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kino radiovoltaireEs gibt solche Alben, an die kann man sich auch noch gut erinnern, selbst wenn man sie jahrelang nicht mehr gehört hat. Das 2005 erschienene KINO Debüt „Picture“ ist so ein Fall, was sicherlich noch dadurch begünstigt wird, dass ich die Band in besagtem Jahr auch bei einem der seltenen Konzerte live sehen konnte.
„Picture“ war damals vor allem deshalb ein besonderes Album, weil es eine ungeheure musikalische Wärme ausstrahlen konnte, John Mitchell (ARENA, IT BITES), Pete Trewavas (MARILLION), John Beck (IT BITES) und Chris Maitland (PORCUPINE TREE) hatten in der Schnittmenge aus Progressive Rock und AOR sehr vieles richtig gemacht.

Nun, 13 Jahre später, sind KINO mit ihrem zweiten Album zurück und außer, dass Chris Maitland nicht mehr mit dabei ist, hat sich eigentlich so gut wie nichts geändert bei dieser Band. Man braucht eigentlich nur den titelgebenden Opener „Radio Voltaire“ zu hören und die eingangs erwähnte Wärme ist wieder da, da kann es draußen vor der Tür auch Mitte März mal noch locker Minusgrade haben.
In eine ähnliche Richtung tendiert wenig später die herzergreifende Ballade „Idlewild“, die beweist, dass Mitchell und Trewavas auch ruhige Kompositionen perfekt draufhaben. Wirklich ein wunderschönes Stück, wenn man als Musikhörer nichts gegen Balladen hat.

Ein paar kleinere Änderungen verglichen mit „Picture“ gibt es dann aber doch, da merkt man, dass die Zeit nicht stehen geblieben ist. Manche Stücke von „Radio Voltaire“ besitzen eine düsterere und härtere Grundausrichtung, bei denen man dann von einer Band wie THRESHOLD nicht mehr ganz so weit weg ist, auch weil KINO bei jedem Song einen wichtigen Fokus auf den Chorus legen. Genannt sind in diesem Zusammenhang das mit einem deutschsprachigen Zitat beginnende „The Dead Club“ und das dynamische „I Won’t Break So Easily Any More“.

Bei der sehr eingängigen Nummer „I Don’t Know Why“ hingegen klingen KINO dann wiederum nach typischem, melodiebetonten britischen Neo-Prog wie ihn IQ oder ARENA machen beziehungsweise gemacht haben. In der Mitte des Albums findet sich mit „Temple Tudor“ auch noch ein angenehmes akustisches Stück, bei dem man wieder einmal merkt, dass John Mitchell über eine sehr angenehme Stimme verfügt, die relativ selten nach oben oder unten ausschlägt.

In der zweiten Albumhälfte wird „Radio Voltaire“ dann etwas beliebiger und die einzelnen Songs haben nicht mehr eine ganz so große individuelle Klasse wie noch in der ersten halben Stunde. Das ist aber auch nicht weiter tragisch, denn „Radio Voltaire“ bleibt ein rundum harmonisches Album.

Etwas nachteilig erweist sich mit Sicherheit der Fakt, dass John Beck als Keyboarder dieses Mal eher im Hintergrund mitgewirkt hat. Es gibt im Laufe der knappen Stunde so einige Passagen, bei denen er auf sich aufmerksam machen kann, insgesamt dominiert aber John Mitchell sowohl mit seinem Gesang als auch mit seinem ureigenen Gitarrenspiel das Geschehen, wäre „Radio Voltaire“ als Soloalbum erschienen, hätte das einen auch nicht groß gewundert. Trotzdem sei gesagt, dass einige Songs auch aus der Feder von Pete Trwavas stammen, der seinen großen Auftritt sicherlich im längeren Basssolo im Song „Out Of Time“ hat, dieses Stück dürfte den Progressive Rock Fans am besten gefallen, letzten Endes ist bei „Radio Voltaire“ aber für jeden etwas dabei, der auch das Debütalbum schätzen gelernt hat. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20168,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 56:10 min
Label: Inside Out Music
Veröffentlichungstermin: 23.03.2018

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