panzerballett xmasdeathjazzTWISTED SISTER haben es gemacht, HEART haben es gemacht, auch ROB HALFORD hat es getan, LYNYRD SKYNYRD ebenso. Das Weihnachtsalbum ist aus der Rockmusik nicht wegzudenken, auch wenn viele Songs bei weitem nicht die Popularität solcher Hits wie „Last Christmas“ erreichen. Die deutschen Jazzmetaller waren sicherlich die letzten, die ich auf der Rechnung hatte, wenn es darum ging, wer sich in diesem Jahr daran wagt. Für Skurriles waren sie ja schon immer offen, aber das Thema hatte ich für deren Verhältnisse zu stark im Kitsch verortet. Dennoch haben PANZERBALLETT zwei Jahre nach „Breaking Brain“ nun mit „X-Mas Death Jazz“ ein solches Werk auf die Öffentlichkeit losgelassen.

Dabei kommen hier wie schon auf „Hart Genossen“ keine Eigenkompositionen zum Zuge, vielmehr verwursten die Münchener hier Weihnachtssongs aus allen Stilepochen. Sowohl klassische deutsche Weihnachtssongs wie auch amerikanische Standards werden hier durch den Fleischwolf gedreht. Dabei ist von der ursprünglichen Charakteristik nur wenig übrig geblieben, und das ist leider auch gut so, denn genau in den Passagen scheitern sie, trotz oder gerade wegen ihrer Spielkunst.

Schon beim ersten Einsatz in „White Christmas“ wirken die staccatoartigen Frauenchöre aufgesetzt und dezent nervig. Sie sollen wohl eine leicht soulige Schlagseite betonen, doch das Gefühl bleibt, wie öfter auf der Scheibe, auf der Strecke. Da hat Jan Zehrfeld doch mehr zu bieten, wenn er die Strophen der Songs mit seiner Klarstimme intoniert.
Bei den Arrangements, speziell in den Strophen, wenn versucht wird, etwas Neues aus der Vorlage zu schöpfen, kommen ein paar krude Dinge zu Tage. Teilweise bedient man sich dem im Jazz nicht unüblichen Scat-Gesang, wie etwa in „Little Drummer Boy“. Dieses Schema wird in „Es Kommt Bald“, der Bearbeitung von „Leise Rieselt Der Schnee“ noch stärker zur Geltung, wenn der Metalhintergrund der Shouts recht neumetallisch ausfällt.

„Rudolph The Red Nosed Reindeer“ fällt ebenso übertreiben aus, wenngleich hier die ursprüngliche jazzige Note besser heraus gearbeitet wurde. Neben drei anderen Titeln ist auch dieser in einer instrumentalen Version noch einmal auf „X-Mas Death Jazz“ vertreten. In jenen kommt die Mischung aus Weihnachtsflair und avantgardistischen homogener daher als in den Vokalversionen.
Am besten ist dieses Zusammenspiel noch bei „Kling Glöckchen“ zum Tragen, wenn atmosphärisches Tapping auf gemäßigte Djent-Riffs trifft, und dabei immer wieder vom Saxophon von Alexander von Hagke abgelöst wird. Jene Djent-Läufe bieten immer einen interessanten Unterbau unter die Stücke wie in „Last Christmas“ oder „Let It Snow“.

Jedoch brauchen PANZERBALLETT dieses Vehikel der Adventsstimmung gar nicht, denn eigentlich haben sie in den Stücken so viel abseits der ursprünglichen Ideen komponiert, dass diese Passagen auch für sich alleine stehen könnten. Im Prinzip machen sie das auch, weil sie sich mit den ursprünglichen Melodien nicht verbinden wollen. In fast jedem Lied nehmen die Jungs das Tempo heraus und zelebrieren immer wieder schöne, fast bluesige Parts. Hier zeigen Zehrfeld und sein Partner Joe Doblhofer ihr feines Zusammenspiel, auch das Saxophon hat hier seine besten Momente.

Dennoch können sie nicht die Tiefe herüber bringen wie auf ihrem letzten Werk. Dieses fiel zwar noch ambivalenter aus, doch die Gegenpole konnten einfach mehr überzeugen, hier fehlt neben der Klasse auch der Mut, sich völlig aus dem Fenster zu lehnen. Irgendwie ist „X-Mas Death Jazz“ weder Fisch noch Fleisch, dann doch lieber ein paar kitschige Melodic Rockversionen vom Weihnachtsmann, der Chorus in „Let It Snow“ tendiert ein bisschen in diese Richtung. (Pfälzer)



Bewertung:

Pfaelzer6,0 6 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 69:50 min
Label: Gentle Art Of Music/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 24.11.2017

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