Seit den Achtzigerjahren mit Auszeiten und vielen Line-Up-Wechseln präsent und immer noch unterwegs. Unverwüstlich hissen die TYGERS OF PAN TANG ähnlich wie SAXON die NWOBHM-Fahne mit modernem Sound auch im Jahr 2024. Nun veröffentlichen die „Raubtiere“ am 26. April 2024 via Mighty Music einen Mitschnitt ihres Konzertes „Live Blood“ aus dem walisischen Club „The Patriot“, welches im Sommer 2023 anlässlich der Promotion ihres „Bloodlines“-Longplayers aufgenommen wurde. Gleich vorweg. Wer die ungezügelte Intensität der Band erleben möchte und songtechnisch einen Überblick der gesamten Bandbreite ihrer langen Karriere in optimalem Live-Sound erleben will, muss zu diesem Album mit 19 hervorragend ausgewählten Songs greifen.

Die TYGERS bestehen aktuell aus den langjährigen Mitgliedern Robb Weir (Gitarre), Jacopo Meille (Gesang) und Craig Ellis (Drums). Seit dem letzten Studioalbum „Bloodlines“ gesellen sich Gitarrist Francesco Marras und Huw Holding (Bass) hinzu.

„Live Blood“ dokumentiert eindrucksvoll die enormen Qualitäten einer sich im Laufe der Dekaden stetig weiterentwickelten Hardrock-Band in der Hochzeit ihres zweiten Frühlings. Locker, lässig und energiegeladen präsentiert das Quintett die Symbiose aus melodischem Hardrock und Heavy Metal. Dabei haben sie nicht ihren dreckigen Working-Class-Sound der frühen Achtziger verloren.

Die Songauswahl umfasst gekonnt alle Schaffensphasen mit Prioritäten auf dem bärenstarken eingängigen Heavy-Metal-Album „Bloodlines“ von 2023 mit vier Nummern; dem mitreißenden Stampfer „Edge Of The World“, dem blitzschnellen „Fire On The Horizon“, „Back For Good“ und der metallischen Hymne „A New Heartbeat“. „Bloodlines“ hat sich zwar vom reinen NWOBHM weg entwickelt, ist amerikanischer und Mainstream-lastiger, bietet aber grandiose Tracks und verbindet starke Melodien mit harten Riffs. Im Einklang stehen die neuen Songs mit den großen „alten“ Nummern, die in dem modernen Live-Gewand völlig zeitlos erscheinen. Der Opener „Euthanasia“ vom Debutalbum „Wild Cat“ aus dem Jahr 1980 kommt brachial in dem neu polierten Sound; hoch aggressive METAL-Perfektion. Das rasende Riff-Monster „Gangland“, vom 81er „Spellbound-Album“, mit seinen fulminanten Leads ist zum niederknien. Die in DOKKEN-Manier gehaltene Powerballade „Paris By Air“ lockert das teils sehr metallische Set etwas auf. Die Songauswahl ist durchgehend vortrefflich und zeigt keine Schwächen, ganz gleich ob Songs der Frühphase, wie das mit irrem Gelächter untermalten und roher Energie getragenen „Insanity“, dem straighten „Blood Red Skies“, dem epischen „Edge Of The World“ oder dem Gitarren-dominierenden Cover-Song „Love Potion No. 9“. Die Qualität der Gitarrenfraktion ist überragend und lässt das ehemalige Bandmitglied, den Saitenzauberer John Sykes (THIN LIZZY), nicht wirklich vermissen.

Fazit: Ein technisch perfektes Live-Album mit ausgewogener Mischung aus alten und neuen Klassikern. Jakopo Meille hat ein stimmgewaltiges, variables Organ, erinnert manchmal an Geoff Tate und die beiden Gitarristen Robb Weir und Francesco Marras ergänzen sich virtuos und in perfektem Einklang. Fette Bass-Riffs und hartes Drumming ziehen sich durch die gesamte Setlist. Die TYGERS zeigen sich trotz ihrer Wurzeln ideenreich und jonglieren überzeugend mit ihrem Heavy Metal- Stil; das kann mal gefälliger Hardrock und auch mal fast Speed-Metal sein. Hier wird das Beste aus dem Backkatalog einer großartigen Band geboten. Und Nostalgie ist hier völlig fehl am Platz, denn hier trauert man nicht der Vergangenheit nach sondern führt alte Tugenden in die Moderne, eben Songs with „A New Heartbeat“. Mir unerklärlich, dass die „Rocksender“ eine so fantastische Band zumeist ignorieren. (Bernd Eberlein)

Bewertung:

 9 / 10

Label: Mighty Music
Anzahl der Songs: 19
Spielzeit: 85:36 min
Veröffentlichungstermin: 26.04.2024