Turbonegro - Rock'n'Roll Machine

turbonegro rocknrollmachineAlbumtechnisch war es um TURBONEGO in den letzten Jahren eher ruhig. Mehr als fünf Jahre mussten die Fans auf den Nachfolger von „Sexual Harassment“ warten, jetzt steht die „Rock’n’Roll Machine“ in den Startlöchern. Und bei so einem Namen – und natürlich bei dem Namen TURBONEGRO – da erwartet man eigentlich großes. Andererseits konnten die Norweger mit den letzten Alben auch nicht mehr so wirklich überzeugen, von daher versuche ich meine Erwartungen schon gleich zurückzuschrauben. Lassen wir uns überraschen und schauen wir mal, was da auf uns zukommt.

Zunächst einmal Synthies. Beim Opener „The Rock’n’Roll Machine Suite - Part I Chrome Ozone Creation“ darf sich neben einem Modem vor allem Neukeyboarder Crown Prince Haakon Marius richtig austoben und einen feingewebten Synthteppich vor dem Hörer ausbreiten, über den dann noch ein paar Spoken Words schreiten. Nun gut. „Part II Well Hello“ der Suite rockt jedenfalls ordentlich los, die typischen Turbogitarren sind am Start und der Song bietet einen schönen punkrockigen Einstieg in das Album und weckt damit erste Hoffnungen, bevor es dann mit „Part III Rock’n’Roll Machine“, dem Titelsong weitergeht. Und bei dem man sich mal ganz frech bei AC/DCs „Thunderstruck“ bedient. Und auch ansonsten ist dieses Stück einfach nix besonderes. Ich find’s genauso langweilig wie ich AC/DC langweilig finde.

„Hurry Up And Die“ ist dann wieder ein Lichtblick, bei dem der alte TURBNONEGRO-Schalk mal wieder durchblitzt. Aber irgendwie fehlt dem Song dann doch der letzte Kick. Sind TURBONEGRO einfach alt geworden und können nicht mehr so schnell? Daneben erinnert man insbesondere im Refrain an „Rock Against Ass“. Haben es die Norweger wirklich nötig, sich selbst zu kopieren? Und auch „Fist City“ erinnert verdächtig an AC/DC. Langsam wird es wirklich langweilig. Kommt schon, das könnt ihr echt besser! Das Highlight des Songs sind dann die Rasseln und das Tamburin. Wobei, eigentlich ist das Stück gar nicht soo schlecht. Aber mich nervt das Abkupfern. Und damit geht es auch gleich weiter. „Skinhead Rock’n’Roll“ startet mit bei EUROPEs „Final Countdown“ gemopsten Synths, rockt dafür aber schön. Aber – wenn es man es mal nüchtern betrachtet ist das hier auch eher Poprock als Punkrock. Kommt schon, Jungs!

Da ist das bereits 2015 veröffentlichte „Hot For Nietzsche“, das ich auch schon live erleben durfte, doch eine etwas andere Nummer. Auch wenn auch das eher einen Ticken zu gemütlich vor sich hin rockt, reißt der Text es dann wieder raus. Und mit über fünf Minuten Länge kann man es fast schon als Epos bezeichnen. Und im Grunde ist es ja genau das, was man als Fan von TURBONEGRO hören will. Und dann kommt „On The Rag“ um die Ecke, das nun endlich wirklich so klingt, wie man die Norweger hören will. Ein herrlicher Text und endlich, ENDLICH wird mal härter gerockt. Warum nicht mehr davon?

Anscheinend hat man jetzt endlich die Kurve gekriegt, denn „Let The Punishment Fit The Behind“ schlägt in die gleiche Kerbe, auch wenn man sich auch hier wieder am eigenen Material bedient. An Synths wird auch nicht gespart – aber das mag ich ja. Die „John Carpenter Powder Ballad“ macht ihrem Namen alle Ehre (und mal ehrlich, die habt ihr auch von EUROPE geklaut, oder?). Ein toller Poprocksong – der aber eben überhaupt nicht nach TURBONEGRO klingt.

Der letzte Song, „Special Education“ ist wieder ein Song mit typischem TURBONEGRO-Text – auch wenn die Herren eigentlich schon etwas zu alt für die Thematik sind. Aber wen kümmert das schon? Ansonsten könnte das Stück gerne etwas härter und vor allem punkiger rocken. Und das gilt im Grunde für das ganze Album. „Rock’n’Roll Machine“ ist für sich betrachtet eigentlich gar kein schlechtes Album. Aber von einem Album, das „Rock’n’Roll Machine“ heißt, erwarte ich eigentlich, dass es auch ordentlich rockt.

Und dafür ist die Scheibe einfach zu soft, zu nett ausgefallen. Und dann ist das ja auch kein Album irgendeiner Truppe, sondern von TURBONEGRO. Die spielen Punkrock, aber der Punk ist auf diesem Album gut versteckt. Natürlich spricht es für die Norweger, dass sie einen Scheiß darauf geben, was andere denken und einfach das machen, worauf sie Bock haben. Aber: „Rock’n’Roll Machine“ ist nett anzuhören, doch ich vermisse den Rotz, den Punk, die Härte und in gewisser Weise auch die Originalität. Das hier, das ist nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht gut. (Anne)

Bewertung:

Anne6,0 6 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 39:01 min
Label: Burger Records/Redeye
Veröffentlichungstermin: 02.02.2018

Kategorie: CD-Reviews