JudasPriest Firepower smallBereits die Nachricht darüber, dass Produzent Tom Allom an der neuen JUDAS PRIEST-Platte beteiligt ist, ließ so manchen Fan mit den Ohren schlackern. Nicht ohne Grund wie sich zeigt, denn JUDAS PRIEST haben mit "Firepower" geschafft, ihrer Karriere einen weiteren Klassiker hinzuzufügen. Und das kann ich gänzlich ohne rosa Fan-Brille behaupten.

Sorgte die erste Single-Auskopplung "Lightning Strike", auch aufgrund des etwas peinlichen Videos, noch nicht bei jedem für Freudensprünge, so ändert sich das spätestens beim ersten Durchgang der Platte. Die Zeiten von "Redeemer Of Souls" sind vorüber und PRIEST haben endlich wieder einen Sound, der das zum Ausdruck bringt, was die Band seit jeher ausmacht - einen Gitarrensound mit dem sich Stahl schmieden lässt. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dies in jedem Fall an dem starken Produzenten-Team, bestehend aus Tom Allom und Andy Sneap zusammenhängt. Etwas Besseres hätte JUDAS PRIEST nicht passieren können. Tom Allom gilt als der Stammproduzent der Band, so war er von "Unleashed In The East" bis "Ram It Down" an jenen großen Klassikern der Band beteiligt. Nach einer langen Pause arbeitete er zuletzt für die Live-Mitschnitte "Epitaph" und "Battle Cry" nochmal mit der Band zusammen, eine glückliche Fügung.

Vierzehn Songs sind es geworden, und trotz der Menge an Songs ist es ein in sich geschlossenes Album, das von Anfang bis Ende seinen roten Faden spinnt. Jener roter Faden, den die Band auch auf allen anderen Klassikern gesponnen hatte. Das Titelstück eröffnet das Album gekonnt und lässt Halford nach vorne preschen. Jede Silbe von "We Fight This Firepower" glaubt man dem Mitt-Sechziger. Hohe Schreie der Marke "Painkiller" oder "All Guns Blazing" sind auf "Firepower" nicht mehr drin, doch das ist nicht wirklich nötig. Zumindest ich vermisse nicht einen einzigen dieser extrem hohen Screams. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich Halford zurückhält. Meiner Meinung nach legt er sogar die beste Gesangsleistung seit "Resurrection" aufs Parkett. Ob beim Refrain des vorab veröffentlichen "Lightning Strike" oder dem gnadenlos donnernden "Evil Never Dies", der Sänger macht seinem Namen als "Metal God" alle Ehren. Und "Evil Never Dies" ist schon jetzt eines der Stücke, die sich im Gehörgang in Form von flüssigem Metall absetzen. Endlich wieder ein JUDAS PRIEST-Song, bei dem es möglich ist live ordentlich die Sau rauszulassen. So und nicht anders muss das sein, ein grandioses Stück welches gar auf "Painkiller" hätte stehen können.

"Never The Heroes" schlägt in eine andere Kerbe, zwar hat man hier ebenfalls einen sehr starken Refrain, doch fällt der Song eher in die Kategorie "Defenders Of The Faith". Die Vergleiche mit früheren Großtaten lassen nun möglicherweise vermuten, dass die Band nichts anderes tut als sich zu wiederholen und an Vergangenem festzuhalten. Doch das ist keineswegs der Fall. Wenn überhaupt, orientiert sich die Band an ihrem Schaffen und dieser Spagat gelingt auf diesem Album perfekt. Somit dürften auch jene Stimmen, die behaupten werden es handele sich hier um eine langweile Platte ohne Überraschungen, verstummen. Denn auch wenn es ähnlich wirken mag wie einst bei "Angel Of Retribution" ist "Firepower" deutlich mehr als ein "sichere-Bank"-Album. Jeder Song klingt in sich geschlossen und versprüht Klassiker-Potenzial.

