sarischorr tourposterEs hatte lange gedauert, bis sich die New Yorkerin entschloss, sich weiter ins Rampenlicht zu stellen. Mit Mitte vierzig das Debütalbum zu veröffentlichen ist nicht unbedingt alltäglich, aber vielleicht will gut Ding Weile haben. Dabei war es nur der Zufall, dass sich der Verfasser dieser Zeilen mit dem wirklich starken "A Force Of Nature" beschäftigte, denn die Dame hatte ein Konzert im Ducsaal angekündigt. Da der altehrwürdige Club in den letzten Jahren zu einem meiner Lieblingslocations geworden ist, gab ich der Scheibe eine Chance und war sofort von seiner Qualität begeistert. Insofern war die Vorfreude auf das Konzert groß, auch bei meinem Kollegen Alex. Der war zum ersten Mal im Freudenburger Kultschuppen und schloss dessen einzigartige sowie tendenziell skurrile Atmosphäre schnell ins Herz. Die Frage war, wie SARI SCHORR ihre stimmlichen Qualitäten auf die Bühne übertragen konnte und wie man mit nur einem Longplayer ein ganzes Headlinerset bestreiten kann?

Als die Dame gegen 21 Uhr die Bühne betrat, nachdem ihre Begleitband schon ein paar Takte gezockt hatte, stieg die Spannung. Und in der Tat, sie wusste ihre Leistung aus dem Studio auch in der Bühnensituation zu bestätigen. Wer natürlich um ihre Erfahrung als Backgroundsängerin weiß, dem war klar, dass sie dem stimmlich gewachsen war. Schon bei der Auftaktnummer, welche ihr bislang einziges Release eröffnet, konnte sie alle Facetten ihres Könnens abrufen. Da war dieser sexy Swing, das rockige Fauchen und auch das sanfte Croonen, das sie nicht nur mühelos beherrscht, sondern mit viel Kraft und Leidenschaft rüber brachte. Die Dame lebt den Blues, sie lebt ihre Songs, das schwingt in jeder Faser ihrer Stimmbänder mit, die das tiefe Feeling nach außen transportieren.
Äußerlich wirkte die attraktive Erscheinung wenig spektakulär, sie hatte es nicht nötig, sich betont offenherzig zu kleiden, sondern vertraute auf ihre Kunst. Nur der blaue Lidschatten war ein wenig zu dick aufgetragen, doch meist hingen ihre langen, dichten schwarzen Haare, welche sie kaum zu bändigen wusste, wie ein Vorhang davor. Natürlich hat das Leben schon Spuren hinterlassen, doch ist der Blues nicht wie das Leben? SARI SCHORR redete auch offen darüber, dass es in ihrem Leben auch Momente gab, die nicht so schön waren, die eben auch sichtbar wurden. Dass sie sich jetzt auch selbst ausdrücken kann, schien eine Befreiung zu sein, sie genoss auch sichtlich, wie ihre Lieder bei den Menschen vor der Bühne ankamen.

Der Ducsaal war auch sehr nett zu ihr, die Stimmung hier ist immer etwas Besonderes und in ihrer authentischen Art nahm man ihr auch ab, dass sie das ehr zu schätzen wusste. Ein wenig schüchtern wirkte sie schon, in die Rolle der Frontfrau muss sie noch hinein wachsen, aber das gilt für viele Bereiche, die nun neu für sie sind. Vom Stageacting her erinerte sie her an die klassische Backgroundchanteuse, die sich eher sanft im Takt über die Bühne schlängelt, die ganz große Geste wusste sie noch nicht auszupacken. Verstecken tat sie sich aber nicht, auch bei längeren Jams blieb sie vorne stehen und versank ganz in der Musik, lediglich beim komplett instrumentalen Freddie King-Cover ließ sie ihre Fans alleine. Auch den direkten Augenkontakt mit den vorderen Reihen scheute sie, obgleich sie diese wahrnahm. Doch die Linse als Distanz zwischen den Zuschauern und sich ließ sie mehr aus sich heraus gehen. Dafür war sie bei ihren oft ausführlichen, ehrlichen Ansagen sehr höflich, fand immer die passenden Worte und ging auf die Leute ein. Dass natürlich einem anwesenden Musikmagazin der gute alte Willie Dixon-Gassenhauer gewidmet wurde, war schon zu viel der Ehre.

