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blackmoresnight tothemoonAls Ritchie Blackmore 1997 sein Renaissance Folkprojekt startete vermutete jeder ein nicht allzu fernes Ende des Unterfangens, das gilt auch für seine Liaison mit der nicht unwesentlich jüngeren Sängerin Candice Night. Doch weit gefehlt, die damals erhoffte Weiterführung von RAINBOW ließ fast zwei Jahrzehnte auf sich warten, mit BLACKMORE´S NIGHT hat er neun Studiodreher eingespielt und mit seiner nunmehr Ehefrau hat er zwei Kinder. Dabei konnte er den überraschenden Erfolg des Debüts "Shadow Of The Moon" noch ausbauen und avancierte zu einem der erfolgreichsten Folkacts der letzten zwanzig Jahre. So lange ist das nun schon her, weswegen es Zeit wird zurück zu blicken. Das tut der Barde und seine Dame mit dem Doppelalbum "To The Moon And Back".

Gut gewählt scheint der Titel des Albums, war der Mond doch schon immer ein zentraler Punkt im Schaffen der Formation, die über die Jahre ein stabiles Line-Up aufbaute. In drei Albumtiteln ist der Erdtrabant thematisiert, neben den Titeltracks gibt es weitere Songs mit dem Bezug. Dabei ist diese Reise zum Mond kein reines Best of-Album, es beinhaltet auch einige Überraschungen. Auf der ersten CD gibt es nur Stücke bis lediglich dem sechsten Longplayer "Secret Voyage" zu hören, wobei der Fokus mit vier Songs klar auf dem Debüt liegt.

Zu Beginn noch in chronologischer Reihenfolge, die aber gegen Ende aufgelöst wird. Ganz am Schluss gibt es noch eine Liveversion des Fanfavoriten „Home Again“ inklusive diverser Zitate aus altbackenen Saufliedern. Ich schätze ja Blackmores Vorliebe für diese ganze klassische Folklore, doch hier geht er ein Stück zu weit, besser gesagt driftet er in Triviale ab. Das nervte ja schon seinerzeit bei RAINBOW, als solche Stücke gerne mal eingebaut wurden, Spaß hin oder her, eine gewisse Ernsthaftigkeit sollte gewahrt bleiben.

Warum man die „Autumn Sky“-Langrille komplett ausspart, lässt sich nur schwer sagen, ist sie doch nach der ersten Tochter des Paares benannt. So geht es auf dem zweiten Rundling mit Titeln von den beiden letzten Longplayern weiter. Auch hier herrscht etwas Unverständnis, denn diese wurden einer Neubearbeitung unterzogen, während das ältere Material unangetastet bleibt. So wie es sich anhört, wollten BLACKMORE´S NIGHT hier noch einmal ihre ätherische Seite heraus stellen, was vor allem für „Somewhere Over The Sea“ gilt.

Zurückgenommen klingt auch „Moonlight Shadow“, dabei zeigte schon die erste Aufnahme des MIKE OLDFIELD-Covers nicht das erhoffte Duell der beiden Gitarrenaltmeister, hier lässt der Hard Rock-Veteran seine elektrische ganz schweigen. Einzig „Writing On The Wall“, ein weiterer Song vom Debüt, der sich unter die neueren geschmuggelt hat, erhält eine dezente Elektrifizierung. Dafür schweigt bei der 2017er Version von „Coming Home“ die Herzdame und der Barde übernimmt die Melodie auf den sechs Saiten.

Neben den altbekannten Nummern gibt es auch noch drei komplett neue zu hören, wobei die Russ Ballard-Komposition „I Surrender“ von RAINBOW schon ausreichend bekannt sein dürfte. Groß unterscheidet sich die Einspielung nicht vom Original, lediglich die Rhythmusgitarren sind sanfter angeschlagen, doch die markanten Leadfills und Pianostaccatos bleiben. Allerdings ist hier keinerlei Bezug zu mittelalterlichen Themen heraus zu hören.

Ebenfalls von RAINBOW übernommen ist das instrumentale „Land Of Hope And Glory“ von „Pomp And Circumstance“, welches seine alte Band als neue Single auserkoren hat. Hier fehlt aber eindeutig der Drive, welche die Band auch heute noch zu entfachen vermag. Gänzlich neu ist nur „Ghost Of John“, ein beschwingtes Stück, in welchem der Meister ein paar Geigenmelodien auf seiner elektrischen weiter führt. Am Ende zeigt uns noch die kleine Autumn, dass sie die glockenklare Stimme ihrer Mutter geerbt hat.

Am Ende der zweiten Scheibe gibt es noch fünf kurze Instrumentals mit streckenweise recht schrägen Namen, die sind aber allesamt von den ersten fünf Studiodrehern her bekannt. Was diese etwas unentschlossene Zusammenstellung soll, weiß ich auch nicht genau, es scheint, als wäre sich die Rocklegende mit einigen Sachen heute unzufrieden. Womöglich soll das Ganze eh nur der Überbrückung für die Zeit der RAINBOW-Aktivitäten dienen. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer0,0 - / 10


Anzahl der Songs: 14 (CD1) / 12(CD2)
Spielzeit: 58:01 min (CD1) / 51:17 min (CD2)
Label: Minstrel Hall Music/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 11.08.2017

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