Das schnelle und schwere "Necromancer" schließt lückenlos an eine weitere JUDAS PRIEST-Tradition an. Nach "The Ripper", "The Sinner", "The Grinder", "The Hellion", "The Sentinel", "The Painkiller", "The Jugulator", "The Demonizer" und "The Metalizer" folgt nun selbstverständlich der "The Necromancer". Der Song zeigt erneut, zu welch grandiosen Lyrics Rob Halford noch immer fähig ist. Das wird auch beim anschließenden Ohrwurm "Children Of The Sun" deutlich, ein fast schon poppiger Song, dessen Refrain sich zu dem von "Never The Heroes" gesellt. Mit der instrumentalen Überleitung "Guardians" zu "Rising From Ruins" pflegt die Band eine weitere Tradition ("The Hellion" - "Electric Eye"; "Battle Hymn" - "One Shot At Glory"). Auch "Rising From Ruins" überzeugt durch einen großartigen Refrain, und Halford zeigt gesanglich wo der Hammer hängt.

Das anschließende "Flame Thrower" ist so eine Sache, die Bridge des Songs ist extrem cool und auch sonst ist es eigentlich eine eingängige Nummer. Mit den Lyrics kann ich mich allerdings nicht ganz so anfreunden, was in dem Fall sicherlich an den vielen Wiederholungen liegen mag. Die guten Gitarrenarrangements holen es allerdings wieder raus. "Spectre" ist ein mystischer Song, zwar einer der verstrickteste des Albums, der die meisten Anläufe benötigt, sich dann aber zu einem guten Song entwickelt und großartige Gitarrenmelodien zu bieten hat. "Traitors Gate" reiht sich in die "Painkiller"-artigen Nummern des Albums ein, bevor es mit "No Surrender" einen anständigen Mid-Tempo-Stampfer gibt, der die alten Zeiten aufleben lässt. Dieser Song wird live eine sichere Bank sein.

"Lone Wolf" ist sehr eingängig und hat einen sehr coolen Text, der an viele ältere PRIEST-Songs erinnert. In der Menge an Songs geht er anfangs etwas unter, völlig zu Unrecht, denn auch hier liegt ein bockstarker Song im Mid-Tempo-Bereich vor. "Sea Of Red" beschließt das Album sehr melodisch und zeigt noch einmal, wie viel Arbeit Halford auf dieser Platte in seinen Gesang gesteckt hat - sagenhaft. Für mich nicht ganz so großartig wie andere PRIEST-Balladen, aber es bietet schlichtweg den perfekten Abschluss für ein fast perfektes Album.

Ganze vierzehn Songs bietet die Band ihren Fans auf "Firepower", unter Umständen kann so etwas auch nach hinten losgehen. Nicht in diesem Fall, die Band hat hier wirklich vierzehn richtig gute Stücke aufs Album gestellt, ganz ohne Füller. Im Grunde bietet "Firepower" all das, was die Band immer ausmachte: Einen messerscharfen Gitarrensound, Songs die sofort ins Ohr gehen, großartige Refrains, Halford, Tipton, Hill, Travis und nun auch Faulkner. Die Band hat unter Zutun des Produzententeams Allom/Sneap eine wahnsinnig gute Platte aufgenommen. Kaum jemand hätte vermutlich mit einer derart starken Platte gerechnet, ob Priest-Jünger oder nicht, das hier ist Heavy Metal in Reinkultur. Ich würde jetzt behaupten, dass die Menge an Songs der einzige Schwachpunkt ist. Doch das würde nur dann zutreffen, wenn es auch wirkliche Durchhänger gäbe, die kann ich aber beim besten Willen nicht entdecken.

Die Tournee startet passend zur Veröffentlichung im März, und auch Deutschland wird die Band nicht auslassen. Wie mittlerweile bekannt wurde leider ohne Glenn Tipton, dieser wird auf Tour von Andy Sneap ersetzt. Dennoch können sich alle Fans auf die Konzerte freuen, schließlich gibt es endlich auch wieder neues Songmaterial, das man gerne live hören möchte. Material, bei dem man nicht hoffen muss, dass sie im Live-Sound besser daher kommen als auf Platte. Denn das war für mich so gesehen das größte Problem an den letzten beiden Scheiben.

