Genius - A Rock Opera: Episode 2 - In Search Of The Little Prince

Es hat ein wenig gedauert, bis der zweite Teil der Rockoper aus der Feder von Daniele Liverani (u. a. EMPTY TREMOR) fertig gestellt wurde, aber nun beehrt uns GENIUS mit der Episode 2 - und wieder haben sich namhafte Kollegen für die vielen benötigten Stimmen der Charaktere zur Verfügung gestellt - beispielsweise Johnny Gioeli (AXEL RUDI PELL), Edu Falaschi (ANGRA) oder auch Liv Kristine (Ex-THEATRE OF TRAGEDY). Mit knapp 80 Minuten Spielzeit und den teils recht epischen, variantenreich und aufwendig arrangierten Titeln verdient "In Search Of The Little Prince" eindeutig den Titel "Oper" - allerdings ist das Präfix "Rock" ein wenig einengend - ist doch die Spannbreite vornehmlich auf Heavy und Progressive Metal eingefahren, korrekterweise also eher "Metal Oper" - und in dem Bereich tummeln sich seit Tobias Sammet's AVANTASIA durchaus einige Konkurrenten - beispielsweise das letztjährige Doppel-Sahnestückchen von "Once And Future King" Gary Hughes.
Insofern ist das hochkarätige Staraufgebot bei GENIUS eine weise Wahl, denn die hervorragenden Stimmen geben den ohnehin nicht üblen Kompositionen noch einen weiteren Schliff. Einzig die erzählte Story wirkt leicht verwirrend (na ja, schlussendlich heißt ein Charakter ja auch King McChaos...) und der vor jedem Track ausgiebig lamentierende "Erzähler" Philip Bynoe (RING OF FIRE) kommt ebenfalls etwas gelangweilt daher - seine Infos sind zwar für das Verständnis der Story relevant, bremsen aber den Hörgenuss erheblich. Freundlicherweise sind auf dem Booklet die Spielzeitangaben bereits um den Erzähleranteil reduziert angegeben...

Abgesehen davon kann die Episode 2 von GENIUS völlig überzeugen - der Opener "He Will Die" ist bereits eine rasante Granate die sich einen ausladenden gemäßigteren Mittelteil genehmigt. Nach dem etwas schnulzig geratenen "Playing In Their Dreams", das aber zumindest in der zweiten Hälfte noch etwas aufdreht, macht "He Won't Escape" wieder ordentlich Dampf - insbesondere die Gesangsleistung sowohl in höheren Lagen als auch mit dem aggressiven Unterton von Russell Allen (SYMPHONY X) gewinnt.
"Valley" beginnt mit einem Monsterriff und bewegt sich fast gänzlich im Uptempobereich und Mr Liverani schüttelt sich ein ganz nettes Gitarrensolo aus dem Ärmel. Jetzt gönnen die Musiker den Hörern keine Pause und fahren mit "Beware" das nächste - etwas melodischer geratene - Brett auf um dann mit "My Dear Son" doch wieder eine ruhige Nummer nachzuschieben.
Mit "What He Has To Say" beweist Liverani erneut, dass er in der Lage ist, knallige Riffs in ein stimmiges Gerüst zu packen und entsprechend Gas gibt der Titel.
Die sowohl längste (10:40 min "brutto") als auch eingängigste Nummer ist "All My Fault" - das zweiminütige Instrumentalintro haut einiges weg und auch die nachfolgenden Gesangsparts - mal klar und ruhig, mal monumental mit Chor - beeindruckend.
Liv Kristine hat ihren Einsatz bei dem sehr langsam, aber eindrucksvoll geratenen "To Be Free" mit kräftiger Keyboardunterstützung - zur Mitte hin kommen mehr Instrumente dazu und verleihen dem Titel einen leicht majestätischen Charakter.
Zum furiosen Finale laden "Fight Again" und "Far Away From Here" - Schluss mit ruhigen Passagen, hier wird wieder mit viel Chor im Hintergrund gerockt, was das Zeug hält.

"Episode 2: In Search Of The Little Prince" ist bis auf kleinere Schnitzer - wie eben die fragwürdige Erzählerrolle - ein wirklich gelungenes Werk - warum der Untertitel allerdings "A Rock Opera" lautet ist nicht ganz klar, da das Ding fast ausschließlich Metal pur ist.
Durchweg liefern die Herren am Mikrofon gelungene Arbeit ab und auch die durch Liv Kristine vertretene einzige Dame bietet alles andere als einen Grund zur Klage.
Ob der kleine Prinz gefunden wird - das möchte ich hier nicht vorwegnehmen, jedenfalls lauten die letzten Worte des Storytellers "...to be continued…" was zumindest auf eine - wie auch immer geartete - Fortsetzung von GENIUS schließen lässt.
Bei einem derart gelungenen Album kann uns das auch nur recht sein.

Anspieltipps: "Valley", "All My Fault", "To Be Free" (Naglagor)

Bewertung: 8,5 / 10



Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 79:50 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 24.05.2004
Kategorie: CD-Reviews