metalchurch tourflyerMike Howe ist zurück! Mehr als zwanzig Jahre nach dem ersten Split der US-Metallegende kam der Sänger, den viele für den besten Frontmann der Formation halten zu ihnen zurück. Dabei sah die Zukunft gar nicht rosig aus nach dem Abgang von Ronny Munroe, zumal die letzte Reunion auf wackeligen Beinen stand. Doch die erneute Zusammenarbeit mit ihrem alten Weggefährten setzte neue Kräfte frei, auch wenn das erste gemeinsame Album "XI" nicht voll überzeugen konnte. Doch wenn man weiß, welch Arsenal an Hits die Herren im Gepäck haben, weiß man, dass man sich auf der Bühne auf sie verlassen kann. Vor den Sommerfestivals nutzten METAL CHURCH noch einmal die Gelegenheit ein paar Konzerte zu spielen, von denen eines davon in der Saarbrücker Garage stattfand. Mit an Bord war ein Benelux-Thrashdoppelpack mit den Belgiern BLIKSEM und DISTILLATOR ausden Niederlanden.

Da das Konzert ausgerechnet auf den heißesten Tag des Jahres fiel, füllte sich die Garage nur allmählich. Warum man bei dem frühen Konzertende nicht einfach eine halbe Stunde später anfing, versteht der Verfasser dieser Zeilen nicht ganz. Verstehen muss man allerdings, dass dieser, nachdem er mit seiner Tochter Fahrrad fahren übte, noch seinen Garten wässern musste, und deswegen den Opening Slot von DISTILLATOR verpasste.

BLIKSEM
Somit waren der Fünfer aus dem Land der Pommes die erste Band für mich an dem Abend, wobei ich zu Beginn etwas überrascht war, denn die Truppe hatte mit Peggy Meeussen eine Sängerin am Start. Diese hätte ich rein äußerlich, sowohl von der etwas runderen Statur als auch vom Outift her im klassischen Femal Fronted Metal verortet. Dabei sah das kurze pinke Kleid nicht gerade vorteilhaft aus, vor allem, wenn es im Schwarzlicht so richtig leuchtete. Und kurz ist noch untertrieben, die typische Pose mit einem Bein auf der Monitorbox war noch weniger von Vorteil für die Dame, wobei ihr das kaum etwas auszumachen schien.
Okay, diese Attitüde ist dann schon eindeutig Thrash Metal und den schlechtesten Geschmack in Sachen Dessous hatte sie nicht. Dabei scheinen die Geschmäcker musikalisch bei ihren Mitstreitern weit auseinander zu gehen, denn hier wurde neben Thrash so ziemlich alles in den Topf geworfen, was so aufzutreiben war. Alleine die Bandshirts der Jungs sprachen Bände, da auch hier die Bandbreite reicht groß war. So frühe Neunziger waren aber schon die Zeiten der musikalischen Domestizierung, denn man schwankte zwischen traditioneller und Neo-Variante der Spielart.
Sogar Neunziger-METALLICA waren heraus zu hören, was ja nicht gerade der verbreitetste Einfluss ist. Gerade wenn es ruhig wurde und Jeroen De Vries ein paar fast bluesige Soli zum Besten gab, erinnerte das schon ein wenig an "Load". Dann wurde in einigen Titeln auch noch Stoner Rock mit drauf gepackt, was zwar gut nach vorne ging, eine gewisse Atmosphäre verbreitete, aber insgesamt alles noch weniger durchschaubar machte. Erst als am Ende etwas gradlinigere Songs raus haute, wurde deutlich warum man auf diese Tour gebucht wurde.

Somit hatten die Fünf es schwer, das immer noch recht spärliche Publikum auf seine Seite zu ziehen, denn musikalisch wirkte das zu distanziert. Dabei war der Auftritt schon sehr gelungen, die Herren an den Saiten waren viel unterwegs und unterstützten ihre Frontdame immer wieder bei ein paar mehrstimmigen Shouts. Schlagzeuger Rob Martin saß nahe hinter seinen Mitstreitern und konnte so auch ins Geschehen eingebunden werden, spielerisch passte ohnehin vieles. Gesanglich wusste die gute Peggy auch zu begeistern, sie verfügt zwar über keine typische Thrashstimme, doch das war bei dem ureigenen Stil auch nicht von Nöten. Richtig kräftig konnte sie auf jeden Fall röhren, aber die Variabilität ist eher ihre Stärke. Das alles reichte am Ende leider nicht für mehr als Höflichkeitsapplaus, bezeichnenderweise strömten erst danach die Fans vor in die erste Reihe.