JUDAS PRIEST haben ihrer Karriere einen späten Klassiker hinzugefügt, und "Firepower" ist für mich schon jetzt das Metal-Album des Jahres 2018, und dabei hat es gerade erst angefangen. Endlich ein waschechtes PRIEST-Album, durch und durch! (Pascal)


Anzahl der Songs: 14 
Spielzeit: 58:21 min 
Label: Sony
Veröffentlichungstermin: 09.03.2017

Bewertung:

Pascal9,0 9 / 10


Anne8,0 8 / 10

Jochen8,0 8 / 10

Maik9,0 9 / 10

Matthias9,0 9 / 10

Pfaelzer8,5 8,5 / 10

Alex29,0 9 / 10

Sabrina4,58 / 10


JudasPriest Firepower big

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Pfaelzers Avatar
Pfaelzer antwortete auf das Thema: #22566 5 Jahre 11 Monate her
Nach dreizehn Jahren und zwei Ausfällen, wie man sie seit dem Debüt nicht mehr hatte is the PRIEST back! Schneller Einstieg, dann steigt der Hymnenfaktor, in der Mitte hätte man vielleicht "Children Of The Sun" und "Flamethrower" weglassen können, dazwischen präsentiert sich "Rising from Ruins" geradezu mäjestätisch! Gegen Ende nimmt die Sache richtig Fahrt auf, "Spectre" und "Traitor´s Gate" sind ultrafiese Riffmonster und dann rockt "No Surrender" alles weg. Ein Bastard aus "Breaking The Law" und "Love Bites" im "Turbo"-Ambiente, das MUSS live gebracht werden!
Kann mich Maik nur anschliessen, wenn das das Ende ist, ist es ein Ende, an das man sich erinnern wird!
Jochens Avatar
Jochen antwortete auf das Thema: #22562 5 Jahre 11 Monate her
Ja, ich bin auch echt begeistert als So-Gar-Nicht-Priest-Fan, dass die alten Herren hier noch so ein Album raushauen. Absolut nicht langweilig oder eintönig, druckvoll, aber nicht zu modern in Szene gesetzt, und ein angenehm hörbarer Halford. Hätte ich echt nicht erwartet. Die allgemeine Meinung bestätigt das zum Glück.
Maiks Avatar
Maik antwortete auf das Thema: #22554 5 Jahre 11 Monate her
Wenn man mal ehrlich ist dann hat "Firepower" genau einen einzigen Schwachpunkt und das ist das ist das arg trashige Coverartwork.

Ansonsten muss man dieses Album erst einmal einige Wochen wieder und wieder auf sich wirken lassen, um zu erkennen und zu verstehen, was für einen Meilenstein die Band hier in ihrer Diskografie erschaffen hat. Wäre dieses zu 100% in sich stimmige und top-produzierte (Andy Sneap sei Dank) Album Ende der Siebziger oder Anfang der Achtziger erschienen, dann würde es heute auf einer Stufe mit "British Steel", "Defenders Of The Faith" oder "Painkiller" stehen. Und das finde ich wirklich beeindruckend. Ich finde es gibt nur ganz wenige PRIEST Album, die einerseits über so eine hohe Hitdichte verfügen ("Lightning Strike", "Never The Heroes", "No Surrender") und andererseits aber auch gleichzeitig großartige Power Nummern haben ("Firepower", "Traitors Gate") sowie emotional-episches Material ("Children Of The Sun", "Sea Of Red"). Hier passt echt so ziemlich alles und jetzt bin ich noch nicht einmal ein riesen PRIEST Fan.

Sollte "Sea Of Red" die letzte Nummer sein, die PRIEST auf einem Studioalbum veröffentlicht haben, dann wäre das ein perfekter Abschluss!

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