen Abend für Abend ähnlich sind. Trotzdem nette Farbtupfer auf der abwechselnd dunkel und rot ausgeleuchteten Bühne. Tja, und so nahm das Konzert dann eigentlich doch recht unspektakulär seinen Lauf, man freute sich, wenn GHOST ihre stärkeren Songs auspackten wie „Ritual“ vom „Opus Eponymous“ Album oder die Hymne „He Is“, erneut von „Meliora“. Ich gebe zu, das kann man sich live anschauen, warum die Band aber von einigen so abgefeiert wird, kapiere ich auch nach diesen 100 Minuten nicht; 100 Minuten wohlgemerkt, wenn man alles mitrechnet. Dazu gehört dann auch das ROKY ERICKSON Cover von „If You Have Ghosts“, das nicht nur wegen seiner prägnanten Textzeilen eine Bereicherung sein sollte.

Was von diesem Abend bleiben wird, ich weiß es nicht, vielleicht wird man in 15 Jahren, wenn GHOST womöglich schon wieder ihre Existenz beendet haben, zumindest sagen können, schön, dass man dabei gewesen ist. (Maik)

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