"Sombras Del Pasado" ist nun bereits das dritte Studioalbum der Spanier um Sänger Pacho Brea. Der Fünfer hat seine Wurzeln und den Schwerpunkt eindeutig im Power Metal, entwickelt sich aber von Album zu Album weiter und zeigt genügend Kreativität, sich nicht zu wiederholen. Das zeigen auch die 12 Songs auf dem neuen Output, die das gesamte Spektrum von Hard Rock bis AOR und Progressive Metal abdecken.
Diese Abwechslung ist insbesondere erfreulich, da sich - mal abgesehen vom instrumentalen Opener "Genesis" die restlichen elf Titel auf satte 64 Minuten verteilen...

Die musikalische Klasse der Jungs steht auf der Seite, die aus diesem Album eine absolute Empfehlung macht - auf der anderen Seite steht aber Pacho Brea, der für meinen Geschmack vielleicht doch etwas anderes als Beruf hätte suchen sollen - seine Stimme ist doch äußerst gewöhnungsbedürftig - zwar im "normalen" Stimmrahmen angesiedelt, ohne Schreie oder Gegrunze - aber die ein oder andere Gesangsstunde hätte sicher nicht geschadet. Da verwundert es mich ein wenig, dass das Infoblatt der Plattenfirma schreibt, er sei "one of the best singers of the Spanish Metal scene"...

Aber bevor ihr jetzt meint, ich wolle die Scheibe in der Luft zerreißen - das liegt mir völlig fern. Die Songs sind sehr gelungen, die Jungs haben Potential! Und vielleicht seht (oder besser: hört) ihr das stimmliche Manko auch als gar nicht gravierend.
Leider versteht der durchschnittliche Europäer recht wenig von den Texten, denn ANKHARA singt eben ausschließlich Spanisch.

Nach dem Opener gibt's mit "Ruinas Del Alma" direkt ordentlich auf die Ohren, "Acordes Magicos" schlägt dieselbe Richtung ein und ist eine reinrassige Power-Metal-Nummer. Hier gefällt mir auch Mr. Brea ganz gut.
"Busca Un Motivo" ist mit reichlich Keyboards versetzt und ist der AOR-lastigste Song der Scheibe und kommt sehr gefällig daher.
Mit "Silence" hat Titel fünf "El Eco De Tu Silencio" nun absolut nichts am Hut - ziemlich rockige Nummer...
Ein ausgiebiges Synthesizer-Intro ist das Charakteristische von "Lagrimas Del Nilo" - was sich aber kurz danach zu einer weiteren Power-Nummer entwickelt.
Wieder etwas AOR-mäßig zur Sache geht es danach mit "Un Dia En La Imaginacion", viel Keyboards und die eindeutig seltsamste Gesangsleistung machen aus dem sonst rockigen Titel eine durchwachsene Nummer.
Der ruhigste Titel auf diesem Album ist mit "Principio Y Fin" erreicht - Akustikklampfe und Klavier… aber leider in keinster Weise ein Hauch von Gänsehautcharakter.
Nicht viel schneller scheint sich "Mirame" zu geben, aber der Eindruck täuscht, denn nach der ruhigen Einleitung zeigt sich, dass hier nicht nur der metallischste Titel, sondern auch der Höhepunkt auf "Sombras Del Pasado" läuft.
Rein von der Titelzeile her könnte "El Mundo No Es Suficiente" ein Cover des Titeltracks zu einem der letzten James-Bond-Filme sein, aber auf die Unterstützung von ANKHARA musste der Top-Spion da leider noch verzichten... gehört doch diese Nummer - eine weitere äußerst melodische übrigens - eindeutig zu den Gewinnern dieses Albums.
Als vorletzter Titel spielt nun endlich der Titeltrack "Sombras Del Pasado" auf - und erreicht mit knapp elf Minuten Spielzeit epische Ausmaße. Diverse Stil- und Tempiwechsel verwundern da nicht, insgesamt aber ein wenig zu "durchwachsen", als dass er als "eingängig" einzustufen wäre.
Ganz anders der Rausschmeißer - "Mantente Firme" ist nämlich ein recht gelungenes Cover eines absoluten Klassikers. Zuviel will ich gar nicht verraten - ihr erkennt die Nummer sowieso bei den ersten Takten.

Insgesamt also eine sehr zweigeteilte Meinung über dieses Scheibchen. Ich empfehle nichtsdestotrotz zumindest ein Reinhören in "Sombras Del Pasado", denn den schwachen Stellen stehen mindestens ebenso viele Highlights entgegen.

Anspieltipps: "Mirame", "El Mundo No Es Suficiente", "Mantente Firme" (Naglagor)

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 65:25 min
Label: Locomotive Music
Veröffentlichungstermin: 31.03.2003