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Neben dem Material vom Erstling bedurfte es noch ein paar Covernummern, was ja aber im Blues-Sektor Standard ist, schon auf "A Force Of Nature" gab es die ein oder andere. Dabei setzte die gute Sari und ihre THE ENGINE ROOM getaufte Band auf eher bekannte Titel, einzig "Stop (In The Name Of Love)" fehlte, was ja ebenfalls ein Cover ist. Bereits die erste Fremdkomposition wurde zu einem frühen Höhepunkt, weil die Frontlady ihre Stimme in den ruhigen Tönen perfekt in Szene setzen konnte. Vor allem die Rollenbesetzung in den Lyrics konnte sie gut heraus arbeiten, weil sie es vermag mit ihrer Stimme so schön tief zu kommen. Wenn mehr gerockt wurde, hatte sie allerdings Probleme sich im ansonsten gut gemischten Sound gegen ihre Band durchzusetzen.
Das lag vor allem daran, dass sich der frühere ROBERT PLANT-Sidekick Innes Sibun an der Gitarre ziemlich in den Vordergrund spielte. Immer wieder war er ganz vorne zu finden, schüttelte seine Mähne und versuchte sich am Duckwalk, während er seine Saiten bearbeitete. Das passte zum LED ZEPPELIN-Kracher ganz gut, der dramaturgisch zwischen zwei Balladen vielleicht etwas deplatziert war. Doch bei einigen Stücken wäre etwas mehr Zurückhaltung und weniger Rock-Attitüde besser gewesen. Natürlich ist er der bekannteste Musiker der Formation, der auch einen eigenen Song ins Set einbauen durfte, doch das Bandleadergeschäft sollte er mehr SARI SCHORR überlassen.

Dabei bewies er viele Male, dass er auch das ruhige, gefühlvolle Spiel beherrscht, die Gitarre zum Singen bringen kann, gerade wenn die Dynamik schön zurück gefahren wurde. Dann wenn die ganze Band immer leiser wurde, die Sängerin ihren ganze Glanz verstrahlen konnte und wunderbar die Seele der Lieder offenbarte. Hierbei verdienten sich vor allem der stoische Vorzeigeire Kevin O´Rourke hinter den Kesseln und Keyboarder Andres Olinder Bestnoten. Der Mann erweckte, zwar optisch den Eindruck, als hätte er eine durchzechte Nacht hinter sich, doch mit der totalen Lässigkeit glitten auch seine Finger über die Tasten. Jeden der Songs unterlegte er mit tollen E-Piano- und Orgelklängen, wusste dabei die Intensität perfekt zu dosieren, so dass jeder einzelne nur davon profitieren konnte. Auch Bassist Kevin Jefferies vermochte immer sehr gut den Stücken die notwendige Tiefe zu verleihen. Sein abgewetztes Fender-Langholz war mit Saiten wie Stahlseilen versehen, optisch kam er ebenso cool rüber wie seine Mitstreiter.

Wie schon beim immergrünen RAM JAM-Gassenhauer auf dem Album gezeigt, verstehen es THE ENGINE ROOM die Arrangements komplett auf halb Acht zu drehen und den Covers etwas völlig Neues abzugewinnen. Die WALTER TROUT-Leihgabe war so ein Beispiel, die Räume für ruhige Jams eröffnete, bei denen die Dynamik variiert wurde. Besonders gefielen die Beiträge tief aus dem Bewusstsein der amerikanischen Blues-Geschichte, welche sehr beseelt dargeboten wurden. Hier konnte die Frontfrau auch ohne große Bühnengebaren Akzente setzen, indem sie völlig in den Klassikern aufging und ihnen dadurch weiterhin Relevanz beschert. Mit fortlaufender Spieldauer steigerte sich die Band immer mehr in einen Rausch, der mit den stärksten Titeln des Debüts endete. Beide Sets kamen am Ende auf fast zwei Stunden, die der Grundstein sein könnten für eine späte Karriere der SARI SCHORR. Mal sehen was da noch kommen wird, das Publikum war jedenfalls jetzt schon begeistert, völlig zu Recht für eine so authentische Bluesdarbietung. (Pfälzer)

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Setlist SARI SCHORR & THE ENGINE ROOM:
Ain´t Got No Money
Demolition Man
Cat And Mouse
Where Did You Sleep Last Night
Rock And Roll
Letting Go
The Stumble
Stormy Monday
Don´t You Call Ma Name
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I´ll Be There
Oklahoma
Kiss Me
I Just Want To Make Love To You
Black Betty
Work No More
Damn The Reason
Aunt Hazel
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Ordinary Life

 

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