Porcupine Tree - Nil recurring

nilrecurring_small.jpgResteverwertung ist ja bekanntlich nichts neues im Hause PORCUPINE TREE. Bereits mit Veröffentlichungen wie „Recordings“ oder „Metanoia“ sowie vielen Tracks auf der Compilation „Stars die“ entstaubten die Briten ihre Archive. Aber so richtig von Restmaterial will man bei Mastermind Steven Wilson nicht sprechen, denn auch Songs, die bisher nur live aufgeführt wurden können bei dem Kreativkopf überzeugen. Die jetzt doch offiziell erscheinende EP „Nil Recurring“ bildet da keine Ausnahme, stammen die Tracks doch aus den Sessions vom letztjährigen Hammer-Album „Fear of a blank Planet“. Ursprünglich war die Scheibe nur über den Online-Shop und beim Merchandiser auf Konzerten erhältlich. 


Schon zu Beginn mit dem Titellied wird deutlich, dass die EP trotz aller Nähe, auch textlich zum Album anders klingt. Das liegt vor allem am Sound, der anders geraten ist, aber auch an der verspielten Detailfülle. So startet der Song psychedelisch, bevor die typischen akzentuierten Riffs in die Stimmung einschneiden. Doch bevor man sich versieht ist man mitten in einer Jazz-Jam zwischen Basser Colin Edwin und Gast-Gitarrist Robert Fripp von KING CRIMSON. Am Ende meldet sich dann auch noch Richard Barbieri an den Tasten zu Wort und auch seine Parts klingen sehr experimentell im Gegensatz zum flüssigen, homogenen Hauptwerk.

„Normal" überrascht anschließend mit Sitar und orientalischen Klängen und einer akustischen Strophe. Plötzlich taucht der Refrain von „Sentimental" auf, das man von „Fear of a blank Planet" her kennt. Im Gegensatz zu diesem Song wirkt der Chorus hier aber entschlackt, fragil, fast schon minimalistisch. Den Effekt hatte man auch schon bei anderen Prog-Formationen, die alternative Versionen ihrer Nummern aufnahmen.
Hier zeigt sich aber, dass durch die reduzierte Instrumentierung die schönen Melodien und Gesangsharmonien besser zur Geltung kommen. Bei der Aufnahme im letzten Jahr gestaltete sich der Sound wesentlich opulenter, wodurch der Longplayer eine sehr dichte Atmosphäre besaß. Heuer wirkt das ganze mehr zerrissen, die Ideen werden direkter umgesetzt.

In diese Experimentierwut passt auch „Cheating the Polygraph" hervorragend, der ja ursprünglich für das Album gedacht war. Er wurde aber durch „Way out of here" ersetzt, was dem Fluss zugute kam. Der zurückgehaltene Titel wechselt auch sehr krass zwischen den von relaxten Drums geführten Strophen und dem aufbrausenden, harschen Refrain. Ein langer Solo-Teil mit Wah-Wah und vielen flächigen Synths garniert das ganze.
Zum Abschluss gibt es dann noch „What Happens now", der einen mit Percussions und warmen Streichern fast hypnotisiert. Im zweiten Teil jedoch entfremden sich die Instrumente immer mehr von ihrem eigentlichen Klang, Vocoder-Sounds beherrschen die Szenerie, bis zur völligen Unkenntlichkeit. Diese Improvisationen steigern sich zum Ende hin in ihrer Intensität, die Musiker können sich unbehindert austoben.

PORCUPINE TREE haben ihrer Geschichte ein weiteres großartiges Kapitel hinzu gefügt. Ohne Rücksicht auf kommerzielle Zwänge haben sie ihrer Einmaligkeit freien Lauf gelassen, bewegen sich nach den beiden letzten Alben noch weiter weg von der songdienlichen Phase um die Jahrtausendwende. Das macht es schon schwer zu konsumieren und benötigt ein paar Durchläufe. Ein Album, das vor allem für Fans interessant sein dürfte, Neueinsteigern würde ich eher zur letzten Scheibe oder zu „In Absentia" raten. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 4
Spielzeit: 29:31 min
Label: Peaceville
Veröffentlichungstermin: 22.02.2008

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