Trail Of Tears - Bloodstained Endurance

trailoftears_bloodstainedendurance.jpgEin wenig überraschend ist es schon, dass TRAIL OF TEARS überhaupt noch existieren, nachdem es im Vorfeld der Veröffentlichung des letzten Albums „Existentia“ (2007) erhebliche interne Konflikte gegeben hat, die darin endeten, dass Bandgründer Ronny Thorsen am Ende des Tages wieder alleine ohne Band da stand. Von Liquidation hielt der Norweger aber nichts und scharte prompt neue Musiker um sich, die nun zum ersten Mal auf einem TRAIL OF TEARS Album zu hören sind. Die wichtigste Änderung im Line-Up betrifft dabei mit Sicherheit die Position der zweiten Gesangsstimme, denn aus der Mann-Mann Konstellation Ronny Thorsen – Kjetil Nordhus wird auf „Bloodstained Endurance“ wieder die altbekannte Frau-Mann, Schöne und das Biest, Paarung; neben Grunzer Thorsen ist nämlich auf „Bloodstained Endurance“ wieder Cathrine Paulsen zu hören, die bereits auf „Profoundemonium“ (2000) und „A New Dimension Of Might“ (2002) zu hören war. Das hört sich doch nach einem vielversprechenden Neuanfang an …

… den es aber leider nur in der Theorie gibt! Praktisch läuft das sechste TRAIL OF TEARS Album „Bloodstained Endurance“ für mich unter dem Motto: Eine gute Sängerin macht noch keine gute Band, und drei gute Songs machen noch kein gutes Album! Leider ist es so, dass ein großer Teil der 11 Songs im einen Ohr rein, und im andern wieder raus geht, das Songwriting ist definitiv der größte Minuspunkt an „Bloodtsained Endurance“, eigentlich gibt es keinen herausragenden Song auf dem Album. Gäbe es nicht mit „The Feverish Alliance“, „Triumphant Gleam“ und „A Storm At Will“ drei vernünftige Songs, und gäbe es nicht ein paar gute Refrains auf dem Album, „Bloodstained Endurance“ wäre völlig unnötig. Die meisten Songs sind so aufgebaut, dass Ronny Thorsen in den Versen kreischen und grunzen darf, wohingegen Cathrine Paulsen die Refrains mit ihrer Stimme verschönert. Und damit kommen wir zum nächsten Problem. Mal abgesehen davon, dass alle Songs aufgrund ihres ähnlichen Aufbaus ziemlich austauschbar wirken, gibt zumindest mir der „Gesang“ von Ronny Thorsen überhaupt nichts, das klingt in meinen Ohren wie schon tausend Mal gehört.
Von daher überrascht es nicht, dass mir der relativ ruhig gehaltene Alleingang von Cathrine Paulsen „A Storm At Will“ mit Abstand am Besten auf „Bloodstained Endurance“ gefällt, zumal man in diesem Song den einzelnen Instrumenten den nötigen Platz einräumt, sich zu entfalten.
Dabei ist das Grundkonzept von TRAIL OF TEARS gar nicht mal so übel. Gut, Symphonischer Gothic Metal mit Männlein-Weiblein-Wechselgesang hatte sicher schon bessere Zeiten gesehen, aber nach der Auflösung von AFTER FOREVER gibt es bis auf EPICA und SIRENIA kaum noch Bands in diesem speziellen Genre, eine Nische wäre also frei. Zumal TRAIL OF TEARS erst gar nicht versuchen, wie viele ihrer Kollegen, in poppigen Gefilden zu fischen, auf „Bloodstained Endurance“ geht’s härtemäßig über weite Strecken ganz schön ab. Das wirkt auf den ersten Blick wie eine gute Sache, erweist sich aber bei genauerer Betrachtung als Haken, denn bei aller Härte verlieren TRAIL OF TEARS den Song aus den Augen. Erschwerend kommt in diesem Zusammenhang dazu, dass die Produktion von Stammproduzent Terje Refsnes zu unausgegoren geraten ist. Gerade die Saitenfraktion hat kaum eine Chance, sich gegen die wuchtigen Drums und das ganze bombastische Keyboardgekleister durchzusetzen.

Um wieder auf den Anfang zurückzukommen, ein Ende von TRAIL OF TEARS wäre für die Gothicszene kein großer Verlust gewesen, denn mit den bisherigen fünf Alben konnte man nicht wirklich für Aufsehen sorgen, und an dieser Situation wird auch „Bloodstained Endurance“ rein gar nichts ändern, auch wenn das jetzt hart klingen mag. Sicherlich zähle ich nicht zu den größten Fans der Band, trotzdem hätte ich von diesem Album schon einiges mehr erwartet. Schade! (Maik)


Bewertung: 5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 43:22 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 29.05.2009 
Kategorie: CD-Reviews