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pinkcream69 headstrongEigentlich waren sie ausgezogen, um sich ganz an die Spitze der deutschen Hard Rockszene zu setzen, doch die Neunziger kamen zu früh für die Karlsruher. Nach einigen Irrungen fand die Truppe zwar wieder auf den Weg, aber nicht in die Erfolgsspur zurück. Mittlerweile köcheln PINK CREAM 69 nur noch auf Sparflamme, Dennis Ward produziert lieber und David Readman hat auch nach seinem Ausstieg bei VOODOO CIRCLE genug Nebenspielwiesen. Doch hin und wieder rauft man sich zusammen, spielt ein paar Konzerte und veröffentlicht alle Jubeljahre ein neues Album. "Headstrong" erscheint mehr als zehn Jahre nach dem vorletzten Werk "In10sity", da hilft es wenig, dass die Fans auf den direkten Vorgänger "Ceremonial" noch länger warten mussten. Der fiel seinerzeit aber sehr stark aus, nutzte man  auch bei "Headstrong" die lange Zeit, um die Batterien aufzuladen?

An Energie mangelt es dem Album wahrlich nicht, denn im Gegensatz zu besagtem Vorläufer hat man die Härteschraube ein ganzes Stück angezogen. Es gab Zeiten, da stand das in dem Genre gleichbedeutend mit hoher Qualität, doch eigentlich hat das eher weniger zu sagen, am Ende zählen nur die Songs. Und so kämpferisch sich die Band auch mit dem Titel "We Bow To None" auch gibt, ein Stück weit schießt sie über das Ziel hinaus, der Opener gerät oft etwas holprig. Die DoubleBass treibt zwar gut voran, doch eine zwingende Melodie will sich nicht einstellen.
Das gilt eigentlich für das ganze Album, gerade bei den Refrains hapert es ein wenig, während die Strophen oft stark sind, aber dann fehlen einfach die Höhepunkte, hat was von schalem Beischlaf. Bestes Beispiel vielleicht "Unite And Divide", das zwar schön vor sich her groovt, ein tolles Solo bietet, dennoch bleibt am Ende wenig haften. Vielleicht wird meine Einschätzung aber auch vom vielen Grün des Covers abgefälscht, dass mich ein wenig an "Endangered" erinnert, dem letzten PINK CREAM 69-Werk, welches mich nicht voll überzeugen konnte.

Ein weiterer Querverweis an die eigene Vergangenheit der Formation drängt sich bei den partiell heavieren, kantigeren Nummern auf, den der dezent moderne Anstrich hatten diese schon auf "Games People Play", dem letzten Longplayer mit Andi Deris. Keine Angst, nach den Experimenten Mitte der Neunziger bleiben sie bei ihren Leisten, wissen was sie am besten können. Vor allem, wenn der Bass ordentlich pumpt und die Gitarren treiben kommen Erinnerungen an den 93er Longplayer hervor, wie in "Walls Come Down" oder "Path Of Destiny". Richtig schwer können die "Pinkies" auch, wie sie in "Bloodsucker" und "Whistleblower" beweisen, doch immer wieder bringt sie eine knallige Bridge oder eine weit ausladende Melodielinie dahin, wo sie sich am wohlsten fühlen.

Am typischsten für die Band gehen noch das von flotten Leads geführte "No More Fear" und "Man Of Sorrow" durch. Vor allem bei letzterem versuchen sie eine ordentliche Portion Dynamik einzubringen, was mit einem ruhigen Intro und Outro anfängt. Dazwischen krachen die Akkorde schön rein, teilweise wird etwas riffrockend zu Werke gegangen. Die auf "Ceremonial" angedeuteten Bluesversatzstücke findet man auch auf "Headstrong", wenn auch nicht mehr ganz so prominent. Doch die eher akustisch gehaltene Ballade "Vagrants Of The Night" und das southernmäßige "The Other Man" führen die Direktiven von Liedern wie "Wrong Or Right" fort. Damit bringt man auch etwas Abwechslung herein, was der Sache gut tut, aber über die erwähnten Mängel nicht ganz hinweg täuschen kann. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 45:15 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 10.11.2017

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