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METAL CHURCH
Als dann die Lichter erneut ausgingen war der Saal besser gefüllt, als vorher die vorderen Reihen, alles drängte sich dicht an die Bühne, was in Ermangelung eines Photograbens den Leuten hinter den Kameras das Leben schwer machte. Und wie Mike Howe zurück ist, schon beim Einlaufen stellte sich die Frage, wo der Mann die ganzen zwanzig Jahre gewesen ist. Von der Frisur, der Gesichtsbräune und dem drahtigen Körperbau womöglich viel im Fitnessstudio. Wenn dem so ist, dann zahlte sich das auf der Bühne aus, denn das Energiebündel stand über die komplette Spielzeit nie still.
Doch es war kein wildes Rumgehampel, eine, der meinte, etwas nachzuholen zu müssen, was er auf die Bretter zauberte hatte Kraft und Stil. Einer der besten Frontmänner, die ich in den letzten Jahren gesehen habe, agil, kommunikativ und gesanglich großartig. Da saß jeder Ton, auch in die höheren Lagen schaffte er es mühelos ohne an Druck zu verlieren. Von der ersten Sekunde an hing das Publikum an seinen Lippen und der hatte keine Scheu sich diesem zu stellen. Durch die Nähe der Bühne entstand eine Intimität, wie man sie eben nur in Clubs vorfinden kann.
Ich weiß nicht wie oft er meine Hand geschüttelt hat, ständig stand er ganz vorne, fast im Publikum, dass ihm zu Füßen lag. Animieren musste er hier keinen, die Garage ging richtig mit und wenn er das Mikro ins Publikum hielt, wurde es richtig laut. Oftmals wurde den Fans das Teil direkt vor das Gesicht gehalten, was viele zum gepflegten Mitgrölen nutzten. Dazu unterlegte er seinen Gesangsbeitrag mit irrer Gestik und Mimik, die er immer wieder mit klassischen Rockstarposen mischte. Trotz des kleinen Rahmens wirkte er, als ob er die größte Bühne der Welt zu rocken hatte, eine unglaubliche Ausstrahlung.

Der zweite Star der Truppe war eindeutig Jeff Plate, der ein unglaubliches Pensum ablieferte. Sein Spiel erschien wie ein gefühltes Drumsolo über die kompletten 85 Minuten, da wurde sich nie lange mit Takt halten abgegeben, schon wurde das nächste Break reingeschoben. Und die nicht von der Marke schon tausend Mal gesehen, sein riesiges Kit eröffnete ihm auch alle Möglichkeiten. Fühlte er sich wirklich einmal unterbeschäftigt, sorgte er mit kreisenden Drumsticks noch für Showeinlagen. Das alles wurde mit einer unglaublichen Power auf sein Schlagzeug eingehämmert, dass es Spaß machte zuzusehen. Kein Wunder, dass der Mann immerhin SAVATAGE in seiner Vita stehen hat.

Gegen diese beiden wirkt die Saitenfraktion ein bisschen im Hintergrund, auch wenn sie immer präsent war. Bei den Soli kamen auch Mastermind Kurdt Vanderhoof und Rick VanZandt nach vorne, wobei sie besonders bei den doppelten Leads glänzen konnten. In Sachen Stageacting ging bei Bassist Steve Unger noch ein bisschen mehr, er suchte gerne die Nähe zu den Fans. Wobei immer wieder die Frage gestellt werden muss, ob ein Bandana unbedingt notwendig ist, um bei METAL CHURCH die dicken Saiten zu drücken. Der Spaß in den Backen war allen anzusehen, die guten Publikumsreaktionen wurden sichtlich registriert. Doch nicht nur optisch, sondern auch vom Sound her waren Plate und Howe überlegen, allzu oft standen die Gitarren im Hintergrund, was so manches Arrangement etwas aus dem Lot brachte. Das war schade, denn so verpuffe ein bisschen der Energie der Songs.

Wobei über die Songauswahl auch noch geredet werden muss, nur ein Titel vom Debüt war doch eine leichte Enttäuschung. Natürlich war das vor allem Mike Howes Show, doch wenn man schon drei Stücke aus der David Wayne-Ära bringt, dann sollte der Großteil von eben jenem Überwerk stammen. Gerade bei den Balladen wäre "Gods Of Wrath" die bessere Wahl gewesen. Die neuen Stücke fielen gegenüber den Klassiker zum Glück nicht so ab, wie zu befürchten war, vor allem die Single wurde ebenfalls kräftig abgefeiert. Angesichts des kurzen Auftritts vermisste man am Ende vielleicht noch den ein oder anderen Song. Doch das konnte die Freude über den Gig nicht trüben, denn wer engagiert zu Werke geht, bei dem ist es egal, was gespielt wird. (Pfälzer)

Setlist METAL CHURCH:
Fake Healer
In Mourning
Start The Fire
Reset
Gods Of Second Chance
Date With Poverty
No Tomorrow
Watch The Children Pray
No Friend Of Mine
Killing Your Time
Beyond The Black
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Badlands
Human Factor

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