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anti flag americanfallNachdem ANTI-FLAG auf ihrem letzten Album „American Spring“ (2015) wohl noch auf eine Art „Amerikanischen Frühling“ im Geiste des „Arabischen Frühlings“ hofften, sieht die Weltlage zwei Jahre später mittlerweile um einiges ernüchtender aus. Was aus dem „Arabischen Frühling“ geworden ist, sehen wir alle mittlerweile leider jeden Tag in den Nachrichten. Doch auch die Lage in der Heimat der Band hat sich deutlich verändert. Und wie man mittlerweile weiß, keinesfalls zum Besseren.

So bestätigt sich auf dem am 03.11. erscheinenden zehnten Werk der Musiker, welches auf den Namen „American Fall“ hört, die ebenso paradoxe wie auch leicht zynisch wirkende Theorie, dass die Ernennung von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA - willkommen in Absurdistan - das Beste ist, was der dortigen Hardcore- und Punkszene passieren konnte. Bietet doch seine Präsidentschaft jede Menge Stoff für entsprechend kritische Texte.

Doch im Gegensatz zu vielen anderen Gruppen springen ANTI-FLAG hier nicht auf den fahrenden Zug auf. Nein, die Jungs aus Pittsburgh haben sich schon immer klar links positioniert und so zeigen Justin Sane (Gesang, Leadgitarre), Pat Thetic (Schlagzeug, Percussion), Chris Head (Rhythmusgitarre, Hintergrundgesang) und Chris #2 (Gesang, E-Bass) auch auf „American Fall“ einmal mehr klare Kante.

Dabei setzen sie nicht nur auf schnöde Kritik, sondern unterlegen diese mit Argumenten und harten Fakten. Ein Blick ins Booklet lohnt hier auf alle Fälle.

Doch auch die Musik kann sich hier absolut hören lassen. Zwar gehen ANTI-FLAG hier nicht mehr ganz so aggressiv vor wie in der Vergangenheit, setzen aber noch stärker als auf „American Spring“ auf Abwechslung. Schon das Eröffnungsstück „American Attraction“ setzt sich nach wenigen Sekunden im Gehörgang fest und verschwindet dort nicht mehr so schnell. Auch „When The Wall Falls“, das den derzeitigen Umgang mit Transgendern in Amerika anprangert, überzeugt nicht nur durch seinen Inhalt, sondern auch durch seine stark am Ska angelehnte musikalische Umsetzung, mit „The Criminals“ findet sich eine weitere äußerst starke Nummer unter den 11 auf der Scheibe enthaltenen Stücken. Die eindeutigen Highlights sind für mich jedoch ganz klar „Liar“ und „Racists“, das mit seinem Refrain den Nagel wunderbar auf den Kopf trifft

In der heutigen Zeit, in der nicht wenige die Meinung vertreten, dass Bands sich nicht politisch äußern sollten, tut es gut, dass es immer noch Musiker gibt, die den Mut aufbringen eben dies zu tun. Wenn dann wie im Falle von „American Fall“ auch noch die Musik stimmt, kann es besser kaum sein.

In meinen Augen liefern ANTI-FLAG mit ihrer zehnten Scheibe nicht nur ein musikalisch rundum gelungenes, sondern auch wichtiges Album ab. (Matthias)

Bewertung:

Matthias8,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 29:15 min
Label: Spinefarm Records
Veröffentlichungstermin: 03.11.2017

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